ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... ich weiß nur, dass ich so nicht mehr kann und nicht mehr will.
Alles began, damit, dass ich mit 18 Jahren (heute 38!) von daheim weggezogen bin um zu studieren, dann Diplomarbeit, erster Job usw. Da schon hatte ich nie das Bedürfnis wieder zurück zu den Eltern und Brüdern zu ziehen. Ich war dort eh immer nur die kleine blöde Schwester die keine Ahnung hatte und nie was gefragt wurde, wenn es um Entscheidungen in der Familie ging. In der neuen Stadt hatte ich mir mein Leben aufgebaut, hatte einen Job und hatte 100 Mitarbeiter unter mir... ich war da jemand, der akzeptiert und respektiert wurde! Ich habe Freunde und Nachbarn die ich wie meine eigene Familie sehe, und trotzdem haben meine Brüder mir immer sagen wollen wie ich was wie zu machen habe, trotz der Entfernung von 300km.
2007 erlitt mein Papa einen Schlaganfall. ich war so oft es ging bei meiner Familie, hatte sogar frei bekommen. Weihnachten und Silvester wußten wir nicht ob er es schafft. Als ich zurück zur Firma kam hiess es So, ab jetzt auch keine Extra-Würste mehr für dich und arbeitete wieder 10-12 Stunden am Tag, obwohl Papa weit weg nun zum Pflegefall wurde und ich fernab irgendwie helfen konnte. Das war zuviel und ich hatte einen Burnout - 6 Monate krank geschrieben und auch den Arbeitgeber gekündigt.
Dann war ich immer wieder bei meiner Familie - was meinen Brüdern trotzdem nicht reichte. Ich sollte nicht nur alle 2 Wochen kommen - sie wollten mehr. Diese Fahrerei machte mich wahnsinnig - Samstags 3Std hin - Sonntags 3 Std zurück. Montags total KO - mein neuer Chef hatte Verständnis! Und immer wieder die Vorwürfe der Brüder - du bist die Tochter! DU musst deinen Job kündigen und zurück kommen! Du bist die Frau! Du musst die Eltern versorgen! Mein Bruder hatte damals 2 Kinder und Frau, der andere eine Freundin. Sätze wie wir kümmern uns und DU machst dir einen schönes Leben so weit weg waren fast an der Tagesordnung! Meine Mama hat mich immer in Schutz genommen, obwohl SIE die Belastung hatte! Bis mein Papa 2012 gestorben ist und wir alle zusammen füreinander da waren. Ein Zusammenhalt, ohne Vorwürfe...
Nachdem meine Mama so fertig war, wegen dem Verlust von Papa, merkten wir, dass irgendwas nicht stimmte. Diagnose Alzhei** (mit 65!). Sie hat nur funktioniert, weil sie Papa gepflegt hatte solange. Dann ging das gleiche Spiel von vorne los... ich muss mich kümmern, Mama ist ganz alleine usw. Ich habe bisher JEDEN Urlaub und freie Tag mit Mama verbracht. Habe mittlwerweile auch einen Partner. Wollen heiraten, Kinder bekommen und ich wander evtl. aus. Seit 1 Jahr braucht Mama aber eine 24h Hilfe. Ich fahre jedes 2. Wochenende zu ihr. Ich habe aber keine Kraft mehr... meine Brüder wohnen 10-20 Minuten weg, gehen alle 2 Tage hin oder der eine sogar nur alle 10 Tage, aber vor 2 Tagen musste ich mir anhören, dass ICH ein Egoist bin, weil ich lieber alleine bin und es nicht gewohnt bin, wenn soviele in meiner Wohnung sind (hatte Pflegerin und Mama nach 2 Wochen WeihnachtenSilvester wieder heimgebracht, was ihnen wohl nicht gepasst hat). Mein schlechtes gewissen zerfrisst mich, vielleicht muss ich sie wirklich zu mir holen? Beim ins Bett bringen hat sie geweint Geh nicht weg und meine Hand gehalten. Ich hab gesagt, ich liege nebendran... jetzt ist sie wieder bei sich daheim, mit einer fremden Frau, die sie ins bett bringt, ohne vertraute Stimme. Ich habe NIE zu meinem bruder gesagt, dass ich auch erwarten könnte, dass er sie zu sich nimmt - im Familienanschluss, damit es ihr besser geht. Weil ich das doch nicht erwarten kann!
Ich weiß einfach nicht mehr weiter... über meine Gedanken, kann ich mit denen nicht reden... die werden sagen ich stelle mich nur an und die haben schlimmere Probleme, haben ja schliesslich Kinder und wohnen näher bei Mama. Dabei kennen sie mein Leben gar nicht und ich glaube es interessiert sie auch nicht, sie rufen nur an, wenn es Hiobsbotschaften wegen Mama gibt. Gestern wurde ich sogar blöd angemacht, weil ich bei WhatsApp als online angezeigt wurde, obwohl das Handy nicht mal in meiner Nähe lag, und warum ich so einen Mist erzähle. Ich weiß nicht wo mir der Kopf steht, kommen nicht dazu die Hochzeit zu planen oder Haus zu bauen... Ich bin nur froh, dass mein zukünftiger Mann an meiner Seite ist und versteht, wenn ich sogar ihn zurückweise, weil ich nicht mehr kann und völlig fertig bin. Ich würde am liebsten abhauen, keine Familie, keine Hochzeit, keine Menschen um mich rum und werde mein WhatsApp nächste Woche wohl endgültig deinstallieren.
Manchmal denke ich, ich werde erst Ruhe haben, wenn Mama nicht mehr ist oder ich...
17.01.2019 08:31 • • 04.02.2019 x 1 #1