mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, ob ich es geschafft habe, mich selber krank zu machen.
Angefangen haben meine Panikattacken, als ich damals Stress in der Partnerschaft hatte. Ich wurde oft belogen und das hat mich ziemlich runtergezogen. Ich konnte mich damals nicht trennen, weil ich wahrscheinlich nicht allein sein konnte, und so habe ich das sehr lange mitgemacht. Irgendwann habe ich einen Waschzwang entwickelt, weil ich Angst hatte krank zu werden und Momente mit meiner Freundin zu verpassen.
So, das war alles. Das ist die ganze Geschichte
Jetzt begann ich aufgrund der Panikattacken Medikamente zu nehmen und habe Therapien begonnen. In den Therapien begann man, in meiner Vergangenheit zu wühlen. Irgendetwas musste in der Kindheit passiert sein, umso passender, dass ich kaum noch Erinnerungen an meine Kindheit hatte. Mit jeder Therapie wurde meine Panik schlimmer und mit jeder Therapie begann ich, meine Vergangenheit in Frage zu stellen. Meine Eltern hatten sich früher oft gestritten, und ich begann ihnen Vorwürfe zu machen, sie seien Schuld an meiner Krankheit. Die Panikattacken wurden von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich steigerte mich immer mehr da hinein.
Was, wenn die einzige Macke, die ich hatte, das Nicht-Allein-Sein-Können war? Und dass ich von meinen Eltern einen nicht besonders tollen Beziehungsstil vorgelebt bekommen habe, ist auch klar. Aber davon kenne ich sooooo viele Leute, und die sind nicht alle in Kliniken gelandet. Was, wenn all das, was ich jetzt habe, eine Erfindung von mir selbst ist? Etwas, was ich in Therapien aufgeschnappt habe und was ich mir im Laufe der Zeit selbst angeeignet habe...
Inzwischen kann ich kaum die Wohnung verlassen, weil ich Angst vor erneuten Panikattacken habe. Das ist neu und begann mit einer erneuten Therapie: Ich hatte eine Hypnose-Therapie angefangen, um an meine Vergangenheit zu kommen, weil ich aufgrund von Stress in der Firma Luftnot bekommen habe (ich hatte bis dahin zwei Jahre Ruhe vor sämtlichen Symptomen!). Das führte, weil ich es habe laufen lassen, später zu Panikattacken. Das führte wiederum dazu, dass ich dachte: Oh, Panikattacken sind wieder da. Ich bin ja krank, fast vergessen. Ich frage mich da gerade: Bin ich bescheuert? Ich konnte die Luftnot eindeutig zuordnen, aber anstatt die Firma zu verlassen, wühle ich wieder in meiner Vergangenheit?! Und dann wurde es noch schlimmer und ich steigerte mich immer mehr in die Panikattacken. Inzwischen bestimmen sie meinen Alltag. Und ich frage mich gerade, wofür das alles... ich glaube nicht, dass ich total gesund bin. Ich glaube aber auch nicht, dass ich so krank bin, wie ich mich selber gemacht habe.
Das hier betrifft sicher niemanden, der wirklich etwas Schlimmes in der Vergangenheit erlebt hat und sich dessen auch bewusst sein. Es betrifft vielleicht am Ende auch nur mich allein. Aber vielleicht erkennt sich hier ja noch jemand wieder...
Lieben Gruß
10.03.2018 12:35 • • 10.03.2018 #1