Mobbing geschieht meistens aus zwei Gründen die in Kombination auftreten:
1. Ein Mobber ist in fast allen Fällen immer Teil einer sozialen Gruppe, Einzelgänger sind es in den seltensten Fällen.
2. Der Gemobbte ist ebenfalls zwar Teil der sozialen Gruppe, ist aber im Rudel nicht akzeptiert.
Grundsätzlich ist jemand der in der Gruppe nicht akzeptiert ist, nicht automatisch ein Mobbingopfer. Der Status der Nichtakzeptanz kann temporärer Natur sein, bis derjenige sich im Rudel behauptet hat oder anderweitig ein zu einer Bereicherung der Gruppe beiträgt.
Es gibt dazu noch weitere Kriterien, die ein Mobbing begünstigen. Die Mischung der Charaktere innerhalb der Gruppe spielt da eine große Rolle. Mobber haben meistens schlechte Karten je mehr Leute der Gruppe angehören, die ein hohes Maß an Selbstsicherheit besitzen, möglichst viele unterschiedliche Charaktere sind und dadurch weniger beinflussbar sind. Das wiederum spielt dem potenziellen Mobbingopfer in die Karten, da die Gruppe praktisch eine Schutzfunktion übernimmt, bzw. so eine Situation des Mobbings seltener entstehen kann. Das heißt jemand der neu zur Gruppe stößt, hat weniger Hürden zu überwinden und kann sich leichter einfinden.
Typischerweise kann Mobbing immer da wachsen und entstehen, wo es ein oder zwei polarisierende Personen gibt, die sich mit beeinflussbaren Leuten umgeben. Widerworte aus der Gruppe sind selten zu erwarten und je nachdem wie aggressiv der Mobber auftritt, spielt auch Furcht davor selbst ein Opfer zu werden eine Rolle. Es entsteht ein Perpetuum Mobile was den Rückhalt des Mobbers in der Gruppe am Laufen hält.
Jemand der gemobbt wird, hat da eher schlechte Karten. Der Gemobbte ist nicht automatisch schuld an seinem Dasein, allerdings trägt der Gemobbte dazu bei, ob er diesen Zustand aufrecht erhalten möchte oder nicht. Er könnte z.B. den Mobber herausfordern. Das ist mit Risiken verbunden, da je nach Rückhalt des Mobbers in der sozialen Gruppe die Hürde immer höher gelegt wird. Wenn ich mich alleine mit jemandem anlege ist das Risiko geringer als wenn mir 10 gegenüberstehen. Eine andere Möglichkeit ist es, den Mobber durch gezielte Aktionen auszubooten und ihm den Nährboden zu entziehen. Im ersten Fall benötigt es vorallem Mut, im zweiten Fall ein hohes Maß an Offenheit und Demonstrationswillen. Auch dem dümmsten wird auffallen, dass wenn du keine Angriffsfläche bieten kannst, der Mobber sein Ziel verfehlt und sich fragen was mit dem Mobber nicht stimmt und seine Beliebtheitswerte sinken.
Leider hat man nicht immer die Möglichkeiten sich auszusuchen mit welcher Gruppe von Menschen man sich umgeben muss. Im Beruf und in der Schule ist es beispielsweise weit schwieriger aus einer Mobbingsituation zu kommen. In dem Fall hilft, außerhalb des Einflussbereichs des Mobbers den übrigen Mitgliedern der Gruppe näher zu kommen und dadurch seine Reputation zu steigern.
Mal etwas zu meinen Erfahrungen:
Auch ich war damals ein Mobbingopfer. Egal ob draußen auf der Straße, im Kindergarten oder in der Grundschule. Das Schema war immer gleich. Einer hat dich auf dem Kieker und steckte mit seiner polarisierenden Art andere mit an, die sich dann gegen dich stellen weil sie sich beeinflussen lassen. Als ich auf die weiterführende Schule wechselte (komplett neue soziale Gruppe), änderte sich das grundlegend weil ich mich dazu entschieden habe, auf Angriff zu gehen sobald mir einer dumm kommt. Das hat auch ganz gut geklappt. Irgendwann fand ich mich allerdings auf der anderen Seite wieder. Ich fing an andere zu mobben. Ein damaliger Mitschüler hatte besonders darunter zu leiden. Über die Gründe warum das passiert ist, kann ich nur spekulieren. Als Kind denkt man anders, es geht weniger um die Dinge die der Gemobbte richtig macht, als das was er in den Kindsaugen falsch macht um ihn fertig zu machen.
Erwachsene versteifen sich da eher auf Verhaltensweisen anderer Menschen. In meinem alten Job war jemand, der eigentlich so ganz normal und umgänglich war, aber einige Seiten an sich hatte, die ein Mobbing förmlich angezogen haben. Das ging von einem Vergessen seiner Wurstwaren im Gemeinschaftskühlschrank, bis diese einen eigenen Staat gegründet haben, bis zum Pupsen beim Durchlaufen der Kollegenbüros oder Anschwärzen von Mitarbeitern beim Chef ohne Grund. Dazu die fehlende Selbstreflexion warum ihn keiner mehr leiden kann. Auch so kann Mobbing entstehen ohne dass es einen Initiator dafür gibt.
Das Thema ist ansich viel zu komplex um es an einer Sache festzumachen. Dazu spielen zuviele Variablen eine Rolle.
Manchmal sind Menschen auch einfach nur Lästermäuler aus der Lust am Schlechtmachen anderer um sich besser zu fühlen.
23.02.2021 15:44 •
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