Pilongo
Es geht um den großen Bruder meines Freundes, er ist 28.
Ich hab oft das Gefühl, dass mit ihm was nicht stimmt.
Er lebt zu Hause, macht seine dritte Ausbildung mittlerweile, und hat keinerlei Kontakte. Also wirklich gar keine.
Achso doch, er geht einmal die Woche in einen Tanzkurs, und das schon seit 4 Jahren, aber er findet keinen Anschluss zu den Leuten da, auch nicht zu seiner Tanzpartnerin, mit der er schon seit Jahren tanzt.
Seine Tage verbringt er damit, in seinem Zimmer zu sitzen oder zu schlafen. Manchmal schaut er Fern.
Er ist völlig passiv.
Damit meine ich, dass er keine eigene Meinung zu haben scheint, seine Wünsche und Gedanken nicht äußern kann.
Beim gemeinsamen Essen sitzt er stumm da und es ist echt wie, als hätte man eine Puppe neben sich sitzen.
Spricht man ihn an, antwortet er halt mit dem Nötigsten, fragt man ihn, ob er irgendwas will ,antwortet er immer mit Ja.
Egal, ob man ihn fragt, ob er nen Saft trinken will oder das Klo putzen will. Er sagt zu Allem Ja.
Das geht so weit, dass er sich nichtmal von selber was zu Trinken oder zu Essen macht.
Er isst und trinkt nur, wenn man es ihm anbietet!
Bietet man ihm etwas nicht an, fragt er einfach nicht danach oder nimmt es sich nicht.
Ich glaube, dass er keine Wünsche äußern kann, nichtmal den nach was zu trinken oder zu essen.
Er ist wie ein Fass ohne Boden, aus dem nie was raus kommt.
Richtig gruselig.
Als die eltern mal im Urlaub waren und ich die zwei Jungs versorgt habe, hab ich mitbekommen, wie er über einen Ta lang nichts gegessen hat, bloß, weil wir ihm nichts angeboten haben!
Er hat sich nicht selber was gemacht.
Er kann überhaupt garn ichts alleine machen, er baucht immer jemanden, der ihn zu etwas animiert oder ihm eine Aufgabe gibt.
Ohne Aufgaben sitzt er nur in seinem Zimmer und schläft.
Seine Eltern müssen ihm auch sagen, wann er sich duschen oder rasieren soll, andernfalls rennt er mit 5 Tage altem Bart oder fettigen Haaren durch die Gegend.
Ich finde das langsam nicht mehr normal.
Seine Mutter sagt mir oft im Vertrauten, dass sie denkt, dass mit ihm was nicht stimmt. Seine ganze Familie findet ihn komisch und irgendwie seltsam, aber keiner weiß so recht, was man da machen soll.
Ich glaube, der muss in Therapie, hat eine soziale Phobie oder ein ganz schlimmes Selbstbild oder sowas. Vielleicht auch ne leichte Behinderung, die man nicht merkt, oder so.
Normal finde ich das jedenfalls nicht, dass jemand nur aktiv wird, wenn man ihm was sagt, und ansonsten wie ein Roboter auf Befehle wartet.
Ich will das oft ansprechen gegenüber ihm und seinen Eltern, weil er mir so leid tut, aber weiß nicht so recht, wie man da vorgehen kann.
Behutsam auf jeden Fall, ja.
Aber wie genau?
Seine Eltern wollen glaube ich nicht wahrhaben, dass er ein Problem hat, sie sind sehr kleinbürgerlich und das Wichtigste, was es für sie gibt, ist die Meinung Anderer. Wobei seine Eltern auch leicht spinnen..
Als mein Freund im Krankenhaus lag, weil er vor Magenschmerzen nicht mehr gehen konnte, rief seine Mutter mich an und meinte, die könne ihn heute nicht besuchen, sie müsse ihre Vorhänge waschen.
Ihre Vorhänge zu waschen war ihr wichtiger als ihren schwerkranken Sohn zu besuchen?
Bin gespannt, was andere dazu sagen.
23.06.2009 11:04 • • 23.06.2009 #1