Wenn ich deine Beiträge lese, bin ich sehr, sehr zwiegespalten.
Als Frau, die selbst während ihrer Ehe von ihrem Mann betrogen und dann verlassen wurde, finde ich jede Art von Lügen und Betrügen unverzeihlich. Das sage ich grundsätzlich auch jedem ins Gesicht, wenn es mir nötig erscheint.
Aber ich glaube, ich würde eine Ausnahme machen: bei meinem Kind.
Denn mir wäre das Verhältnis zu meinem Sohn wichtiger als meine persönlichen Gefühle und/oder Moralvorstellungen.
Sicher macht man sich als Mutter Sorgen, wenn man das Gefühl hat, dass sich das eigene Kind auf einem falschen Weg befindet, aber gerade verliebte Kinder sind nicht erfreut darüber, wenn die Eltern ihnen suggerieren, dass sie besser wüssten, was gut für sie ist, als sie selbst. Dir muss die Partnerwahl deiner Tochter nicht gefallen, das würde es mir auch nicht, aber du steigerst dich da viel zu sehr hinein.
Nach meiner Trennung hat sich meine Mutter in den Hass auf meinen Exmann in einem Maße hineingesteigert, zu dem nicht einmal ich fähig war. Das tat unserer Mutter-Tochter-Beziehung ganz und gar nicht gut, da ich diese Hasstiraden auf die Dauer nicht ertragen konnte. Und noch Jahre danach, als er mir schon längst gleichgültig war, hat sie mir noch vorgeworfen, dass sie mein Verhalten als unnatürlich empfände und ich ihn jetzt doch gefälligst hassen müsste. Bitte nicht falsch verstehen, ich unterstelle dir keinen offenen Hass, ich möchte dir hier nur mal ein Beispiel aus Tochtersicht geben.
Davon einmal abgesehen ein Punkt, den ich als Mutter sehr traurig finde: Du sagst, es wäre für ihn doch ganz einfach, zu gehen. Wenn Kinder involviert sind, ist so etwas alles andere als EINFACH. Die Kinder verschwinden nicht einfach, deine Tochter müsste sich mit ihnen auseinander setzen, wenn sie ihr Besuchsrecht wahrnehmen. Das würde dir dann auch wieder schlaflose Nächte bereiten. Genau diesen Punkt kritisierst du ja am Partner deiner jüngeren Tochter. Im Übrigen ist es mir ein starkes Bedürfnis, anzuerkennen, dass dieser Mann Umgang mit seinem Kind pflegt. Deine Tochter fühlt sich zurückgestellt, aber hier braucht ein Kind seinen Vater und das ist gerade kurz nach einer Trennung extrem wichtig. Das sollte von erwachsenen Menschen doch miteinander vereinbar sein. Ich hätte alles dafür gegeben, wenn mein Sohn einen vernünftigen Umgang mit seinem Vater hätte, aber momentan haben sie gar keinen mehr, weil es da auch eine Frau gibt, die sich zurückgestellt fühlte. Du machst dir ständig Gedanken um deine Kinder, die längst erwachsen sind, aber schiebst bei deinen ganzen Überlegungen Kinder, noch lange nicht erwachsen, die beide Eltern zwingend brauchen, völlig zur Seite. Das nur mal ganz nebenbei, weil ich diesen Punkt als sehr wichtig erachte.
Was ist dir eigentlich nur sagen wollte, ist ein gut gemeinter Rat:
Mach die Leben deiner Töchter nicht zu deinem eigenen. Du sagst, du hast Angst, was aus ihnen wird, wenn du nicht mehr bist.
Was soll dann werden? Neigen sie zu Tablettenmissbrauch und Alk., wenn's schwierig wird? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, so wie du sie beschreibst. Sie werden die Beziehungen weiter führen, solange sie für sie in Ordnung/erträglich sind. Jahrzehnte oder halt bis zur Trennung. Dann folgt eine Weile Kummer und irgendwann kommt die nächste Beziehung oder eben nicht. So geht es jedem von uns. Ich bin seit acht Jahren für meinen Sohn Mutter und Vater. Ich arbeite, ich kümmere mich um ihn und bin auch oft einsam. Aber deshalb nicht zwingend unglücklich. Deine Töchter haben sich ihre Partner ausgesucht und irgendwann werden sie einsehen, dass es nicht weitergeht oder es dreht sich eben alles zu Guten. Wer weiß das schon vorher? Davon einmal abgesehen, gehe ich davon aus, dass du noch einige Jahre im Kreise deiner Lieben erleben wirst.
Du kannst nicht das Leben deiner Töchter leben, das müssen sie alleine. Mütterliche Sorge ist verständlich und sehr lobenswert, aber ein zu viel davon ist weder für die Mutter gut, noch für die Kinder.
Ich weiß, das wird dir nicht alles gefallen, aber ich versuche eine Situation von allen Seiten zu betrachten.
Komm ein wenig runter, die machen das schon. Es sind doch große Mädchen!
...und gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann ... so schwer es fällt! Lass etwas los!
Ganz liebe Grüße
02.09.2017 21:32 •
x 1 #52