Ich bin normalerweise niemand, der private Probleme öffentlich in ein Forum schreibt, aber ich bzw. die ganze Familie wissen nicht mehr weiter.
Meine Schwester ist 24, und vor gut drei Jahren ist ihr Freund an Krebs gestorben. Ihre Welt steht seitdem still, und es wird immer schlimmer. Es hat sich einige Monate nach seinem Tod ziemlich klar herausgestellt, dass bei ihrem Trauerprozess etwas nicht stimmt. Ich versuche es mal zu erklären:
Sie war immer ein sehr fröhlicher und offener Mensch. Kannte viele Menschen, war immer unterwegs, viele Hobbies usw. Das ist seitdem vorbei. Wenn ich sie anschaue, dann sehe ich einen Menschen, der einfach nur noch da ist. Leere Augen, keine Emotionen. Sie redet kaum noch und isst nur sehr wenig. Sie wohnt wieder bei unseren Eltern, weil alleine leben nicht möglich ist. Alltägliche Dinge wie einkaufen, kochen, Haushalt oder gar weiter studieren sind nicht mehr möglich. Ihr Lebensinhalt ist zum Friedhof gehen und dort ihre Zeit zu verbringen. Sie macht nichts anderes mehr. Jeden Tag ist sie dort. Stunden über Stunden. Es ist vielleicht das falsche Wort dafür, aber wenn sie dort ist, blüht sie auf. Sie redet wie ein Wasserfall (mit ihm), ist fröhlich, lacht etc.
Sie hat schon einige Therapien gemacht, und dagegen hat sie sich auch nie gewehrt. Sie war bei mehreren Psychologen/ Therapeuten mit unterschiedlichen Ansätzen. Einzeltherapie, Gruppentherapie. Tagesklink oder auch stationär. Das hat alles eigentlich gar nichts gebracht. Sie gilt mittlerweile als austherapiert, weil wir niemanden mehr finden, der ihr helfen könnte oder noch eine neue Idee hätte.
Es ist für uns alle belastend, aber vor allem für unsere Eltern. Es dreht sich im Alltag eigentlich fast alles nur noch um dieses Thema. Sie machen sich unfassbar große Sorgen um sie und wissen nicht wie es weitergehen soll. Sie können nicht mehr für längere Zeit wegfahren, weil sie auf meine Schwester achten müssen.
Ich war auch mal sehr sauer auf meine Schwester, weil ich dachte, sie suhlt sich absichtlich in ihrem Selbstmitleid, aber da wurde mir von einer Psychologin erklärt, dass sie es nicht absichtlich macht. Sie kommt aus dieser Trauer nicht raus.
Wir wissen wirklich nicht mehr weiter, und ich habe die Hoffnung, dass es hier jemanden gibt, mit irgendeiner Idee. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bisher nie mit psychischen Erkrankungen oder ähnlichem konfrontiert war und mich daher auch kaum auskenne.
Danke!
20.07.2024 16:12 • • 25.08.2024 x 5 #1