Liebe Nora,
das, was du meinst nicht zu können, ist aber sicherlich das Einzige, was dir hier raushelfen könnte. So zumindest meine Erfahrung. Ist ja schonmal gut, dass es wenigstens den Kontaktabbruch zu deinem Vater gab (sollte das noch so sein), denn sonst hättest du dort noch eine zweite Baustelle. Und das kannst du in deinem Gefühls-Wirrwarr tatsächlich nicht gebrauchen.
Du musst dich mal davon lösen, dass dein Ex-Freund (dein Vater) irgendwas zugeben sollen, wovon du glaubst, es hören zu müssen um deinen Frieden zu finden, liebe Nora. Das wird sehr wahrscheinlich gar nicht der Fall sein. Abgesehen davon, dass er ja gar nicht dazu in der Lage ist oder es will.
Aus meiner Sicht ist Distanz das Einzige, was helfen kann. Und sicherlich meinst du, auch diese Gefühle nicht aushalten zu können. Doch versuche mal umzudenken. Du wirst anfangs natürlich auch zu kämpfen haben, aber das hat dann wenigstens irgendwann ein Ende. Doch wenn du weiterhin aus deinem Freund irgendwas rauspressen willst, was mit großer Sicherheit nicht kommen wird, drehst du dich nur weiter im Kreis. So wie bisher auch.
Natürlich bin ich bei all den Ungerechtigkeiten, die du da so beschreibst vollkommen bei dir. Alles nicht in Ordnung. Doch rückgängig machen lassen die sich halt nunmal nicht. Auch nicht damit, dass er es zugibt!
Ich kenne diese Schwierigkeiten mich abzugrenzen nur zu gut, Nora. Und deswegen würde ich z.B. meinen Vater (der viel Sch... gebaut hat) gar nicht mehr lebendig haben wollen. Ja klar, sind da nochmal (sehr sehr seltene) Momente, in den ich traurig darüber bin, dass er nicht mehr da ist. Aber ich bin mir zu 99,99% sicher, dass ihn nie und nimmer diese (für mich erlösende) Altersmilde erwischt hätte. Er hätte weiterhin einen Keil in die Familie getrieben. JETZT, wo er nicht mehr da ist (schon 20 Jahre) habe ich wenigstens die Möglichkeit ein wenig Verbindung zwischen uns anderen Dreien herzustellen. Und die nutze ich. Aber das gelingt mir nur deswegen (so wie´s derzeit aussieht), weil ich auch die für mich nötige Distanz zu meiner Mutter einnehme! Das alles auszuführen, würde hier zu weit führen.
So wie du das Ganze schilderst, wird dein Freund sich nie ändern. Mit dir sowieso nicht, weil ihr euch immer wieder in den gleichen Muster verfangen werdet! Und ich persönlich glaube auch nicht, dass ihr das mit Therapie besser hinbekommen werdet. Als Paar meine ich, du für dich (hoffentlich) schon.
Keine Ahnung, ob dich meine Worte irgendwie erreichen, liebe Nora. Denn du schwimmst so sehr im Gefühlstopf, dann tauchst du unter, bist fast am Ertrinken, dann naht wieder Rettung in Form von Freunden, Therapie und deinen Skills. Und so weiter und so fort ...
Finde da raus! Das wünsche ich dir sehr!
15.11.2021 08:59 •
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