Zitat von Tyrion: vielen Dank, sehr ausführlich beschrieben, damit kann ich definitiv was anfangen. In diesen Phasen der Wut und Provokation, merkt der gegenüber denn nicht wie verletzend er ist ?
Das weiß ich nicht. Das muss irgendwie auch eine innere Lust sein, weil es ja vermutlich dem Spannungsabbau dient. Und Drama kennen sie ja ihr Leben lang, es ist der Modus, mit dem sie groß geworden sind. Drama oder Welle heißen technisch Spitzenaffekte und wenn man zu viele von ihnen mitbekommen hat, denkt man, dass die Welt wirklich und ausschließlich so ist, weil sie ja tatsächlich genau so von ihnen erlebt wurde.
Zu ambivalent, verlogen und grenzüberschreitend.
Dass es wirklich auch anders geht und andere erschrecken oder geschockt sind, wenn sie so eine Welle entfachen, müssen sie erst lernen, denn sie kennen es ja nicht. Beteuerungen ja, aber warum sollten sie diese glauben, sie haben es ja anders gelernt?
Die Bordiewelt, nehmen wir mal an, dass es sich um so eine handelt, ist extrem fragil und diese Unsicherheit, ob nicht alles einstürzt, ist das, was diese Menschen kirre macht. Nicht irgendewann mal, sondern in nahezu jedem Moment. Hochspannung, so gut wie immer. Und die muss immer wieder abgeführt werden, baut sich aber auch immer wieder auf. Sie provozieren durch ihr Verhalten ja reale Schwierigkeiten. Da brennt die Hütte so gut wie immer.
Zitat von Tyrion: Wenn ich etwas Böses sage und merke das, das gesagte jemanden sehr weh getan hat, entschuldige ich mich. Bei ihr dauert es Tage , bis eine Entschuldigung kommt.
Es ist aber schon mal gut, dass eine Entschuldigung kommt. Denn sich zu entschuldigen heißt ja, einen Fehler zugeben zu können und einen Fehler zu machen heißt, sofort verstoßen werden zu können. Dahinter steht eine Ich-Schwäche. Narzissten machen die Tür völlig zu, sind kalt, entwertend, manipuilierend und kontrollierend, Borderliner sind etwas weiter, sie haben die Tür geöffnet und sind extrem verletzlich, weil sie irgendwo wissen, dass sie andere brauchen. Narzissten haben ein Selbstbild, das ihnen suggeriert, alles alleine zu können und niemanden zu brauchen. Borderliner klammern, weil sie andere brauchen und sind deshalb auch verzweifelt. Ich weiß nicht, ob sie es hassen, dass sie klammern, aber im nächsten Moment wollen sie alles von sich stoßen und zerstören. Warum? Keine Ahnung, vielleicht, weil sie es dann selbst waren und es ihnen nicht einfach - wieder mal - passiert ist. Frag mal nach.
Zitat von Tyrion: Wenn ich ihr sage wie weh das alles tut , habe ich das Gefühl ich würde mit einer Wand reden . Ihre Antwort passt absolut nicht zu meinem gesagten. Ich bin im Moment wirklich zu 100% überfordert
Weil es für sie zu viel ist. Der Punkt ist die innere Spaltung zwischen Täter und Opfer. Mit dem Opfer ist man identifiziert, aber auch der Täterpol ist in einem, mit ihm ist man nicht identifiziert, daher wird er agiert/ausgelebt.
In die Richtung gehen auch Erfolg versprechende Therapien, immer und immer wieder die andere Seite zu spiegeln, die auch da ist. Der Täter hat im Moment der Tat kein Mitleid mit dem Opfer, sonst könnte er kein Täter sein. Man hat zum Täter in sich keinen Zugang, weil man ja das Opfer war. Wo soll der Täter also herkommen, der war der andere.
Der sehr schwierige Schritt ist, zu verstehen, dass bei einer Interaktion zwischen zwei Menschen, beide Aspekte in die Psyche eingebrannt werden, die Emotionen des Täters und die des Opfers. In einer Therapie wird der Aspekt des Täters, der unbewusst ist und agiert wird, immer und immer wieder, in einer metaphorischen Form betont. Etwa, dass man sich gerade wie ein gelähmtes Kind fühlt, dass sich einem übermächtigen, wütenden Vater gegenüber sieht. Oder, dass mamn sich vollkommen dumm und nutzlos findet, so als hätte man nichts, was irgendwie von Wert für den anderen sein könnte. Und so weiter.
So kann man nach und nach erkennen, dass man nicht nur Opfer ist - dazu braucht es einen geschützten, wertfreien, therapeutischen Rahmen, in dem so etwas sein darf - sondern wo man selbst den Täterpol agiert und wenn man das erkennt, kann man ihn nach und nach integrieren. Das wäre die ideale Skizze.