Zitat von Vreni1976: In deinem Profil habe ich gesehen, dass du ein wenig jünger bist als ich. Von daher kann ich das sehr gut nachempfinden, dass dich das Leben als Frührentner nicht zufrieden stellt. Mir würde es an deiner Stelle nicht anders gehen.
Ich glaube mittlerweile, dass man das nicht pauschal sagen kann.
Auch wenn es vielleicht logisch klingt, dass ich mit 45 Jahren noch zu jung bin, um produktiv abschließen zu können und sozusagen meinen Ruhestand genießen sollte, so gibt es sicherlich auch Menschen, die absolut kein Problem damit hätten, mit 45 oder gar 40 nie wieder arbeiten zu müssen, sprich...sie würden trotzdem vielleicht damit ein zufriedenes Leben führen können (sofern es finanziell keine Probleme macht, was bei mir auch nicht das Problem ist).
Auf der anderen Seite ist es ja auch nicht selten, dass normale Rentner (die z.B. mit über 60 in den Ruhstand gehen) unglücklich werden, weil sie nichts mehr zu tun haben/keinen Sinn mehr im Leben sehen ohne Arbeit.
Es gibt also wohl alle möglichen Konstellationen.
Wichtig ist für uns selbst aber nur, wie wir uns fühlen und ob wir mit der Lebenssituation zufrieden sind. Es hilft also nichts, nach Statistiken (mit Alter, Jobart usw) oder gesellschaftlichen Tendenzen zu gehen.
Ich für mich weiß folgende Dinge:
1. Mein alter Job war rückblickend gesehen eine falsche Wahl (daran kann ich aber nichts mehr ändern; daher bringt es nichts, sich da verrückt zu machen)
2. Meine jetzige Situation komplett ohne Tätigkeit wird auf Dauer nicht gut für mich sein und meine Erkrankung eher sogar schlimmer machen. Die Tätigkeit muss nicht mal ein Job sein, es kann auch ein kleines Ehrenamt sein, eine kleine Selbstständigkeit oder ein intensives Hobby oder auch einfach nur ein paar neue, gute Freunde, mit denen ich regelmäßig Kaffee trinke, mich austauschen kann, anstatt die meiste Zeit blöd daheim rumzusitzen.
3. Hätte ich meine Familie nicht (habe zwei Kinder), würde ich wohl komplett abstürzen und total versauern auf der Couch samt Chips und TV/Laptop. Meine Familie ist also so gesehen auch mein größtes Glück, weil allein die Aufgabe, Vater zu sein, mich so gesehen zumindest etwas über Wasser hält.
Zitat von Vreni1976: Ich bin sehr dankbar über meinen unbefristeten Job im öffentlichen Dienst. Trotzdem beschwere ich mich immer mal wieder über meine Arbeitsstelle.
Ich war und bin (auch) Beamter. Natürlich bin ich auch dankbar, dass ich (besonders jetzt) in Pension finanziell besser dastehe als wenn ich meine Frührente in der freien Wirtschaft hätte erkämpfen müssen.
Die Vorteile im öffentlichen Dienst sind also natürlich auf dem Papier da - das hilft einem aber nix, wenn der Job insgesamt nicht zu einem passt oder einen eher belastet als zufrieden macht. Das muss bei dir jetzt nicht so sein (ich schreibe nur von mir und auch einigen Bekannten), aber es zählt letztendlich nur das Gesamtpaket (egal ob im Beruf oder auch im Privaten). Es muss insgesamt einigermaßen passen und die Balance zwischen Vor- und Nachteilen muss ok sein. Wenn der Job z.B. insgesamt mehr ankotzt oder Hamsterrad ist, dann hilft es leider auch nicht, wenn es auf dem Papier tolle Vorteile gibt (unkündbar, gutes Gehalt usw). Oft trauen die Leute sich nicht, ihren Job zu wechseln oder was zu verändern, weil sie die angeblichen Vorteile nicht aufgeben wollen. Sie merken dabei aber leider nicht, dass das der falsche Weg ist, denn die Nachteile (seelische Zermürbung, Unzufriedenheit, Hamsterrad, Arbeit macht keinen Spaß mehr) hauen auf die Dauer viel mehr rein...das ist ein schleichender Prozess.
Zitat von Vreni1976: Über meine Kindheit kann ich dir verraten, dass sie nicht glücklich war. Ich habe viel Schlimmes erlebt, aber ich sage mir, dass das ein Teil meiner Vergangenheit ist und ich damit abgeschlossen habe. Nun lebe ich im Hier und Jetzt.
Das tut mir leid.
Es ist aber sehr gut, dass du damit abgeschlossen hast (wobei man das ja nie so richtig kann glaube ich, weil es unterbewusst tief sitzt).
Mir wurde z.B. von meinen Eltern mein Beamten-Job eher unterschwellig aufgedrängt (ist sicher usw). Ich war damals mit 20 zu jung und nicht selbtbewusst genug, meinen eigenen Weg mit Trial Error zu finden. Das hat sich dann irgendwann gerächt.
Ich kann zwar nicht genau sagen, was ich beruflich gemacht hätte, wenn ich nochmal zurück könnte, aber ich kann zumindest sicher sagen, dass der Job, den ich gewählt habe, definitiv das Falsche war (Anzeichen dafür gab es immer und immer wieder dafür, aber ich wollte es halt nicht wahrhaben und wechseln).
Zitat von Vreni1976: Meine Eltern waren übrigens auch ständig unzufrieden und haben sich über alle möglichen Dinge beschwert. Sie hatten auch enorm hohe Erwartungen an mich, an andere Menschen und Dinge in ihrem Leben.
Das verwundert nicht und ist auch typisch.
Ist doch logisch, dass das abgefärbt hat auch dich diese Lebenseinstellung. Das ist die immer genannte Prägung, die wir alle erhalten als Kind oder junger Mensch. Eltern machen das selten mit böser Absicht (meine Eltern meinten alles auch immer gut für mich), aber deren subjektive Lebensansichten (die sie ja auch wieder von ihren Eltern übernommen haben) brennen sich eben in unsere Entwicklung und die kriegt man auch nicht mehr so leicht los.
Hast du einen Verdacht, in welchem Lebensbereich du am ehesten vermuten würdest, dass er dich unzufrieden macht?
Ist es der Job oder ist es eher der private Bereich?