Zitat von tCuMAB: Ich beschäftige mich nicht mehr damit, als ich muss. Wenn ich zur Arbeit gehe und von dieser komme oder Erledigungen mache komme ich um diese Sachen jedoch zwangsläufig nicht herum.
Es ist eine Mischung aus Wut, Neid und Trauer.
Ja, es ist deutlich zu merken, dass in dir noch sehr viel TRAUER steckt. M.E. leitest du diese in Wut und Neid um. Es ist meist leichter, wütend oder neidisch zu sein, als die Trauer zuzulassen, mit der man durchsetzt ist.
Aber um davon loszukommen, muss man die Trauerarbeit leisten, also die eigene Traurigkeit wahrnehmen, zulassen, akzeptieren und sich weitestgehend genau klarmachen, was einen so traurig gemacht hat. Tränen müssen da wohl erstmal reichlich fließen, bevor sich auch Neid und Wut verflüchtigen können. Denn eigentlich ist es ja völlig unerheblich, was ANDERE Menschen tun - nur das, was sich IN einem SELBST abspielt, tut weh. Und das ist deine Trauer.
Zitat:Wut weil diese Menschen oft andere Menschen behindern und sich wichtiger machen, als sie sind, während neben ihnen andere weitaus schlimmer leiden.
Anscheinend hast du das in einer deiner Prägungsphasen persönlich so dir gegenüber erlebt. Wer hat dich nach deinem Empfinden vernachlässigt und wen hat diese Person dir vorgezogen? Und wie hat sich das konkret abgespielt?
Zitat: Neid weil ihre Welt relativ begrenzt ist, sie sich nicht allzu viele Gedanken um andere machen und dennoch relativ glücklich sind - Freunde, Familie, Partnerschaften, einen Beruf und eine Zukunft haben sowie Ideale und Werte, die ihnen Halt geben.
Wie gesagt: Eigentlich betrifft es dich gar nicht, ob und welche Werte und Verhaltensweisen andere Leute haben. Eigentlich geht es offenbar darum, dass du dich unglücklich fühlst. Was würde dich glücklich(er) machen?
Zitat:Je nach meiner Tagesform und anderer Erlebnisse wandelt das sich auch mal in Trauer. Insbesondere dann, wenn ich einmal Ruhe habe und darüber nachdenken kann, wie sinnloserweise ich mich wieder über das alles aufgeregt habe
Voilà. Eigentlich bist du gar nicht so weit weg von deinem wahren Selbst. Geh dem einfach gezielter nach.
Zitat: und trotz der Rücksicht, die ich versuche, allen - selbst denen, über die ich mich aufrege - entgegenzubringen, dennoch alleine mit einer fraglichen Zukunft bin.
Hier machst du m.E. einen entscheidenden Denkfehler. Du koppelst dein Verhalten anderen gegenüber an die Erwartung, dafür irgendwie von ihnen und/oder vom Schicksal belohnt zu werden. In einem früheren Beitrag hast du sogar geschrieben, du seist zu anderen freundlcih, damit sie nett zu dir sind - trotzdem sind sie es dann nicht. Es stimmt zwar in gewisser Weise Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus - aber das stimmt nur dann, wenn man von sich aus, OHNE Erwartungen bzw. Anforderungen an den anderen, von Herzen zu dem anderen freundlich ist. Wenn es verkrampft, gequält und erwartungsvoll ist, spürt der andere das bald, außerdem sind nun mal nicht alle Menschen immer auf Freundlichkeit gepolt. Wenn du dein Glücklichsein davon abhängig machst, dass andere freundlich zu dir sind, dann bist du deren Marionette und hast es überhaupt nicht mehr in der Hand, was mir DIR los ist.
Proebeweise empfehle ich dir, mal ein paar Tage lang NIcHT bewusst freundlich zu den Menschen zu sein. Und dann auf deine Gefühle zu achten. Was passiert da mit dir? Bekommst du Angst?
Zitat: Und um konkret Produktives/Zielorientiertes zu vollbringen - deshalb meine aktuelle Suche nach einem Ehrenamt.
Ehrenamt ist im Prinzip natürlich gut. Aber oft muss man da innerlich sehr viel einsetzen und darf nicht erwarten, dass etwas bzw. genauso viel zurückkommt. Das kann oft ganz schön hart sein.
Im Moment, meine ich, wäre die Übung, NICHt besonders hilfreich und freundlich, sondern genauso sorglos bis rücksichtslos zu sein wie diejenigen Leute, die du so sehr beneidest, für dich wichtiger und nützlicher, als NOCH freundlicher und hiflreicher zu werden.
Zitat:Und dennoch finde ich es etwas schade, dass ich mich offenbar für mich und meine Ansichten rechtfertigen muss.
Naja, wenn man seine Ansichten in einem Forum postet und die Leute fragt, was sie dazu sagen (Bitte um Tipps und Hilfe gehört dazu), muss man immer damit leben, dass diese Ansichten diskutiert werden. Damit bist du nicht alleine.
Zitat:Ich weiß, dass ich ein Abweichler bin, der Norm nicht gerecht werde, aber liege ich deshalb zwingend falsch mit dem, was ich schreibe? Dass in unserer Gesellschaft viel Rücksicht- und Respektlosigkeit herrscht? Seht Ihr diese Welt/unsere Gesellschaft mit gänzlich anderen Augen? Natürlich: Ihr regt euch darüber nicht so extrem innerlich und äußerlich auf wie ich.
...
Und ich finde schon, dass man hier „richtig“ und „falsch“ unterscheiden kann. Zwar ist das Leben selten so einfach, dass man es auf nur zwei Zustände reduzieren kann, aber gibt es nicht eine Art gesellschaftlichen Konsens, dass man z. B. anderen Leuten nicht im Weg steht, dass man seinen Müll nach Möglichkeit in entsprechende Behälter wirft, dass man anderen seinen Speichel nicht vor die Füße spuckt, dass man darauf achtet, gebrechlichen Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln Platz zu machen, dass man anderen nicht aufzwingt, seine eigene Musik zu hören oder Geschichten über partnerschaftliche Liebeleien usw.?
Einen allgemeinen gesellschaftlichen Konsens gibt es über diese Punkte offensichtlich NICHT MEHR - das nimmst du nur fälschlicherweise an, weil DU innerhalb deines sozialen Umfelds so erzogen wurdest. Das ist zwar traurig, aber das musst du erstmal als Tatsache anerkennen, andernfalls musst du täglich Amok laufen!
Es geht hier aber nicht darum, ob unsere Gesellschaft so oder so ist, sondern darum, wie du mit deinen Gefühlen klarkommen kannst - nicht wahr?
Dadurch, dass du dich über die Leute wortwörtlich grün und blau (inkl. blutig) ärgerst, wird sich ja kein Mensch ändern! Oder? Es geht dabei nur um dich.
Wenn du wirklich etwas an diesen Zuständen ändern möchtest, musst du erstmal deren Ursachen auf den Grund gehen. Und dann nach einem Angelpunkt suchen, an dem du ansetzen könntest. Aber ALLES, worüber du dich ärgerst, wirst du ohnehin niemals ändern können - so allmächtig ist niemand, auch du nicht.
Meine Empfehlung: Nimm deinen Schmerz an und fühle ihn ohne Widerstand. Und schau dir an, wer dir so wehgetan hat. Wenn du kannst, dann schreib es uns hier.