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Ich weiß irgendwie nicht mehr weiter!

Mein Leben verlief eigentlich recht gradlinig ( Schule Mittlere Reife Berufsausbildung (abgeschlossen ) gearbeitet studert ). Dabei war ich schon immer ziemlich schüchtern und hatte immer wieder Angst ( z.B. als ich mim Studium anfing oder mich für ne Praktikumsstelle beworben hab, usw. ).

Jetzt bin ich schon einige Zeit mit dem Studium fertig und seitdem arbeitslos. Ich hab total die Panik davor mich zu bewerben bzw. davor was dann weiter passiert ( Vorstellungsgespräch, ... ).

Unter Ermutigung/Druck der Familie ( wohne daheim ) habe ich jetzt eine Bewerbung abgeschickt und bin seit da ( seit ich angefangen hab die Bewerbung zu schreiben ) immer wieder von Panikattacken gebeutelt. Ich hab Angst das sie mich zum Vorstellungsgespräch einladen, ich hab Angst das ich grad dann das Gespräch hab wenn meine Mutter ( Vater schon lange verstorben ) ne Woche weg ist und ich allein zu Hause bin, ich hab Angst das sie mich nehmen würden und ich noch dieses Jahr anfangen müsste, ich hab Angst das ich meinen Neffen ( 5, hab ein spitzen Verhältnis zu ihm, es ist das Größte wenn er auf einen mit offenen Armen zuläuft - er ist ca. 1-2 mal die Woche bei uns, ich hab Angst das sich unser Verhältnis dann verschlechtert, ... all das und noch einiges mehr geht mir immer wieder durch den Kopf, dazu hab ich dann noch einen Klos im Bauch oder mir ist schlecht.

Natürlich weiss ich das ich, besonders in der jetzigen wirtschaftlichen Lage, die Stelle annehmen sollte, das ich zum Gespräch auf jeden Fall hingehen sollte - wenn ich denn eingeladen werde ( evtl. Job, Erfahrung sammeln, Angst abbaun??, Gespräch ist ja unverbindlich - aber was ist wenn ich mich blamier ). Ich weiss auch das sie mich nur einladen wenn sie glauben das ich mit dem Job zurechtkommen könnte und ich hab ja auch schon einiges geschafft ( Studium, Berufsausbildung ) aber trotz allem kommen mir immer noch diese Ängste ( teilweise mit irrealem Zeugs, z.B. heute war die Anzeige nochmal in ner anderen Zeitung und ich denk jetzt immer wieder darüber nach was das für mich bedeutet - lassen die die Bewerbung jetzt erstmal liegen und warten auf weitere Bewerbungen, laden sie mich gleich ein nach dem Motto wenn wir wen haben sind die anderen Bewerbungen egal, haben sich so wenig auf die erste Anzeige in der anderen Zeitung beworben ( vor 1 1/2 ) Wochen das sies jetzt nochmal probieren, warten sie und führen mehrere Gespräche an einem Tag sprich krieg ich noch nicht so bald Bescheid oder kann es sein das ich schon am Montag ( realistisch betrachtet zu früh aber ich hab schon am Freitag nen Anfall bekommen als das Telefon geklingelt hat und ich dachte das könnten sie sein - Bewerbung am Do in den Briefkasten gesteckt ), .....

Das ganze könnt ich jetzt noch weiter fortsetzen ( sorry für die vielen Ängste ), ich weiß ja das das ganze teilweise:
- irreal ist ( Anruf am Freitag obwohl am Donnerstag erst weggeschickt )
- egal ist ( wie sie das mit den Gesprächen machen, kann ja nur auf das schreiben reagieren, ebenso könnte ich ja abgelehnt werden )
- ....

Wisst ihr was das für eine Angst ist? Was könnte ich dagegen tun? Ich weiss ja das es unlogisch ist sich über vieles ( s.o. ) Gedanken zu machen bzw. Angst zu haben aber irgendwie krieg ichs nicht aus dem Kopf?

Wenn ich wenigstens wüsste was das für Ängste sind und was ich machen könnte??

17.10.2009 17:22 • 18.10.2009 #1


Hi,

für mich klingst Du ein wenig nach Fähnchen im Wind. Gar nicht so, als hättest Du Ideen, wie Dein Leben aussehen soll. Natürlich musst Du Dich ein Stück weit an den Gegebenheiten orientieren. Trotzdem: Was ist Dir wichtig - langfristig? Ist der Neffe so toll, weil Du eigentlich eine eigene Familie mit Kindern möchtest? Falls ja, warum gibst Du Dich dann mit einem Ersatz zufrieden? Ist Dein Studienfach die richtige Wahl gewesen, oder glaubst Du, mit einem Arbeitsantritt nur weiter in die falsche Richtung zu gehen? In letzterem Fall müsstest Du überlegen, wie Du Deine Qualifikationen so verwerten kannst, dass sie besser zu Deiner Lebensplanung passen. Last but not least ist es völlig normal, in Deiner Situation einen Schwung Ängste zu haben. Es ist ein Umbruch, es ist noch nicht gesagt, dass Du den Job überhaupt bekommst, Du müsstest Dich auch im besten Fall erstmal beweisen etc.

Aber: Eine Bewerbung? Eine einzige? Es gibt zwar Coaches, die empfehlen, maximal fünf (top vorbereitete und genau auf die Wunsch-Unternehmen zugeschnittene) Bewerbungen zu schreiben, aber eine Bewerbung - noch dazu bei einem Anfänger nach einer gewissen Zeit der Arbeitslosigkeit - sieht m.E. ein wenig nach Alibi aus. Oder hast Du echte Gründe, Dich so zu fokussieren? Übrigens verstärkt das die Ängste im Zusammenhang mit dem Auswahlprozess. Du kannst ja das Bewerben gar nicht üben, sammelst keinerlei Erfahrungen, und letzten Endes kommt es - falls Du eingeladen wirst - auf dieses eine Vorstellungsgespräch an. Zwar sparst Du Dir den Frust mit ein paar Absagen, hast aber als angehende Arbeitskraft auch keine Optionen.

Liebe Grüße
Christina

A


Was kann ich tun? / Was hab ich? / Was würdet ihr tun?

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Vielen Dank für deine Antwort Christina!

Bzgl. den Bewerbungen hab ich mich vielleicht nicht klar ausgedrückt, natürlich hab ich schon mehrere Bewerbungen geschrieben doch jedesmal hab ich wieder diese Anfälle, als ich mal zu nem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde hab ich die Woche davor keine Nacht mehr als drei Stunden geschlafen, mir war übel und ich hatte dauernd Kopfschmerzen von den Panikattacken nicht zu sprechen.

Zitat:
Zwar sparst Du Dir den Frust mit ein paar Absagen, hast aber als angehende Arbeitskraft auch keine Optionen.

Das ist mir natürlich auch klar! Mein Problem sind die Angst/Panikschübe die ich immer bekomme wenn ich mich bewerbe und zwar nur dann! Klar weiss ich das ich nen Job brauch und das die Lage grad schwer ist aber es kann doch nicht sein ( sagt man so leicht ) das ich wenn ich so Panik vor dem ganzen Vorstellungsgespräch/... hab das ich in der Nacht hellwach lieg und so total irrationale Ängste hab?


Zitat:
Ist Dein Studienfach die richtige Wahl gewesen, oder glaubst Du, mit einem Arbeitsantritt nur weiter in die falsche Richtung zu gehen?

Nein, war schon die richtige Richtung


Zitat:
wie Du Deine Qualifikationen so verwerten kannst, dass sie besser zu Deiner Lebensplanung passen

Das ist es auch nicht.

Mein Problem ist:
das ich weiss das ich mir ne Stelle suchen muss
das ich weiss das ich mich bewerben muss
das ich weiss was ich qualifiziert bin
das ich vorm Vorstellungsgespräch keine Angst haben muss da es ja nur unverbindlich ist und ich keinen Vertrag unterzeichne sprich immer noch nein sagen kann
usw. usf.

Und trotzdem hab ich beim Bewerben mehr als die normale Angst/Aufregung sondern krieg die totale Panik und stell das obige in Frage. Ich hab Angst mich zu blamieren und Angst die Stelle zu bekommen ?!?!? ( Warum? Was wär daran so schlimm?? )

Bei der Bewerbung jetzt ists z.B. so das ich sie am Donnerstag weggeschickt hab und mich jetzt schon vor dem Gespräch fürchte und immer wieder Angstschübe hab obwohl ich die Bewerbung erst am Donnerstag die Bewerbung abgeschickt hab und ob ich überhaupt eingeladen werd noch total unklar ist....

Zitat von ghost:
aber es kann doch nicht sein ( sagt man so leicht ) das ich wenn ich so Panik vor dem ganzen Vorstellungsgespräch/... hab das ich in der Nacht hellwach lieg und so total irrationale Ängste hab?

Es kann sein, denn offensichtlich ist es so. Mach dir nicht zusätzlichen Stress deswegen. Der eine ist mehr, der andere weniger aufgeregt.

Zitat:
Mein Problem ist:
das ich weiss das ich mir ne Stelle suchen muss
das ich weiss das ich mich bewerben muss
das ich weiss was ich qualifiziert bin
das ich vorm Vorstellungsgespräch keine Angst haben muss da es ja nur unverbindlich ist und ich keinen Vertrag unterzeichne sprich immer noch nein sagen kann
usw. usf.

Du schreibst überall muss. Musst du oder willst du?
Es macht den Eindruck, als wüsstest du gar nicht, was du willst. (Das meint Christina wohl auch.)
Wer sagt, dass du das alles musst? Wer außen und wer in dir drin?

Zitat:
Ich hab Angst mich zu blamieren und Angst die Stelle zu bekommen ?!?!?

Vermutlich hast du Angst, die Stelle zu bekommen und dich dann auf dieser Stelle zu blamieren.
Es läuft also beides darauf hinaus, dass du offenbar irre Angst davor hast, dich zu blamieren, egal wodurch.
Stimmt das?
Seit wann ist das so?
Woher kommt das?
Kannst du dich an frühere Blamage-Erlebnisse erinnern? Demütigung, Peinlichkeit, Abwertung?

Zitat:
Du schreibst überall muss. Shocked Musst du oder willst du?
Es macht den Eindruck, als wüsstest du gar nicht, was du willst. (Das meint Christina wohl auch.)
Wer sagt, dass du das alles musst? Wer außen und wer in dir drin?

Naja, was soll ich sonst machen? Nichts tun und warten bis ich Harz4 bezieh?

Zitat:
Es läuft also beides darauf hinaus, dass du offenbar irre Angst davor hast, dich zu blamieren, egal wodurch.
Stimmt das?

Ja, sowas dachte ich mir auch schon desöfteren. Woher es kommt weiss ich nicht. Ein direkt einschneidendes Erlebnis hatte ich nicht soviel ich weiss

Zitat von ghost:
Zitat:
Du schreibst überall muss. Shocked Musst du oder willst du?
Es macht den Eindruck, als wüsstest du gar nicht, was du willst. (Das meint Christina wohl auch.)
Wer sagt, dass du das alles musst? Wer außen und wer in dir drin?

Naja, was soll ich sonst machen? Nichts tun und warten bis ich Harz4 bezieh?

Siehst du - jetzt fragst du schon wieder jemand anderen (mich), was du tun sollst.
Was WILLST du tun?

Zitat:
Es läuft also beides darauf hinaus, dass du offenbar irre Angst davor hast, dich zu blamieren, egal wodurch.
Stimmt das?

Ja, sowas dachte ich mir auch schon desöfteren.
Woher es kommt weiss ich nicht. Ein direkt einschneidendes Erlebnis hatte ich nicht soviel ich weiss[/quote]
Hast du dich früher nie blamiert gefühlt? Nie wegen irgendetwas geschämt?

Offenbar hast du große Angst vor Ablehnung. Das zeigt auch, dass du Angst vor der möglichen Ablehnung durch deinen Neffen hast.

Zitat von ghost:
Mein Problem ist:
das ich weiss das ich mir ne Stelle suchen muss
das ich weiss das ich mich bewerben muss
das ich weiss was ich qualifiziert bin
das ich vorm Vorstellungsgespräch keine Angst haben muss da es ja nur unverbindlich ist und ich keinen Vertrag unterzeichne sprich immer noch nein sagen kann
usw. usf.

Und trotzdem hab ich beim Bewerben mehr als die normale Angst/Aufregung sondern krieg die totale Panik und stell das obige in Frage. Ich hab Angst mich zu blamieren und Angst die Stelle zu bekommen ?!?!? ( Warum? Was wär daran so schlimm?? )
Wer sagt denn, wieviel Angst und Panik normal wäre? Es hängt viel dran, das ist die Realität. Ein Vorstellungsgespräch ist natürlich rechtlich unverbindlich, aber wenn Du weißt, dass Du Dir eine Arbeit suchen musst, dass Du Dich bewerben musst, geht die Unverbindlichkeit gleich wieder flöten. Mal abgesehen davon, dass Vorstellungsgespräche gute Gelegenheiten sind, sich zu blamieren und eine Stelle nicht zu bekommen - was auch selten wirklich selbstwertfördernd ist. Vielleicht ist die Angst davor, eingeladen zu werden und die Stelle bekommen zu können, auch nur deshalb so im Vordergrund, weil diese Angst leichter zu ertragen wäre als die Möglichkeit, gleich oder nach dem Vorstellungsgespräch eine Absage zu bekommen. So ein bisschen Saure-Trauben-Politik im Vorfeld...

Ich hatte während einiger Bewerbungen ähnliche Ängste. Bei mir waren es Ängste, mich festzulegen (dahinter steckte allerdings eine falsche Richtungsentscheidung). Und es schien mir unerträglich, im Falle einer Zusage nun Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr quasi für ein Unternehmen oder eine Institution da sein zu müssen, meine Zeit zu opfern, mein Leben (und ganz schnöde meine Tagesplanung) nicht mehr für mich zu haben. Aber ich musste mir eine Stelle suchen... Aus eigener Erfahrung: Das allein ist kein Erfolgsmodell, damit geht es niemandem gut. Es sollte schon noch etwas Positives für einen selbst rausspringen - außer dem Einkommen.

Zitat von GastB:
Du schreibst überall muss. Musst du oder willst du?
Es macht den Eindruck, als wüsstest du gar nicht, was du willst. (Das meint Christina wohl auch.)
Stimmt, meinte ich.

Zitat von ghost:
Naja, was soll ich sonst machen? Nichts tun und warten bis ich Harz4 bezieh?
Dich selbständig machen, eine Weltreise antreten (und unterwegs jobben), ein Postgraduate-Studium dranhängen, promovieren, eine Familie gründen und den Haushalt schmeißen, einfach so jobben (um Geld zu verdienen) - es gibt viele Möglichkeiten. Es kann natürlich auch sein, dass Du das, was Du anscheinend tun musst, auch tun willst, obwohl mir wahre Begeisterung so gar nicht durchschimmern will. Gibt es im Zusammenhang mit dem Berufsleben etwas, worauf Du Dich freust? Oder würde es Dich vieles kosten, was für Dich Lebensqualität ausmacht?

Liebe Grüße
Christina

Zitat:
Siehst du - jetzt fragst du schon wieder jemand anderen (mich), was du tun sollst. Surprised
Was WILLST du tun?

Ich will ja eine Stelle finden, warum ich hier Frage ist was ist das für eine Angst die ich habe, was kann ich dagegen tun, woraus könnte sie resultieren.


Zitat:
Dich selbständig machen, eine Weltreise antreten (und unterwegs jobben), ein Postgraduate-Studium dranhängen, promovieren, eine Familie gründen und den Haushalt schmeißen, einfach so jobben (um Geld zu verdienen) - es gibt viele Möglichkeiten. Es kann natürlich auch sein, dass Du das, was Du anscheinend tun musst, auch tun willst, obwohl mir wahre Begeisterung so gar nicht durchschimmern will. Gibt es im Zusammenhang mit dem Berufsleben etwas, worauf Du Dich freust? Oder würde es Dich vieles kosten, was für Dich Lebensqualität ausmacht?

Leider kann man nicht immer machen was man möchte. Ich will ja schließlich nicht ewig meiner Mutter auf der Tasche liegen und ihr Sorgen bereiten.

Klar geht es mir darum das ich Geld verdienen muss ( selbständig klappt in der momentanen wirtschaftlichen Lage nicht, u.a. zuwenig Kontakte ). Promovieren, weiter studieren wär theoretisch intressant aber einerseits will ich ja endlich was machen ( arbeiten ) und andererseits wer würds zahlen ( jaja wieder das liebe Geld ).

Vielleicht liegt das ganze ja auch mit meiner Schüchternheit zusammen ( ich weiß schüchtern ist nicht gleich Angst/Panik ), was ich damit sagen will ist das ich auch so ziemlich zurückhaltend bin z.B. als wir letztens mal im Lokal waren und der Kellner was falsches gebracht hat war mein erster Gedanke nichts zu sagen ( um nicht (negativ ) aufzufallen?, zu verhindern das der Kellner sauer auf mich wird? ja ich weiß wie sich das anhört, .... ). Es hat mich dann eine ziemliche Überwindung gekostet etwas zu sagen ( rot werden, stottern, ... ). Ähnlich gings mir z.B auch als ich mal was umtauschte. Am liebsten hätte ich meine Mutter vorgeschickt ( man glaubts nicht, ein 30jähriger traut sich nicht was defektes umzutauschen! ), mit großer Angst hab ich mich dann doch hingetraut ( im Kopf gings natürlich rund: was wenn ich was falsches gemacht hab, was wenn die recht laut reden ( jetzt nicht schimpfen, sondern nur laut reden ) und umstehende es hören und mich bemerken usw. usf.

Die Sache mit dem Bewerben, so kommts mir vor, ist irgendwie nur die Spitze des Eisbergs.

Zitat von ghost:
Ich will ja eine Stelle finden, warum ich hier Frage ist was ist das für eine Angst die ich habe, was kann ich dagegen tun, woraus könnte sie resultieren.
Vorweg: Niemand möchte Dir hier Vorwürfe machen oder unterstellen, dass Du einfach nicht willst. M.E. könnte Deine Angst natürlich mit Deiner Schüchternheit zusammen hängen und ganz einfach in Richtung Soziale Phobie gehen. Und höchstwahrscheinlich gab es dann mal Situationen in Deinem Leben, in denen Du Dich blamiert, beschämt oder gedemütigt fühltest. Gegen Soziale Phobie kann man psychotherapeutisch viel tun, der Klassiker ist das Soziale Kompetenztraining, eine verhaltenstherapeutische Gruppentherapie.

Zitat von ghost:
Leider kann man nicht immer machen was man möchte. Ich will ja schließlich nicht ewig meiner Mutter auf der Tasche liegen und ihr Sorgen bereiten.

Klar geht es mir darum das ich Geld verdienen muss ( selbständig klappt in der momentanen wirtschaftlichen Lage nicht, u.a. zuwenig Kontakte ). Promovieren, weiter studieren wär theoretisch intressant aber einerseits will ich ja endlich was machen ( arbeiten ) und andererseits wer würds zahlen ( jaja wieder das liebe Geld ).
Ich glaube nicht nur, ich weiß sogar, dass Müssen keine tragfähige Basis ist, wenn es schwierig wird. Denn tatsächlich musst Du Dir keine (Deinem Studium angemessene) Stelle suchen. Ganz ohne es zu werten: Du könntest Dich von Deiner Mutter unterstützen lassen, Du könntest vom Staat leben, Du könntest weit unterhalb Deiner Qualifikation jobben, Du könntest Dir mit Jobben ein Aufbaustudium finanzieren etc. Man kann vieles tun, wenn man es möchte, und man kann vieles lassen, was man nicht möchte. Es hat nur alles seinen Preis: schlechtes Gewissen vielleicht, Abhängigkeit, niedriger Lebensstandard, wenig soziales Ansehen. Auf der anderen Seite sind die Vorteile: viel Zeit mit Deiner Familie und besonders Deiner Mutter (v.a. da Dein Vater schon lange tot ist), gute Beziehung zu Deinem Neffen, freie Zeiteinteilung, Bequemlichkeit, Schutz vor Blamagen und vor beruflichem Versagen.

Die Psyche macht immer eine solche Kosten-Nutzen-Rechnung auf und dabei dominieren (leider) oft die kurzfristigen Konsequenzen. In Deinem Fall liegt der Nutzen der Bewerbung nach Deinen Worten darin, dass Du Aussicht auf ein eigenes Einkommen hast und jetzt endlich arbeiten willst. Das sind langfristige und recht abstrakte Vorzüge.

Die Kosten einer Bewerbung sind folgende: Gefahr, Dich zu blamieren (= Katastrophe bei Sozialer Phobie), Gefahr für die Beziehung zu Deinem Neffen, Sorge, zu Hause etwas zu verpassen. Dazu kommen noch die Unannehmlichkeiten des Berufslebens, die ja alle betreffen. Die Kosten sind sehr emotionsgeladen und wiegen deshalb schwerer als der Nutzen. Deine Psyche möchte, dass es Dir gut geht. Bei so vielen Gefahren (gegenüber so wenig Nutzen) warnt sie Dich durch Angst. Dass Du eigentlich arbeiten willst, sollst und musst, ist ihr sch...egal. Du willst nicht hören und bewirbst Dich trotzdem? Kein Problem, dafür hat sie noch ein paar Horrorszenarien in petto.

Deshalb habe ich so hartnäckig danach gefragt, was Du tun willst: Um Angst auszuhalten und zu überwinden, brauchst Du gute Gründe. Generell ist es für das Befinden wichtig, dass der Nutzen eigener Handlungen auf Dauer ihre Kosten überwiegt. Also schau Dir an, wo Du im zukünftigen Berufsleben mit Herzblut dabei bist, worauf Du Dich wirklich freuen kannst, was Dich stolz und zufrieden machen könnte. Sieh zu, dass Du die Nutzenseite auffüllst und aufwertest.

Auf der Kostenseite musst Du Dich m.E. um eine realistische Einschätzung bemühen. Das heißt nicht, Deine Ängste als irreal abzutun und Dich darüber zu wundern, dass sie trotzdem nicht weniger werden. Es ist realistisch, dass man sich im Vorstellungsgespräch oder bei der Arbeit blamieren kann, Fehler machen kann, blöd dastehen kann. Es ist aber nicht realistisch, dass dies das Ende der eigenen Daseinsberechtigung wäre. Allerdings ist es ein Punkt, an dem Du - eine Soziale Phobie unterstellt - explizit arbeiten müsstest. Es ist realistisch, dass Du zu Haus einiges verpassen wirst, dass sich die Beziehung zu Deinem Neffen verändern wird, wenn Du ihn kaum noch siehst etc. Es ist aber nicht realistisch, dass das Katastrophen wären. Z.B. könntet Ihr Euch fürs Wochenende verabreden, Du könntest Besuche bei Deiner Schwester machen usw. Übrigens kann ich mir gut vorstellen, dass in Dir so einige aufarbeitenswürdige Verlustängste schlummern, wenn Du Deinen Vater früh verloren hast.

Zitat von ghost:
Vielleicht liegt das ganze ja auch mit meiner Schüchternheit zusammen ( ich weiß schüchtern ist nicht gleich Angst/Panik ), was ich damit sagen will ist das ich auch so ziemlich zurückhaltend bin z.B. als wir letztens mal im Lokal waren und der Kellner was falsches gebracht hat war mein erster Gedanke nichts zu sagen ( um nicht (negativ ) aufzufallen?, zu verhindern das der Kellner sauer auf mich wird? ja ich weiß wie sich das anhört, .... ). Es hat mich dann eine ziemliche Überwindung gekostet etwas zu sagen ( rot werden, stottern, ... ). Ähnlich gings mir z.B auch als ich mal was umtauschte. Am liebsten hätte ich meine Mutter vorgeschickt ( man glaubts nicht, ein 30jähriger traut sich nicht was defektes umzutauschen! ), mit großer Angst hab ich mich dann doch hingetraut ( im Kopf gings natürlich rund: was wenn ich was falsches gemacht hab, was wenn die recht laut reden ( jetzt nicht schimpfen, sondern nur laut reden ) und umstehende es hören und mich bemerken usw. usf.
Diese Beschreibung lässt mich auf Soziale Phobie schließen. Das hat mit dem Alter nichts zu tun.

Liebe Grüße
Christina

Zitat von ghost:
Ich will ja eine Stelle finden, warum ich hier Frage ist was ist das für eine Angst die ich habe, was kann ich dagegen tun, woraus könnte sie resultieren...

Hallo ghost,
es hört sich für mich ein wenig nach sozialen Ängsten an. Wenn das Pflichtgefühl und sonstige Antriebskräfte und die tatsächliche Belastbarkeit im starken Konflikt zueinander stehen, kann sich daraus eine gewisse Handlungsunfähigkeit entwickeln. Du schreibst auch über Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Panikattacken... ich habe es nicht genau verstanden - hast du diesbezüglich schon einen Arzt aufgesucht?

Guck doch mach hier auf diese Seite:
https://www.psychic.de/soziale-phobie.php
Zitat:
Zitat:
Gibt es im Zusammenhang mit dem Berufsleben etwas, worauf Du Dich freust? Oder würde es Dich vieles kosten, was für Dich Lebensqualität ausmacht?
Leider kann man nicht immer machen was man möchte.

... und du schreibst auch, dass das Bewerbungsproblem nur die Spitze des Eisbergs sein könnte. So sehe ich das auch. Für die richtige Berufswahl kann man auch einige Jahre brauchen, manche wechseln sogar noch nach Jahrzehnten ihren Beruf. Sich über eigene Fähigkeiten, Neigungen und Kompetenzen klar zu werden braucht eben manchmal eine gewisse Zeit der Berfuspaxis, das ist nicht weiter dramatisch und HartzIV ist heutzutage keine Schande mehr.
Vielleicht geht es bei dir eher darum, die Fähigkeit zu entwickeln, Situationen weniger bedrohlich und eigene Kompetenzen weniger negativ zu werten? Dann nämlich kämme ev. auch die Experimentierfreude bei deinen Bewerbungsbemühungen ins Spiel. Vor allem dieses Muss sollte weg.... was sagt denn der Volksmund zum Muss... ... und selbst das muss man nicht tun, es kommt zur rechten Zeit von ganz alleine...

Gruß vent

Hallo ghost,

was Christina zu deiner beruflichen Situation geschrieben hat, sehe ich zu 100 % genau so. Besser kann man es nicht analysieren, meine ich.

Dass du eine soziale Phobie hast, liegt für mich anhand deiner Beschreibung auf der Hand. Du hast offensichtlich eine Riesenangst davor, die Zuneigung/Liebe eines Menschen zu verlieren. Derzeit angefangen bei deiner Mutter über deinen Neffen bis hin zu fremden Menschen wie einem Kellner, wo es eigentlich umgekehrt sein müsste, nämlich dass der falsch liefernde Kellner Sorge haben sollte, deine Zuneigung zu verlieren (allein schon wegen des Trinkgelds), und du das auch so empfinden können solltest.

Es könnte sein, dass diese Angst vor Liebesverlust mit dem frühen Tod deines Vaters zu tun hat. Zum einen hast du mit seinem Tod faktisch auch seine Zuwendung = Liebe verloren. War dein Vater vorher schon krank und wurdest du vielleicht dazu angehalten, ja nicht laut usw. zu werden, damit der Vater gesund wird? Kann es sein, dass du - als Kind - dann den Tod deines Vaters mit deinem Verhalten in Zusammenhang gebracht hast? Dass du gedacht hast, er wäre nicht gestorben, wenn du braver, fleißiger, stiller, zurückhaltender o.ä. gewesen wärest? Dabei sind Krankheit und Tod von Erwachsenen niemals die Schuld ihrer Kinder, sondern haben ja ganz andere Ursachen.
Oder hat deine Mutter dir danach gesagt, wenn du nicht brav warst, dass dein Vater im Himmel dich nicht mehr lieb haben würde oder so etwas?
Ich möchte dich damit nicht quälen, sondern zum Erinnern anregen. Wie es konkret gewesen ist, kannst nur du wissen. Aber sicher hast du einige Erinnerungen an deine Kindheit und Jugend. Auch und gerade wenn sie noch sehr schmerzlich sein sollten, wäre es Zeit, sie zu bearbeiten, gegebenenfalls mit Hilfe einer Therapie.

Bezüglich Berufstätigkeit möchte ich dies noch ansprechen:
Zitat von ghost:
Leider kann man nicht immer machen was man möchte.

Aah ja. Willst du damit sagen, dass du jetzt tatsächlich etwas anderes machen möchtest? Magst du sagen, was das ist?
Oder ist das nur so ein Spruch, den du schon von Kindesbeinen an kennst? Das wäre dann auch keine gute Programmierung für dein weiteres Leben!
Zitat:
Ich will ja schließlich nicht ewig meiner Mutter auf der Tasche liegen und ihr Sorgen bereiten.

Sorgen bereiten? Inwiefern hast du deiner Mutter bisher denn Sorgen bereitet? Wie kommst du darauf, wie kommt sie darauf?
Es hört sich so an, als wäre in eurer Familie das Sich-Sorgen-machen eine eingefahrene Gewohnheit. Das ist zwar durch eure Lebensumstände möglicherweise gestützt, trotzdem solltest du dir darüber klar werden, dass das keine gute Basis für ein erfolgreiches und glückliches Leben ist. Es wäre gut, wenn du anfangen würdest, in dein Denk- und Lebensschema Optimismus einzubauen. Eine gehörige Portion Optimismus erhöht automatisch deine Chancen auf Glück, weil optimistische Menschen das auf andere ausstrahlen.

Und nur zu wissen, was man nicht will, reicht als Motivation für das erfolgreiche Ausfüllen einer qualifizierten Arbeitsstelle ganz selten aus. Willst du den Weg deines Vaters gehen?

(Sorry, wenn ich das so direkt anspreche. Aber dein angstvolles und lustloses Herangehen an deine Berufstätigkeit und damit ja auch an dein Leben können nicht lange gut gehen ...
Weißt du eigentlich, wie es deinem Vater diesbezüglich gegangen ist?)

Zitat:
einerseits will ich ja endlich was machen ( arbeiten ) und andererseits wer würds zahlen ( jaja wieder das liebe Geld ).

Endlich was machen (arbeiten) ist auch keine ausreichende Motivation für den Beruf, für den du so viel eingesetzt hast. Das hättest du als Bauarbeiter genauso haben können!

Also: Was möchtest du tatsächlich tun? Was könnte dir wenigstens etwas Erfüllung bringen? Welche Arten von Arbeiten oder Produkten?
Hier im Forum kannst du das erstmal ganz unzensiert schreiben, du bist hier anonym und niemand kann und will dich hier auf irgendetwas festnageln. Du könntest hier frei phantasieren, was du wirklich gerne machen würdest. Vielleicht kannst du dann nach einiger Zeit davon ableiten - evtl. mit Hilfe der Denkbeiträge und Ideen anderer hier -, was du tatsächlich machen willst, und mit Energie und Lust anstreben kannst.

Gruß,
GastB

A


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