Ich habe länger nicht geschrieben, aber ich hatte einfach etwas Zeit für mich gebraucht.
Am Anfang der Woche habe ich angefangen, all die Dinge aufzuschreiben, die meinem Mann bisher in seinem Leben passiert. Ich habe mich bemüht, mich so gut wie nur möglich an alles zu erinnern.
Beim Schreiben selber fiel mir irgendwann auf, dass ich so nicht nur seine Geschichte erzähle, sondern auch meine. Es sind etliche Seiten geworden, hätte ich vorher nicht gedacht, als ich mit dem Schreiben begann.
Dann hab ich sie einige Male kopiert und sie jedem zuständigen Arzt in die Hand gedrückt, dem ich begegnet bin. Natürlich habe ich eine Kopie für mich behalten.
Am Mittwoch war mein Bruder zu Besuch gewesen, ich hatte mich wirklich gefreut ihn wiederzusehen, denn wirklich oft sehen wir uns nicht. Ich Nachhinein wünsche ich mir aber, dass es besser gewesen wäre, wenn er nicht gekommen wäre.
Ich erzählte ihm die Situation mit meinem Mann, weil ich dachte, dass wenigstens er hinter mir stehen würde. Doch das war nicht so, die ganze Zeit redete er schlecht über ihn. Er wäre ein gewissenloser Mörder, den man in eine dunkle Zelle hätte stecken sollen und nie wieder hervor holen sollen. Einige andere Sachen noch, die ich gar nicht alle behalten konnte. Zum Schluss sagte er noch, dass die einzige Chance für mich ein Teil der Familie zu bleiben wäre, wenn ich mich von meinem Mann scheiden ließe und ich zurück in meine Heimat ziehen würde. Ich sagte ihm, dass ich mich nie dafür entscheiden würde. Dann ging er mit den Worten, dass ich mich nicht mehr bei ihm melden sollte.
Einige Tage war ich nicht in der Klinik gewesen und war dafür heute wieder dort gewesen. Erst war er ein wenig sauer auf mich gewesen, dass ich nicht da gewesen war. Dann erzählte ich ihm, dass es mir und dem Kind nicht so ginge und ich deswegen Bettruhe verordnet bekommen hatte. Sofort beruhigte er sich wieder, er sagte, dass er geglaubt hätte, dass ich ihn nicht sehen wollte. Ich sagte ihm auch, dass ich in nächster Zeit nicht mehr täglich kommen könnte. Er wirkte heute ziemlich ruhig, manchmal schien es mir so, als ob es ihm schwer fallen würde dem Gespräch zu folgen. Kann es sein, dass es an den Beruhigungsmitteln liegt?
Als ich gehen wollte, sprach ich noch kurz mit einem der Pfleger. Er teilte mir mit, dass ich ihn nächste Woche hier nicht mehr besuchen könnte. Ich wollte wissen warum, dann erzählte mir, dass mein Mann nächste Woche auf die offene Abteilung verlegt werden würde. Ich verstehe nicht wieso, auch er konnte nicht viel dazu sagen, nur dass sie den Platz bräuchten.
Das kann doch nicht angehen oder? Ich meine ist es nicht so, dass er sich dort auch selbst entlassen könnte, wenn er wollte?
Liebe Grüße
Letzia
P.S. Ich war die Tage wieder bei meiner Frauenärztin und habe erfahren, dass es Zwillinge sind.
19.02.2012 02:15 •
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