Hallo NicNic100,
Du kannst es ihr ruhig sagen, und ich denke auch, dass Du das tun solltest.
So etwas passiert ständig und ist keine Seltenheit, Therapeuten wissen das und können damit umgehen.
Es liegt an dieser speziellen Beziehung zwischen Therapeut und Klient, dass das passiert, und in vielen Fällen sind es auch nur Projektionen. Therapeuten kennen dieses Problem, es ist für sie Alltag, dass Klienten Gefühle für sie entwickeln. Und sie nutzen es (falls es professionell handelnde Therapeuten sind) für die therapeutische Arbeit, weil es ihnen Aufschlüsse über die Probleme ihrer Klienten gibt, über ihre Sehnsüchte, Bedürfnisse und ihre Leerstellen (also: Was fehlt im Leben dieses Klienten?).
Zumindest die guten und professionell handelnden Therapeuten machen das so. Falls Deine Therapeutin damit nicht umgehen könnte, wäre sie eh keine gute Therapeutin und es wäre ein Grund, den Therapeuten zu wechseln.
Ich habe solche Entwicklungen schon sehr oft erlebt, in den meisten Fällen geht die Sache auch gut aus: Der Therapeut und der Klient besprechen die Problematik, dann wird ergründet, welche Bedürfnisse dahinter stehen und in den meisten Fällen ist eine weitere produktive gemeinsame therapeutische Arbeit absolut möglich.
Falls sich die Problemlage nicht auflösen lässt, wird ein professioneller Therapeut den Klienten dann an einen Kollegen überweisen. Aber das ist meistens nicht nötig. Ich habe das sowohl ambulant als auch stationär oft erlebt, und gerade im stationären Bereich bekommt man davon viel mit (durch den Kontakt zu den Mitpatienten), da ist das ein sehr verbreitetes Phänomen, von dem zumeist mindestens ein Drittel der Station irgendwie betroffen ist (darum schrieb ich auch, dass ich das schon sehr oft erlebt habe, ich habe es wirklich schon unzählige Male erlebt und mitbekommen). Im ambulanten Bereich ist es dasselbe, nur hat man dort ja zumeist nicht so intensiven Kontakt zu Mitpatienten.
Es braucht Dir also nicht unangenehm zu sein, das Thema bei ihr anzusprechen.
Aber Du solltest es dringend ansprechen, denn ansonsten läufst Du Gefahr, dass Deine Therapie darunter leidet. Du bist ja wegen bestimmter Probleme in Therapie gekommen, und wenn Du jetzt Gefühle für sie entwickelt hast und ihr das nicht mitteilst, wirst Du Deine Probleme nicht mehr lange gut mit ihr besprechen können. Du wirst ihr wahrscheinlich irgendwann nicht mehr frei erzählen können, was Dich belastet, sondern Dich immer fragen, wie sie das beurteilt, was Du ihr erzählst, weil Du ihr gefallen willst. Das ist eine therapeutische Sackgasse.
Wie gesagt, so etwas ist keine Seltenheit, es braucht Dir nicht unangenehm sein. Aber es zu verschweigen ist keine gute Idee, da es Deiner Therapie sehr wahrscheinlich schaden wird.
LG Silver
29.10.2021 18:43 •
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