Morgen Sascha,
Zitat von Rheihendulf :Hab die letzten Tage viel hier gelesen und finde mich schon in einigen Krankheitsbildern wieder...
Das ist wohl erklärter Sinn und Zweck eines Forums...
Aber dazu - zu DEINEN Vorteilen - später....
Zitat von Rheihendulf :Ich weiß, dass ich Hilfe brauche, ein stationärer Aufenthalt, aber wohin?
Der 'normale' Weg wäre Hausarzt, Überweisung zum Therapeuten holen. Von der Krankenkasse eine Liste verfügbarer Therapeuten anfordern, diese anrufen und einen Termin vereinbaren.
Aber, so weit brauchst du noch gar nicht gehen, sofern du dich selber nicht als Notfall oder akut ansiehst.
Manchmal hat man fürchterliche Schmerzen am Bein. So dass man es am Liebsten amputieren möchte. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man nur zu oft fest, da hat sich ein kleines Steinchen in die Sohle gebohrt...
Also schaun wir besser erst mal, oder?
Zudem, wenn du dich jetzt in einen stationären oder ambulanten Aufenthalt begibst, dann würde der Arzt zuerst mal versuchen dich kennen zu lernen, dich zu analysieren, bevor er Diagnosen und eine Behandlung empfiehlt. Es gibt jedoch
einen anerkannten Fachmann für dein Leben, dein Verhalten und für deine Probleme. Den absoluten Spezi, wenn du so willst.
Allerdings hat dieser Spezi aufgrund seiner langen Erfahrung oft auch ein Problem: Er leidet unter einer gewissen Betriebsblindheit. (Ho! Det habe ich 20 Jahre so gemacht...)
Diesen Spezi kennst du eigentlich nur zu gut, das bist du selber!
Wenn du kein anerkannter Notfall bist, dann braucht ein Therapieplatz zumeist etwa ein halbes Jahr. Wäre es da nicht besser, die Zeit bis dahin sinnvoll einzusetzen? Zum Beispiel sich als Spezi im eigenen Leben mit Spezi's in deren Leben austauschen, um zu schauen, wo sich denn Betriebsblindheit eingeschlichen hat?
Zitat von Rheihendulf : Möglich, dass ich eine abhängige Persönlichkeitsstörung habe?
Das gibt deine Beschreibung beim besten Willen noch nicht her. Ich würde hier eher die erwähnte gewisse 'Betriebsblindheit' unterstellen. Keine Sorge, das ist wohl die häufigste 'Erkrankung' beim Menschen! Meine eigene hat mich in einen massiven Burn Out mit folgenden Rückfällen geführt. Rückblickend musste ich feststellen, die Grundlagen dazu bereits mit 16 gelegt zu haben...
Wenn ich dazu etwas aufgreifen darf?
Zitat von Rheihendulf :Mein aktuelles Problem ist eine verlorene Liebe, die Beziehung war zwar nur kurz (7Wochen), aber für mich doch so intensiv, dass ich mein ganzes zukünftiges Leben darauf aufbauen wollte und mir jetzt der Boden unter den Füßen fehlt...
Kann es sein, dass du vielleicht zu viel Erwartungen in die Beziehung gesteckt hast, dadurch einen Druck aufbautest, dem der Andere nicht gewachsen war?
Deutet folgendes nicht gerade darauf hin?
Zitat von Rheihendulf : Meiner Meinung nach ist aber das Beziehungsende nicht der Grund meines Zustandes, sondern nur der immer-wiederkehrende Auslöser. Quasi eine Bestätigung meiner Selbstsicht (nicht liebenswert, nutzlos, wertlos).
Versetze dich mal in die Position deines Partners. Als dieser möchtest du in der Beziehung Sicherheit, Vertrauen, Entspannung, Liebe finden. Ein Zuhause.
Dein Partner fühlt sich aber nur IN der Beziehung, also auch in deiner Anwesenheit als vollwertiger und geliebter Mensch. Könnte dies bei dir nicht das Gefühl eines 'zuviel' an Erwartungen, vielleicht gar das eines goldenen Käfigs auslösen?
Zitat von Rheihendulf :Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, intellektuell sehe ich das auch, dass ich daran keine Schuld trage, aber das Gefühl lässt sich nicht abstellen.
Richtig und falsch!
Die Vergangenheit kann man nicht ändern, richtig. Aber man kann sie anders bewerten, anders damit umgehen, sie dadurch zu einem Antrieb werden lassen:
Angenommen, ich setze mein Auto vor eine Mauer. Dann kann ich natürlich jammern. Oh ich Ünglücksrabe! Ständig passiert mir so etwas! Mea culpa, mea maxima culpa! (Meine Schuld, meine große Schuld!) Und in tiefe Selbstzweifel, Selbstkasteiung versinken.
Oder ich sehe das Erlebte als Feedback. Entweder Eines für mich oder Eines, an dem ich beteiligt bin. He Sascha! Da hat was nicht geklappt. Da musst du noch mal schauen, wo es gehakt hat. Dann den Fehler beseitigen und es neu versuchen!
'Schuld' gibt es nur in der Kirche. Im normalen Leben gibt es nur Feedbacks und Handlungsaufforderungen. Sowie den eigenen Hintern, den man dann hoch zu bringen hat.
Apropos Auto.: Was meinst du? Wäre aus einem Michael Schuhmacher jemals ein Weltmeister geworden, hätte er seine Unglücke nicht als Feedback interpretiert?
Wo könnte dein persönlicher Haken stecken, der zu diesem Feedback führte?
Vorschlag: Wie gesagt; DU bist der anerkannte Spezi in deinem Leben. Versuche doch mal deine aktuelle Problematik in der Art wie oben zu analysieren. Also als Feedback, welches dich zur Fehlerbeseitigung aufordert. Vielleicht berichtest du, welche Erkenntnisse du dabei gewonnen hast?