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Hallo,ich habe mal wieder festgestellt,dass ich im Grunde ein sehr frustrierter und auch gekränkter Mensch bin.Ich bin in der ev.Kirche aufgewachsen und war da aktiv incl Obdachlosenhilfe bis ca 47.Aber für mich selber ist es nicht gut gelaufen und ich fühlte mich irgendwann veräppelt und hab gleichzeitig gedacht,dass ich etwas falsch mache mit dem Glauben und es daran liegt.Naja,ist lange her,ich geh seit 10 Jahren nicht mehr in die Kirche.
Aber mit vielen Menschen ging mir das genauso.Da ist so eine Grundverbitterung zurück geblieben,die ich garnicht will aber nicht wieder raus kriege.Ich würde gerne wie Christen glauben/verzeihen können aber ich kriege das nicht mehr hin. .
Ich würde das gerne weg kriegen,ich finde dieses beleidigte selber kindisch.Aber ich kann wohl nicht verzeihen.Oder nicht mehr.Abhaken fällt mir extrem schwer.Manche Leute sagen auch seelische Wunden heilen mit zunehmendem Alter immer schlechter (ich bin 58)-oder haltet Ihr das für eine Ausrede? Macht Ihr da andere Erfahrungen,könnt Ihr besser mit alten Enttäuschungen umgehen? Was macht Ihr mit Bitterkeit?
Vielen Dank für Eure Antworten!

07.02.2021 21:42 • 08.02.2021 #1


38 Antworten ↓


Zitat von Susann2543:
Hallo,ich habe mal wieder festgestellt,dass ich im Grunde ein sehr frustrierter und auch gekränkter Mensch bin.Ich bin in der ev.Kirche aufgewachsen und war da aktiv incl Obdachlosenhilfe bis ca 47.Aber für mich selber ist es nicht gut gelaufen und ich fühlte ...

Du bist doch auf einem guten Weg. Befindest dich gerade auf einer dunklen Weggabelung. Der Weg geht weiter. Verzeihen ist eine Entscheidung, kein Können. Und es geht auch nicht auf Kommando oder sofort. Das gekränkte Ego ist halt verletzt und reagiert wütend. Aber das ist nur ein Teil von dir. Darunter liegt mehr: die reine Liebe. Mit dieser inneren Quelle solltest du öfter in Kontakt treten, statt den bitteren Gedanken zu folgen. Lies Eckhart Tolle, von da findest du dann deinen Weg wieder.

A


Mit Verbitterung und alten Enttäuschungen umgehen

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Ja,Tolle kenne ich.Der hat mir schon sehr geholfen.Das stimmt,da muss ich nochmal reinhören.Verzeihen ist eine Entscheidung.....

Ich finde es toll, dass du deine Bitterkeit reflektierst und loslassen willst. Was will der Mensch mehr?

Ist das eine Frage? Weniger entäuscht werden-und weniger nachtragend sein (können).Und zwar am besten gleichzeitig!

Aber wenn Du meinst,dass man das entscheiden kann? Spannend!

Es war keine Frage Enttäuschung gibt es nur nach Illusion, wenn man es ganz genau nimmt. Nachtragend sein, ist eine Tätigkeit, eine Entscheidung. Es sind Methoden des Egos, zu dominieren und machen das Leben nur schwerer, sonst haben sie keinen Nutzen.

Zitat von Susann2543:
Aber wenn Du meinst,dass man das entscheiden kann? Spannend!

Probiere es aus. Du kannst mit einem "leichteren Fall" beginnen.

Ja,die Illusionen....ich hab mich nie als gleichwertig angesehen und immer nach Bessermachern oder Rettern gesucht......Dabei weiss ich eigentlich schon länger dass ich schon okay bin wie ich bin.
Ich suche mal einen leichten Fall!

Du bist aber gleichwertig. Die Rettung liegt in uns selbst, nicht im Außen.

Zitat von Susann2543:
Macht Ihr da andere Erfahrungen,könnt Ihr besser mit alten Enttäuschungen umgehen? Was macht Ihr mit Bitterkeit?

Das Alter spielt keine Rolle, wenn es darum geht das man mental wächst.

Wenn ich jede Demütigung oder anderes bis heute mit mir so aktiv mit mir herumtragen würde, säße ich neben einem alten Opa in der Loge der Muppet Show.

Wenn ich eines gelernt habe, dann das Zorn, Wut, Hass und Verbitterung über vergangene Sachen sehr viel Energie kostst und einen langfristig negativ beeinflusst.
Verzeihung ist nicht mein Weg um Dinge zu vergessen. Sondern meinen Wert mir gegenüber bewusst machen gepaart mit der Entschlossenheit gewisse Grenzen zu setzen und zu bewahren.
Das was war kommt in meinen imaginären Tresor der tief im Meer versenkt ist.

Jedesmal wenn man über den Schmerz und Enttäuschung nachdenkt räumt man ihm Zeit und Aufmerksamkeit ein.Vordergründig mag man vielleicht Entlastung spüren, langfrist ist das aber das Gegenteil.

Zu wissen was man will und was nicht, ist für mich die Kernaussage um überhaupt die Chance zu haben Glück und Erfüllung im Leben zu finden.
Das was man nicht will behinhaltet die Grenzen die man setzen und bewahren sollte.

Wow. Ich finde deine Erkenntnis echt bemerkenswert. Zu erkennen das du möchlicherweise (ich kenn dich ja nicht) verbittert wirst, das für dich erkennst (Verbitterung verbinde ich immer damit, dass nur die anderen Schuld haben und böse sind, was zum Teil sicherlich stimmt und sich dann in sein Schneckenhaus aus Wut und Enttäuschung zurück zu ziehen. Das sehe ich bei dir übrigens nicht so) und an deine Einstellung darüber arbeiten möchtest.
Wie du selber geschrieben hast, solltest du versuchen gewisse Menschen einfach abzuhaken. Es wird immer gute und schlechte Menschen geben. Genauso gibt es sicher viele Menschen, die es eigentlich gut meinen aber es wegen ihrer Unwissenheit schlecht umsetzen (denen sollte man verzeihen). Ja, man kann dem allen mit Frustration gegenüber stehen aber hilft es irgendjemand? Es hilft nicht in der Vergangenheit zu leben. Man lebt in der Gegenwart und es gibt im hier und jetzt doch sicher ein zwei Menschen, die es gut mit dir meinen zu dem gibt es doch sicher auch ein paar Dinge du du im hier und jetzt gut findest. Könnte, hätte, wollte bringt einen nicht weiter.

Diese Erkenntnis habe ich erst komplett etwa 2012 umgesetzt bekommen.
Vorher war das anders.

Zu reflektieren was passiert ist, sollte eigentlich nur kurzfristig machen. Langfristig ist das sinnfrei.
Man sollte unterscheiden zwischen den unerfüllten Erwartungen die man an andere Menschen hat und wirklichem schädlichem Verhalten. Gerade bei erstem würde ich sagen das es der überwiegende Teil ist - zahlenmäßig.

Zu erkennen wie Menschen ticken und seine eigenen Erwartungen herunter zu schrauben halte ich auch für sinnvoll. Dies fällt einem leichter, je mehr man eins mit sich ist. Wenn man in der Theorie nichts von anderen braucht, erwartet man auch weniger.

Nach einem Konflikt das so hinzubekommen ist teilweise hartes Brot. Und braucht einfach Zeit und Gedankenhygiene.

Da gebe ich dir völlig Recht das es gute und schlechte Menschen gibt.
Eines was sich auch nicht jeder eingestehen will oder sieht:

Wer positive Gefühle erleben will, der muss auch bereit sein mit negativen Gefühlen umzugehen.
Das Leben in der Gesellschaft ist nicht nur die Schokolade vom Keks herunter zu lutschen, sondern auch den Keks hinzunehmen.

Zitat von Susann2543:
Ich würde das gerne weg kriegen,ich finde dieses beleidigte selber kindisch.Aber ich kann wohl nicht verzeihen.Oder nicht mehr.Abhaken fällt mir extrem schwer.Manche Leute sagen auch seelische Wunden heilen mit zunehmendem Alter immer schlechter (ich bin 58)-oder haltet Ihr das für eine Ausrede? Macht Ihr da andere Erfahrungen,könnt Ihr besser mit alten Enttäuschungen umgehen? Was macht Ihr mit Bitterkeit?

Ich bin im gleichen Alter wie du, aber ich habe eher die gegenteilige Erfahrung gemacht. Als ich jung war, hatte ich viel größere Probleme damit, mit Enttäuschungen, Frust etc. umzugehen. Mit dem Alter bin ich viel lockerer geworden und nehme die Dinge so wie sie sind. Und was früher passiert, lässt sich eh nicht mehr ändern. Ich mache mir aber auch keinen Stress damit, mir überhaupt Gedanken darum zu machen, zu verzeihen. Ich bin Atheist und das Konzept des Verzeihens oder Vergebens ist mir völlig fremd. Wenn mir jemand etwas angetan hat, ist er für mich untendurch und existiert einfach nicht mehr. Früher hatte ich große Rachegedanken und habe meinen Frust damit ausgelebt, diesen Menschen z.B. totzutrampeln oder sonstwie zu quälen und umzubringen. Das hat mich von den negativen Gefühlen befreit. Und ein schlechtes Gewissen wegen solchen Gedanken hatte ich auch nie, eben weil ich nicht religiös bin und mir nie jemand eingeredet hat, dass man solche Gedanken nicht haben darf.

Eine Rechnung ist (meist) erst beglichen, wenn derjenige dafür bezahlt hat. V.a. Fremde genießen da keinen Schutz (erst recht nicht, wenn sie uneinsichtig sind, von sich aus ihre Schuld nicht begleichen). In meinem Fall bpsw. (Trick)-Betrüger und Vermieter, die mir noch Geld schulden, Nachbarn, die mir das Leben zur Hölle machten oder ein Lehrer, der mich mal erpresste.

Alles andere ist für mich verweichlichter/christlicher/humanistischer/linker bis tiefroter/nenneswieDuwillst Murks, der aber zum Sissy-Zeitgeist passt. Da bin Ich lieber Sozialdarwinist und behandele die Leute so, wie sie es verdient haben. Wenn man keinen Widerstand leistet, kommt der Abschaum weiter, dem leider auch noch oft vom schöööönen Staat Sonderrechte eingeräumt werden.

damit machst du dir das Leben selber schwer.....ich habe auch lange so gedacht ...doch ich habe gelernt ,dass es besser ist Vergangenes ruhen zu lassen.

Vielleicht ist es bei dir anders......

Ich? Gar nicht, Ich denke ja nicht jeden Tag daran.
Berlin, Essen, Hamburg, Dortmund - irgendwann ist Payday.
Sponsor-Mitgliedschaft

Danke für diesen Thread, Susann.

Ich bin wirklich froh darüber, nicht christlich geprägt worden zu sein, meiner Mutter war ein Verzeihen und Vergeben fremd, aber sie konnte sehr gutmütig sein, aber punktuell, deswegen hatte sie dem anderen aber noch längst nicht verziehen.
Die Dinge verlieren im Laufe der Zeit ihre Schärfe, aber verziehen sind sie deshalb noch lange nicht.

Die Großmutter war wohl extrem nachtragend, ihre Schwester hatte sie einmal bei dem Vater verpetzt, das verzieh sie ihr ein Leben lang nicht.

Manche Dinge verstehe ich einfach nicht und wenn ich mich noch so sehr bemühe, ich verstehe nicht, warum ich mich nach einem Verzeihen besser fühlen sollte.

Das alles gilt natürlich nur für Dinge die keine Bagatellen sind, mit einer Entschuldigung kann ich nichts anfangen, mit einer Erklärung sehr viel. wenn ich es auch nicht vergesse, aber die Beziehung ist wie früher.

Umgekehrt kann ich mich aber auch sehr sehr freuen wenn mir jemand eine Freundlichkeit erweist, das vergesse ich auch nicht. Wahrscheinlich spielt bei diesen Dingen auch mein überdurchschnittlich gutes Gedächtnis eine Rolle.

Zitat von cube_melon:
Wenn ich eines gelernt habe, dann das Zorn, Wut, Hass und Verbitterung über vergangene Sachen sehr viel Energie kostst und einen langfristig negativ beeinflusst.
Verzeihung ist nicht mein Weg um Dinge zu vergessen. Sondern meinen Wert mir gegenüber bewusst machen gepaart mit der Entschlossenheit gewisse Grenzen zu setzen und zu bewahren.
Das was war kommt in meinen imaginären Tresor der tief im Meer versenkt ist.

Du meinst,Dir Deinen eigenen Wert bewusst zumachen? Finde ich eine gute Einstellung,so wie Du das sagst! Danke! Da kann ich bestimmt etwas von übernehmen,vorallem von den Grenzen.Du meinst,Werte oder sowas,Do`s and Don`ts auf die man für sich selber besteht? Das gefällt mir gut! Danke nochmal!

Zitat von DieSonne:
Wie du selber geschrieben hast, solltest du versuchen gewisse Menschen einfach abzuhaken. Es wird immer gute und schlechte Menschen geben. Genauso gibt es sicher viele Menschen, die es eigentlich gut meinen aber es wegen ihrer Unwissenheit schlecht umsetzen (denen sollte man verzeihen).

Ja,man muss aufpassen niemandem unrecht zutun,ne?
Danke Dir,die Unterscheidung ist schon verdammt wichtig.Und einige Leute muss man einfach abhaken.Das gefällt mir gut.

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