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Übrigens war Weihnachten vor 10 Jahren auch der Grund, dass mein Fass übergelaufen ist. Anschliessend hab ich den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Mit deutlicher Ansage. Wie bei @suecre , das Beste, was ich tun konnte.

Meine Angststörung hatte nur damit zu tun, dass ich nie wirkliche Elternliebe erfahren durfte. Es war ein kaltes Umfeld reiner Erziehung. Und ja, auch Schuld. Du bist Schuld, du hast zu gehorchen, bist undankbar, tu, was ich dir sage, usw.

Insofern fehlt mir vieles. Gleichzeitig ist man ja trotzdem Kind und sehnt sich nach Liebe. Nur, irgendwann muss man sich mal eingestehen, dass man manche Wünsche nicht erfüllt bekommt. Und zieht seine Konsequenzen. Immerhin hat man ja lange Jahre Therapie hinter sich gebracht, damit man aus diesem Elend rauskommt.

Und keiner macht es sich da einfach, ist eher das Gegenteil davon.

Zitat von Icefalki:
Nur, irgendwann muss man sich mal eingestehen, dass man manche Wünsche nicht erfüllt bekommt.


Das bringt es eigentlich sehr gut auf den Punkt. Man kann sich manchmal noch so sehr abracksen - manche Wünsche gehen einfach nicht in Erfüllung. Zu erkennen, wann mit den Bemühungen Schluss sein muss, ist nicht immer ganz einfach und auch nicht immer klar auf einen Punkt definiert. Meistens ist man an dem Punkt schon über die Grenze des Tolerierbaren hinausgeschossen. Vieles wird einem in der Schule eben nicht beigebracht, das muss man (manchmal auf sehr schmerzvolle Weise) selber lernen. Hätte auch gerne sehr früh jemanden gehabt, der mir sagt, dass man sich mit anstrengenden Leuten - auch mit Familienmitgliedern - nicht auf Teufel komm raus abgeben muss. Stattdessen suggeriert einem die Familie (und das Umfeld) oft sogar, dass man gewisse Sachen halt bedingungslos schlucken muss. Diese Unsicherheiten und Schuldgefühle entstehen sehr früh. Ein kleines Kind weiß von sich aus zum Beispiel nicht, dass es absolut nicht okay ist, wenn einen das ältere Geschwisterkind permanent über die Schmerzgrenze hinaus ärgert und schikaniert. Stattdessen bekommt es Sachen zu hören wie Rangeleien unter Geschwistern sind halt normal, da musste halt auch mal durch! ... mit diesem Satz im Kopf lebt es nun jahrelang und fühlt sich mies, weil es einfach nur normal behandelt werden will.

So bin ich damals aufgewachsen: Stell dich nicht so an., Andere Kinder können das auch ab., Kann doch nicht sein, dass du wegen so einer Kleinigkeit rumheulst. ... mal krass ausgedrückt. Das ist völlig unbewusst passiert, meine Eltern wollten mir nie böses, das weiß ich. Aber diese Denkmuster ziehen sich eben bis ins Erwachsenenalter, wenn man nie was anderes vermittelt bekommt. Bis vor wenigen Jahren habe ich mich demnach wirklich richtig abgrundtief schlecht gefühlt, wenn ich mal darauf bestanden habe, dass man mich mit einfach nur mit mehr Respekt behandelt: Vielleicht stelle ich mich nur an. Andere Leute können das auch ab. Ist doch irgendwie auch nur ne Kleinigkeit, da muss ich doch echt nicht rumheulen?

Ich habe letztes Jahr im Sommer entschieden, dass ich anders leben will als meine Familie. Bei mir haben unkontrollierte Wutausbrüche, permanentes Rumschreien, leidvolles Beklagen und emotionale Erpressung einfach keinen Platz und ich will auch keinen Platz dafür schaffen müssen. Ich will so etwas nicht in meinem Leben. Also gab es am Ende nur die Option, mich abzugrenzen. Ich kann niemanden in meinem Umfeld ändern: Der Wunsch nach Harmonie und gesunden Familienbeziehungen wird mir demnach voraussichtlich nie erfüllt werden. Es sei denn, ich spiele weiterhin die Duckmaus. Ist mir aber zu blöd. Wenn heiles Familienleben bedeutet, dass ich permanent aufpassen muss, was ich sage und tue, nur damit keiner ausrastet, dann bin ich ohne Familie wirklich besser dran.

Damit war für mich die Sache irgendwann klar. Und ich wünsche jedem, der mit einer solchen Sache kämpft, dass er oder sie irgendwann auch eine Entscheidung für sich treffen kann, die sich richtig anfühlt. Daran wächst man sehr stark.

Ich freue mich über die interessanten Beiträge und empfinde meinen Thread keineswegs als gekidnapped @Coru




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