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Möchte Euch mal nach Eurer Einschätzung fragen:
Ich habe mich gerade sehr verletzt gefühlt von meiner Tochter (22 J.). Folgendes ist vorgefallen:
Meine Tochter hat Klavier gespielt. Ich höre ihr sehr gerne dabei zu, weil sie nach meinem Empfinden wirklich gut spielt. Ok, sie verspielt sich oft und es gibt viele Hobbypianisten, die wesentlich besser spielen als sie. Trotzdem höre ich ihr sehr gerne zu. Als sie nun spielte, habe ich die angelehnte Tür weiter geöffnet, damit ich mehr hören kann. Dies sollte ein Lob sein, nach dem Motto Ich liebe es, wenn du spielst, und ich höre dir gerne zu! Sie dagegen stand auf und lehnte die Tür genervt wieder an. Daraufhin drückte ich mein Bedauern aus und erklärte ihr, warum ich die Tür weiter aufgemacht hatte. Sie erklärte genervt, warum die Tür angelehnt werden soll, weil es nämlich im Klavierzimmer ohnehin zu kalt sei.

Mich stört es nicht, dass sie die Tür wieder angelehnt hat. Ich finde auch, dass es wichtiger ist, dass sie es warm hat, als dass ich etwas hören kann. Also, ich stelle ihr Wohlbefinden über meins (ohne dass jetzt finde, dass das etwas Besonderes ist, denn wenn sie Klavier spielt, tut sie das ja für sich und nicht für mich), aber ich habe es halt anders eingeschätzt als sie, nämlich, dass Klavierzimmer und Flur gleich kalt seien. Aber das ist nicht wichtig, denn darum geht es hier nicht. Mich hat verletzt, dass sie von meinem Lob genervt war.

Nachdem vielleicht 2 Stunden vergangen waren, haben wir darüber gesprochen. Ich habe ihr gesagt, dass es mich sehr verletzt, wenn ein Mensch (egal ob sie oder jemand anders) davon genervt ist, dass ich ihn lobe und dass ich ihn bewundere. Das kann sie überhaupt nicht nachvollziehen.

Wie geht es Euch? Wenn Ihr jemandem etwas Gutes tun wollt und der davon genervt ist, seid Ihr dann verletzt?

Wir haben noch ein zweites Gedankeneperiment (!) gemacht: Sie schenkt mir eine Teetasse und Tee dazu. Ich erkläre ihr genervt, dass ich den Tee überhaupt nicht mag, und dass ich auch keinen Tasse brauchen kann, weil meine Schränke ohnehin voll sind. Sie soll das also am besten wieder mitnehmen. In diesem Gedankenexperiment ist es also umgekehrt: Sie will mir eine Freude machen und ich reagiere genervt. Dann habe ich sie gefragt, wie sie sich in diesem Gedankenexperiment fühlen würde. Ihre Antwort war, dass sie sich schuldig fühlen würde, weil sie kein gutes Geschenk gefunden habe. Sie wäre aber nicht verletzt.

Jetzt würde ich gerne mal Eure Meinung dazu hören, ob Ihr verletzt wäret (in dem ersten oder im zweiten Fall) oder was Ihr empfinden würdet.

15.05.2016 15:21 • 16.05.2016 #1


17 Antworten ↓


Zu 1: die Begründung, dass es ihr zu kalt wird, wäre für mich verständlich und akzeptabel, ich wäre nicht verletzt.

Zu 2. die Ablehnung des Geschenkes wäre mir zu heftig, dadurch wäre ich verletzt.

A


Verletzt oder nicht?

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Kann ich für mich auch so unterstreichen!

Danke für Eure Antworten! Das bedeutet also: Weil ihr kalt war, ist es ok, wenn sie genervt reagiert.
Und das bedeutet wohl, dass ich zu empfindlich bin. Hätte wohl nicht verletzt sein sollen. Wenn sich das nur immer so gut steuern ließe...

Hey.

Nun, Deine Tochter ist 22 Jahre jung und eine unge selbständige Frau. Hemme sie nicht mit Deiner Art und Deinen Wünschen an ihrer Entwicklung; mein Tipp.

Dann kannst du doch mal ein bisschen an dir rumpsychologisieren.

Passiert dir das häufiger? Allerdings hast du uns ja nur diese Fakten genannt. Uns anhand deren, kamen ja die Antworten.

Hast du insgesamt, da du dich hier ja angemeldet hast, Probleme? Oder reagierst du insgesamt sehr verletzlich?

Hallo Fliederzweig,

vielleicht war Deine Tochter in dem Moment als sie spielte auch ganz in ihre eigene Welt versunken und fühlte sich dann in ihrer Intimsphäre gestört. Sie ist ja bereits eine zwar junge aber dennoch erwachsene Frau.

Mir fällt eines auf und zwar schreibst Du, dass Du ihr Wohlbefinden über Deines stellst. Meinst Du das speziell auf die genannte Situation bezogen oder generell?

LG, Martina

Eure Antworten sind sehr hilfreich für mich. Ich habe das nämlich wirklich komplett anders eingeschätzt. Und ich möchte da jetzt in der Tat ein bisschen an mir rumpsychologisieren. Denn erstens bin ich tatsächlich schnell verletzt (auch von anderen) und zweitens habe ich derartige Situationen bereits oft mit meiner Tochter erlebt, so dass ich der Sache wirklich auf den Grund gehen möchte.

Also, ich bin verletzt, wenn ich beste Absichten habe und mein Gegenüber darauf genervt reagiert. Und ich bin total überrascht, dass es Euch nicht so geht. Z.B. reagiert meine Tochter auch genervt, wenn man ihr einen guten Morgen wünscht und fragt, ob sie gut geschlafen hat. Das finde ich schon ganz schön extrem und ja, eben auch verletzend. Schließlich hat sie die Pubertät ja hinter sich (wobei diese ausgesprochen harmlos verlief).

Zu dem Vorfall mit dem Klavierspielen muss ich allerdings noch folgendes ergänzen: Sie hat mir schon oft gesagt, dass es sie nervt, wenn ich ihr Klavierspiel lobe. Und ich muss gestehen, dass ich es nicht ernst genommen habe. Ich habe gedacht, sie sagt das nur aus Bescheidenheit. Wie kann man von Lob genervt sein? Das ist mir völlig fremd. Zumal sie weiß, dass ich es gut mit ihr meine. Es heißt immer, die Menschen seien mit Kritik schnell bei der Hand, man solle auch mal Positives sagen (Studien behaupten, dass ein Mensch von einem anderen Kritik annehmen kann, wenn er 5 mal so viel Positives wie Negatives gesagt bekommt!).

Wie gesagt ist mir ihre Denkweise immer noch fremd, aber ich muss sie akzeptieren. Vielleicht kann sie ja auch deshalb das Lob nicht annehmen, weil sie ihren eigenen Ansprüchen nicht genügt?

Zitat von Perle:
Hallo Fliederzweig,

vielleicht war Deine Tochter in dem Moment als sie spielte auch ganz in ihre eigene Welt versunken und fühlte sich dann in ihrer Intimsphäre gestört. Sie ist ja bereits eine zwar junge aber dennoch erwachsene Frau.

Mir fällt eines auf und zwar schreibst Du, dass Du ihr Wohlbefinden über Deines stellst. Meinst Du das speziell auf die genannte Situation bezogen oder generell?

LG, Martina



Hallo Martina,

ich stelle das Wohlbefinden meiner Tochter immer über meines. Das finde ich als Mutter ganz normal. Das Ganze aber in gesundem Maße, denke ich. Es geht nicht darum, dass ich ihr sämtliche Steine aus dem Weg räume und selbst keine Rechte habe. Aber wenn es hart auf hart kommt, hätten Ihre Bedürfnisse Vorrang. Beispiel Organ-Lebendspende, und ich würde sogar für sie sterben, wenn ich ihr Leben dadurch retten könnte.

Wenn es aber nur darum geht, dass sie mein Auto haben möchte, weil sie zu spät aufgestanden ist, ich es aber brauche, um zur Arbeit zu fahren, dann bekommt sie es nicht. Alles andere würde ein falsches Zeichen setzen.

LG
Fliederzweig

Verstehe ich auch nicht.
Warum ist jemand von Lob genervt...
Kann es sein das sie sich verarscht vorkommt, da sie sich evtl selbst als schlechte Spielerin sieht?!
Wäre dann für mich eine plausibele Reaktion.

Ansonsten nicht über bewerten, du wolltest mehr Musik genießen und ihr war kalt.
Mhhh, schade da haben beide an komplett unterschiedliche Dinge gedacht...

Hallo Haui,

danke für Deinen Beitrag. Genau das ist der Punkt Warum ist jemand von Lob genervt...?

Natürlich sollte man einen solchen Vorfall nicht überbewerten. Es ist halt passiert und ab in die Schublade damit. Nur kommt so etwas zwischen ihr und mir öfter vor und ich finde, dass man sich über negative Muster Gedanken machen sollte, damit man sie durchbrechen kann. Wenn ich an diesem einen Beispiel verstehe, welche Mechanismen hier abgelaufen sind, dann verstehe ich die anderen Fälle hoffentlich auch und kann in zukünftigen Situationen besser reagieren.

Die Frage, die ich mir gestellt habe, war: Ist es übertrieben, dass ich verletzt war (das halte ich durchaus für möglich, weil ich mich auch von anderen oft verletzt fühle), oder hat sie sich danebenbenommen?

Ich schließe für mich den Vorfall jetzt so: Wenn sie mir sagt, dass sie von meinem Lob genervt ist, dann sollte ich ihr das glauben und da keine Bescheidenheit reininterpretieren. Andererseits sagt das aber viel über ihr Selbstbild aus und das war es wohl, was ich nicht wahrhaben wollte.

Hey Fliederzweig,

Du schaust immer auf Deine Tochter; schaue mal auf Dich; was ist mit Deinem Selbstbild, wenn Dich solche Dinge so lange beschäftigen?!

Liebe Fliederzweig, wenn deine Tochter von deinem Lob genervt ist, dann könnte das damit zusammenhängen, dass dein Lob (vielleicht unterbewusst bei dir)! eine übertreibende Handlung von deiner Seite aus darstellt.

Deine Tochter empfindet ihr Spiel als naja, eben als Übung, mit noch saumässig vielen Fehlern. Das weiß sie. Jetzt macht die Mutter einen Riesen Hype um diesen Mist, der überhaupt nicht lobenswert ist.

Ich wär da auch genervt, was soll denn das? Bin ich ein Baby, das man mit übertriebenem Lob für meinen Mist loben muss, damit ich ja die Wünsche meiner Mutter erfülle?

Du wertest sie mit deinen Lob quasi ab. Du überprüft sie, die Tür soll auf sein, damit Du sie hörst. Du hörst jeden Fehler, und lobst das auch noch?

Ich schreib das nur mal evtl. aus Sicht deiner Tochter. Sie übt, sie kann es noch nicht gut, und du lobst. Versteht du, was ich meine.

Und Lob, das muss was bedeuten. Wenn ich ihre Mama wäre, so sollte sie spielen, wie sie will. Und wenn ich ein Stück gehört hätte, das sie schön durchgespielt hätte, dann würde ich sagen, whow, heute hat das aber gut geklappt, so langsam kriegst du den Dreh raus.

Lob um des Lobens Willen, verpufft. Und damit sind wir bei dir.

Lobst du, damit es dir besser geht? Oder benutzt du Lob als Druckmittel?

Sind nur Fragen, die sich aus der Reaktion deiner Tochter ergeben.

Liebe Icefalki,

ich lobe, weil ich ihr Spiel schön finde und weil ich finde, dass es zu einer guten Stimmung beiträgt, wenn man anderen etwas Nettes sagt.

Ja, wenn ich mit dem Lob Druck ausüben wollte, dann könnte ich ihre Reaktion verstehen (sehr guter Gedanke!), aber das kann ich nicht erkennen. Meine Tochter ist 22 Jahre alt, wohnt nicht mehr zu Hause (sie war nur zu Besuch), ist eine tolle Frau, witzig und intelligent, hat hohe Wertmaßstäbe, kurz: sie ist einfach klasse! Aber was Du zuvor schreibst, das trifft es eher: sie ist nicht zufrieden mit ihrer Leistung. Und vermutlich findet sie ein Lob übertrieben, weil es Menschen gibt, die besser spielen als sie. Aber deshalb von Lob genervt sein? Na ja, die Menschen reagieren halt unterschiedlich und ich denke, ich habe verstanden, dass sie es wirklich ernst meint, dass sie nicht gelobt werden will. Und klar, das ist dann nervig, wenn ich diesen Wunsch, den sie schon mehrmals geäußert hat, einfach ignoriere... (weil ich das eben für Bescheidenheit gehalten habe).

Ich finde das dürfen Kinder:
MAMA, ich will einfach nur Klavier spielen. Das mache ich jetzt nur für mich, und ich habe keine Lust diese Augenblick mit irgendjemanden zu teilen!

Wir sind hier in einem Forum, daher quäle ich dich ein bisschen weiter.

Du hast ihren Wunsch schon mehrfach ignoriert. Schau da genauer hin. Und erzähl mal mehr von dir.

Ich les hier folgendes raus: Dich gibt es nicht so ganz wirklich. Deine Tochter ist der Hammer, ist sie alles, was du nicht bist?

Die muss man loben, um sie muss man einen Tanz (bissle übertrieben jetzt) veranstalten, weil du, ja wo bist du?

Du schreibst, viel von deinen Verletzungen, Kränkungen.

Wenn du magst, geh näher darauf ein, ansonsten hast du unsere Meinungen ja gelesen.

Wir sind die kleinen PsYchodedektive und stürzen uns auf vermeintliche Disharmonien. Also, nicht böse sein wenn wir dir keine Ruhe lassen. Ist nur gut gemeint.

Hallo Till,

ich stimme Dir uneingeschränkt zu: Das dürfen Kinder.
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Liebe Icefalki,

quälen ist immer gut. Spaß beiseite, es geht hier ja darum, den Dingen auf den Grund zu gehen und da muss man sich natürlich auch selbst hinterfragen.

Keine Sorge, ich lasse nicht mein Leben durch sie leben. Ich spiele selbst Klavier (und höre mich selbst gern ), habe ein abgeschlossenes Studium und eine Führungsposition. Auch mir sind Werte sehr wichtig. Und daher freut es mich, das alles auch bei ihr zu sehen. Mit anderen Worten: Meine Tochter und ich, wIr sind beide toll, aber das schreibt man ja normalerweise nicht so.

Und um weiteren Missinterpretationen vorzubeugen: Nein, sie MUSSTE nicht so werden wie ich, sie hätte ebensogut Verkäuferin werden und nach Timtuktu auswandern dürfen. Hauptsache, sie ist glücklich! Es ist alles in Ordnung, würde ich sagen. Das einzige, was mich stört, ist eben, dass sie manchmal so pampig reagiert. Und das vor allem, wenn ich es gut meine. Aber vielleicht ist das das Schicksal zwischen Eltern und Kindern... Trotzdem schade, denn es könnte alles viel einfacher sein.

Wie auch immer, ich denke, wir sollten das Thema abschließen. Was ich aus Euren Antworten gelernt habe, schrieb ich ja schon. Und ich danke Euch vielmals dafür!

Eure Fliederzweig

A


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