Nunja, es gibt gute und schlechte Tage. An guten geht einiges besser und hat mehr Energie und kann mehr ab. Heute war wohl so einer. Aber es gibt auch schlechte Tage, an denen nach 2-3 Stunden gar nichts bis zum nächsten Schlaf geht. 6-8 Stunden sind schon gut, wenn man mit den restlichen 8 Stunden auch noch was anfangen könnte. Denn selbst 6-8 Stunden sind schnell allein mit dem Haushalt vergangen. Zurzeit komme ich gerade so hin, dass ich genauso viel im Haushalt erledige, wie neues anfällt. Seit Monaten herrscht bei mir ein gleichbleibender Grad an Unsauberkeit/Unordentlichkeit, obwohl ich immer wieder sauber mache, aber nie fertig werde. Ich mache also alle paar Tage immer nur die Küche tadellos sauber, aber die restliche Wohnung schaffe ich dann nicht mehr ganz.
Ich finde es halt doof, dass ich in der restlichen Zeit nicht mehr mit mir anfangen kann. Das ist soviel Zeit, die ich gerne sinnvoll nutzen können würde.
Doch heute mal mal ein Tag, an welchem ich von 3 Uhr früh bis jetzt hochaktiv und semiproduktiv war. Im ersten Teil eher entspannt, doch ab spätem Vormittag dann eben zunehmend unter Stress. Ab Nachmittag war ich bei einem Stammtisch. An manchen Tagen geht das sehr gut, insbesondere wenn ich einen entsprechenden Stresspegel habe. Wie gesagt, vormittags war es Zeitstress, weil ich mich etwas verplant habe. Dabei muss ich meine Pläne kurzfristig umändern, um noch im Zeitplan bleiben zu können. Das war Machen und Denken parallel zu einander. Sprich während ich nachdachte, wie ich den Plan anpasse, führte ich den vorherigen Plan parallel dazu aus. Stress pur. Aber das hat mich wach gehalten.
Eigentlich war ja geplant, dass ich vormittags noch mal so 2-3 Stunden Schlafe, um am Stammtisch fitt zu sein. Dieser Plan fiel aber komplett ins Wasser. Und ja, im Stammtisch selbst stand ich so und so unter latentem Dauerstress, da eine jede Konversation in einer Gruppe mit Menschen ein gewisses Maß an Stress für mich bedeutet. Auch wenn man es mir nicht anmerkt und ich es selbst nicht wahrnehme. Es belastet doch und zieht auch immer eine Menge an Energie. Doch durch das Stresslevel kann ich wach und aktiv bleiben.
Erst wenn ich dann raus bin, nehme ich wahr, wie sehr mein Energielevel eigentlich gefallen ist. Dann bricht man schnell zusammen. Aber selbst das bleibt heute irgendwie bis jetzt aus. Ich bin immer noch äußerst geladen, oder wie man das auch benennen möge. Aber ebenso ziemlich verloren. Sprich, der Antrieb ist komplett hinüber. Zuhause angekommen machte ich routinemäßig den PC an und dann war er an und ich saß nur da und wusste gar nicht, was ich nun machen will, soll, kann oder darf. Ich musste nachdenken, was möglich sei.
Film schauen? Ne, davon will ich ja wieder weg kommen. Youtube? Da gibt es eh nur noch Schrott, und was kein Schrott ist, habe ich schon gesehen oder ist eher immer das selbe. Chatten? Habe ich so gar keinen Antrieb für und meine Energie ist ja eh eigentlich im Keller, nur mein Stresslevel hält mich aktiv. Ein Chat würde mich momentan wahrscheinlich komplett überfordern, zumal Smalltalk ja äußerst stressig ist und viel Energie raubt und das hatte ich heute schon viel zu viel für einen Autisten. Obgleich man mir das kaum anmerkt, da ich lernte, wie zu reagieren ist. Aber genau das ist ja da energiefressende daran - immer mit dem Kopf dabei sein und nachdenken, während man alles auffassen muss. Ebenso die Notwendigkeit, alles, was man nicht verstand, so nach außen zu tragen, als hätte man es verstanden.
Schreiben? Worüber? Es scheint ja auch sinnlos zu sein, überhaupt etwas zu schreiben, weil entweder ist es immer das gleiche, oder es ist einfach nicht interessant genug.
Aber wie gesagt, heute war ein richtiger Ausnahmetag. Dank sei dem Stress. Aber a) geht das nicht immer und b) je länger ich das so machen würde, desto heftiger wird die Quittung dafür Man kann nicht nur nehmen, irgendwann holt sich das der Körper und die Psyche zurück. Die Folge davon, ich ticke halt aus. Manchen dürfte schon bekannt sein, wie ich dann bin. Einfach gesagt, die Emotionen übernehmen dann die Oberhand. Früher waren es eben häufige Depressionen und kurze aber heftige Wutausbrüche. Heute kompensiere ich das mehr via Schreiben, wobei ich entweder sehr traurig/melancholisch bin oder neuerdings mit stetig wachsendem Selbstbewusstsein auch authoritär.
Alles sucht sich halt immer irgendwo einen Ausgleich.
So gesehen mögen 6-8 Stunden Produktivität gut erscheinen - wobei das im Mittel schon überdurchschnittlich ist - aber in Wirklichkeit ist es das nicht, wenn in der restlichen Zeit eben gar nichts mehr geht. Im Gefühl und der Auswirkung hat es Ähnlichkeit zu einer Depression, wie ich sie kenne. Doch ohne Emotionalität. Emotionalität kommt eher erst dann auf, wenn das zum Problem wird, wenn man unter Stress gerät und man weiß, es nicht zu packen, selbst wenn man will. Dann kommt eben Verzweiflung oder Wut auf.
Vielleicht denke ich in der Sache auch einfach nur zu viel. Dennoch, es ist für mich ein Problem, wie es akut ist und weit über 10 Jahre im Generellen war. Ich fühle mich, als würde ich irgendwo an einem Gummiband festhängen. Ich schaffe zwar durchaus Dinge, und kann mich immer wieder in allem regenerieren, aber ich werde immer wieder zum Status Quo zurückgezogen.
Und selbst wenn es mal scheint, dass es vorwärts geht, kommen von außen die nächsten Probleme heran, die mich wieder zurückwerfen.
Akut scheint sich in mir auch irgendetwas zu verändern. Schon vor ein paar Monaten war ich der Ansicht, mein Geschmacksinn sei irgendwie komisch. Aber schenkte dem wenig Beachtung. Kann ja mal sein, dass ich z.B. falsch gewürzt habe. Aber ne, heute bin ich mir ziemlich sicher, irgendetwas ist das faul. Auf der einen Seite schmecke ich Dinge, die vorher nie da waren, auf der anderen Seite schmecke ich manches gar nicht mehr.
Das ist aber ein ganz anderes Thema jetzt. Dennoch spiel auch all das eine Rolle, wenn es um Energie und Antrieb geht. Sich sinnvolle Gedanken machen ist auch produktive Arbeit. Diesen Dingen nachgehen zu wollen, ist ebenso etwas, was Antrieb braucht.
Mir ist bewusst, dass nicht alles auf einmal geht. Aber ich weniger am Tag machen kann, als ich eigentlich könnte, staut sich immer mehr an, was ich machen muss. Unter meinem aktuellen Zustand leidet ja ebenso meine Planungs- und Organisationsfähigkeit sehr. Insbesondere in der Organisation war ich noch nie so super gut, aber ich habe das über die Jahre immer mehr und immer besser aufgebaut. Doch akut bricht das sehr stark in sich wieder zusammen. Teils weis ich nicht mehr, wo ich anfangen soll, und um ein sauberes ToDo Konzept zu führen fehlt es an Antrieb. Ich kann viel anfangen, aber kaum noch was zu Ende führen.
Sicher können nun manche sagen, es sei ja gut, was ich so schaffe, und eben 6-8 Stunden Produktivität seien auch gut. Doch wie gesagt, das ist es nicht. Denn dabei wird leider ebenso nicht gesehen, dass das alles teils nur möglich ist, weil ich immer an meine Grenzen gehe und oft darüber hinaus. Tipps, wie sich mehr Erholung zu können, oder mehr Pausen einzulegen, sind zwar gut gemeint, und funktionieren sicher für so einige Menschen sehr gut, aber für mich nicht. Als HSP und Autist muss ich im Alltag viel mehr Leistung aufbringen bzw. Energie investieren, um das selbe wie des eines anderen zu schaffen. Denn wie gesagt, ich muss viel mehr Reize verarbeiten und in einer dynamischen Konversation viel mehr denken als andere, um das selbe Resultat erzielen zu können.
Manche geben dann den Tipp, einfach weniger denken zu sollen oder lockerer sein zu sollen. Tja, eigentlich bin ich super locker. Aber wenn ich in einer Konversation nicht stetig denke, sprich bewusst mit dem Kopf alles bedenke, werde ich mir kaum Freunde machen. Nicht, weil ich dann ein bitterernster und böser Mensch sei, sondern weil ich dann ganz simpel nichts sage und nur zuhöre. Und wenn ich was sage, sehr direkt, ohne zu bedenken, wie es auf das Gegenüber wirken könnte.
Zudem hat jede Münze zwei Seiten. Die andere Seite ist, dass ich endlos plaudere und gar nicht kein Gramm weit wahrnehme, was das Gegenüber mir mitteilen will.
Damit will ich letztendlich ausdrücken, dass sich vieles immer so leicht sagt, oder gewisse Dinge für andere als gut erscheinen, es in Wirklichkeit aber selten so ist. Streng genommen bin ich nicht mal hier und jetzt wirklich Ich. Beispielsweise unterdrücke ich Gefühle, bedenke ein wenig was ich und wie ich es sage, und ich versuche generell auf andere extrem wirkende Verhaltensmuster gänzlich zu vermeiden, insbesondere im Bereich der Emotio. Würde man mich fragen, ob ich ehrlich bin, müsste ich ehrlicherweise mit einem Nein antworten, da ich zwar vieles beschreibe und berichte, aber dabei nie die Wirklichkeit verbildliche bzw es nicht kann, selbst wenn ich es versuche.
Warum mache ich das nicht?
a) Dabei ist es unvermeidbar vom Thema abzuschreifen.
b) Die Erfahrung zeigte, dass ich damit früher oder später verbannt werde.
c) Damit werde ich seelisch zu angreifbar und meine Seele ist eh schon ziemlich kaputt und vernarbt.
d) Die Wahrnehmung eigener Gefühle ist mir viel zu intensiv. (HSP)
e) Ich kann jemanden nicht etwas verbildlichen, was jener selbst nicht kennt.
usw.
Es gibt viele Gründe dafür.
Aber auf die Frage, ob ich es gerne tun können würde, gibt es ein klares Ja. Aber ich kann es nicht, und daher weiß ich auch nicht, was ich noch zum eigentlichen Thema sagen soll. Ich weiß nur, dass ich offenbar von Tag zu Tag immer weniger Kraft habe. Ich denke oft an Aufgeben, weil ich keine Lösung finde. Trotz jener Gedanken, gilt meine Regel, dass ich nie aufgeben werde. Es wird halt nur nicht leichter. Insbesondere dann nicht, wenn eben der Antrieb nicht richtig läuft und die Energie viel zu knapp ist. Tja. Nach außen hin vermittle ich aber gut dass Bild, dass es okay ist und ich normal innerhalb der gesellschaftlich normalen Abnormalität bin.
Wobei diesmal bin ich mal wieder ganz mir selbst treu geblieben und kümmerte mich nicht darum, dass das nun viel zu viel Text für andere ist. Von daher, wer bis hier hin kam: Herzlich Willkommen in meiner Welt.
07.09.2019 21:21 •
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