Ich bin schon länger als Gast stiller Beobachter und habe mich nun entschlossen mich selber anzumelden, weil ich verzweifelt bin und nicht mehr weiß, wie es weiter gehen soll. Im Prinzip geht es mehr um meinen Mann als um mich, deshalb erzähle ich erstmal seine Geschichte.
Kennengelernt haben wir uns in der Grundschule, wir waren von Anfang an Freunde gewesen. Mit 14 Jahren begann er sich zu verändern, er war sonst immer ein lustiger Typ gewesen, doch dann wurde er immer stiller und zog sich zurück. Erst viele Jahre später erfuhr ich den Grund dafür.
Seine richtige Mutter hatte er nie kennengelernt, deshalb wuchs er bei seinem Vater und deren neuen Frau auf. Sein Vater war LKW-Fahrer und somit nur selten zuhause. Wenn er unterwegs war erpresste sie meinen Mann und er wurde jahrelang von ihr vergewaltigt.
Er began Dro. zu nehmen, ziemlich oft stand er in der Schule einfach nur neben sích. Er brach den Kontakt zu mir ab, egal wie oft ich mich bei ihm meldete oder ich vor seiner Tür stand, wimmelte er mich ab.
Als er 17 war, haute er von zuhause ab. Doch sein Vater rief die Polizei, sie fanden ihn und brachten ihn wieder zurück. Soweit ich weiß, dröhnte er sich an einem Abend mit Dro. voll, als sein Vater wieder auf der Arbeit war. Nachts kam sie wieder zu ihm und er erwürgte sie. Sein Vater fand sie am nächsten Tag und mein Mann wurde verhaftet. Erst bei seinem Prozess erfuhr ich, was er mit gemacht hatte.
Er wurde dann 1999 zu einer Haftstrafe von 8 Jahren wegen Mordes verurteilt. Ich war die einzige, die zu ihm gehalten hatte in der ganze Zeit und die einzige, die ihn jemals im Knast besucht hat.
In der Zeit verliebten wir uns dann. 2007 wurde er entlassen, er zog mit in meine Wohnung und ich half ihm sein Leben aufzubauen. Wir zogen extra in eine andere Stadt, weit weg von den Leuten, die mit dem Finger auf ihn zeigten. Doch er fand keine Arbeit, da niemand einen Ex-Sträfling einstellen wollte. Dafür arbeitete ich viel und er kümmerte sich um den Haushalt und die Finanzen.
2010 haben wir dann geheiratet, es war der schönste Tag meines Lebens. Leider hat sich meine Familie von mir zurückgezogen, weil sie nichts mit meinem Mann zu tun haben wollen.
Im Laufe der Zeit veränderte er sich dann. Er bekam Depressionen, wollte das Haus nicht verlassen und manche Tage nicht einmal mehr das Bett. Er wachte nachts schreiend auf, wenn ich ihn beruhigen wollte geriet er zum Teil in Panik und erkannte mich nicht.
Ich habe ihn fast angefleht Hilfe aufzusuchen, weil er anfangen muss seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Er redet nicht darüber, wird zornig wenn ich das Thema anschneide. Er ließ immer weniger Nähe an sich, er begann zu trinken. Die Wodkaflasche durfte nachts nie neben unserem Bett fehlen. Manchmal stand er fast eine Stunde unter der Dusche.
Als vor einem Monat morgens zur Arbeit fuhr, hatte ich ein sehr schlechtes Gefühl. Aus dem Grund fuhr ich ausnahmsweise in meiner Mittagspause nach Hause. Ich fand ihn bewusstlos in der Badewanne liegen
Ich erkenne ihn nicht wieder, er rastet bei jeder Kleinigkeit aus und hat sogar schon das Personal angegriffen, nachdem einer versuchte ihn zu beruigen. Daraufhin wurde er fixiert und mit Medikamten beruhigt.
Ich weiß nicht was ich machen kann, er will mit keinen der Ärzte reden. Zudem bin ich auch noch im 5. Monat schwanger, arbeite voll und besuche ihn jeden Tag.
Hat vielleicht jemand für mich einen Rat?
Liebe Grüße
Letizia
09.02.2012 16:13 • • 28.02.2012 #1