Zitat von alfred:Ich bin auch der Meinung das ein Sozialverhalten wesendlich mit der Erziehung und den Umständen des gemeinsamen zusammenlebens geprägt wird.
Man sieht doch hier im Forum das bei vielen die Situation im Elternhaus eine sehr große Rolle spielt.
Waren da Probleme ziehen die sich durch das gesammte Leben.
Das ist keineswegs eine Schuldzuweisung denn man hat darauf oft selber wenig Einfluß.
Aber es spielt auch eine wesendliche Rolle.
Karsten flog reihenweise von Schulen und überforderte Lehrer. Seine Familie verzweifelte an seinem Verhalten. Es dauerte Jahre, bis endlich erkannt wurde, dass eine Form von Autismus dahintersteckt.
Er ist erst 16 Jahre alt und hat schon eine Odyssee hinter sich von Schule zu Schule, und nie ist es ihm gelungen, Anschluss zu finden. „Dabei tue ich niemandem etwas“, sagt der Junge. Er soll hier Karsten heißen.
Kann sein, dass die anderen Kinder mit ihrer Abwehr auf seine reagiert haben, sagt er. Er habe versucht, irgendwie dabei zu sein. Aber er ticke nun mal anders als andere. Immerhin weiß er inzwischen, woran das liegt. Karsten hat das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus.
In Filmen mag das wie eine vergleichsweise vorzeigbare neurologische Störung wirken. Autisten sind dort oft geniale Einzelgänger.
Karsten wurde von Mitschülern die Treppe runtergestoßen. Kinder verfolgten ihn bis nach Hause und warfen Flaschen durch sein Fenster. Seine Mutter hatte Angst, dass Karsten sich etwas antun könnte.
Blickkontakt fällt Autisten oft schwer
Bei Autisten ist die Wahrnehmung und die Informationsverarbeitung des Gehirns verändert. Sie haben Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, mit ihnen zu kommunizieren und soziale Verhaltensregeln einzuhalten. Vor allem nicht sprachliche Signale machen Autisten oft Probleme. Was meinen Menschen mit einer bestimmten Geste, was lässt sich in ihrer Mimik ablesen? Blickkontakt fällt Betroffenen oft schwer. Es handelt sich um eine angeborene Entwicklungsstörung.
Die ersten Jahre auf wechselnden Schulen seien schlimm gewesen, die Ignoranz der Lehrer, die die Sozialpädagogen wiederum als Überlastung werteten. „Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut“, erzählt Karstens Mutter. In der Förderschule war Karsten unterfordert. In der Regelschule fühlte sich die Schulpsychologin von Karsten überfordert.
Tatsächlich hat Karsten eine hohe Intelligenz, auch seine sprachlichen Fähigkeiten sind gut. Das sagt Monika Stölting aus Bonn, die Karsten als Therapeutin betreut. Der Junge sei aber beeinträchtigt in der Kommunikation und sozialen Interaktion. Ein ziemlich typisches Bild.
Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen
Asperger-Autisten wie Karsten verfügen meist über normale kognitive Begabungen, einige sind auch hochbegabt. Ihr Sozialverhalten wird von anderen aber als schwierig empfunden. Die Kinder gelten als Störenfriede. Der Autismus wird bei ihnen oft erst spät erkannt.
Dabei könnte es sich lohnen, bei schwierigen Kindern nachzuforschen. In Europa geht man nach Angaben des Bundesverbands Autismus Deutschland e.V. von mindestens sechs Autisten auf 1000 Kinder aus. Jungen sind zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Mädchen.
Bis jetzt kann Autismus erst ab dem Alter von ca. vier Jahren diagnostiziert werden. Eine Früherkennung ist aber wichtig, um die Entwicklung der Kinder positiv zu beeinflussen. Eine neue App macht Hoffnung.
Autismus kann sogenannte Inselbegabungen freisetzen. Manchmal sind Autisten tatsächlich genial. Meist haben Menschen mit einer „Autismus-Spektrum-Störung“ ein hohes Bedürfnis nach festen Abläufen und Strukturen, erklärt die Therapeutin Monika Stölting.
Er habe sich schon immer als Sonderling gesehen, sagt Karsten. Er sei eben introvertiert. Nach einigen Schulwechseln wurde er ein halbes Jahr krankgeschrieben. Weil niemand mehr weiterwusste. Dann wurde endlich Asperger bei ihm erkannt. Die Diagnose war eine befreiende Nachricht für die Familie.
Tagsüber ging Karsten nun zunächst in eine jugendpsychiatrische Einrichtung. „Ich muss erreichen, mit Asperger zu leben. Das ist keine Krankheit.“ Das habe er dort gelernt. Die Therapeutin kümmert sich seitdem um die Förderung und Beratung der ganzen Familie.
Arbeitgeber können profitieren
„Wir haben immer wieder Alltagssituationen aufgegriffen, die für Karsten schwierig waren, um einen sozial kompatiblen Plan B aufzubauen“, sagt Stölting. So habe man gemeinsam immer wieder überlegt, wie der Junge oder seine Familie der Umwelt seine oft stereotypen Verhaltensmuster im Nachhinein verständlich machen könnten. Den Autismus zu verstehen und trotz großer Ängste ein positives Selbstbild aufzubauen, das sei der Ansatz in der Förderung gewesen
„So haben wir es geschafft, Karsten nie aufzugeben und ihn so anzunehmen, wie er ist“, sagt die Mutter. Karsten geht wieder zur Schule und träumt davon, Abitur zu machen. Er geht inzwischen sogar ein wenig auf Menschen zu. „Die soziale Interaktion ist jetzt einfacher“, berichtet er und muss selbst lachen über seine Fachsprache.
Nach der Schule muss Karsten auf einen Arbeitgeber hoffen, der Verständnis für seine Eigenheiten hat. Es könnte sich für beide Seiten lohnen.
Menschen mit Asperger-Syndrom zeichneten sich durch hohe Verlässlichkeit, analytische Perfektion und Kontinuität im Handeln aus. Wenn der strukturelle Rahmen stimme, der Mensch mit Autismus sich wohlfühle und das Arbeitsfeld seinen Fähigkeiten entspreche, könne sich eine Firma keine produktiveren Mitarbeiter wünschen, sagt Karstens Therapeutin.
Quelle:
https://www.google.de/amp/s/amp.welt.de ... gnose.html