Ich selbst hatte nach der ersten Geburt eine schwere Wochenbettdepression. Da ich selbst nicht wusste, dass es sowas gibt und sich sonst niemand um mich geschert hatte, blieb das unbehandelt. Ich selbst dachte zuerst nur, ich wäre halt einfach überfordert. War mein erstes Kind und ich war damit schon während der Schwangerschaft alleine.
Nach einigen Wochen fing ich an, sein Weinen zu hören. Immer wenn ich gerade zwischen Wachsein und Einschlafen war, schreckte mich sein Weinen hoch, dabei schlief er selig. Das hat mich fertig gemacht. Bis heute weiß ich nicht, ob ich bei folgender Szene wach war und sie mir einbildete, oder ob ich schlief und es träumte: Ich hörte den Kleinen weinen und wollte nach ihm schauen. (Er war zu der Zeit 6 Wochen alt) Als ich vor seinem Bettchen stand, sah er mich an, stand auf, ging zur anderen Seite seines Bettes und sein Gesicht wurde zu einer teuflischen Fratze. Ich rannte aus dem Zimmer.
Wie gesagt, da ich zu dieser Zeit total neben mir stand und Realität von Vorstellung nicht mehr unterscheiden konnte, kann ich nicht sagen ob ich das träumte oder halluzinierte. Auf alle Fälle rief ich meine Mutter an, bat sie den Kleinen zu nehmen und packte meine Tasche. Meine Mutter war 10 Minuten später da, ich bin sofort in die Klinik gefahren und habe denen geschildert was los ist. Sie wollten mich wegschicken, aber ich sagte ihnen dann, wenn ich gehen müsste und auf mein Kind losgelassen werde, wird er sterben.
Daraufhin wurde ich in die Geschlossene gebracht, wo ich definitiv auch hingehörte. Ich verbrachte 6 Wochen in der Klinik, bekam einiges an Medikamenten und habe dann ambulant noch 2 Jahre weiter gemacht. Meine Mutter behielt den Kleinen die ersten 6 Monate komplett bei sich, danach fing ich ganz langsam wieder an ihn hin und wieder zu nehmen, bis ich ihn nach weiteren 3 Monaten wieder ganz alleine bei mir hatte.
Das war eine ziemlich bescheidene Zeit und ohne meine Mutter hätte ich das wohl nicht geschafft. Aber auch ohne Klinik und entsprechende Medikamente hätte ich es nicht geschafft, ich war die reinste Gefahr für mein Kind.
Bei mir war es eine ausgewachsene Wochenbettpsychose. Ich hatte zwar bei den nachfolgenden Schwangerschaften immer Sorge, dass es mich noch mal so erwischen würde, das blieb aber zum Glück aus, da ich nun die Anzeichen einer Wochenbettdepression kannte und vorsorgen konnte. Brauchte ich aber nicht. Außer die üblichen Heultage war ich vollkommen in Ordnung.
Ich wünsche deiner Tochter alles Gute
20.11.2014 16:13 •
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