Danke @Rosamaus, für die Rückmeldung.
Zitat von Rosamaus: Dass ich Zwangsgedanken habe war mir immer schon bewusst aber die Störung ist mir auch bewusst…(in mehreren Situationen wo du es jetzt so sagst)
Zitat von Rosamaus: Und die Angst meine Mama zu enttäuschen war schon immer so als ich klein war, den Auslöser kenne ich nicht aber denke einfach dass es allgemein dazu beigetragen hat dass mir schon immer wichtig war dass ich ein gutes Verhältnis mit meiner Mama habe.
Die meisten Menschen mit einer Zwangsstörung sind sich ihrer auch bewusst. Dass Du auch diese, ich nenne es mal Mutterbestätigung als zumindest auffällig im Blick hast, ist hingegen wichtig und m. E. die Grundlage für eine weitere Arbeit an Deiner Entwicklung in Richtung mentaler Selbstständigkeit.
Selbstständigkeit (= alleine stehen
können) bedeutet nicht, andere Menschen die einem wichtig sind, auszuschließen. Es bedeutet in Deinem Fall vielmehr, die
Entscheidungshoheit darüber zu besitzen, was ich mit Anderen bespreche und was nicht. Diese Fähigkeit erwirbt man nicht plötzlich sondern
allmählich und die Erfahrungen die man während dieses Prozesses macht sind ein
notwendiger Teil dieser Befähigung. Dein Geldverlust hat also ganz eindeutig auch eine gute Seite, die übrigens langfristig (auf Dein weiteres Leben gesehen) einträglicher sein kann als ein temporärer finanzieller Ertrag. Viele Glücksspieler können z. B. bestätigen, dass
anfängliche Gewinne langfristig ihre
spätere Sucht stark begünstigten (ich spreche aus persönlicher Erfahrung... ).
Zur m. E.
dahinter liegenden Zwangsstörung möchte ich anmerken, dass man sie als Betroffener mal hypothetisch als Sinnbild (Metapher) für ein generelles Problem ansehen sollte, dessen man sich selbst aktuell vielleicht gar nicht (mehr) bewusst ist.
Zwänge kommen nicht über uns, sondern wir entwickeln sie!Und ungeachtet der öffentlich-wissenschaftlichen Diskussion über
Zwänge als Krankheitsbild bin ich der festen Überzeugung, dass die Grenzen zu unseren
anderen Verwicklungen im Leben sehr fließend sind. Wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, läuft vieles in unserem Leben mehr oder weniger zwanghaft ab. Erst wenn einer dieser Zwänge unser Leben
erkennbar beinträchtigt und wir uns dessen bewusst sind, ihn nicht abstellen zu können, kann man von einer Zwangsstörung sprechen.
Ich würde an Deiner Stelle deshalb mal nicht unbedingt bei
Deiner Mutter ansetzen sondern an der für Dich latent notwendigen
Rückversicherung durch eine andere Person.
Jede Zwanghandlung wird deshalb entwickelt (etabliert) um dadurch einen
Vorteil zu erlangen. Meistens
bringen uns Zwangsgedanken oder -handlungen das Gefühl der (zumindest temporären) Erleichterung, Entschuldigung oder Rechtfertigung. Der Zwang stellt also im weiteren Sinne ein Argument, eine Beantwortung und somit ein
(universelles) Werkzeug dar!
Der Zwang wird zum Selbstzweck. Er erfüllt irgendwann
stellvertretend alles, was wir eigentlich
anderweitig leisten sollten (und dürften!). Voll ausgebildete Zwänge stellen tatsächlich einen Lebens
ersatz dar.
Wir können, wenn wir das verstehen und einsehen, damit beginnen, uns
bei jeder Zwangshandlung zu fragen, was wir denn
anstelle dieser Zwangshandlung
eigentlich tun sollten. Je öfter man dies tut, umso leichter wird einem das strukturelle Muster und das eigentliche Problem, das dieses Muster erzeugte, bewusst.
Was man dann anstelle der Zwangshandlung zu tun hat, sollte man übrigens
nicht sofort ausführen, sondern sich nur eine
Notiz zur Beobachtung machen; sonst läuft man Gefahr, lediglich eine
Zwangsverlagerung zu betreiben. Wenn man sich dann die Notizen ansieht, wird sich im Laufe der Zeit eine Idee herausstellen, um was es wirklich geht in unserem Leben.
Merke: Je länger ein Zwang existiert und je unbewusster uns der eigentliche Antrieb dahinter geworden ist, umso nachhaltiger sollten wir an der Aufdeckung desselben arbeiten.
Ich weiß nicht, wie weit Du mit Deiner Mutter auch genau über diese Art von Zwang sprechen kannst/willst. Es kann jedoch m. E. nicht schaden, es zu probieren. Sollte sie eine fürsorgliche Mutter sein, könnte sie einen Blick auf diesen blinden Punkt in Deiner Kindheit/Jugend haben, der ihr bislang jedoch nie groß auffiel. Oft können uns unsere Eltern bei dieser Arbeit sehr hilfreich sein. Manchmal jedoch auch nicht - vor allem dann, wenn sie glauben, man möge irgendwelche Fehler in unserer Entwicklung auf ihre Erziehung abschieben... Du kannst diese Reaktion vermeiden, indem Du nicht sie (Deine Mutter) als Bestätigungsperson in den Mittelpunkt stellst sondern eben die bereits oben genannte
Rückversicherung durch eine andere Person. Dann tut sie sich m. E. viel leichter damit, Dir konstruktiv zu helfen.