Danke für eure Antworten bis hierher. Also wie schon im Eingangstext beschrieben, habe ich bei kleineren Entscheidungen im Alltag eigentlich keine Probleme mehr. Ich kann mich beim einkaufen etc recht schnell entscheiden. Was allerdings nach wie vor geblieben ist, ist dass ich bei wirklich lebensrelevanten Themen wirklich auf der Stelle trete. Ich denke hin und her und gehe im Kopf alle Varianten durch und versuche mir das vorzustellen wie es wäre. Und gerade wenn ich denke, ich habe mich für einen Weg entschieden oder ich weiß was das Richtige ist, kommen sofort wieder Zweifel auf und ich denke, das ist doch das Falsche. Im Grunde habe ich das Gefühl, ich möchte alles gleichzeitig und natürlich geht das nicht. Besonders beim Thema Wohnort ist das extrem. Ich überlege momentan einen Neuanfang woanders zu machen, da ich einfach sehr unzufrieden bin dort wo ich momentan lebe und nicht durch Partner oder Kinder oder Job an einen Ort gebunden bin.
Aber wenn man nicht gebunden ist, kann man ja im Grunde überall hin gehen, einziger limitierender Faktor ist Geld. Das heißt an manchen Tagen denke ich, ich ziehe ans Meer im Norden, das gefällt mir. Dann am nächsten Tag sehe ich Bilder aus den Bergen und denke, ich könnte ja genauso gut irgendwo hinziehen, wo es Berge gibt, das ist ja auch sehr schön. Wenn ich dann mal auf dem Dorf bin, denke ich wie schön idyllisch. Nach ein paar Tagen vermisse ich dann aber die Möglichkeiten der Großstadt. Normalerweise zieht man ja irgendwo hin, wo man Karriere macht, weil der bessere Job lockt oder wo man seine Familie hat oder wenn msn jemanden kennen lernt. Aber was, wenn all diese Dinge nicht sind oder keine Relevanz haben? Ich fühle mich total entwurzelt und nirgendwo hin gehörig und daher auch völlig frei in allem, was aber nicht wirklich erleichternd sondern eher belastend ist. Ich habe Angst, dass ich dann noch unglücklicher werde wenn ich auch noch am neuen Wohnort unglücklich bin.
Oder bezogen auf Partner habe ich mich schon oft gefragt, was ist, wenn derjenige vielleicht gar nicht so gut passt und woanders jemand ist, der viel besser zu mir passt? Einen Tag genieße ich das Singledasein, dann vermisse ich Beziehungen.
Ich fühle mich, als hätte ich meine innere Mitte und meinen roten Faden fürs Leben verloren.
Früher habe ich irgendwie alles angenommen, das heißt ich habe mich zb während meiner Jugend oder Studienzeit nie gefragt, ob vielleicht ein anderes Ausbildungsweg besser wäre, ob ich lieber woanders studiert hätte, ob ich vielleicht lieber ein Auslandsjahr gemacht hätte etc. Diese ganzen Zweifel kamen erst in den letzten Jahren so vermehrt auf. Und langsam habe ich das Gefühl, darüber wirklich zu verzweifeln weil ich immer älter werde, die Zeit gefühlt immer schneller vergeht und ich denke, ich muss JETZT wirklich auf dem letzten Drücker noch die ultimative Lösung finden für alles. Und dann stehe ich da und sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht und fühle mich, als könnte ich überhaupt nicht mehr sagen was ich eigentlich will oder nicht will und wie mein Leben eigentlich aussehen soll. Das ist so eine extreme innere Zerrissenheit, die mich völlig überfordert.
09.09.2024 12:14 •
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