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Ich bin 39 Jahre alt und vor 5 Monaten zum zweiten Mal Mutter geworden. Seit einigen Tagen beschäftigt mich das eigene Verhältnis zu meiner Mutter sehr. Das ist mir in der Vergangenheit schon öfters passiert, jedoch konnte ich es immer gut verdrängen. Momentan funktioniert dies nicht mehr.

Ich habe noch nie ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter gehabt. Ich habe aber auch nie wirklich hinterfragt warum es so ist. Jahre habe ich so mit ihr gelebt und es hingenommen. Aber jetzt belastet es mich psychisch sehr. Für meine Mutter gibt es absolut kein Problem und wenn es nach ihr geht haben wir eine wundervolle Beziehung. Ich frage mich jedoch, ob meine Mutter narzisstisch ist und evtl. bei mir dadurch auch viel geschädigt hat.

Ich verbinde mit meiner Kindheit (wenn ich an meine Mutter denke) mehr Negatives als Positives. Meine Mutter war zwar immer da, aber sie hat sich nicht wirklich für mich interessiert. Meine Eltern kommen aus Osteuropa und als wir nach Deutschland gekommen sind, haben sie viel gearbeitet um Wohnung, Auto etc. zu ermöglichen. Ich war ab der ersten Klasse ein Schlüsselkind. Eine Woche wurde ich zur Schule begleitet und dann musste ich morgens selber aufstehen, mich fertig machen und 1,5 Km zur Schule laufen. Wenn ich Heim kam, war das Essen ist der Mikrowelle, so dass ich es nur aufwärmen musste. Wenn meine Mutter Heim kam, war sie oftmals schlecht gelaunt. Da war ja noch der Haushalt und das Essen für den nächsten Tag musste auch noch vorbereitet werden. Ich erinnere mich an Situationen wo ich 6 oder 7 Jahre alt war und geputzt und aufgeräumt habe, damit Mama keine schlechte Laune hatte, wenn sie heim kam.
Meine Eltern waren sehr streng. Mein Vater hat sich nicht wirklich interessiert. Er hat auch viel gearbeitet und manchmal mit mir gespielt, er ist aber in meinen Erinnerungen nicht negativ präsent. Meine Mutter hat mich geschlagen. Nicht oft, es kam aber vor. Einmal sogar sehr heftig, dass ich denke, dass sie mit dieser Handlung mein Leben zerstört hat. Ich war 7 Jahre alt als ich mit meinem Fahrrad gefallen bin und dabei ein Auto zerkratzt habe. Sie hat mich so verdroschen, dass ich blaue Flecken am Körper hatte und meine Tante sogar dazwischen gegangen ist. Dieses Erlebnis kommt oftmals in mir hoch, weil ich mich dann da sitzen sehe mit meinen 7 Jahren, wie ich weine und sie mich nach der Prügel noch anschreit. Ein anderes Mal kassierte ich eine Ohrfeige, weil ich eine Matheaufgabe nicht lösen konnte. Ich verstand nicht den Rechenweg und meine Mutter versuchte mich zu überzeugen, dass man so nicht rechnet. Nur ihr Rechenweg war richtig und dann klatschte es auch schon, weil ich ihren Rechenweg anwenden wollte. Nachdem ich ihr mein Mathebuch gezeigt hatte, entschuldigte sie sich und tat so, als ob nix wäre. Ich erzählte abends meinem Vater davon. Da sprang meine Mutter direkt dazwischen mit den Worten ich habe mich doch entschuldigt.

Bei einer Familienfeier ist das Thema Erziehung mal aufgekommen. Meine Mutter sprach davon wie einfach ich doch in der Erziehung war und dass es mit mir nie Probleme gab. Am Tisch vor den anderen habe ich sie auf diesen Tag angesprochen, an dem sie mich so verdroschen hat, dass ich blaue Flecken hatte. Da war ich ca. 35 Jahre alt und sagte ihr, dass ich ihr das nie verzeihen werde. Sie hat gelächelt und gesagt komm schon ich bin doch deine Mutti, das verzeihst du mir doch.

Des Weiteren ist meine Mutter eine Person, die alles auf sich bezieht. Sie schenkte mir letztens ein Glas Pesto was mir nicht schmeckte. Ihre Antwort Ich bin aber nicht schuld, dass das Pesto dir nicht schmeckt. Sie hört einfach nicht damit auf. Sie hat meiner Tochter ein elektronisches Spielzeug geschenkt was nach kurzer Zeit kaputt ging. Das erste was sie sagte ist das ist nicht meine Schuld. Außerdem möchte sie immer im Mittelpunkt stehen. Bei Familienfeiern ist sie die Person, die nicht aufhört zu reden. Alles dreht sich um sie. Jedes Mal wenn sie was für mich macht, z.B. sie kocht was oder kauft mir was, was mir gefällt oder schmeckt sagt sie hab ich doch gut gekocht/gekauft, oder?. Als ob sie immer nach Bestätigung sucht.

Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich versuchen will meine Mutter zu verstehen. Ich bin eigentlich mein ganzes Leben seit ich selbständig klar denken kann, von ihr genervt. Ich bin genervt wenn sie anruft, ich bin genervt wenn ich sie sehe. Ich denke sie hat unsere Beziehung zerstört. Meine Mutter geht nun auf die 70 zu und ich möchte mit ihr abschließen. Ich weiß nicht wie lange sie noch leben wird, ich möchte aber dass es die letzten Jahre nicht mehr belastend für mich ist. Ich muss ihr wohl verzeihen, wenn ich Ruhe finden möchte.

Des Weiteren habe ich große Angst so zu werden wie meine Mutter. Ich habe mich letztens dabei erwischt, wie genervt ich von meiner 5 jährigen Tochter war und wie schnell ich Desinteresse gegenüber ihr gezeigt habe. So möchte ich nicht sein.
Über meine Mutter weiß ich noch, dass sie selber keine einfache Kindheit hatte. Ihr Vater hat die Kinder wohl viel geschlagen, sie erzählte mir, dass sie mal mit einem Bügeleisenkabel verdroschen wurde.

Ist meine Mutter eine narzisstische Person? Und was kann ich tun um die letzten Jahren mit ihr in Frieden zu leben?

Danke
Grüße
Anni

Heute 17:39 • 16.01.2025 #1


7 Antworten ↓


Ich lese keinen Narzissmuss aus der Beschreibung heraus. Für mich klingt es so, als sei deine Mutter streckenweise überfordert gewesen und vermutlich hat sie auch schon Schlimmes in ihrer Kindheit erlebt.

Wenn du Frieden schließen möchtest, könntest du versuchen, mit ihr in Ruhe darüber zu sprechen. Nicht anklagend, sondern mit dem Ziel, zu verstehen, warum sie sich so verhalten hat.

Bei meiner Mutter hat das leider nicht geklappt. Da bin ich bis zum Schluss immer mal wieder in Wut über das was sie mir angetan hat, verfallen. Die meiste Zeit habe ich aber versucht, noch schöne Zeiten mit ihr zu erleben. Den Kontakt abbrechen konnte ich nie, also war es das Schwanken zwischen Verzeihen, Akzeptanz und zwischendurch auch mal Wut.

Erst ihr Tod hat mich von diesem Gefühlswirrwarr entgültig befreit.

Wie auch du, bemerke ich bei mir auch manchmal unschöne Muster meinen Kindern gegenüber. Daran arbeite ich.

A


Narzisstische Mutter

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You Deine Mutter scheint überfordert gewesen zu sein, mir tut es sehr leid, dass Du geschlagen wurdest, sowas verdient vor allem kein Kind!

Und es wirkt sich auf das ganze weitere Leben aus.

Zitat von Anni888:
hab ich doch gut gekocht/gekauft, oder?

Sie spürt wohl Deine Ablehnung und will Bestätigung (sagtest Du ja auch)

Du kannst sie nicht ändern.

Was Du kannst ist Du könntest die Situation ändern sprich Du nimmst erstmal ganz Abstand zu ihr. Und dann siehst Du, wie es Dir damit geht.

Meine Mutter sucht überall Bestätigung, nicht nur bei mir. Wenn sie meiner Tochter was mitbringt (z.B Überraschungsei oder kleines Spielzeug) sagt sie zu meiner 5 jährigen hab ich doch gut gekauft, oder
Sie macht es bei meinem Mann und auch bei meinem Vater. Warum brauchts sie diese Bestätigung?!

Zitat von Anni888:
Warum brauchts sie diese Bestätigung?!

Weil sie vermutlich zutiefst unsicher ist und einfach auch nur Lob und Liebe haben möchte, wie jeder.

Ich verstehe aber, dass das nerven kann.

Zitat von Pauline333:
Weil sie vermutlich zutiefst unsicher ist und einfach auch nur Lob und Liebe haben möchte, wie jeder. Ich verstehe aber, dass das nerven kann. ...

So hab ich das noch nicht gesehen. Danke!

Zitat von Anni888:
Warum brauchts sie diese Bestätigung?!


Ich denke, sie hat ein geringes Selbstbewusstsein und wenn sie Bestätigung sucht und ihr die gibt (“ja hast Du gut gemacht”), dann gibt ihr das emotionale Sicherheit.

Hey, meine Mutter ist auch narzisstisch. Das mit der Bestätigung kenne ich auch, nur ging das schon in der Kindheit los. Wenn sie irgendwas für mich gemacht oder gekauft hat, hat sie wochenlang von nichts anderem mehr geredet und hat ständig betont, wie sehr ich das zu schätzen wissen muss. Ich wurde als als undankbar bezeichnet, wenn ich Geschenke zu schnell aufgemacht habe und das Papier gerissen ist. Ich hatte auch bei Geburtstagen nie das Gefühl, dass es ihr selbstlos darum ging mir ne Freude zu machen, sondern nur dass man sich tausendmal bedankt welche Mühe sie sich gemacht hat. Sowas spürt man als Kind einfach schnell. Ob und wieviel Kontakt du willst um mit deiner Mutter in Frieden zu leben, musst du letztlich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil hasse meine Mutter und hoffe im Leben nichts mehr mit ihr zu tun zu haben. Das klingt hart, aber es ist soviel vorgefallen, dass das das Beste ist für mein Leben.




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