Ich finde dieses Thema extrem spannend und wollte mich auch mal hierzu melden. Ich hab nicht alles gelesen und kenne somit auch deine Diagnose(n) nicht Melancholy, drum verzeihe mir bitte. Ich hatte diese Obsessionen/Fanliebe auch sehr lange, zwar nicht so auf einen extremen Niveau wie bei dir, aber sie waren lange Zeit Teil meines Lebens. Das ging schon mit ca. 10 Jahren los mit Tokio Hotel. Ich hatte sehr viele Crushes und habe mir eine Beziehung mit denen gewünscht. Im amerikanischen Raum ist dieses Phänomen als Daydreaming bekannt und bekommt auch gerade einen unglaublichen Hype auf TikTok. Man will hier einfach dem grauen Alltag, dem einsamen Leben entfliehen. Das ist erstmal ja nichts schlechtes, aber es wird zum Problem wenn es sich festsetzt. Ich habe dieses Daydreaming auch lange gemacht, Filme liefen in meinem Kopf ab, ich habe Selbstgespräche geführt, usw. In einer Therapie habe ich darüber nie gesprochen, obwohl ich heute denke, dass es vielleicht sogar besser gewesen wäre für mich. Ich war sehr oft einsam, bin introvertiert und kann einfach nicht gut mit Menschen. Du hast von Problemen mit deiner Mutter? geschrieben in der Kindheit, da hat es gerade Klick bei mir gemacht. Ich habe auch ein sehr schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter. Naja, diese Crushes, Fanliebe hat aufgehört, als ich meinen Freund kennengelernt habe, vor über zwei Jahren. Als ich dann zu ihm gezogen bin, von Österreich nach Deutschland, hat es komplett geendet. Ich denke, das liegt daran, dass ich zum ersten Mal die wahre Liebe erfahren habe und nicht mehr so einsam bin. Heute denke ich keine Sekunde mehr an einen Crush, an einen Star. Klar finde ich hier und da mal jemanden attraktiv aber ich führe kein Daydreaming mehr. Wenn ich abends zu Bett gehe, liegt da mein Freund und nicht Mads Mikkelsen und ich bin froh darüber. Ich denke, dass ich einfach den Weg in die reale, echte Welt gefunden habe. Spaß macht es trotzdem nicht, ich habe viele Probleme, einige Diagnosen, aber dennoch bin ich froh, dass ich jetzt in der echten Welt leben kann. Und ich bin der Meinung, dass man auch irgendwann den Schlussstrich ziehen muss, sonst wird es gefährlich, für die Betroffene Person und das Umfeld. Den Schlussstrich kann man auch (persönliche Meinung) nur selbst ziehen, da hilft keine Therapie, keine Medikamente o.a. Es ist halt wie bei einer Sucht. Entweder man will es, oder eben nicht. Mir wäre es um meine Beziehung zu schade. Andererseits hatte ich meiner Daydreaming Phase nur leichte Depressionen und heute habe ich eine schwere, dazu noch eine Angststörung, Zwangsstörung, Hypochondrie usw. Vielleicht hat sich meine Seele und mein Kopf einfach ein neues Ventil gesucht, da wird mein zukünftiger Therapeut viel zu tun haben.
30.06.2024 10:23 •
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