Samstag waren wir zu sechst zum Frühstücken auf der Terrasse und anschließendem Spielen bei einer ganz guten Freundin. Tatsächlich war ******, den ich neu kennengelernt habe, mit dabei, ich habe ihn explizit vorher gefragt, ob er sich traut, mit zu meinen Freunden zu kommen und dass ich verstehen kann, wenn ihm das zu viel ist, weil das ja alles noch sehr neu ist. Er hat sofort zugesagt und ist dann auch sehr entspannt mitgekommen. Ich habe mich gefreut und es hat mir auch ein gutes Gefühl gegeben, zu sehen, dass er gut mit den anderen zurechtkommt. Es war auch wirklich ein schönes Gefühl, wie viele sich jetzt mit mir gefreut haben oder mir die Daumen gedrückt haben, mir irgendwelche Wünsche geschickt, dass es gut wird und dass sie mir das wünschen und das hat sich einfach schön angefühlt.
Während dem Nachmittag dort guckte ich dann kurz auf Facebook und sah zufällig bei der Seite seiner Firma, in der Fotostory des Geschäfts ein Foto von meinem Exfreund als Mitarbeiter des Tages mit seinem Fahrrad. Er sah gut aus, erholt, leichten Sonnenbrand, durchtrainiert, Bauch weg, einfach gut. Ich bin ziemlich schnell rausgegangen, habe mich in einen hinteren Raum zurückgezogen und dort total geweint. Es kam eine völlige Überflutung von Trauer, sofort schoss mir durch den Kopf: jetzt geht es ihm gut, jetzt hat er den Bauch abtrainiert, jetzt kann er alles machen, er war in Urlaub, er geht in die Sonne, er unternimmt was, er hat Sonnenbrand, alles ist jetzt toll bei ihm, er sieht fröhlich aus, jetzt, wo er mich nicht mehr hat. Das Weinen hat gar nicht mehr aufgehört. Ich habe meinen besten Freund angerufen. Zum Glück konnte er mir sehr helfen und hat im Grunde die Sachen wiederholt, die meine Therapeutin mir auch gesagt hatte, warum das alles unwahrscheinlich ist. Danach kam meine Freundin vom Balkon zu mir und hat mich in den Arm genommen während ich telefoniert habe und ich habe einfach ganz furchtbar doll geweint. Dann kam ein anderer der Freunde runter und warf Tempos in meine Richtung. Die Freundin sagte, deine Therapeuten sollen dir helfen dass du umprogrammiert wirst und dass du dich auf ******* einlassen kannst, bevor der dir wieder wegläuft. Der ist nämlich wirklich toll. Dann sagte sie ich hole dir jetzt ***** und dann sagst du ihm offen, was los ist und dann wird sich auch eine Lösung finden. Dann kam ********** zu mir und hat mich in den Arm genommen. Ich habe ihm das Foto gezeigt und ihm gesagt was los war. Er ist wieder mal gut damit umgegangen. Ich habe ihm das gesagt, mit dem damit er mir nicht wegläuft und er sagte ja ja, das hat sie nur gesagt weil ich ihr gerade 10 Euro dafür gegeben habe. Ich glaube so einen Mann finde ich so schnell nicht mehr, der so gut mit allem umgeht, der sich Mühe gibt mit meinen Freunden der auch einigermaßen gelassen und locker mit der Situation zurecht kommt, mit den anderen Leuten, der sich so für Kinder und Jugendliteratur interessiert wie ich, mit dem ich Bücher und Hörbücher austauschen kann, der mit mir PS4 Spiele spielt, der fast jeden Tag Ausflüge machen möchte und mit seinen Kindern ständig in Kletterparks und Freizeitparks ist, der gut kochen kann, der auch so viel Nähe und Austausch mag wie ich, der mit mir reisen möchte und überhaupt alles mit mir gemeinsam machen möchte und der sich sehr gut absprechen kann. Ich habe ihm dann da noch ein bisschen von meinem Exfreund erzählt und dann fragte er kann es sein dass er eine Borderline Erkrankung hatte? Ich habe gesagt, ja ich glaube das schon. Er sagte, er war in einer Beziehung mit einer Frau, die das hatte und er hat seiner eigenen Wahrnehmung überhaupt nicht mehr getraut. Dass diese Betroffenen die eigenen Schwachstellen spüren und sehr manipulativ sein können. Dass man hinterher sich selber nicht mehr glaubt. Das mein Exfreund auch offenbar so viel, was er selber getan hätte, in mich projiziert hätte. Wie z.b in Konfliktsituationen, wenn ich ihn gebeten habe zu spiegeln, was er gerade von mir mitbekommen hat, er Wutanfälle bekam und sagte du willst hier den Ton angeben, du willst Macht über mich haben, du willst ja Regeln aufstellen, das mache ich nicht mit, wenn du damit nicht sofort aufhörst, verlasse ich die Wohnung. Das es in Wirklichkeit genau umgekehrt gewesen ist, dass ER den Ton angeben wollte, dass ER die Macht haben wollte, und dass ER die Bedingungen diktieren wollte, weil er mich erpresst hat, sonst sofort wieder aus dem Kontakt zu gehen. Und dass er gleichzeitig MIR zugeschrieben hat dass ich das tun würde. Wie grotesk das alles war.
Ich möchte hier ganz explizit erwähnen, dass diese gewählte Zuschreibung Jemand, der/die eine Borderline Erkrankung hat, in einer Art Schubladendenken benutzt wurde, als Selbstschutz für mich, als HIlfe zur Erklärung für das extrem destruktive Verhalten meines Exfreundes. Ich sehe darin keinerlei Ähnlichkeit mit Menschen die hier im Forum von Ihren Borderlineerkrankungen schreiben, weil diese in aller Regel sehr reflektiert mit ihrer Erkrankung umgehen. Bei meinem Exfreund war daran überhaupt nicht zu denken. Er war auch sozusagen untherapierbar, hat unzählige Therapien abgebrochen, generell war sein Leben gepflastert von Brüchen mit anderen Menschen.
10.07.2022 23:28 •
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