Hallo Nishabraun,
mein aufrichtiges Beileid zu eurem großen Verlust! Es ist eine wirklich schwere Zeit und ein Schmerz, den man nicht in Worte zu fassen vermag.
Die Gefühle, die du beschreibst, kenne ich aus eigener Erfahrung. Vor etwa 1,5 Jahren starb meine Mutter überraschend mit nur 65 Jahren. Für mich brach eine Welt zusammen. Die Endgültigkeit...sowas ist ja gar nicht emotional zu fassen. Wie auch, der Mensch war ja gerade noch da...wie kann er da auf einmal für immer weg sein? Ich habe mir dann schon vorgestellt, dass meine Mutter in irgendeiner Form weiter existiert und ich ihr irgendwann wieder begegnen werde. Anders hätte ich es wohl kaum ertragen. Das Gefühl braucht seine Zeit um zu realisieren was eigentlich passiert ist, aber der Kopf ist da viel schneller und das macht so ganz komische Gefühle, finde ich.
Ich habe also versucht mein Gefühl hinterherkommen zu lassen. Mir war es sehr wichtig gebührend Abschied zu nehmen, so dass ich für den Gottestdienst Lieder aussuchte und eine Grabrede schrieb. Danach habe ich alle Fotos digitalisiert, die meine Mutter hatte usw. Für mich war diese Art der Beschäftigung und Auseinandersetzung ganz hilfreich, auch wenn es den Schmerz nicht gelindert hat. Aber ich wollte ja auch nichts verdrängen.
Du hast eine Familie und auch, wenn genau das dir gerade mehr Kummer macht, weil du dir Sorgen um deine Mutter und deinen Bruder machst, kann das gemeinsame Trauern sehr heilsam sein. Wichtig ist miteinander zu reden, miteinander zu weinen, füreinander da zu sein und gemeinsam die Trauerfeier zu gestalten, wie auch das Grab mit Grabstein usw.
Ich habe meine Mutter zu allem was ich gemacht habe mitgenommen (also im Herzen, in der Vorstellung), bei der Auswahl des Kranzes, des Grabsteins usw. Mein Bruder und ich haben immer überlegt, was sie wohl machen würde, wenn sie jetzt dabei wäre, manchmal mussten wir dann sogar lachen (und konnten das ganz ohne Scham, denn es passierte in liebevoller Erinnerung an einen über Alles geliebten Menschen, den wir einfach mitnahmen). Später habe ich sie auch im mitgenommen, wenn ich spazieren war und schöne Dinge sah. Stellte mir vor, wie sie durch meine Augen sieht. Am Anfang war sie also immer bei mir und nach und nach wurde es weniger mit dieser Vorstellung.
Versuche nicht zu weit in die Zukunft zu denken (durch die Frage was wäre, wenn deine Mutter und dein Bruder damit nicht klar kommen bzw. du nicht damit klarkommen wirst) bzw. dich nicht zu intensiv mit diesen Fragen zu beschäftigen. Natürlich stellt man sich solche Fragen in der Situation, das gehört einfach dazu, aber ich fand es in der Anfangszeit einfacher nur den jeweiligen Tag bzw. die nächsten anstehenden Aufgaben zu sehen und noch nicht weiter zu denken.
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft!