Ich habe jetzt nicht die ganzen Beiträge gelesen. Was Shaliah schreibt, mit Klinikerfahrungen, halte ich für eine sehr gute Idee. Ich habe diesbezüglich ausschließlich negaitive Erfahrungen gemacht, bin nach zwei Monaten noch fertiger gewesen und es heute, Jahre später, immer noch.
Und was Suizid betrifft - nun gänzlich ohne jedwede Bezugnahme auf andere Kommentare, sondern meine eigene Einstellung dazu: Ich bekenne mich dazu, dass ich suizidal bin, und mittlerweile habe ich mich für den Weg entschieden, dieses zu akzeptieren als einen Teil von mir, damit geht es mir besser, als ständig gegen alles, was und wie ich denke und empfinde, anzukämpfen. Das habe ich lange genug getan, und damit letztlich immer nur die Rollen anderer gespielt, die diese für mich ausgedacht haben.
Ich sehe es als persönliches Recht an, mich aus diesem Leben zu verpfeifen, denn ich pfeife nun einmal darauf. Und um es vorwegzunehmnen: ich distanziere mich allerdings vehement gegen Suizidmethoden, bei welchen andere Menschen mit hineingezogen oder gar geschädigt werden. Gut, wenn ich mich zuhause vergifte, muss irgendwann ein Räumkommando meinen Kadaver entsorgen, aber da ich allein stehend bin und sehr wahrscheinlich, wenn ich warte, bis sich das auf biologischem Wege erledigt hat, wäre das früher oder später sowieso der Fall.
Rechtfertigen dafür, dass ich es tun wollte und vielleicht irgendwann vollenden werde, werde ich mich keinesfalls vor irgend einer menschlichen Institution oder einzelnen Menschen. Warum auch? Wem gegenüber? Denen gegenüber, die aus einem gemacht haben, was und wie man ist?
Müssen wir uns hier, und ich denke, dass jeder einzelne mit ziemlichen Problemen tagtäglich zu kämpfen hat, uns eigentlich für unser Anderssein (sehen ja zumindest die Obermacher so) schämen, entschuldigen und ständig rechtfertigen?
Ich habe den Weg der Revolution und Provokation eingeschlagen. Man sagte zu mir nach dem Tod meiner Mutter, ich müsse nun mein eigenes Leben leben. Also ich bin vielleicht schräg, aber nicht blöd, und wäre wahrscheinlich von selbst nie drauf gekommen. Und solche Aussagen, obwohl ich bis heute niemanden vollgejammert oder belästigt, sondern alles mit mir allein abgemacht habe. Nun, ich entschied mich dann, dem Ratschlag (*amkopfkratz*) zu befolgen und lebe mein Leben, auch insofern, als ich meinem hirnreduzierten Umfeld keinerlei Einblick mehr gewähre, sie meide, gezielt mit meinen Hunden Gassi gehe, wo ich sicher bin, diesem Tratschverein nicht über den Weg zu laufen. Nun bin ich deswegen aber auch wieder böse. Also was man tut, ist falsch, da man ja bekloppt ist. Und wer bekloppt ist, wird, zumindest von einem Großteil dieser Gesellschaft, ausgegrenzt.
Man hat mich aufs übelste fertig gemacht und provoziert, also habe ich zu einem Mittel gegriffen, was die wenigsten nachvollziehen können. Ich habe mir auf den linken Unterarm, schön groß, Persona non grata, also unerwünschte Person tätowieren lassen. Welch poehses Ding ich ja nun bin. Aber es ist meine Haut, mein Geld, mein Tattoo, und wenn ich abkratze, geht es mit. Ist aber noch ein anderer Grund: damit habe ich die Narben vom Schneiden zum Teil erfolgreich übertätowiert, zum anderen habe ich, was auch Hintergrund ist, mich in diesen Arm seitdem nicht mehr geschnitten. Also sowohl - zugegebenermaßen - Provokation, aber auch eine Art Selbstschutz, denn davor konnte mich auch mein Therapeut nicht abhalten.
Na klar, man sah es gleich, es war ja im Sommer und in Windeseile hatten meine Mitmenschen wieder mal ihr Tagesgespräch. Als dann einer zu mir sagte, das hätte ich nicht machen sollen, habe ich nur geantwortet, dass ein Funke genügt, mich nochmals zu provozieren und ich postwendend einen erneuten Termin vereinbare, um mir auf den anderen Arm *A-loch* tätowieren zu lassen, und dass ich dieses als sehr praktisch sähe, denn dann hätte ich meine Vita stets bei mir, womit jeder gleich auf den ersten Blick weiß, mit welchem Abschaum er zu tun hat und außerdem spart es Papier. Druckkosten und Porto
Ich kann nur jedem raten: lasst euch nicht immer wieder unterkriegen und steht dazu, was und wie ihr seid. Und wenn man sich mit Suizidgedanken trägt, na und? Wen interessiert es denn - menschlich gesehen - wirklich?
Es ist irgendwie paradox - ich denke, auch aus eigenen Erfahrungen, dass sehr viele erst durch ihre eigene Spezies zu Psychos gemacht werden, und einige von uns sehen eben irgendwann nur diesen einen Notausgang. Paradox insofern, als nicht selten explizit diejenigen es sind, die einem diesbezüglich auch noch Vorwürfe machen, welche einen erst einmal so weit bringen...
Mich halten hier derzeit einzig und allein meine Tiere. Und ob man es mir glaubt oder nicht, sobald ich ernsthaft daran denke, sitzen ad hoc meine Hunde vor mir und schauen mich ganz merkwürdig, fragend an. Ich beruhige sie dann. Aber ich wüsste keinen einzigen Menschen, dem mein Weggang etwas ausmachen würde, und ich finde das sogar gut, denn damit habe ich kein schlechtes Gewissen.
12.01.2010 05:10 •
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