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Ich habe das Thema schon in einem anderem Forum angerissen und festgestellt, dass es Vielen ähnlich geht wie mir, aber ich habe noch keine Lösung für das Problem gefunden, die auch mir hilft.

Ich schäme mich, wenn mir Schlechtes widerfährt. Sei es Gewalt, Krankheit, angepöbelt werden, Mobbing, sogar als ich mal bestohlen wurde.

Wir haben festgestellt, dass es wohl ein psychologischer Mechanismus ist, wenn die eigenen Grenzen oder die von Menschen, die man mag, verletzt werden.

Ablehnung aus dem Umfeld kann ein Auslöser sein, ist es bei mir aber nicht.

Ich habe oft mit meinem Vater über meine Probleme geredet. Es schmerzt jedes Mal und ich weiß nicht, ob es hilft. Es schmerzt nur sehr.

Ich fühle mich ganz dreckig und habe mich schon mal absichtlich leicht verletzt, weil das Gefühl der Scham so groß war.

01.05.2023 19:47 • 23.04.2024 x 2 #1


15 Antworten ↓


Ich kann dir da zwar nicht helfen, möchte aber gerne mitlesen, weil mich das Thema Scham auch immer wieder verfolgt.
Hast du diesbezüglich Erfahrung in Richtung Therapie?

A


Warum schämt man sich und was dagegen tun?

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Liebe @Frittensauce , es gibt ein kleines Büchlein mit dem Titel Vom Schämen und Beschämteren geschrieben von Urs Baer und Gabriele Frick-Baer.j

Die Theorie dahinter ( kurz zusammengefasst) ist , dass wir uns alle existentiell schämen, jedoch durch diese Scham hindurch gehen sollten, damit wir zu den wahren Gefühlen hinter der Scham kommen.

Es ist die Rede von einer Frau, die die Scham besiegte, weil sie sie mit der Therapeutin teilen konnte, Überflutende Scham zu teilen setzt ihr Grenzen und beschleunigt ihr Versichern. Jenseits dieser Scham können dann Wut und Zorn, Hilflosigkeit und Trauer ihren Platz einnehmen.

Zitat von Frittensauce:
Ich schäme mich, wenn mir Schlechtes widerfährt. Sei es Gewalt, Krankheit, angepöbelt werden, Mobbing, sogar als ich mal bestohlen wurde.

Auf Deine Frage kann man nicht leicht eine Antwort geben.
Kann es sein, dass Du bisher wenig Selbstbewusstsein aufbauen konntest?
Wenn ja, was vermutest Du, warum das für Dich so schwierig war?

Ich schäme mich nicht. Noch nie.

Ist Scham wie schlechtes Gewissen? Wenn ja, dann kenne ich das Gefühl zur Genüge.

Als Kind habe ich mich oft geschämt. Für meine Mutter, meine Kleidung, Haarschnitt usw.

Zitat von Grace_99:
Ist Scham wie schlechtes Gewissen?

Ist es das? Ich denke nicht. Schlechtes Gewissen hatte ich auch schon.

Ich habe auch ziemliches Problem mit Scham, aber ich hatte es nie, wenn mir etwas angetan wurde. Ich schäme mich, wenn ich Fehler mache oder in meinen Augen unangenehm auffalle. Manchmal kommt es zum Fremdschämen, d.h. dass ich mich das Verhalten von anderen Leuten schäme, früher auch für meine Eltern. Aber wenn mir etwas angetan wird, bin ich nur wütend, verletzt, beleidigt o.ä., aber warum sollte man sich schämen?

Zitat von Frittensauce:
Ich schäme mich, wenn mir Schlechtes widerfährt. Sei es Gewalt, Krankheit, angepöbelt werden, Mobbing, sogar als ich mal bestohlen wurde.

a) Schämst Du Dich für Dein Verhalten gegenüber Gewalt, Krankheit, Pöbelei, Mobbing und Diebstahl?
b) Oder siehst Du es als beschämend an, dass Dir sowas widerfährt?
c) Oder schämst Du Dich gar stellvertretend für die Menschheit, dass sie schlecht ist bzw. schlechtes hervorbringt?

Zitat von Hotin:
Auf Deine Frage kann man nicht leicht eine Antwort geben. Kann es sein, dass Du bisher wenig Selbstbewusstsein aufbauen konntest? Wenn ja, was vermutest Du, warum das für Dich so schwierig war?


Ich glaube, dass das so ist.

Meine Kindheit. Wir waren arm. Wenn man arm ist, hat man keine Würde - vor allem, wenn man so ist wie ich.
Ich war ein zappeliges Kind, ich bin vom Stuhl gefallen. Ich konnte nicht so gut deutsch. Ich bin ausgeschimpft worden, weil ich nicht verstanden habe, wie man sich verhält, beispielshalber dass man nicht in der Klasse rumläuft. Ich war schlecht in der Schule.
Ich hatte Probleme mit Motorik, musste zur Ergotherapie. Ich hatte hässliche Klamotten. Ich hatte eine hässliche Frisur. Ich habe entweder zu laut oder zu leise gesprochen. Ich habe zu viel gestikuliert.

Die anderen Kinder haben mich ausgelacht und mich gemobbt. Ich habe mich nie getraut, mich wehren. Ich habe immer nur gelächelt.

Ich habe geglaubt, dass ich ein ideales Opfer bin und keine Würde habe.

Später habe ich Freunde gefunden, habe besser deutsch gesprochen, bin sportlich geworden. Ich glaube aber, dass etwas zurückgeblieben ist.

Dann hatte ich ein Erlebnis mit Gewalt. Ich habe mit psychischen Problemen reagiert. Das war sehr entwürdigend.

Zitat von moo:
a) Schämst Du Dich für Dein Verhalten gegenüber Gewalt, Krankheit, Pöbelei, Mobbing und Diebstahl? b) Oder siehst Du es als beschämend an, dass Dir sowas widerfährt? c) Oder schämst Du Dich gar stellvertretend für die Menschheit, dass sie schlecht ist bzw. schlechtes hervorbringt? ...


a und b.

Darüber hinaus fehlt mir bei der Arbeit momentan auch die Anerkennung. Ich werde nicht gemobbt und bin auch kein Opfer von Bossing, aber mir fehlt eben die Anerkennung. Kennt ihr das?

Ich glaube ich habe auch den Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung, akzeptiert werden, wie ich bin und leider wird der nicht immer erfüllt. Das macht es für mich schwer, mich selbst akzeptieren.

Zitat von Frittensauce:
Meine Kindheit. Wir waren arm. Wenn man arm ist, hat man keine Würde - vor allem, wenn man so ist wie ich.

Zitat von Frittensauce:
Ich hatte Probleme mit Motorik, musste zur Ergotherapie. Ich hatte hässliche Klamotten.

Was Du schreibst kann ich gut verstehen. Das sind schwierige Startbedingungen.

Zitat von Frittensauce:
Ich habe geglaubt, dass ich ein ideales Opfer bin und keine Würde habe.

Zitat von Frittensauce:
Ich habe mich nie getraut, mich wehren. Ich habe immer nur gelächelt.

Nun, das war früher. Jetzt aber bist Du älter geworden und erfahrener geworden. Mit zunehmendem
Alter solltest Du immer besser verstehen lernen, dass Deine damaligen Sichtweisen entstanden sind,
weil Du noch nicht so viel wusstest und sehen konntest, wie Du es heute sehen kannst.
Und in 10 Jahren wirst Du noch viel, viel mehr wissen.
Mit der Zeit wirst Du immer klüger und seelisch stärker werden.
Dazu gehört hauptsächlich. Die Bedeutung von Geld haben, scheint immer wichtiger zu werden.
Ich dagegen sehe es genau umgekehrt.
Menschen wie Du, Menschen denen es im Leben schon mal sehr, sehr schlecht gegangen ist,
werden oft später in dieser Gesellschaft als Gewinner dastehen.
Weil Geld ist sehr wichtig in dieser Welt. Aber nichts ist so wichtig, wie eine stabile seelische
Verfassung.

Zitat von Frittensauce:
Darüber hinaus fehlt mir bei der Arbeit momentan auch die Anerkennung.

Zitat von Frittensauce:
Kennt ihr das?

Natürlich kenne ich das. Fast alle Menschen kennen das. Es ist nicht einfach zu verstehen,
warum nur wenige Menschen eine angemessene Anerkennung und Förderung bei der
Arbeit bekommen.

Zitat von Frittensauce:
Ich glaube ich habe auch den Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung, akzeptiert werden, wie ich bin und leider wird der nicht immer erfüllt. Das macht es für mich schwer, mich selbst akzeptieren.

Das kann ich verstehen. Vermutlich wird es jedoch noch einige Jahre dauern, bis Du es geschafft hast,
Dich so akzeptiert zu fühlen, wie Du bist.
In Deinem Alter sind vermutlich die Menschen, die ähnlich alt sind wie Du alle noch dabei, ihren
eigenen Weg zu finden.
Und da vermute ich ist erst einmal noch wenig Raum, um anderen zu zeigen.
Ey, so wie Du bist, bist Du gut so.
Junge Menschen werden in unserer Gesellschaft erst einmal stark verunsichert. Die Werbung
und die Industrie verschieben die moralischen Vorstellungen derart stark, dass es immer schwerer
wird, seine eigenen persönlichen Weg zu finden.

Ich kann dein Schamgefühl gut verstehen, das war für mich auch lange ein großes und sehr schwieriges Thema. Jetzt spielt es immernoch ab und zu eine Rolle, aber es ist besser geworden. Auch wenn man älter und selbstbewusster wird, es bleibt doch etwas zurück, ganz tief drin im Innersten.
Scham ist nicht dasselbe wie ein schlechtes Gewissen, Scham ist viel umfassender und geht tiefer, rührt an das eigene Selbst, das Innerste, an den Menschen der man im Innersten mit all seinen Facetten ist. Wenn dieses Ganze kein gutes Fundament hat, also gutes Selbstwertgefühl, entsteht schnell Scham, weil man glaubt, nicht zu genügen, nicht akzeptiert zu werden wie man ist. Ich glaube, letztlich ist es die Innerste Angst, nicht geliebt und zurückgewiesen zu werden.
Ich bin bin keine Therapeutin und weiß nicht, ob das alles psychologisch so richtig ist, aber so würde ich es als Laie und nach eigener Beobachtung, Selbstreflexion und eigener Erfahrung beschreiben.
Meine Therapeutin hat mal zu mir gesagt : Scham ist eines der am schwersten auszuhaltenden Gefühle. Und sie hat recht. Das trifft es total! Ich muss oft an diesen Satz denken.

Ich schäme mich sehr häufig, wenn ich mich dumm oder ungeschickt verhalten habe, wenn ich mal wieder was nicht hinkriege oder wenn ich mich schlecht vertrete, aus Schüchternheit oder weil ich einfach unsicher bin. Eigentlich schäme ich mich grundsätzlich dafür, dass ich so weit entfernt davon bin, der Typ zu sein, der ich gerne wäre. Schäme mich auch für meinen Körper, zumindest in manchen Kriterien. - Das Gegenmittel scheint mir immer zu sein: Sich selbst zu sagen, dass ich so übel nun auch wieder nicht bin. Dass ich auch gute Seiten habe. Dass man stolz auf sich selbst sein kann, egal welche Fehler einem unterlaufen. Dass was immer ich fühle, das Gefühl okay ist. - Und wer sich beim Mobbing schämen sollte, das sind doch ganz eindeutig die Typen, die Mobbing betreiben und Menschen respektlos behandeln. Sag ihnen deine Meinung; rechne damit, dass sie dich dennoch angreifen oder auslachen, aber bleib so gelassen wie du kannst. Wer andere mobbt, ist ein kompletter Vollidiot und mieser Charakter.

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