Was du da ansprichst ist die Kehrseite der Medaille, man läßt sich dann auch mal ausnutzen, dass liegt auch wieder daran, dass man dann nicht das Selbstbewußtsein hat jemandem zu sagen, dass man nicht immer und ständig dasein und helfen kann, man ist einfach nicht dazu in der Lage „Nein“ zu sagen, weil man dann wieder Angst davor hat, der andere könnte es einem übel nehmen.
Ich hatte letztens auch so eine Situation, da sind Bekannte umgezogen und haben mich gebeten zu helfen, was ja eigentlich auch kein Thema ist. Allerdings sind sie in ein anderes Bundesland gezogen, 250 Kilometer entfernt und erwarteten von mir, dass ich sie auch zum Ausladen begleite.
Ich hätte an dem Tag dann 1000 Kilometer zurück legen müssen und hätte einen Zeitaufwand von 10 Stunden gehabt, außerdem hatte ich inzwischen den Eindruck, dass sie sich seit längerer Zeit nur noch bei mir melden, wenn sie in irgendeiner Weise Hilfe benötigten.
Ich habe dann also „Nein“ gesagt, hatte dann erst ein ungutes Gefühl dabei und hab mich dann bei anderen Bekannten versichert, dass da von mir etwas zu viel erwartet wurde, was mir dann auch bestätigt wurde.
Auch dass man als „Mülleimer“ missbraucht wird kenne ich, dass man ständig angerufen wird, um sich die Sorgen von jemandem anzuhören, die man aber nicht wirklich als solche erkennen kann, weil man merkt, dass derjenige gar nicht dazu bereit ist etwas zu ändern, nur am jammern ist und sich von den Ratschlägen die man gibt, gar nichts annimmt.
Und man bekommt dann das Gefühl, dass der Kontakt zu der Person nur daraus besteht, sich mit dem Kummer des anderen auseinander zu setzten, sonst nichts.
Inzwischen habe ich gelernt, dass mir solche Kontakte nichts bringen, man wird irgendwie ausgesaugt, ich habe sogar festgestellt, dass solche Leute sich oft gar nicht dafür interessieren, wenn man selbst mal ein Problem hat, über das man reden möchte.
Ich habe es sogar schon erlebt, dass mir jemand von seinen Problemen erzählt hat, die viel kleiner waren als meine eigenen, von meinen Problemen habe ich dann aber nichts erzählt, weil ich mich selbst mal wieder nicht so wichtig genommen habe.
Ja, man bleibt dann selbst auf der Strecke, das darf aber nicht sein, man darf ruhig den Anspruch haben, dass man von anderen etwas zurück bekommt, das ist völlig normal und nur menschlich.
Man kann nicht nur immer selbstlos sein, niemand ist so, man braucht selbst auch Anerkennung und Zuspruch, das steht einem als Mensch einfach zu.
So, um es mal auf den Punkt zu bringen, du scheinst jemand zu sein, der sehr Verständnisvoll und Hilfsbereit ist, du bemühst dich dein Leben in den Griff zu bekommen, was dir dadurch erschwert wird, dass du unter Panikattacken und einem Mangel an Selbstwertgefühl leidest und trotzdem versuchst du dann auch noch für andere da zu sein.
Ich denke, du bist viel stärker als du denkst, du musst es dir nur bewußt machen.
Das kaufen von Klamotten ist auch nicht wichtig, das hatte ich nur erwähnt, weil es eigentlich der falsche Weg ist, man versucht damit die Anerkennung anderer zu bekommen, aber das ist dann ja eine sehr oberflächliche Anerkennung, die im Grunde nichts wert ist und einem selbst auch nichts bringt. Denn, was bringt deinem Selbstvertrauen mehr, dass man über dich sagt, du bist immer gut gekleidet, oder dass man über dich sagt, du bist ein netter Mensch?
Natürlich will man beides, man möchte äußerlich und innerlich akzeptiert werden, aber, man kann sich auch einen guten äußerlichen Eindruck hinterlassen, ohne sich ständig neue Klamotten zu kaufen, oder überhaupt viel Geld dafür auszugeben.
Ich kannte mal eine Frau, die hatte ein ganz normales Durchschnittseinkommen, hat sich aber ständig teure Markenklamotten gekauft, finanziell geriet sie dadurch natürlich in Nöte, aber ihr war wohl es wichtiger stylisch auszusehen, dazu muss ich dann noch sagen, dass sie ziemlich Charakterlos war, sah gut aus aber nichts dahinter, also ein Blender.
Wenn man mit seinem Geld nicht auskommt, nagt das aber auch wieder an dem Selbstbewußtsein, auch das kenne ich, und um das dann wieder auszugleichen, gibt man dann wieder Geld aus, um das Gefühl zu bekommen, sich doch etwas leisten zu können, so wie andere auch, weil man immer wieder den Fehler macht sich mit Leuten zu vergleichen, mit denen man sich eigentlich nicht vergleichen darf.
Wir neigen dazu, Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Grösse unserer Autos zu bestimmen als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Mass unserer Menschlichkeit.
„M. L. King“
17.03.2008 09:47 •
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