Ich bin auf mindestens 180! Da bekomme ich vorhin einen Anruf aus der Schule meines Sohnes, dass ich doch bitte JETZT vorbeikommen solle, weil etwas vorgefallen wäre. Ich also zur Schule, schon total angespannt, weil mir nicht gesagt wurde, worum es geht. Sehe meinen 9 jährigen Sohn verheult auf den unteren Treppenstufen sitzen. Oben auf der Treppe über ihm die Lehrerin, ein anderes Kind und eine Mutter. Das Bild gefiel mir schon nicht. Von oben herab und er wie auf einer Strafbank! Und bevor überhaupt "Guten Tag" gesagt wurde, ging es von der Lehrerin schon los. "Dein Sohn hat heute in der Pause ein anderes Kind geschubst und blödes Ar.** zu ihm gesagt." Ok, ist nicht cool, muss nicht sein, aber ich hab gedacht, dass da vielleicht noch was kommt. Wie der Streit angefangen hat zum Beispiel? Stehe also da und warte, bis ich gemerkt habe, dass ich darauf jetzt wohl reagieren soll. Ich also meinen Sohn gebeten hoch zu kommen und ihn gefragt, was passiert sei,passt nämlich so gar nicht zu ihm und vorallem warum er geweint hat. Daraufhin wieder diese penetrante Oberlehrer-Stimme "hab ich doch gerade gesagt." "Ich habe aber meinen Sohn gefragt und möchte mir gerne erstmal SEINE Sicht der Dinge anhören!" meine Antwort.
Dann hat er mir erzählt, dass er (mal wieder) beleidigt wurde aufgrund seiner Haarfarbe (rot-braun) und als sie ihm die Brille weggenommen haben, habe er das gemacht, was ich ihm geraten habe, nämlich sich gewehrt.
"Wie kann man denn einem 9 Jährigen zu Gewalt raten?" -Mutter des anderen Kindes(sinngemäß, genauen Wortlaut hab ich in der Wut vergessen)
Dieses permanente Eingemische und der vorwurfsvolle Ton haben dann dafür gesorgt, dass ich fast explodiert wäre. Dazu muss man sagen, dass seine Klassenlehrerin eine ehemalige Schulfreundin von mir ist und wir damals nicht gut auseinander gegangen sind. Eigentlich hätte sie ihn von Anfang an aus persönlichen Gründen als Schüler ablehnen müssen. Ich bekomme ständig irgendeine Notiz nach Hause, auf denen steht, dass mein Sohn auf dem Schulflur gerannt ist (was verboten ist, wie kann er es also wagen!), oder dass er für sein Alter zu viel Ironie und Sarkasmus benutzen würde (ok, ist definitiv mein Fehler), dass er sich mal vergessen hat zu melden und somit den Unterricht gestört hat. Immer von der selben Lehrerin. Unsere Lehrer haben uns angemeckert, oder vor die Tür geschickt und dann war das Thema durch. (Wie oft meine Mutter damals einen Brief bekommen hätte, wenn das da schon so gewesen wäre, will ich gar nicht wissen. ) Ich finde es albern, dass heutzutage sofort zu den Eltern gerannt wird, aber habe das bisher so hingenommen.
Zurück zum Thema:
Jedenfalls habe ich der Mutter gesagt, dass sie sich nicht wundern muss, dass sich ein Kind mal wehrt, wenn es permanent schikaniert wird. Immer dann, wenn die Freunde meines Sohnes gerade nicht da sind und er ganz alleine ist und das man vielleicht mal mit seinen Kindern über das Thema Mobbing sprechen sollte, oder ob das Zuhause so vorgelebt wird! Das andere Kind hat einfach gar nichts gesagt, wirkte aber sehr selbstbewusst. Und DANN kam der Hammer! Ich solle mir jetzt vielleicht mal Gedanken machen mit ihm zu einem Kinderpsychologen zu gehen, weil so ein aggressives Verhalten nicht normal wäre! -Lehrerin. Mein Sohn war vorher nie in irgendeiner Form gewalttätig.
"Jaaa, die Gedanken mache ich mir langsam auch. Aber nicht, weil er aggressiv ist, denn das ist er nicht, sondern weil er anscheinend sowohl von Schülern als auch von einer Lehrerin gemobbt wird!" Als ich das losgeworden bin, habe ich mir meinen Sohn geschnappt, gesagt, dass er so heute nicht mehr am Unterricht teilnehmen kann und bin dann gegangen. War nicht richtig so aus der Situation zu gehen und das bereue ich jetzt auch, aber ich hätte sonst Dinge gesagt, die nicht schön gewesen wären. Ich kann doch nicht erwarten, dass sich ein Kind ständig alles gefallen lässt. Wie kann es sein, dass mit dem Finger auf einen Menschen gezeigt wird, während es akzeptiert wird, dass jemand ständig aufgrund seines Aussehens gemobbt wird? Meine beste Freundin ist Friseurin und sie hat mir erzählt, dass er sie schon oft, wenn ich nicht dabei war, gefragt hat, ob sie ihm nicht bitte einfach die Haare färben kann… sowas macht mich wahnsinnig traurig. Ich sage ihm oft, wie schön ich alles an ihm finde, aber er mag seine Haare trotzdem nicht.
Ein anständiges, längeres Gespräch heute wäre gut gewesen, auf Augenhöhe (und das war es absolut nicht). Schubsen oder beleidigen muss nicht sein, aber dann muss man doch mal beide Seiten sehen. ich bin fassungslos und werde für nächste Woche ein Gespräch mit der Schulleiterin vereinbaren.
Mein Sohn hat nicht mehr viel gesagt und ich habe gemerkt, dass er noch nicht weiter darüber reden möchte. Als wir aber auf dem Weg nach Hause waren, ist er kurz stehen geblieben, hat mich umarmt und einfach nur "danke Mama" gesagt. Zwei Worte, die mir schon wieder so ans Herz gingen. Mir ist am wichtigsten, dass er weiß, dass er immer auf mich zählen kann.
Jetzt ist er in seinem Zimmer, möchte alleine seinen Comic lesen und später ist er auf einem Kindergeburtstag und ich hoffe, dass er sich ein bisschen ablenken kann. Natürlich werde ich das Gespräch mit ihm auch nochmal suchen, wenn sich alles etwas beruhigt hat.
Ich mache mir jetzt jedenfalls Sorgen, dass ich alles nur noch schlimmer gemacht habe, oder kein gutes Vorbild gewesen bin. In den Augen der beiden Damen bin ich sicherlich jetzt asozial, aber das ist mir egal. Es geht mir lediglich um meinen Sohn. Ich habe versucht für ihn stark zu sein, bin aber gerade wieder in meiner "Angstspirale" drin, was mich dermaßen aufregt! Vorallem weil es in letzter Zeit echt bergauf ging bei mir.
Blöde Emotionen wieder, ich hasse es.
Ich würde aber gerne mal eure Meinungen dazu hören und fragen, ob ich einfach eine falsche Sicht auf die Dinge habe. ist ja manchmal so, wenn es um das eigene Kind geht. Wobei er wirklich ein liebes und extrem unkompliziertes Kind ist (vielleicht schon etwas zu ernst für sein Alter).Wie hättet ihr reagiert? Und würdet ihr vielleicht wirklich zu einem Kinderpsychologen raten aufgrund der Mobbing Geschichte? Wurde mal jemand von euch gemobbt und ihr hättet euch so eine Form der Hilfe gewünscht? Außerdem kommen in letzter Zeit öfter Fragen auf, warum er seinen Erzeuger nicht mehr gesehen hat, seitdem er damals 1 Jahr alt war und wir ausgezogen sind. Vielleicht auch ein Grund mal hinzugehen. habe das schonmal beim Kinderarzt angesprochen, er sagte, dass er keinen traurigen Eindruck machen würde (wir wissen wohl aber alle, wie gut man Trauer teilweise verbergen kann) und dass man sich das gut überlegen soll, ob man ein Kind in dem Alter schon "in so eine Schublade stecken möchte, weil er dann immer einen Stempel hätte und als Problemkind angesehen werden würde". Fand die Antwort sehr merkwürdig… Ich will einfach nicht, dass er sich am Ende mit so vielen Ängsten rumschlagen muss, wie ich, nur weil ich mir nie Hilfe gesucht habe, oder dass er sich nicht genug geliebt fühlt. ich möchte einfach nur, dass er glücklich sein kann. Sorry für den langen Text und mein Rumgeheule.
Danke euch schonmal und ein schönes Wochenende.
10.06.2022 10:28 • • 02.10.2024 x 20 #1