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Sobald ich jemanden eine zeitlang schreibe, kommt irgendwann die Frage auf welcher Arbeit ich denn nachgehe. Dann sage ich das ich zur Zeit keiner Arbeit nachgehe. Darauf fragt mich mein Gegenüber warum ich denn nicht arbeiten gehe. Darauf sage ich weil ich krank bin. Darauf folgt die Frage welche Krankheit ich denn habe. Dann muss ich flunkern, kreativ sein, schließlich kann ich Dritten sowas nicht erzählen, die Gefahr verletzt und stigmatisiert zu werden ist zu groß.

Dann bin ich auch nicht psychisch krank, ich reagiere lediglich anders auf Stress und belastende Situationen. Doch sowas kann ich anderen nicht erzählen, weil dann gleich die Frage aufkommt, warum ich dann nicht arbeiten kann, wenn ich doch so gesund bin. Und wenn ich sagen würde, dass ich darüber nicht sprechen möchte, warum ich denn keiner Arbeit nachgehe, dann käme ich erst recht merkwürdig rüber, sonst würde ich ja nichts verheimlichen, so die Gedanken meines Gegenübers.

Ich habe darüber auch mal mit einer Bekannten gesprochen, die sagte zu mir, ich sollte mit offenen Karten spielen, ehrlich sein und alles erzählen, derjenige wird dafür schon Verständnis haben. Das ist eine ziemlich naive Einstellung, so einfach ist das nicht, das Leben ist kein Hollywood-Streifen.

Eigentlich müsste ich denken, wenn die Person dann weg ist, dann weiß ich gleich wo ich dran bin, dann hat derjenige sowieso nichts getaugt. Denn wer mich nur mag, weil ich einer Arbeit nachgehe und viel Geld verdiene, den brauche ich auch nicht.

Sehe das so, mein Gegenüber soll mich erstmal kennenlernen, wenn mich mein Gegenüber dann eine zeitlang kennt, dann kann ich ja mit der Wahrheit rausrücken, aber ganz gewiss nicht zu Anfang. Doch so einfach ist das nicht, denn wenn ich lüge oder etwas verschweige, wird mein Gegenüber mir das irgendwann übel nehmen, sofern die Sache mal auffliegen sollte oder mich verlassen, weil ich anfangs gelogen habe.

Demnächst habe ich ein Beratungsgespräch bzgl. Arbeit, ich werde in absehbarer Zeit eventuell wieder einer Arbeit nachgehen, auch wenn es nur ein Minijob auf 450,00 Basis sein sollte. Doch auch dann wird wieder die Frage aufkommen warum ich nicht Vollzeit arbeite oder was ich davor gemacht habe. Ich kann ja nicht sagen das ich die letzten Jahre nichts gemacht habe. Das ist echt eine schwierige Situation.

Soll ich ehrlich sein oder lügen? Was würdet ihr mir raten? Und wie geht ihr mit dieser Situation um?

P.S Sollte sich der ein oder andere Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben, bitte ich dies zu verzeihen, ich bin gerade ziemlich müde.

17.11.2020 05:07 • 20.11.2020 x 1 #1


55 Antworten ↓


Ich finde *Burnout* eine ganz gute Erklärung. Kann man bei Bedarf damit ergänzen, dass man halt leider dazu neigt, ein Arbeitstier zu sein und dass sich das nun gerächt hat.

Signalisiert den Gegenüber, dass man keinen an der Waffel hat und dass man auch kein arbeitsscheuer Versager ist. Burnout ist im der Wahrnehmung der meisten Menschen eine ziemlich *ehrenhafte* Erkrankung.

Und macht auch praktischerweise alle weiteren Umstände einfach erklärbar .

A


Meine Arbeitslosigkeit - lügen oder ehrlich sein

x 3


Jeep, Burnout ist gesellschaftsfähig. Ausgebrannt darf man sein, einen an der Waffel haben , eher nicht.

@Soul1977
Ich lese aber mehr aus deinem Beitrag dass du es selber dir nicht verknusern kannst, dass du keinen Vollzeit-Job hast, wohl auch weil es unweigerlich immer wieder zu so einer Situation gekommen ist, dass man dich ansprach oder fragte; 'was du arbeitest' und du dadurch jenes Image-Denken schon verinnerlicht hast und jetzt dich selbst abwertest.
Weil jetzt nachdem du einen Minijob in Aussicht hast und somit dein Image und dein Selbstwert steigen könnte, weil du ja doch eine Arbeit haben wirst, reicht es dir wieder nicht.

Ich denke du solltest akzeptieren, dass egal welche Situation vorherrscht, du dir trotzdem genauso viel Wert bist, wie mit oder ohne Job. Auch wenn die Gesellschaft dies an anderen Werten festmacht, darfst du dich als Einzigartig sehen und somit auch selbst bestimmen, wie Wertvoll du bist.

Und wie du schon richtig feststellen durftest, derjenige der das nicht verstehen oder begreifen will, kann in den Wind schießen... und sollte sich in deinem Bekanntenkreis oder Verwandtenkreis auch solche Individuen herumtreiben, dann dürfen sie ihre Meinung gerne für sich behalten oder ihre Beine in die Hand nehmen und sich schleichen.

Also versuche nicht mehr krankhaft und krampfhaft nach Ausreden zu suchen, nach Erklärungen, sondern knall ihnen die Wahrheit vor den Latz und entweder sie können damit umgehen oder nicht!

Viel Erfolg weiterhin.

Ich würde auch nicht lügen. Entweder einfach damit antworten, was man gelernt hat (und? Was arbeitest du? / ich bin gelernter xy / have z studiert / die letzten Jahre xy gemacht) oder von Sabbatical oder Arbeitsauszeit sprechen.

Danke an jeden!

Burnout ist eine gute Ausrede.

Depressionen gehen auch noch, wobei dann viele wieder denken, dass sei jemand, mit dem man nichts anfangen kann, der den ganzen Tag im Bett liegt und suizidale Gedanken hegt.

Und wenn ich dann sage, dass ich unter quälenden Gefühlen leide, aufgrund dessen Schwierigkeiten habe meine Gefühle zu regulieren, ist es ganz aus. Doch warum ich die Gefühle nicht mehr aushalte, dekompensiere, darüber macht sich keiner Gedanken. Ich meine, dass kommt ja nicht aus heiterem Himmel.

Sicher, ich habe ein instabiles Gefühlsleben, daher attestierten mir die Ärzte auch eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung, aber, dafür gibt Trigger, weshalb ich instabil werde. Ich würde heute wie eingangs erwähnt, nicht mehr von mir behaupten das ich krank bin, sondern das ich ein instabiles Gefühlsleben habe und aufgrund bestimmter Lebensumstände krank werde bspw. einen Leidensdruck verspüre. Ich meine es gibt ja einen Grund, warum habe ich meine Gefühle nicht mehr regulieren kann. Das liegt daran, weil ich den Zustand des unfreiwilligen Alleinseins und den daraus resultierenden Depressionen und Gefühlen, was ich als äußerst quälend empfinde, einfach nicht mehr aushalte. Und wenn mir dann noch Unverständnis seitens Fremder entgegenschlägt, wird es schwer, in Phasen emotionaler Anspannung nicht zu verzweifeln.

Die wirklich essentiellen Dinge in zwischenmenschlichen Beziehungen sind doch, dass man respektvoll miteinander umgeht, hilfsbereit ist, auf sein Gegenüber eingeht, mitschwingt, Empathie zeigt, loyal ist (dazu gehört auch ehrlich zu sein, ohne den anderen zu tadeln), auch in schweren Zeiten füreinander da ist, zusammen lacht, etwas unternimmt, denn das lässt schöne Erinnerungen entstehen, die wiederum verbinden. Da sollte man doch eigentlich denken, dass der Beruf oder das Einkommen zweitrangig sind, leider sieht das Gros der Masse das nicht so. Das ist nunmal eine Leistungsgesellschaft und wer da nicht vollen Einsatz bringt, der ist außen vor. Zum Glück sind nicht alle so, aber viele.

Hast du gut geschrieben,ja so ähnlich läuft es heute ab......die erste Frage....was machst du beruflich,sagt viel aus über einen Menschen finde ich....was ihm wichtig ist.
Den Menschen als Mensch zu sehen...ist selten geworden.. leider!

Zitat von Soul1977:
Da sollte man doch eigentlich denken, dass der Beruf oder das Einkommen zweitrangig sind,


Ist es aber doch auch nicht. Eine gemeinsame Lebensgestaltung sieht anders aus, wenn man auch Dinge zusammen unternehmen kann, die Geld kosten. Essen gehen, beispielsweise, Theater, Kino, Konzerte besuchen, reisen oder auch nur die Mitgliedschaft in Vereinen. Wenn man Monat für Monat um's schiere finanzielle Überleben ringen muss, erschwert das auch das Miteinander ungemein.

Wenn ich als Vollzeit berufstätige Frau nach einem Partner suche, dann bin ich auch nicht daran interessiert, mögliche materielle Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Ich arbeite ja auch, um mir bestimmte Dinge leisten zu können, die mir wichtig sind. Die Aussicht darauf, dass diese Dinge nicht mehr oder nur noch bedingt möglich sind, würde mir nicht gefallen. Nicht zuletzt besteht ja auch die Möglichkeit, dass ich den neuen Partner mit finanzieren muss.

All diese Dinge spielen keine Rolle, wenn ich jemanden liebe und mit ihm vertraut bin. Dann nähme ich natürlich auch all diese möglichen Stolpersteine in Kauf, weil die Liebe das trägt - aber nicht bei jemandem, den ich gerade erst kennenlerne.

Eine Begegnung auf Augenhöhe bedeutet für mich auch, dass derjenige, auf den ich mich einlassen möchte, nicht nur ähnliche Werte und Ziele hat, sondern auch in der Lage ist, das, was ich gerne tue, mit mir zu teilen. Den Lebensstandard, den ich mir erarbeitet habe, möchte ich auch halten können. denn bis dahin habe ich viel investiert.

Für eine junge Frau, die möglicherweise auch den Wunsch nach Familie und Kindern hegt, kommen noch ganz andere Kriterien ins Spiel. Ich denke also, dass der berufliche Status und Werdegang eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben.

@Calima du hast schon recht aber der Wert eines Menschen definiert sich nicht über seine Geldbörse,für mich stehen erstmal andere Dinge im Vordergrund...wenn man sich liebt kann man auch gemeinsam etwas aufbauen.

Das hast du gut geschrieben, @Calima

Ich denke auch,dass ein moeglichst aehnlicher soziooekonomischer Hintergrund eher fuer Gemeinsamkeiten bei der Partnersuche
spricht.
In einer bestehenden Partnerschaft finde ich es auch kein Problem,wenn einer die Lebenshaltungskosten zeitweise allein traegt,wenn der Partner fuer eine Zeit arbeitslos ist.

Zitat von Annalehna:
@Calima du hast schon recht aber der Wert eines Menschen definiert sich nicht über seine Geldbörse,für mich stehen erstmal andere Dinge im Vordergrund...wenn man sich liebt kann man auch gemeinsam etwas aufbauen.
Nan ja,aber der TE beschrieb,dass er schon nicht mehr zum Kennenlernen in Frage kommt,wenn er seinen momentanen Status preisgibt?

Es ist ja auch gut so das es verschiedene Ansichten gibt,ich möchte zuerst ganz unvoreingenommen den Menschen kennen lernen.

Zitat von Annalehna:
Es ist ja auch gut so das es verschiedene Ansichten gibt,ich möchte zuerst ganz unvoreingenommen den Menschen kennen lernen.
Und dazu wuensche ich dir von Herzen alles Gute.
Mir war nicht ganz bewusst,dass du auf Partnersuche bist.

Ich sollte zuerst mal gesund werden @mariebelle....das ist primär

Zitat von Annalehna:
aber der Wert eines Menschen definiert sich nicht über seine Geldbörse,


Natürlich nicht. Aber die charakterlichen Qualitäten eines Menschen kenne ich nicht, wenn ich ihn gerade kennenlerne. Und um zu entscheiden, ob ich ihn kennenlernen will, braucht es eine Beschnupperungsphase, in der die ersten Parameter abgeglichen werden. Und in dieser führt die Summe der gewonnenen Informationen zu der Entscheidung, ob ich die Person überhaupt näher kennenlernen möchte.

Sympathie ist dabei ein wesentlicher Faktor - aber nicht der einzige.
Zitat von Annalehna:
wenn man sich liebt kann man auch gemeinsam etwas aufbauen.


Aber BIS man sich liebt dauert das doch. Und in der ursprünglichen Fragestellung ging es um das Problem, wie man überhaupt ein erstes Kennenlernen hinkriegt, ohne aussortiert zu werden und worin die Kriterien dafür liegen.

WENN man sich liebt, bin ich ganz bei dir und @Mariebelle Dann kriegt man alles gemeinsam hin, auch wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Zitat von Soul1977:
Das ist eine ziemlich naive Einstellung, so einfach ist das nicht, das Leben ist kein Hollywood-Streifen.

Zitat von Soul1977:
(dazu gehört auch ehrlich zu sein

Du sagst es an der Stelle schon selbst: es gehört dazu ehrlich zu sein. Und: das Leben ist kein Hollywood-Streifen und zwar für niemanden, ob mit oder ohne Erkrankung. Jeder hat im Leben sein Paket zu tragen, die einen mehr die anderen weniger.

Gerade deswegen finde ich das ein zweischneidiges Schwert. Umspielen und lügen das geht vielleicht noch in der Kennenlernphase aber sobald dich jemand näher kennenlernt dann wird derjenige relativ schnell merken was los ist. Denn die Ausprägungen von Depressionen oder Burnout ist doch nochmal was ganz anderes als Borderline.

Ein Partner ist nicht nur ein Mensch der erfüllt und dir Gefühle vermittelt die dir fehlen sondern auch jemand der erwartet und einfordert.

Du kannst nichts für deine Erkrankung aber der andere auch nicht und ich finde es hat jeder das Recht für sich zu entscheiden ob man mit Erkrankung xy umgehen kann und will. Würde sich jemand über meine Selbstbestimmung hinweg setzen dann würde ich nicht mit Verständnis reagieren sondern ziemlich sauer werden. Ich kann dich in der Hinsicht voll und ganz verstehen aber ich sehe auch die andere Seite. Hinterher ist das Drama noch größer wenn beide Gefühle aufbauen, sich auf einen anderen Menschen einlassen und dann kommt heraus, und das kommt unweigerlich früher oder später, dass man seit Tag 1 des Kennenlernens belogen wurde. Damit kalkulierst du schon vorab einen Bruch im Vertrauensverhältnis. Hältst du das für eine gute Basis?

Man muss nicht vor dem 1. Date oder mit dem 1. Date alles auf den Tisch legen und man muss das Wort Borderline auch nicht direkt sagen aber was man im Allgemeinen für Schwierigkeiten hat damit der andere abschätzen kann worauf er sich einlässt.

Zitat von Soul1977:
Da sollte man doch eigentlich denken, dass der Beruf oder das Einkommen zweitrangig sind, leider sieht das Gros der Masse das nicht so.

In der Hinsicht ticke ich auch nicht anders. Dabei geht es mir primär nicht um Leistungsgesellschaft und ich suche mir einen Partner auch nicht nach Berufsgruppe. Wenn man weiter vorausdenkt, muss man sagen, dass sich eine langgehende Beziehung nicht von der bloßen Existenz des anderen ernährt. Dazu kommt, dass ich zB Eigentum habe das ist ua auch finanziell erhalten und warten muss. Ich wäre auch nicht bereit große Abstriche von meinem Lebensstandard zu machen. Aus dem Grund würde ich mir immer jemanden suchen der mit mir mindestens gleich auf ist.

Du kannst dich anderweitig beschäftigen, dass du unter Leute kommst. Sei das vielleicht ein Sportverein oder ehrenamtliche Tätigkeiten. Das kann auch erfüllend sein. Man lernt Menschen kennen und daraus kann sich wiederum etwas ergeben. Vielleicht lernst du jemanden kennen der eine ähnliche Problematik hat wie du. vielleicht in einem Selbsthilfeforum oder in einer Gruppe vor Ort?
Gleichzeitig würde ich mittels Verhaltenstherapie weiter dran bleiben. Für DICH, nicht um einen Partner zu finden.

@FeuerWasser
Danke für deinen ausführlichen Beitrag!

Damit keine Missverständnisse entstehen: Bei mir wurde eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typ diagnostiziert, nicht vom Borderline Typ. Ich dachte früher das sei ein und dasselbe, laut der Ärzte sind das aber 2 verschiedene Krankheitsbilder. Ich möchte damit auch gar nicht sagen was besser oder schlechter ist, sondern einfach nur das sich die beiden Diagnosen voneinander unterscheiden.

Dann attestierten mir die Ärzte eine affektive Störung, eine Depression und eine schizotype Störung (das Spektrum ist breit), kann ich auch alles unterstreichen, dennoch sehe ich mich nicht als Label. Meine behandelnde Ärztin sagte mal, dass sie all diese Symptome auf mein instabiles Gefühlsleben zurückführt.

Dann muss man auch wissen, warum ich Schwierigkeiten hatte meine Gefühle zu regulieren, dass kommt ja nicht so aus dem nichts. Ich hatte Phasen da herrschte eine krankhafte Energie, ich kam einfach nicht zur Ruhe. Ich habe ohne Tabletten 3 oder 4 Std. am Tag geschlafen. Ich war depressiv und gleichzeitig getrieben, manchmal wurde es dann so quälend, dass ich aufgrund dessen zu impulsiven Verhalten neigte, weil ich die Gefühle einfach nicht mehr aushielt. Es gab Phasen da bin ich 3 mal am Tag mit einem Krankenwagen zur Klinik gefahren. Viele Jahre habe ich mich isoliert, war misstrauisch, hatte keine sozialen Kontakte, keine Freundin, dass alles hat sich nachteilig auf mein Gefühlsleben ausgewirkt.

Ich mag es auch nicht zu lügen oder Sachen zu verschweigen, auf der anderen Seite muss ich mich aber auch schützen. Entweder weil die Leute sich sonst von mir abwenden, aufgrund von Vorurteilen und Unsicherheiten oder weil es ihnen schlicht zu anstregend ist, sich mit einem psychisch Kranken auseinanderzusetzen. Wenn die Leute mich dagegen länger kennen, sagen sie ich sei doch gar nicht psychisch krank, sehr umgänglich. Hätte ich dagegen gleich zu Anfang gesagt das ich emotional instabil bin, dann hätten sich die meisten Leute gerade in der Kennenlernphase von mir abgewendet, weil sie mich ganz anders eingeschätzt hätten.

Die Ärzte haben mir geraten, dass ich mit anderen nicht über meine Diagnose sprechen soll, meine Mitmenschen sollen mich erstmal kennenlernen und sich selbst ein Bild machen, so ihre Worte. Zudem wäre das viel zu persönlich und gerade Dritten gegenüber sollte ich vorsichtig sein. Wenn ich jemanden gut genug und länger kenne, kann ich der Person ja davon erzählen, aber ganz bestimmt nicht in der Kennenlernphase.

Sobald ich mich meinen Mitmenschen anvertraute, gab es unterschiedlichsten Reaktionen, die einen waren tolerant, die anderen dagegen zogen sich zurück. Dann gab es verschiedene Meinungen, so sagte der eine ich sei gesund, ein anderer wieder bipolar und der Nächste ich hätte ADHs. Die Menschen müssen jemanden einfach in eine Schublade stecken, dass gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit. Wenn ich dagegen nichts sage, dann fangen die Leute auch gar nicht erst an mich zu analysieren. Ein weiterer Grund warum ich die Krankheit nicht erwähne ist, weil sich die Gespräche dann sehr oft um die Krankheit drehen. Das alles sind Gründe, weshalb ich die Krankheit nicht erwähne.

Ich bin von den ganzen Diagnosen mittlerweile weg, ich habe die und die Symptome, aber ich bin kein ICD-Code. Viel wichtiger finde ich, dass ich schaue wie ich mit diesen Symptomen umgehe, etwas an meiner Situation ändere und am Leben teilnehme.
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Zitat von Soul1977:
Dann muss man auch wissen, warum ich Schwierigkeiten hatte meine Gefühle zu regulieren, dass kommt ja nicht so aus dem nichts.

Keine psychische Erkrankung kommt aus dem Nichts. Alles hat Gründe, oft schwerwiegende Gründe wo man nichts dafür kann es aber ausbaden muss. Das ist eine große Ungerechtigkeit aber man kann nur an sich arbeiten, sich von dem distanzieren was einem schadet und hoffen, dass man wieder auf die Beine kommt und ein lebenswertes Leben hat.

Deine Bekannte hat auf eine Weise Recht wenn sie dir ratet offensiver vorzugehen und du hast darin Recht dich schützen zu wollen und auch zu müssen. Da wäre es gut einen Mittelweg zu finden. Deswegen meinte ich, dass du bei Nachfragen schon sagst, dass er dir gesundheitlich derzeit nicht so gut geht du aber an dir arbeitest und auf einem guten Weg bist. Allgemein halten, bei einer neuen Bekanntschaft nicht zu sehr in die Tiefe gehen denn so kann man es vermeiden, dass der andere sofort abgeschreckt ist und du dich selbst in die Ecke drängst und mit Schnappatmung nach Erklärungen suchst. Kurze Sätze, eher oberflächlich bleiben und das Thema wieder umlenken, nicht zu lange darauf verharren.

Wenn man sich persönlich sieht und näher kennenlernt dann kommen sowieso unweigerlich die Nachfragen. Das ist auch normal, dass man bei einem Kennenlernen gerne wissen möchte wie der andere seinen Tag verbringt.

Es gibt, als Extrembeispiel, auch Leute die beim 1. Date von der Geburt weg volle Breitseite alles erzählen. Damit wird das Gegenüber total überflutet und überfordert.
Wenn es einem zu anstrengend ist sich mit einem psychisch kranken Menschen abzugeben, wie du schreibst, dann wird das immer der Fall sein, egal wie du es verpackst, egal ob du konfrontativ vorgehst oder mit der Kirche 10 mal ums Dorf fährst. Solche Menschen wirst du immer wieder mal kennenlernen, was auch wieder was Gutes hat, denn damit weißt du schon mal bei wem du keine weitere Energie investieren musst.
Ich gebe den Ärzten insofern Recht, dass man, wie ich eh schon schrieb, nicht beim Ersttreffen raushaut, ich habe eine emotional instabile Persönlichkeit vom impulsiven Typ, habe diese und jene Probleme. Wieder was anderes ist es zB auf besagten Datingportalen wie Gleichklang oder Handicap Love wo viele andere auch sind mit psychischen Erkrankungen. Da kann man auch sagen was Sache ist. Gerade da könntest du dich ausprobieren, das spielerisch betrachten, da kann dir nichts passieren. Wenn es dir zuviel wird klickst du es weg und fertig. Das kann eine gute Vorbereitung für draußen sein.

Was andere Leute meinen ist sowieso komplett wurscht. Da würde ich auf Durchzug stellen. Kein Laie kann eine pathologische Erkrankung von einer anderen klar abgrenzen. Schon gar nicht wenn noch Begleiterkrankungen dazu kommen. Fachärzte studieren nicht 10 Jahre, haben jahrelange Berufserfahrung und können selbst dann oft nicht klar sagen was es ist wenn das in Wahrheit auch jeder Hans und Franz könnte.

Zitat von Icefalki:
Jeep, Burnout ist gesellschaftsfähig. Ausgebrannt darf man sein, einen an der Waffel haben , eher nicht.

Damit unterstützt man die weitere Stigmatisierung. Und es ist gelogen. Um wen zu schonen? Die Gesellschaft vor ihrem beengten Horizont? Vor ihrem Mangel an Empathie?

Wenn wir seelisch/psychisch erkrankten Menschen Akzeptanz der Gesellschaft möchten, dann erreichen wir das nur durch einen ehrlichen Umgang. Und vor allem, daß man sich nicht klein macht und auch nicht rechtfertigt / entschuldigt.

Ich sage immer, das ich psychisch krank bin und Therapien gemacht habe und es mir deutlich besser geht als vor x Jahren, ich mich aber in einem gewissen Rahmen der Belastung bewegen muss, um nicht wieder an Grenzen zu kommen.

Ich sage das selbstbewusst und signalisiere immer Offenheit für Fragen.

Was die Leute hinter meinem Rücken reden, das weiß ich natürlich nicht. Aber ins Gesicht verurteilt oder kritisiert mich niemand mehr. Aber auch erst, seit ich so offen und klar damit umgehe.

Das war früher ganz anders. Aber da war ich auch selbst nicht im Reinen mit mir und meinen Einschränkungen.

Übrigens Soul, das was du beschreibst, klingt nach einer Anpassungsstörung und hat in der Regel ne Ursache...

Zitat von FeuerWasser:
Deswegen meinte ich, dass du bei Nachfragen schon sagst, dass er dir gesundheitlich derzeit nicht so gut geht du aber an dir arbeitest und auf einem guten Weg bist. Allgemein halten, bei einer neuen Bekanntschaft nicht zu sehr in die Tiefe gehen denn so kann man es vermeiden, dass der andere sofort abgeschreckt ist und du dich selbst in die Ecke drängst und mit Schnappatmung nach Erklärungen suchst. Kurze Sätze, eher oberflächlich bleiben und das Thema wieder umlenken, nicht zu lange darauf verharren.

Wenn man sich persönlich sieht und näher kennenlernt dann kommen sowieso unweigerlich die Nachfragen. Das ist auch normal, dass man bei einem Kennenlernen gerne wissen möchte wie der andere seinen Tag verbringt.

So handhabe ich das privat auch.

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