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Hallo zusammen

ich bin neu hier im Forum und bin mir nicht ganz sicher, ob und wo ich mein Anliegen platzieren kann.

Kurz zu mir:
- schwierige Familienverhältnisse
- in jungen Jahren Dro., Essstörung
- mit 32-38 Jahren Psychoanalyse

Heute würde ich mich so beschreiben, dass ich im Großen und Ganzen viele Altlasten hinter mir lassen konnte. Allerdings ist es so, dass mein Selbstwertgefühl/meine Überzeugungen in bestimmten Kontexten einfach nicht veränderbar sind. Ich habe viel ausprobiert: Bücher gelesen, mit meinem Partner darüber gesprochen, Coachings gemacht usw.

Ich gebe gerne ein Beispiel, wie das funktioniert:
Ich mache eine Ausbildung zur Sportlehrerin. Ich unterrichte auch schon. Ich bin so davon überzeugt, dass ich es schlecht mache, oder anders gesagt, die kleinste Irritation lässt mich davon überzeugt sein, dass ich es nicht gut mache. Das führt dann dazu, dass ich nach so einer Stunde die ganze Zeit grüble. . Das ist ein Gefühl, das mich tief im Inneren sehr unangenehm berührt. Es ist auch sehr beschämend. Also, um bei dem Beispiel zu bleiben, alle meine Kollegen merken das jetzt im Studio, dass ich eigentlich eine schlechte Lehrerin bin. Ich versuche viel mit meinem Bewusstsein / Verstand dagegen zu arbeiten, aber es ist wirklich sehr hartnäckig.
Ich habe in meiner Jugend Mobbingerfahrungen gemacht, auch im Freundeskreis, das hat mich geprägt. Aber heute habe ich einen guten Freundeskreis. Ich frage mich nur, ob da vielleicht diese Angst/Erfahrung mitspielt: also wieder auf Ablehnung zu stoßen wie damals. Aber nach dem ganzen Grübeln bin ich ein bisschen ratlos.

Da ich wie gesagt ein bisschen im Dunkeln tappe und nicht so richtig weiterkomme, hoffe ich, dass ich vielleicht noch Tipps, Hinweise, Literatur so bekomme.
Gibt es zum Beispiel Literatur, die man noch empfehlen kann? Klassiker wie 'Das innere Kind muss Heimat finden' und andere habe ich gelesen.

Viele Grüße danke fürs Lesen!

13.12.2023 09:54 • 20.12.2023 x 1 #1


12 Antworten ↓


Also ich habe gemerkt bei mir, dass ich alte glaubenssätze lösen kann wenn ich logisch darüber nachdenke und so lange nach dem Gegenteil suche bis ich überzeugt bin. Das hat bei mir nie was mit Gefühlen aushalten zu tun sonder rein über den logischen Verstand.. schwierig zu erklären
Ich denke das Schwierigste ist das erkennen überhaupt was wirklich für eine Überzeugung dahinter steckt..
vielleicht ein „ich genüge nicht“?

A


Selbstwertgefühl und negative Glaubenssätze

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Hallo Milbe,

vielen Dank für Deine Antwort, über die ich nachgedacht habe. Ich glaube zu verstehen, was Du meinst und versuche seitdem, das Gefühl für mich ' griffig' zu bekommen.

Darf ich mal ganz flappsig fragen, wie Du das machst? Schreibst Du das auf und gehst dann die 'Gegenargumente' durch?

Ich kann mein Credo noch nicht so richtig greifen. Es hat mit einem Gefühl aus der Zeit der Mobbingerfahrung zu tun, aber ich kann es noch nicht in Worte fassen. Aber es geht schon in die Richtung 'ich bin nicht gut genug', 'ich bin es nicht wert, dass man mir zuhört' oder so.

Hm grad mal überlegen.

Ich hatte den Glaubenssatz, ich bin nicht liebenswert. Auch wenn ich mir gesagt habe, ich bin liebenswert! Hat sich das falsch angefühlt. Wie eine Blockade im Körper.
Das ging echt lange aber ich bin zum Schluss gekommen, das jeder Mensch liebenswert ist. Jeder Mensch war natürlich mal klein und ein Baby und für mich ist jedes Baby schützenswert und liebenswert. Der Mensch wird durch äussere Umstände verändert je nach Umfeld, da kann er nix für, also warum sollte gerade ICH nicht liebenswert sein? Als ich das verstanden hatte glaubte ich mir selber, weil es einfach logisch war. Ich bin keine Ausnahme als einziger Mensch nicht liebenswert zu sein

kannst du mir folgen? Finde das Argument für dich selber und vieles ändert sich..

war natürlich ein Prozess und ging sehr lange..

Liebe _Ivory_

Könnte Dein noch bestehender Engpass im Leben sein, dass Du nur auf Deine innere Stimme hörst, statt wie vielleicht zielführende, auf das Feedback das Du von Deinem Umfeld bekommst.

Nehmen wir mal die Sportstunde. Hast Du bei den Teilnehmern mal nachgefragt wie sie die Stunde empfunden haben?
Ob es ihnen Spass gemacht hat?
Was vielleicht sich noch verbessern liesse oder sie sich wünschen würden?

Hast Du Dich selber einmal gefragt warum Du das eigentlich machst, Sportstunden geben?
Was ist der tiefere oder höhere Sinn Deiner Tätigkeit für Dich und was ist der Sinn für die, bzw. aus der Sicht der Teilnehmer?
Nur wenn dort eine elementare Diskrepanz besteht, Du nicht fähig wärst zu erfühlen was die Leute eigentlich in Deine Stunden führt, dann wärst Du in der Tat eine schlechte, weil unempathische Lehrerin.

Da Du Deine Stunden voll hast, kommen die Leute doch gerne zu Dir in die Stunde…oder nicht?

Der Mensch, so auch Du wie auch ich, ist gewiss ein Produkt seiner Umwelt. Aber nur zu einem gewissen Grade.
Wir sind ausgestattet mit einem Geist, Freud nannte diese Instanz in unserer Innenwelt das ICH, das frei ist in seinen Entscheidungen, wenn wir uns dazu entscheiden.
Die Glaubensätze, die wir einmal verinnerlicht haben, u.a. durch sog. Schlüsselerlebnisse, sind jedoch nicht statisch. Zumindest dann nicht wenn wir sie als Momentaufnahme betrachten, die, wie die Welt um uns herum, einem ständigen Wandel unterliegt.
Glaubensätze können zwar hilfreich sein: Der Mensch ist von Natur aus gut!
Doch es gibt eben auch Menschen die leider nicht (mehr) gut sind. Das ist die harte Realität, die ein anderes Herangehen an gewisse Menschen erfordert, so bedauerlich das auch ist, auch wenn sie ihre guten Seiten haben mögen. Nicht jeder Mensch ist somit per se liebenswert.

Liebenswert zu sein verlangt Anstrengung. Anstrengung die erbracht werden muss.
Wer andere ständig nur beschimpft, herabsetzt und hintergeht, wird nicht mit der Liebe seiner Mitmenschen rechnen können. Wird er sehr schnell zu spüren bekommen was es heisst Grenzen gesetzt zu bekommen.

Die Frage ist, kann ich mich selbst lieben so wie ich bin und was für eine Rückmeldung erhalte ich von meinen Mitmenschen wie ich mit Ihnen umgehe. Bin ich Teil der Gemeinschaft oder ein Außenseiter?
Fühle ich mich als integrierter, gern gesehenes Teil der Gemeinschaft so ist alles gut. Erfahre ich hingegen ständig nur Ablehnung, gar Verachtung, so wäre es an der Zeit über meine Verhaltensweisen nachzudenken oder ob diese Gemeinschaft für mich die richtige ist. So wie ein rechtschaffener Mensch in einer Gangster Gang wohl Mühe hat Anerkennung zu finden und umgekehrt ein Gangster unter den Rechtschaffenen.

Wichtig ist zu wissen, was Deine Werte sind, die darüber entscheiden was Du unter allen Umständen, für wert- und sinnvoll hältst und Dein Verhalten wie Deine Entscheidungen prägt. Das ist das Merkmal einer integren Persönlichkeit die sich nicht korrumpieren lässt, die für die Werte steht die für diese Persönlichkeit nicht verhandelbar sind. Wie z.B. Mitmenschlichkeit, Ehrlichkeit und vieles mehr.

Was sind Deine Werte und wie verwirklichst Du sie, was gleichbedeutend ist diese immer als Maßstab des eigenen Verhaltens präsent zu haben.
Der Wert Selbstliebe hat bei Dir einen zu schwachen Stellenwert, daher stellst Du Dich immer wieder selbst in Frage noch bevor es die anderen tun.
Liebe Dich selbst, so wie Du heute bist und gebe Dein Bestes zu der Persönlichkeit zu werden die Du werden kannst.

Meine Buchempfehlung für Dich: „Das Leiden am sinnlosen Leben“ Viktor E. Frankl

In diesem Sinne ganz liebe Grüsse
Achtsamkeit

Hallo Ivory,

Zitat von _Ivory_:
Ich versuche viel mit meinem Bewusstsein / Verstand dagegen zu arbeiten, aber es ist wirklich sehr hartnäckig.

vielleicht hast Du das Prinzip schon verstanden. Aber wendest Du es dauerhaft und auch richtig an?

Zitat von _Ivory_:
Ich bin so davon überzeugt, dass ich es schlecht mache, oder anders gesagt, die kleinste Irritation lässt mich davon überzeugt sein, dass ich es nicht gut mache. Das führt dann dazu, dass ich nach so einer Stunde die ganze Zeit grüble.

Es kann unmöglich eine bewusste Überlegung von Dir sein, dass Du es schlecht machst.
Denn wenn es eine bewusste Überlegung wäre, könntest Du es ja besser machen.
Wenn Du von etwas überzeugt bist, dann sprichst Du von einem unterbewussten Gefühl.
Denn sonst würdest Du genau erklären können, was Du schlecht machst.

Zitat von _Ivory_:
Also, um bei dem Beispiel zu bleiben, alle meine Kollegen merken das jetzt im Studio, dass ich eigentlich eine schlechte Lehrerin bin.

Das kann wohl kaum sein.
Vielleicht merken sie, dass Du etwas unsicher auftrittst. Sonst aber vemutlich kaum etwas anderes.

Ich füge Dir hier mal einen Link ein. Vielleicht hilft Dir dass, die Funktion unseres Kopfes
ein wenig besser zu verstehen.

agoraphobie-panikattacken-f4/gedankenkarussell-stoppen-tipps-wie-man-es-schafft-t123286.html#p3090546

Viele Grüße Bernhard

@Milbe Ich kann Dir folgen Vielen Dank!

Dein Kommentar hatte mich heute nachhaltig beschäftigt.

Ich war ein Jahr auf dem Internat. Hatte dort drei Freundinnen mit denen ich befreundet war. Irgendwann kam eine komische Dynamik rein und ich war in dieser Qulique nicht mehr anerkannt, beliebt etc.. Bis heute habe ich dadurch den Glaubenssatz in mir 'so wie ich bin, bin ich ablehnenswert und asozial'.
Ich habe aus dieser Zeit eine Stimme in mir, die mir sagt, dass was Du sagst, tust ist sch...e'. Genau das fühle ich besonders stark, wenn ich vor der Gruppe stehe und unterrichte.

Ich werde versuchen, so wie Du das Beispiel gezeigt hast Milbe, den Glaubenssatz aufzulösen. Bin aber heute schon ganz froh, so weit gekommen zu sein.

@Achtsamkeit vielen Dank!


Ich unterrichte Yoga. Ich habe vor einem Jahr mit der Ausbildung begonnen und werde in einem Jahr fertig sein. Da ich bereits 200 Stunden der Ausbildung absolviert habe, darf ich auch unterrichten.

Manchmal, nachdem ich eine Stunde unterrichtet habe, fühle ich mich inspiriert. In letzter Zeit oft deprimiert, zweifelnd. Deshalb kann ich die Frage, ob mir das Unterrichten Spaß macht, noch nicht klar beantworten. Ich habe mir vorgenommen, mir noch bis Oktober 2024 Zeit zu geben, in der Hoffnung, bis dahin eine Antwort für mich gefunden zu haben.

Im Yoga, also bei uns im Studio, ist es nicht üblich, die Teilnehmenden um Feedback zu bitten. Ich kenne das aus meiner früheren Tätigkeit als Spinning-Lehrerin, da habe ich das gemacht, aber auch, weil es besser in den Rahmen passte. Nach der Stunde bin ich zu den Teilnehmern gegangen und habe das Gespräch gesucht. Beim Yoga ist es eher so, dass die meisten nach so einer Stunde in sich gekehrt sind.
Feedback ist für mich beim Yoga eher 'implizit' und das ist wahrscheinlich auch ein Teil des Problems. Die Stunden, die ich als gut empfunden habe, waren so, dass ich das Gefühl hatte, dass die Teilnehmer nach der Stunde einen total beseelten Eindruck auf mich gemacht haben und bei den letzten Stunden habe ich das nicht wahrgenommen. Ich weiß, das ist ein subjektives Feedback.

Das letzte Mal, als ich einen Kurs hatte, waren sehr wenige Teilnehmer da. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich mir Gedanken gemacht habe, ob es an mir liegt und in der Zwischenzeit habe ich mich latent geschämt, weil die Kolleginnen/die Studiobesitzerin das mitbekommen könnten.
Von meinen Kolleginnen bekomme ich das Feedback, dass ich sehr einfühlsam und authentisch bin und dass man sich bei mir sehr wohl fühlt, wenn ich unterrichte. Das versuche ich auch in den Nächten des Zweifels (die zum Glück nicht allzu häufig sind) an mich selbst weiterzugeben.

Viktor E. Frankl ist ein Mensch, der mich nachhaltig beeindruckt hat und dessen Ansatz für mich richtungsweisend ist. Deine Buchempfehlung habe ich allerdings noch nicht gelesen. Ich werde es tun!

Zitat von Hotin:
Hallo Ivory, vielleicht hast Du das Prinzip schon verstanden. Aber wendest Du es dauerhaft und auch richtig an? Es kann unmöglich eine bewusste Überlegung von Dir sein, dass Du es schlecht machst. Denn wenn es eine bewusste Überlegung wäre, könntest Du es ja besser machen. Wenn Du von etwas überzeugt bist, ...


Vielen Dank!

Ich wende es nicht dauerhaft an und ob ich es richtig anwende, keine Ahnung. Ich habe es 1-2 mal mit einem Coach näher angeschaut. Wir haben versucht meine Glaubenssätze aufzudecken und diese dann aufzulösen. Aber ich fühlte keine Verbesserung oder Veränderung, muss ich zugeben.

Den Link werde ich gleich mal näher unter die Lupe nehmen

Liebe _Ivory_

Vielen Dank für Deine Antwort

Zitat von _Ivory_:
Das letzte Mal, als ich einen Kurs hatte, waren sehr wenige Teilnehmer da. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich mir Gedanken gemacht habe, ob es an mir liegt und in der Zwischenzeit habe ich mich latent geschämt, weil die Kolleginnen/die Studiobesitzerin das mitbekommen könnten.

Es ist auch Vorweihnachtszeit und der geringere Besuch könnte somit auf eine normale temporäre Schwankung hindeuten, die nichts aber auch gar nichts mit Dir zu tun hat. Da Du wahrnimmst wie entspannt Deine Teilnehmer sind ist das doch ein schönes Bio-Feedback und sollte Dir Bestätigung geben statt Zweifel auszulösen.

Zitat von _Ivory_:
Von meinen Kolleginnen bekomme ich das Feedback, dass ich sehr einfühlsam und authentisch bin und dass man sich bei mir sehr wohl fühlt, wenn ich unterrichte. Das versuche ich auch in den Nächten des Zweifels (die zum Glück nicht allzu häufig sind) an mich selbst weiterzugeben.

Das bestätigt doch die Zeilen oben in schöner Art und Weise.
Als ich selbst noch ein Studio hatte war in der Vorweihnachtszeit auch meist „Saure Gurken“ Zeit.
Doch dann hatte ich auch für die Kunden die da waren mehr Zeit, auch für ihre sonstigen alltäglichen Sorgen ein Ohr hatte, einfach nur zuhörte.
Einfach nur Mitmenschlichkeit, die sich dann auch wieder positiv bemerkbar machte, als im Neuen Jahr plötzlich wieder mehr Menschen auf Empfehlung genau dieser Kunden zu uns ins Studio kamen

Alles braucht seine Zeit und es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Du stehst noch am Anfang und hast doch schon ein so tolles Feedback. Du machst offensichtlich mehr gut, ja sehr gut als Du ahnst bzw. Dir selbst zugestehst.
Genieße es. Erlaube Dir Deine Erfolge zu sehen und zu fühlen wie schön das ist, denn destruktive Kritik hast Du wohl schon genug in Deinem Leben erfahren. Es könnte an der Zeit sein dieses Verhältnis umzukehren.
Das wünsche ich Dir von Herzen

Ganz liebe Grüsse
Achtsamkeit

Hallo Ivory, wie geht es dir heute?

Guten Morgen @Milbe,

danke, mir gehts ganz gut! Wie gehts Dir?

Ich habe am Wochenende versucht, meine Glaubenssätze zu Papier zu bringen und habe damit gearbeitet. Auf der anderen Seite habe ich den Druck von meinen Erwartungen an mich selbst genommen.

Diese Kombination hat dazu geführt, dass ich mich gestern im Unterricht schon viel wohler gefühlt habe.

@_Ivory_ mir geht es auch gut, vielen Dank. Ich konnte durch diesen Threat hier einen Glaubenssatz von mir bearbeiten. Schon lustig wie sich alles manchmal fügt.

Find ich toll von dir, das ist Fortschritt. Solche Dinge verändern nachhaltig das Leben!

A


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