@Nic680
Du musst dich erst einmal selber fragen, ob so ein Tagebuch überhaupt zu dir passt.
Ich habe es mehrfach versucht, weil mir sehr viele dazu geraten haben. Aber am Ende hat es mich mehr genervt und gestresst, als dass es mir irgendwie was genutzt hat.
Es gibt leider bei psychischen Erkrankungen nicht DAS Hilfsmittel, was Heilung bringt, Oder zu mindestens Erleichterung.
Ein Versuch wäre es aber alle mal wert. Probiere es aus, wenn du aber merkst, es ist nichts für dich, dann lass es bleiben.
Das ist wie mit allen Methoden. Dem einen hilft Meditation, den anderen stresst es. Dem einen helfen Atemübungen, dem anderen überhaupt nicht. Dem einen hilft progressive Muskelentspannung, den anderen macht es nervös.
Das einzige, was tatsächlich alle psychischen Erkrankungen und alle psychisch erkrankten gemeinsam haben, ist, dass sie zu viel im Kopf und zu wenig im Hier und Jetzt sind.
Deswegen wird dieses Achtsamkeit Thema, was psychische Erkrankungen angeht, auch so hochgelobt. Weil es tatsächlich das einzige ist, woraus jeder psychisch erkrankte, etwas positives mitnehmen kann.
Nämlich raus aus dem Kopf und rein in das aktuelle Geschehen.
Das mag am Anfang auch etwas komisch klingen, wenn man in einer Panikattacke ist und sich denkt: aber die Panikattacke ist doch im Hier und Jetzt, was soll ich denn dann machen?
Natürlich ist die Panikattacke im Hier und Jetzt, aber sie wird dadurch gesteigert oder aufrecht erhalten, dass du sie anfängst, im Kopf zu bewerten. Und sie nicht als etwas, was nun gerade da ist, aber auch wieder verschwindet ansieht. Und sich über Gedanken, da konsequent weiter rein steigert, wie zum Beispiel: das war es jetzt! Diesmal sterbe ich wirklich! Vielleicht ist es doch was am Herzen und nicht der Kopf! Und ähnlichem.
Das ist jetzt nur ein Beispiel mit den Panikattacken. Das selbe kann man aber auch auf Depressionen, Ängste und Ähnliches anwenden. Das, was das aufrecht erhält, ist nun einmal der Kopf.
Vielen hilft, das Tagebuch schreiben darin, indem sie die Situationen, die sie dort erlebt haben, nachträglich noch einmal aufschreiben und damit möglicherweise auch etwas sachlicher beurteilen können und eventuell sogar Zusammenhänge finden, was das ausgelöst hat.
Wie gesagt, für mich war es nichts, aber man sollte auf jeden Fall alles, was man so an Methoden an die Hand bekommt, einmal ausprobieren und schauen, ob das eventuell einen weiterbringt. Teilweise ist es auch so, dass aktuell für diese Methode einfach nicht der richtige Zeitpunkt ist, dann kann man das später noch mal versuchen.
So war es zum Beispiel bei mir mit Atemübungen. Gerade am Anfang meiner Angststörung hat mich das wahnsinnig gemacht und es hat mir überhaupt nicht geholfen.
Mittlerweile ist das aber eine meiner größten Ressourcen geworden, die ich habe. Also auch da ist halt immer eine stetige Veränderung drin.
10.09.2024 06:06 •
x 2 #4