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Hallo liebe Community

Ich habe seit einigen Monaten ein Problem, das mich stark belastet und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Kurz zur psychischen Vorgeschichte: Ich bin 22, habe eine diagnostizierte PTBS wegen sexuellen Missbrauchs durch meinen Vater in der frühen Kindheit, und eine dissoziative Störung. Ich war 3 Jahre lang in tiefenpsychologischer Langzeittherapie und nehme täglich AD.

Nun zu meinem aktuellen Problem:
Vor sieben Monaten hat mich mein Exfreund verlassen. Auch wenn der Begriff heutzutage zu oft verwendet wird, bin ich mir sicher, dass er narzistische Charakterzüge hatte (Arroganz, ständige Schuldumkehr, kein Interesse an Mitmenschen, ständiges Streben nach Macht und Geld, Unzufriedenheit, muss immer im Mittelpunkt stehen etc.). Ohne Frage hatte die Beziehung toxische Seiten, da er mich dazu gebracht hat, an meiner Wahrnehmung zu zweifeln und er sich ständig respektlos verhalten hat. Trotzdem war ich sehr verliebt in ihn und bereit, seine Art zu akzeptieren, sogar für ihn besser zu werden. Die Trennung kam für mich dann wie ein Schock, weil er ohne Vorwarnung so eiskalt war.

Mir ist klar, dass ich aus logischer Sicht glücklich sein sollte, aus dieser schädlichen Beziehung raus zu sein. Dass er vermutlich ein Narzisst war, den ich mir nach Vorbild meines Vaters ausgesucht habe usw.
Und tzd denke ich jeden Tag zwanghaft an ihn. Entweder an die schönen Momente mit ihm, oder an die Trennung. Ich kann es nicht abstellen - dabei lenke ich mich wirklich gut ab, führe mir seine schlechten Seiten vor Augen, habe alle Erinnerungen an ihn - inkl. Social Media - gelöscht. Ich kann es nicht beeinflussen.

Weil es egal ist, was ich tue und die Trauer inzwischen unverhältnismäßig lange dauert (5 Monate Beziehung - 7 Monate trauer) werde ich langsam mürbe und brauche euren Rat.

Was würdet ihr unter Berücksichtigung der bereits vorhandenen PTBS raten? Wie kann ich dieses tägliche Grübeln loswerden?

Ich wäre euch sehr dankbar für eure Hilfe und grüße euch lieb!

23.04.2024 22:22 • 24.04.2024 #1


11 Antworten ↓


Zeit.
Es ist oft so, dass man gerade an die toxischsten Beziehungen am längsten zurück denkt.
Es macht dir sicherlich keinen Mut, dass ich um meine narzisstische Beziehung auch am längsten trauere. Mittlerweile war dazwischen sogar eine andere Beziehung, trotzdem trauere ich dem Narzissten mehr hinterher, obwohl die Beziehung viel schlimmer war.

Aber es wird irgendwann weniger. Meine Beziehung ist jetzt über 2 Jahre her und ich denke nur noch alle paar Tage an ihn. Und es tut auch nicht mehr weh, sondern es ist einfach so. Ich habe mich damit abgefunden und solange es meine Gefühle nicht beeinflusst, ist das für mich okay.

A


Tägliches obsessives Denken an Ex

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Nehme dir bewusst am Tag Zeit, wo du die Gedanken zulässt.... (ich nahm mir z.b. die tägliche Radfahrt zwischen zwei markanten Punkten den Raum dafür) sage den Gedanken aber auch, dass sie Zeit in deinem Leben verdienen, (weil es Teil der Vergangenheit ist) sie dich aber dann auch wieder verlassen dürfen. ( sei aber nicht frustriert, wenn das nicht so einfach klappt) -- es findet keine Verdrängung statt, weil du den Gedanken Raum gibst, aber du kannst sie langsam in den Hintergrund schieben.

Mir hat geholfen ab und zu darüber zu schreiben
- fiktive Briefe was ich dir noch sagen wollte
- Gründe weshalb es gut war, dass die Beziehung sich entsprechend entwickelt hat
- Dinge, die ich allgemein um meinetwillen verbessern möchte.

Nach Möglichkeit in das selbe Dokument schreiben, (also Text weiterentwickeln - für Spinner wie mich: zuvor wegspeichern, dann kann man im Nachhinein mal die Entwicklung der Gedanken beobachten) - dadurch erkennst du, dann schnell, dass es oft wiederkehrende Gedanken sind.

Suche mal nach Beobachtermeditation. Das hat mir geholfen, Abstand von meinen Gedanken zu bekommen.

Ausserdem akzeptiere, wenn Gedanken zu gewissen Themen da sind, anstelle sie verbissen weghaben zu wollen.

PS. Ich hatte ein halbes Jahr darunter gelitten, anfangs sogar grenzwertig, 1 weiteres jahr lang raubten mir die zwangsgedanken wertvolle lebenszeit. Inzwischen denke ich daran, aber es belastet mich nicht und ist dann ganz schnell auch wieder dort wo es sein soll, in meinen Erinnerungen und ein Teil meiner Geschichte.

Für mich war es ein Ziel, dass die Gedanken mich nicht soweit im Griff haben, dass sie mich blockieren. (Tatsächlich sagte ich mir die Person an die ich obsessiv denken muss ,hat nicht das Recht, mir meine Zeit zu rauben)

post2999317.html?hilit=Gr%C3%BCbeln#p2999317

Was soll man raten? Lass die Zeit vergehen und suche dir einen neuen Partner. Solche Konstellationen sind oft verbunden mit einer emotionalen Abhängigkeit, weil man einen vertrauten Menschen braucht, selbst wenn er keine positive Wirkung hat. Dieser Mensch ist der vermeintliche Rettungsanker. Ist er tatsächlich narzisstisch oder ist er es in deinen Augen? Diese emotionale Abhängigkeit ist wie eine Scheuklappe, die die Sicht auf eine neutrale Betrachtung verstellt. Ich wünsche dir, dass du bald neue Gedanken fassen kannst. Nach einigen Monaten ist es aber normal, dass man jemanden nicht gleich vergessen hat.

Ein paar Posts wo ich etwas ähnliches schrieb... vielleicht noch ein paar weitere allgemeine Anregungen(auch von anderen Menschen) in den entsprechenden Themen...

post2848521.html?hilit=Gr%C3%BCbeln#p2848521

post2658775.html?hilit=Gr%C3%BCbeln#p2658775

Das es so lange dauert ist wahrscheinlich eine Folge seiner Manipulation, wenn er ein Narzisst ist.
Grübeleien abzustellen wenn man nicht stabil ist, finde ich auch immer echt schwierig. Versuche deine Gedanken bewusst umzulenken, oder schreibe sie auf. Beschäftige dich mit Sachen wo du dich konzentrieren musst und deine Gedanken brauchst, wie z.b. Rätseln.

Zitat von oxxi:
und die Trauer inzwischen unverhältnismäßig lange dauert (5 Monate Beziehung - 7 Monate trauer) werde ich langsam mürbe und brauche euren Rat.

Mal meine Gedanken dazu:

Trauerst du tatsächlich? Bist du dann doch traurig, dass er dich verlassen hat und du trauerst IHM nach?

Oder reflektierst du einfach..denkst darüber nach....wie war das eigentlich...warum war jenes so und anderes so...warum ist es so gekommen...oder was dazu geführt...lag es an mir...oder hatte er *Schuld*...

Das sind so Gedanken, die ich noch manchmal habe (und gar nicht mal so selten)...weil mein Ex und ich gemeinsame Kinder und Enkel haben. Wir waren ein Paar von 1982 bis 2003. Ich habe es beendet.

Trotzdem ist es eine Phase meines/unseres gemeinsamen Lebens. Und so ist es auch Dir. Ob diese Phase nun kurz oder lang ist...ist dabei egal.
DEIN Ex war für kurze Zeit eine wichtige Person in deinem Leben. Eine gemeinsame Zeit.
Nun ist es vorbei...warum auch immer. Und *ES* beschäftigt dich noch alles....oder bist du wirklich traurig? Oder beides?

Was ist schon NORMAL ? Ich denke aber, dass dein Zustand, deine Gedanken *noch normal sind*.
Du kannst deine Gefühle und Gedanken nun auch nicht per Knopfdruck abstellen. Das dauert einfach.
Aber ernsthaft belasten oder dich im Alltag einschränken...das sollte es nicht. Dann brauchst du professionelle Hilfe.
Quält dich der Gedanke *verlassen worden zu sein* oder *nicht mehr gut genug gewesen zu sein?* Selbstzweifel?

Vielen Dank, dass ihr bereits so zahlreich geantwortet habt, das hilft mir wirklich sehr.
KenTucky, deine Nachricht hat viele Fragen aufgeworfen. Es ist wirklich eine Mischung aus so vielen Punkten über die ich mir Gedanken mache. Ich versuche mal, das zusammenzutragen.

- ER fehlt mir noch. Er war für mich ein Stück Geborgenheit und als er weg war, hat es sich angefühlt, als hätte mir jemand meine Kuscheldecke geklaut. Seine liebenswürdigen Seiten, die körperliche Nähe und er als Mann, zu dem ich aufsehen kann und den ich immer unterstützen möchte, fehlen mir.

- ICH bin wütend auf mich selbst. Ich habe die toxischen Momente mitbekommen, während wir noch zusammen waren. Und ich habe nichts gesagt/ mich nicht gewehrt, aus Angst, ihn zu verlieren. Was letztlich trotzdem passiert ist. Habe meinen Selbstwert komplett missachtet, nur um ihm zu gefallen. Und jetzt weine ich ihm auch noch hinterher.

- DIE TRENNUNG als solche kommt mir immer noch vor, wie ein böser Albtraum. Sie kam unvermittelt, nachdem er mir immer vermittelt hatte, sich eine gemeinsame Zukunft zu wünschen. Da war nie die Rede von Trennung. Ich frage mich, ob es ihm von vornherein nicht so wichtig wie mir war. Ob ich nicht gut genug für ihn war. Ob es tatsächlich einen plötzlichen Wendepunkt in seinem Denken gab. Ob ich seinen Stolz verletzt habe, ... Was genau passiert ist. Ich gehe die Situation immer wieder in meinem Kopf durch, weil es mir so abstrakt vorkommt, wie eiskalt er von heute auf morgen zu mir war. Mein Gehirn kann das scheinbar nicht fassen.

Dadurch ist es eine Mischung aus Traurigkeit, Wut und Fassungslosigkeit, die einfach noch nicht enden will. Er fehlt mir, obwohl ich ihn gleichzeitig hassen könnte, dafür dass er mich so behandelt hat. Richtiges Chaos der Gedanken und Gefühle

Ich bin natürlich nicht die TE, möchte mich aber dennoch bei @Azure bedanken. Diese Tipps finde ich sehr wertvoll, besonders den dahinter stehenden Gedanken, bestimmte Dinge zuzulassen, den Druck rauszunehmen und damit auf lange Sicht die Gedanken loslassen zu können.
@Azure, ich entnehme Deinem Profil, dass Du männlich bist . Nachdem Du über Erfahrung mit einem narzisstischen Menschen berichtest, erlaube ich mir die Frage: Ging es bei Dir um die Trennung von einer narzisstischen Frau? Dazu hätte ich nämlich ein paar Fragen, natürlich nicht hier, da es hier nicht um mich gehen soll…

Zitat von f-c-t-a:
Ging es bei Dir um die Trennung von einer narzisstischen Frau?

Antworte dir per PN

Zitat von oxxi:
ICH bin wütend auf mich selbst. Ich habe die toxischen Momente mitbekommen, während wir noch zusammen waren. Und ich habe nichts gesagt/ mich nicht gewehrt, aus Angst, ihn zu verlieren. Was letztlich trotzdem passiert ist. Habe meinen Selbstwert komplett missachtet, nur um ihm zu gefallen. Und jetzt weine ich ihm auch noch hinterher.

Typisches Leidensbild. War bei mir 1 zu 1 genauso. Er hat das dann aber immer (in meinem Kopf) durch die liebevollen Seiten wett gemacht. Als wir uns kennenlernten, war er wirklich dauerhaft absolut umsorgend, liebevoll, quasi der Traummann in Person. Er war unfassbar aufmerksam, hat mir Geschenke gemacht etc. Aber schon nach kurzer Zeit fing diese Seite an zu bröckeln, sie bekam vermehrt Risse. Auch wenn da die liebevollen Seiten noch überwogen haben, gab es schon kleinere Vorfälle, wo ich eigentlich hätte hellhörig werden sollen oder müssen.

Am Ende ging es dann so weit, dass er mir verboten hat, mit ihm zu sprechen, weil ich mich seiner Meinung nach nicht ausdrücken könnte und mit so einem Menschen will er nicht kommunizieren. Er hat immer sehr lang geschlafen und da wir nur eine Fernbeziehung geführt hatten, wollte ich halt die Zeit nutzen. Da habe ich es einmal gewagt, ihn um 16 Uhr (!) zu wecken. Darauf kam nur Machst du das noch einmal, wirst du das bitter bereuen! Kleinigkeiten wurden immer mehr zu Aufregern und ich habe mir selber den Mund verboten und hatte Gedankengänge wie: Okay, wir haben uns wieder vertragen, ab jetzt machst du alles richtig! Und dann habe ich wieder Fehler gemacht und er war wütend.

Trotzdem ging die Trennung von ihm aus, weil ich so wahnsinnig abhängig war, dass ich ihm alles verziehen hatte. Er meinte auch mal zu mir, er bräuchte mich nicht, seine Ex Freundinnen würden ihn eh wieder zurück wollen. Dann saß ich heulend in der Küche und er meinte nur Das hast du verdient.
Er war wirklich der Teufel in Menschengestalt, trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich nur an seine guten Seiten denke, obwohl ich nicht mal weiß, ob die guten Seiten wirklich er war oder nur seine Masche.

Nur damit du mal einen Erfahrungswert hast.

Zitat von oxxi:
Dadurch ist es eine Mischung aus Traurigkeit, Wut und Fassungslosigkeit, die einfach noch nicht enden will. Er fehlt mir, obwohl ich ihn gleichzeitig hassen könnte, dafür dass er mich so behandelt hat. Richtiges Chaos der Gedanken und Gefühle

Zitat von oxxi:
Habe meinen Selbstwert komplett missachtet, nur um ihm zu gefallen. Und jetzt weine ich ihm auch noch hinterher.

Ich verstehe dich so gut.
Hast du das Gefühl, dass es auch keinen Neuanfang geben kann, könnte? Würdest du es versuchen wollen?
Es muss dich ja dennoch etwas an ihm fasziniert haben, weshalb du manches Fehlverhalten einfach so hingenommen hast?
Den perfekten Partner gibt es nicht. Irgendwas ist immer.*nicht so toll*, aber wer wirklich liebt kann auch Ecken und Kanten hinnehmen, akzeptieren. Selber ist man ja auch nicht perfekt.

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