Es ist erstmal ein schlimmes Gefühl, wenn man noch jung ist und in der Familie niemanden findet, der einem die Gefühle glaubt und mitfühlt.
Andererseits, hätte man so jemanden in der Familie, hätte man diese Gefühle gar nicht, für die man jetzt nach Verständnis sucht. Denn diese sind ja meist dadurch entstanden, dass schon in der ganzen früheren Zeit, Kindheit/Jugend, kein Verständnis für die ganz normalen gefühlsmäßigen Bedürfnisse vorhanden war.
Es enttäuscht einen auch sehr, wenn die ganze restliche Familie sich auf die Seite der ach so traurigen, enttäuschten Mutter stellt und deren Gefühle damit für selbstverständlich viel wichtiger erklärt als die eigenen. Das sind eingefahrene, von den Eltern, meist Müttern, eingearbeitete familiäre Strukturen, mit denen sich solche Mütter vor Kritik und Einsicht schützen.
Deswegen ist m.E. die wichtigste Entscheidung, die man da treffen muss, diese: Meine Gefühle und Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die meiner anderen Familienmitglieder, einschließlich meiner Mutter, und im Zweifel sind sie für mich wichtiger als die meiner anderen Familienmitglieder, denn jeder ist für seine eigenen Gefühle verantwortlich.
Ab sofort respektiere ich meine Gefühle und Bedürfnisse und sorge selber dafür, dass sie erfüllt werden.
Ich werde zudem versuchen, auf lange Sicht mit meiner Familie eine möglichst positive Beziehung aufzubauen.
Das hilft!
Als Kind warst du wirklich sehr abhängig von deiner Familie. Als Erwachsener kannst und musst du selber für die Erfüllung deiner Bedürfnisse sorgen. Die eigene Ursprungsfamilie ist manchmal dafür einfach ungeeignet. Da nützt es wenig, sich an ihr die Zähne auszubeißen. Je souveräner du ab jetzt mit ihr umgehst, desto ruhiger wirst du schlafen können. Und umso größer ist auf lange Sicht deine Chance, dass sich die Einstellung der einzelnen Familienmitglieder zu dir verbessert. Wobei du aber nicht davon ausgehen solltest, dass du irgendwann dann doch deine Wünsche von ihr erfüllt bekommst. Es geht mehr darum, dass du für dich selbst , in dir selbst, keinen Hass- und Vermeidungsherd hast. Es ist zwar nicht unmöglich, dass die Familienverhältnisse später mal richtig schön werden, aber es kann ziemlich lange dauern, so dass du dich auf keinen Fall davon abhängig machen, sondern es als ein schönes, aber nicht entscheidendes Ziel für die nächsten Jahrzehnte ansehen solltest.
Denn auch deine anderen Familienmitglieder werden älter und - hoffentlich - erwachsen, so dass du sie bei passender Gelegenheit oder gezielt ansprechen und ihnen deine persönliche Sicht der Dinge mitteilen kannst. Wie gesagt: möglichst souverän, sonst funktioniert es nicht.
Gute Besserung!
28.04.2009 08:25 •
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