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Liebes Forum,

Ich versuche hier jetzt endlich einmal, meine Gedanken halbwegs geordnet auf digitales Papier zu bringen und nach außen zu tragen. Viel zu viel trage ich seit einiger Zeit mit mir herum und mache es immer wieder mit mir selbst aus. Meine Energie wird von Tag zu Tag weniger, ich hab das Gefühl gerade nur noch irgendwie zu funktionieren. Nächstes Jahr werde ich 40 und ich stelle mir immer wieder die Frage, wieso ich als erwachsener, grundlegend auch selbstbewusster Mann, der generell eigentlich soweit „Mitten im Leben“ steht - wieso ich es einfach nicht schaffe, meinen eigenen Bedürfnissen, Interessen, meinem Energiehaushalt genug Raum zu geben … Im Arbeitsleben klappt das inzwischen immer besser, aber insbesondere meiner Partnerin gegenüber schaffe ich es einfach nicht, eben genannte Bedürfnisse ausreichend zu priorisieren.
Seit einiger Zeit bin ich, nach einem Unfall ihrerseits, Betreuer meiner Mutter. Sie ist - seit ich denken kann - Alk.. Ihre Sucht ist leider wieder akut geworden und laugt mich zusätzlich weiter aus und belastet die Beziehung zu meiner Partnerin. Emotionale Manipulation, Co-Abhänigkeit im Sinne von immer verantwortlich fühlen, das ist auch bei meiner Mutter schon lange ein großes Problem gewesen. Hier habe ich jetzt die Reißleine gezogen und einen Betreuerwechsel beantragt … Diesen Kampf zu kämpfen lässt kaum Raum, mich auch Zuhause um meine innere Gesundheit zu kümmern. Das Leben geht ja weiter, der Haushalt muss laufen, ich will meiner Partnerin trotzdem die üblichen Dinge im Alltag abnehmen. Ja, versuche Streit auch immer wieder aus dem Weg zu gehen. Ich habe ein hohes Harmoniebedürfnis. Streiten mit meiner Partnerin saugt mir innerhalb von Sekunden meinen mentalen Akku leer. Um das zu Umgehen, aus Rücksicht auf … ja was auch immer … funktioniere ich halt. Und komme aus dem Kreislauf gerade einfach nicht raus. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal die Ruhe und Zeit gefunden habe, einfach was für mich zu tun. Einfach was zu machen, wo ich Lust drauf habe, was mir beim Abschalten hilft … beim Akku aufladen hilft.
Meine Partnerin nimmt Themen dieser Art wenig ernst, „Psychokram“ nimmt sie nicht ernst … somit erschwert sich Sprechen und Kommunikation darüber. Für mich zumindest … weil ich dann wieder im Harmoniebedürfnis hängen bleibe, ich zu feige bin, keine Ahnung. Ich weiß nicht, wieso mir das nur in persönlichen Beziehungen (Mutter sowie Partnerin) so schwer fällt. Im Alltag bin ich, wie gesagt, ein selbstbewusster und offener Mensch, auch da nicht auf Konflikte aus, aber da kann ich meine Interessen im großen und ganzen vertreten. Wieso schaffe ich das aber eben einfach privat nicht? … Ich würde mich sehr sehr über den ein oder anderen Denkanstoß freuen, vielleicht Erfahrungswerte … Das Ganze ist hier wohl etwas wirr und oberflächlich verfasst (soweit es meine Gedanken dazu gerade zu lassen), ich würde gerne nachfolgend dann das ein oder andere Thema detaillierter erneut aufdröseln …

Ich danke euch vorab fürs lesen …
BlackSkies

23.05.2024 12:01 • 06.08.2024 x 1 #1


8 Antworten ↓


Ich kenne das Gefühl, wenn alles einfach zu viel wird und man irgendwie nur noch da ist.
Ich kann eher im familiären Bereich meine Meinung vertreten als Außerhalb, nichts desto trotz habe ich auch bemerkt, dass dennoch viele nicht den Ernst der Lage verstehen, wenn man darüber redet.
Es hatte mich so weit zu dem Zeitpunkt getrieben, dass ich am Ende nicht weiter wusste, als meiner Mutter klar zu sagen, dass ich aktuell so fertig bin, dass ich über einen Klinikaufenthalt nachdenke. Erst da hat sie mal angefangen nachzudenken.
Dennoch ist sie weiterhin der Macher-Typ und teilweise nicht sehr empathisch unterwegs, da sie dafür keine Zeit hat.
Letzten Endes bin ich einfach ausgetickt, als sie wieder was von mir wollte und beim nächsten Termin bei meiner Psychiaterin habe ich einfach alles einmal raus gelassen. Das tat unglaublich gut.
Erst, nachdem sie mit für vier Wochen wegen einer Erschöpfungsdepression krank geschrieben hat, hat meine Mutter aufgehört Dinge von mir zu verlangen und auch im Haushalt hatte ich diese vier Wochen absolut Arbeitsverbot. Diese vier Woche waren nur für mich da. Zwangsurlaub auf allen Ebenen. Einfach mal Gehirn abschalten.
Das tat mir persönlich unglaublich gut und danach war es auch gegessen.

Manchmal habe ich noch die Phasen. Wenn sie sehr schlimm sind, dann brauche ich wieder eine Pause. Meistens schaffe ich es aber mich dort durch zu kämpfen und nun weiß meine Familie, wann sie mich in Ruhe lassen muss, ohne dass ihnen ein Arzt auf die Finger schlagen muss.

Ich weiß nicht, ob es bei dir auch so extrem ausgeprägt ist. Ich bin wirklich einfach zusammengebrochen.

Vielleicht wäre es für dich auch mal gut, mit einem Arzt darüber zu reden.
Manchmal denkt man, es geht einem einfach schlecht und man braucht eine Pause, aber dann geht man zum Arzt, kotzt sich einmal richtig aus und dann geht man plötzlich mit einem Zettel mit der Diagnose Burnout aus dem Büro. Das hatte ich damals auch nicht erwartet.
Und wenn man das hat, dann gibt es die Möglichkeit Abstand zu nehmen und vom Staat nach Hilfe zu fragen, wenn auch nur in Form einer Reha oder ähnliches. Aber es wäre Zeit, die du mal weg von diesem Alltag bist und in der du genau das lernst, was du nicht kannst: Auf sich selbst achten.

Es ist nicht normal, wenn man gefühlt nur mit einem kaputten Akku herumläuft.
Wenn du daran nichts änderst, kann es passieren, dass der dann auch kaputt bleibt. Das Problem habe ich. Habe mein ganzes Leben versucht so zu leben, wie es wohl normal ist und jetzt bin ich bei vielen Aktionen extrem schnell erschöpft, egal ob Hobby oder Arbeit oder Kontakt. Egal ob es Spaß macht oder nicht. Alles ist einfach anstrengend.
Es ist also gut, dass du es merkst. Jetzt musst du was tun.
Und um herauszufinden, wie genau es um dich steht, kann er ein Arzt hilfreich sein.
Warte nicht, bis du nur noch in der Lage bist mit dem Telefon einen Hilferuf abzusetzen. Desto eher man sich Hilfe sucht, desto besser kann dir geholfen werden.

A


Meine Akkus sind leer - Rückstellung eigener Bedürfnisse

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Harmoniebedürfnis funktioniert natürlich nur, wenn dieses auf Gegenseitigkeit mit deiner Partnerin beruht.
Wenn das immer nur bedeutet ich muss zurückstecken, dann ist das eigentlich nur eine fiese emotionale Misshandlung.

Hat deine Partnerin denn nie mal mit Psychokram zu kämpfen? Blockst du sie dann entsprechend genauso ab?

Ihr führt keine Beziehung auf Augenhöhe. Du bist ein Hündchen, dass schön Männchen machen soll. Und vielleicht bekommst du dann als Belohnung Harmonie.

So kann das nicht weitergehen. Harmonie ist keine Einbahnstraße.
Also hör auf so zu tun und die schwere Last der Harmonie alleine auf deinen Schultern zu tragen.

Was fehlt denn konkret, wenn die Harmonie mal nicht da ist? Sexentzug? Schweigen?

Mach dich von solchen Dingen emotional unabhängiger. Dann halt nicht.

Im Zweifel muss man so eine Beziehung dann eben beenden. Du hast nur ein Leben.

PS: Ich will deiner Partnerin pauschal nichts Böses anhängen. Es kann sehr gut sein, dass diese Unterwerfung alleine von dir aus kommt, aufgrund emotionaler Traumas. Das kann ich hier nicht beurteilen.
Wenn deine Partnerin aber grundsätzlich nicht bereit ist, über sowas zu reden, dann seh ich da wenig Spielraum diesen Konflikt zu lösen.

Vielen lieben Dank für eure so schnellen Antworten

@Krylla
Erstmal freut es mich zu lesen, dass du es geschafft hast, inzwischen einen Weg zu finden, besser mit deinen Erfahrungen und all dem umzugehen. Das ein oder andere kommt mir sogar aus der Vergangenheit nicht ganz unbekannt vor.
Du schreibst „Warte nicht, bis du nur noch in der Lage bist mit dem Telefon einen Hilferuf abzusetzen.“ Es ist jetzt, ich weiß es gar nicht mehr genau … irgendwas zwischen 10 und 15 Jahren her. Da war ich an genau diesem Punkt. Ich Stand in einem Aufzug, wusste nichts mehr, nicht mehr wo ich bin, welchen Knopf ich drücken muss. Daran war damals die Arbeit schuld, die aktuelle Beziehung gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Da war ich dann kurzzeitig in Psychologischer Behandlung mit Gruppentherapie. Leider hab ich mich dabei sehr unwohl gefühlt, fand es wenig hilfreich, dass der Arzt mich als erstes mit Tabletten bombardiert hat (die mich vollkommen aus dem Leben geschossen haben, salopp ausgedrückt), sodass ich mich am Ende mit ganz viel Zeit, einem langen Krankenschein und Ruhe da selbst rausgeboxt habe. Diesen Job habe ich dann auch kurz danach an den Nagel gehängt und habe hier jetzt das Glück einen Job zu haben, der deutlich weniger Stress erzeugt. Dennoch frage ich manchmal, ob ich seitdem je wieder so belastbar war wie ich es früher einmal war - ich denke nicht. Aktuell bin ich von dem Zustand, denke ich, zum Glück noch ein Stück entfernt. Dennoch, du hast recht, man sollte nicht warten bis es zu spät ist …

@colitis9439
Das sind direkte und offene Worte. So hart sich das mit dem „das Hündchen, dass schön Männchen machen soll“ liest, so erschreckend ist, es dass ich mich manchmal genau so fühle. Sie ist ein sehr extrovertierter Mensch, sie weiß was sie will, sie weiß es auch durchzusetzen. Und genau das ist der Punkt mit der Last der Harmonie …

Was konkret fehlt wenn Harmonie nicht da ist? ja, schweigen und Ignoranz im extremeren Fall, Sex ist ein Thema für sich, meinem persönlichen Gefühl fehlt dann einfach auch manchmal der zwischenmenschliche Respekt, bezogen auf die Art und Weise, wie man mit seinem Partner spricht, ausfallend werden, sowas. In extremen fällen spielt sie die „ich bin ja eh immer alles schuld ich bin so sch…“-Karte aus und dreht den Spieß um 180 Grad. Womit sie mich leider immer wieder auch kriegt ist der Vorwurf von Egoismus. Manchmal sogar außerhalb von Streit. Ich bin, ihrer Ansicht nach, das egoistische Einzelkind, was eh nur auf sich selbst achtet, krass ausgedrückt.

Und rational ist mir klar, dass ich unabhängiger sein muss, dass ich mir manches nicht bieten lassen muss oder sollte. Das ich das Recht habe, meine eigene psych. Gesundheit nach vorne zu stellen. Aber ich bleib immer wieder an den Zweifeln hängen, ob sie nicht doch irgendwo wahre Dinge spricht, bin ich nicht doch einfach egoistisch? Obwohl ich denke, dass ich rational wirklich alles andere als das bin und eben aktuell mehr für sie lebe als für mich. Nix von auf Augenhöhe.
Und versteh mich nicht falsch, ich habe keine Angst vor ihr oder so, ich kann Streiten aushalten, ich kann dagegen halten. Aber es ist mit ihr so unfassbar anstrengend und ich schaff es dann am ende doch nicht, meinen Punkt voll durchzuziehen.

Natürlich hab ich auch schon über Trennung nachgedacht, was wäre wenn. Aber zum einen ist natürlich nicht alles Mist, im Gegenteil, zum anderen hat man sich gemeinsam so viel aufgebaut inzwischen. Der Verlust dieser Dinge ist das eine, der krasse Energie-Aufwand, den ein Bruch gerade mit sich bringen würde, das andere.

Also, ich denke es ist beides. Ich werde meinen Trauma Teil aus Co-Abhängigkeit, Mobbing Themen aus der Kindheit dazu beitragen mich zu unterwerfen. Sie ist aber die Art mensch, die das liebend gerne so annimmt und … ich sag mal … forciert?

Zitat von BlackSkies:
Sie ist aber die Art mensch, die das liebend gerne so annimmt und … ich sag mal … forciert?

So kann eine Beziehung halt nicht funktionieren.
Sie ist emotional praktisch nicht von dir abhängig. Du hingegen von ihr.

Grundsätzlich ist emotionale Unabhängigkeit in einer Beziehung etwas sehr Gesundes, eben weil man Konflikte dann offen und produktiv austragen kann.

In der Hinsicht bist du schon selbst schuld und das ist wirklich dein Problem.
Sie sollte dich aber dabei unterstützen, dieses Problem zu lösen und es nicht ausnutzen.

Ich glaube, eine Auszeit würde dir mal guttun. Mal 4 Wochen alleine in eine Kur gehen. Dass du mal realisierst, dass du auch ohne sie gut funktionierst. Und vielleicht siehst du in so einer Auszeit auch mal klarer.

@BlackSkies Krass - das ist genau mein Thema, an dem ich seit drei Jahren Therapie dran bin. Der Text könnte von mir sein. Ich würde sagen, dass ich meine Problematik mittlerweile ziemlich gut verstanden habe - vielleicht kann ich Dir mit ein paar Denkanstößen helfen.

Ich bin vor ca. 5 Jahren komplett in eine Angststörung und Erschöpfungsdepression gerutscht - und hatte damals keine Ahnung, warum. Es kam nicht plötzlich und bahnte sich länger an - aber ich konnte es einfach nicht aufhalten, weil ich keine Ahnng hatte, aus welcher Richtung der Wind wehte.

Zitat von BlackSkies:
Um das zu Umgehen, aus Rücksicht auf … ja was auch immer … funktioniere ich halt.


Zitat von BlackSkies:
weil ich dann wieder im Harmoniebedürfnis hängen bleibe, ich zu feige bin, keine Ahnung. Ich weiß nicht, wieso mir das nur in persönlichen Beziehungen (Mutter sowie Partnerin) so schwer fällt.


Zitat von BlackSkies:
Wieso schaffe ich das aber eben einfach privat nicht?


An dieser Fragestellng bin ich auch fast verzweifelt. Ich war unfähig, meinem Mann oder meinen Eltern gegenüber Grenzen zu setzen. Ich konnte nicht ein winziges bisschen Ich-Raum aufrecht halten. Ich wusste in vielen Situationen, dass ich jetzt hätte Stop sagen müssen - aber es kam mir einfach nicht über die Lippen. Statt dessen schluckte ich allen Ärger, alle Wut, allen Frust immer und immer und immer wieder runter und fraß allen Druck in mich hinein. Weil ich wusste, dass ich keine Grenzen wahren kann und meinem Mann in Sachen Logik in Diskussionen nicht das Wasser reichen kann (er argumentiert mit dem Kopf, ich mit dem Herz, was für ihn dann einfach nur unlogisch ist), habe ich mich komplett in die Sprachlosigkeit zurückgezogen. Wenn wir nicht sprechen, muss ich auch nicht Nein sagen. Ein Teufelskreis.

Der Druck, der bei mir nirgens hin konnte, entlud sich dann im Laufe der Zeit in einer somatoformen Störung mit Schwerpunkt auf Magen und Darm (Dauerdurchfall).

In der Therapie habe ich dann herausgefunden, dass die Grundlagen dafür in frühester Kindheit von meinem Vater gelegt wurden. Mein Vater strafte gern mit Liebesentzug und war ein sehr rechthaberischer Mensch. Er wusste alles besser, die Meinung anderer galt nicht viel. Ich war ein sehr sensibles und ängstliches Kind, und die Bestrafung, wenn er manchmal tagelang nicht mit mir sprach, waren die Hölle für mich. Es wäre mir oft lieber gewesen, er hätte mir eine gescheuert und dann wäre es wieder gut gewesen. Ich hatte immer Angst, nicht geliebt zu werden, und habe daher gelernt, meine Klappe zu halten und nicht zu widersprechen, um ihn nicht zu verärgern.

Dazu noch hatten meine Mutter und er absolut keine Streitkultur, weil meine Mutter das Modell Teflonpfanne ist. Sie lässt alles an sich abperlen, mit ihr kann man nur sehr schwer streiten. Sie frisst auch lieber alles in sich hinein. Wenn es dann mal knallte, dann gewaltig, mit anschließend mindestens 14 Tage Sendepause. Beide kamen dann zu mir, motzten sich bei mir über den anderen aus und erwähnten dabei auch oft, dass sie sich am liebsten scheiden lassen würden.

Das alles hat in mir den Glaubenssatz Streit führt zu Trennung ausgeprägt. Deshalb war ich nie in der Lage, meinem Mann gegenüber Grenzen zu setzen, weil tief in mir ein Angst verankert ist, dass er mich dann verlässt. Diese Glaubenssätze und Ängst sitzen sehr, sehr tief im Unterbewusstsein. So lange man sich dessen nicht bewusst ist, kann man dieses Programm nicht durchbrechen. Es läuft automatisch ab. Mein jetziger Therapeut war der erste, der das erkannt hat, und mich nicht unter Druck gesetzt hat, dass ich einfach lernen müsse, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. Ich kam mir bis dahin ganz fürchterlich dumm und unfähig vor, dass ich das nicht kann.

Dazu kam dann noch, dass ich meinem Vater nichts recht machen konnte. Egal was ich tat, es war für ihn nie gut genug. Es hätte immer noch besser sein sollen. Als Teenanger setzte er mich unglaublich unter Druck, mich ja nie mit einem Jungen einzulassen und mich wohlmöglich schwängern zu lassen. Ich solle bloß nicht mit einem Kind im Bauch nach Hause kommen. Deshalb durfte ich nirgendwo hin gehen - nicht auf Partys, nicht in Diskos, nicht auf Treffen mit Jungs. In einer Zeit, in der man von Seinen Eltern Flügel und Vertrauen braucht und einfach nur das Leben erobern und kennenlernen will, hat er mir nur das Gefühl gegeben, dass er mir nicht vertraut und dass ich nicht in der Lage bin, im Leben allein zurechtzukommen.

Damit hat er mir für mein späteres Leben komplett die Beine weggehauen und die Grundlage für meine Angststörung gelegt - Du bist nicht gut genug. Zusammen mit dem anderen Glaubenssatz eine absolut toxische Kombination. Mein Therapeut hat mir schonend beigebracht, dass das ein tiefes Entwicklungstrauma ist und emotionaler Missbrauch. Ich habe zwei Jahre Therapie gebraucht, bis ich bereit war, da hinzuschauen.

Vielleicht klingelt da bei Dir irgendwas. Mach Dich nicht fertig, dass Du nicht in der Lage bist, Deiner Partnerin gegenüber Grenzen zu setzen. Es wird bei Dir ähnlich sein wie bei mir - ganz tief in Dir läuft da ein unbewusstes Programm ab. Wenn man bereit ist, da hinzuschauen und an sich zu arbeiten, kann man es gut knacken und zum Positivien wenden. Bei mir hat sich da inzwischen auch ganz viel getan, so dass es besser und bessser wird.

Zitat von BlackSkies:
Hier habe ich jetzt die Reißleine gezogen und einen Betreuerwechsel beantragt

Das ist super und ein ganz wichtiger Schritt! Damit hast Du schon mal ein paar Kilo Druck abgeworfen, die auf Dir lasten. Weiter so!

Zitat von BlackSkies:
Da war ich dann kurzzeitig in Psychologischer Behandlung mit Gruppentherapie. Leider hab ich mich dabei sehr unwohl gefühlt, fand es wenig hilfreich, dass der Arzt mich als erstes mit Tabletten bombardiert hat (die mich vollkommen aus dem Leben geschossen haben, salopp ausgedrückt), sodass ich mich am Ende mit ganz viel Zeit, einem langen Krankenschein und Ruhe da selbst rausgeboxt habe.

Das ist richtig schlecht gelaufen. Eigentlich sollte man es immer erst einmal ohne Medikation versuchen, auch wenn ich selbst direkt von Anfang an Medikamente bekommen hatte. Die aber nicht, als ich zusammengebrochen bin, sondern allgemein wegen meinen Ängsten und damaligen Depression. Geholfen haben die mir in dem Fall dann aber auch nicht, hah.
Es gibt aber auch die Ärzte, die einen auf dem Weg ohne Medikamente unterstützen.
Ich, wie gesagt, habe ich ja gar keine Hilfe bekommen, sondern ich brauchte ganz klar einfach nur Ruhe und keine Leute, die was von mir wollen. Letzteres kann ich gar nicht ab, das ist schon fast seelischer Schmerz. Da will ich nur noch mich unter meiner Bettdecke verkriechen.
Nur bringt dir nun ja vier Wochen krank schreiben gerade nix. Du hast deine Partnerin zuhause und sie scheint aktuell das Hauptproblem zu sein. Du musst also weg von Zuhause. Einmal Leben da liegen lassen und weg gehen.
Deswegen meinte ich, dass ein Gespräch und eine mögliche Diagnose und damit vielleicht eine mögliche Reha eine Ideen sein könnten. Da muss man ja nicht gleich Medikamente gehen.
Ich persönlich war nie in Reha, da ich nicht therapierbar bin. Da gibt es nichts mehr zu reparieren.
Aber ich habe Dokus darüber gesehen und was du erzählt hast, da musste ich gleich daran denken und die schöne Natur und einfach nur um sich kümmern und lernen gut mit sich zu sein.

Noch was zum Thema Harmonie:
Ich bin auch so ein Mensch, einfach weil Konflikt viel zu anstrengend ist.
Aber ich bin ehrlich. Als ich ausgeflippt bin damals, hat sich Konflikt noch nie so gut angefühlt. Außerdem hat es in genau dem Moment bei mir Klick gemacht, zu deiner Sorge des Egoismus.
Egoismus ist grundsätzlich nicht schlecht. Jeder sollte es ein wenig sein, weil davon eben das Kümmern um sich selbst kommt. Man darf Egoistisch sein und wenn man sich nicht sicher ist, ob man es gerade sein darf, dann fragt man sich kurzum Wer würde jetzt darunter leiden?.
Deine Freundin vielleicht. Aber ihr scheint es ja auch egal zu sein, wie sie dich mit ihrem Verhalten trifft:
Zitat von BlackSkies:
In extremen fällen spielt sie die „ich bin ja eh immer alles schuld ich bin so sch…“-Karte aus und dreht den Spieß um 180 Grad.

Mir wird schlecht, wenn ich das lese.
Meine Mutter kann das auch extrem gut.
Und ich sage dir, irgendwann kam es mir zum Hals raus und ich habe gesagt, dass nun hier Schluss ist. Genau in dem Moment, wenn ich merke, dass sie einen solcher Sätze anfängt von sich zu geben.
Ende. Ich sage ihr dann auch ganz genau, dass das, was sie gerade tut, Manipulativ ist und ich das nicht mit mir machen lasse. So braucht sie nicht mit mir zu reden.
War anfangs echt schwer, weil sie ist ja meine Mutter. So redet man ja nicht mit seinen Eltern! Inzwischen bin ich der Meinung, dass man ganz ehrlich genau so mit ihnen reden sollte, wenn man selbst erwachsen ist. Sonst merken die ja nie, dass man nicht mehr ein Kind ist.
Und erst, wenn das Gegenüber merkt, dass sich was verändert hat und die Meinung steht, dann beginnen sie anders zu reagieren.

Ich finde, dass deine Freundin hier sehr manipulativ ist, wenn sie solche Sätze bringt, wenn sie nicht mehr weiter weiß. (Quasi nach dem Motto: Schlagen tut nur der, dem die Argumente ausgegangen sind.)

@BlackSkies ich kenne das Gefühl was du hast… ich hab auch nie etwas gesagt, jahrelang, weder meiner Mutter Grenzen aufgezeigt und ihr meine Meinung gesagt wenn sie mit mir unmöglich umgeht noch bei meinem Freund, wenn er ätzend zu mir ist… und das obwohl ich mir eigentlich nix gefallen lasse und ne große Klappe hab.
Dabei wäre es schon sooo oft alleine bei meiner Mutter notwendig gewesen Grenzen zu setzen, aber ich trau mich einfach nicht.
Ich kann mir vorstellen das es mir unter anderem auch deswegen seit einiger Zeit so beschissen geht…

Hallo ihr lieben,

vorab möchte ich mich entschuldigen, dass ich mit meiner Antwort so lange hab auf mich warten lassen. Die letzten Wochen waren erneut recht anstrengend, ich hab das ein oder andere mal versucht diese Antwort zu schreiben, konnte mich aber einfach nicht wirklich drauf konzentrieren. Heute fühle ich mich aber endlich danach, dies nachzuholen.

Wie ist es weiter gegangen? Das Thema Betreuung meiner Mutter ist endlich abgeschlossen und der Berufsbetreuer hat übernommen. Auf den letzten Metern habe ich dann aber doch noch einiges an Energie investiert, um den Übergang möglichst unkompliziert werden zu lassen. Meine Mutter ist jetzt doch in einem Pflegeheim untergekommen, dort gut versorgt und ich vor allen Dingen aus der Verantwortung raus. Ich hab mich sehr auf den Zeitpunkt gefreut, dann endlich einen freien Kopf zu haben, dass der Druck dann weg ist. Ja, der Druck ist wirklich in dem Moment wie ein Stein von meinen Schultern abgefallen. Meinem Körper ist dann aber wohl schlagartig klar geworden, dass er jetzt bzgl. diesem Thema abschalten kann und sich die Energie die dabei drauf ging, jetzt wiederholen kann. Ich war die ersten Tage einfach nur dauer-müde, total unkonzentriert und unmotiviert. Ich hatte mir im Urlaub noch ein paar Dinge vorgenommen die ich einfach mal für mich machen wollte, was dann leider auf der Strecke geblieben ist. Ich hab das dann aber so angenommen und mir, soweit möglich, die Ruhe gegönnt, oder versucht zu gönnen. Soweit das eben im heimischen Alltag möglich war. Mein Gedanken-Karussel ist aktuell Dauer-aktiv. Ich denke so viel über all das nach, über Ursachen, über das, was es mit mir gemacht hat, was ich gerne ändern möchte. Das hat mich zuerst irgendwie runtergezogen. Dann hat es mir aber irgendwie Perspektive gegeben, da jetzt endlich dran zu arbeiten. Der Wunsch nach einer Zukunft, wie ICH sie will, motiviert mich aktuell ungemein.

Mir selbst die Ruhe zu gönnen hat dann aber zwangsläufig zu neuen Konflikten in meiner Partnerschaft geführt. Weil ich eben beschlossen hatte, nee, jetzt ist nicht funktionieren angesagt. Wobei das aus meiner Sicht so nichtmal stimmt. Im Haushaltsalltag hab ich weiter funktioniert. Habe aber versucht bei Dingen die mir dann doch in Momenten zu viel waren, Grenzen zu ziehen. Ein bisschen persönliche Ruhe einzufordern, wenn mir danach war. Wir haben erneut viel gestritten in den letzten Tagen, was mich erneut so viel Kraft gekostet hat. Wenn gleich ich es nicht von heute auf morgen geschafft habe, hier nun vollkommen für mich einzustehen, bemerke ich folgendes Phänomen als positiv: Ihre - ich nenn es jetzt mal salopp Ausraster, hatten immer ein enormes potential mich zu triggern, meinen selbstwert zu schädigen, mich sofort zu hinterfragen. Das bleib zuletzt in der Härte aus. Es fiel mir leichter rational darüber nachzudenken, was denn jetzt der Grund für den Streit ist, was da ihre Beweggründe sind und ob das in der Form angebracht sein könnte. Ich hab tatsächlich - auf Grund ihrem verdrehen von Tatsachen und den Behauptungen, sie oder ich hätten Dinge so nie gesagt, die letzten male ne Art Streitlogbuch geschrieben. Ich hab quasi alles wichtige sofort danach ins Handy getippt und für später gespeichert. Womit ich mir bestätigen konnte - nee, ich bin nicht doof, sie behauptet wirklich in Rage Dinge, die einfach so nicht passiert sind oder anders gesagt wurden. Es waren vor allem wieder totale Lappalien - Ein Korb Fotobücher aus der Wohnung meiner Mutter mit den letzten Erinnerungen aus meiner Kindheit, die ich zum sortieren in den Keller gestellt habe, für einen Tag. Dass ich sie angeblich geweckt habe, weil ich mich mit voller Wucht auf die Couch geschmissen habe, an einem Tag wo ich eher in der Phase lauf besser wie auf rohen Eiern war. Folge daraus: Trennungsdrohungen, ich wäre der größte Egoist der Welt, eben typisch Einzelkind, aber ich würde ja eh immer ihr die Schuld für alles geben, sie ist ja die böse, Beleidigungen wie A. sind gefallen, nicht ausreden lassen, weil was ich sage interessiert sie ja eh nicht (ja, hat sie auch mal so gesagt), Abstraffen durch ignoranz. Ich hab dann immer meine ganze Kraft darin investiert nicht selbst aus Wut unsachlich zu werden, sondern ruhig aber bestimmt zu erwidern, dass ich auf dem Niveau nicht mehr mit mir reden lasse. In Ignoranz-Phasen nicht doch schwach zu werden und das Gespräch zu suchen, sondern sie einfach machen lassen was sie meint dann zu tun.

Aber dann kam der Satz, der mir echt die Schuhe ausgezogen hat:

Du bist so ein egoistischer Idiot - aber ist ja zumindest jetzt klar dank deiner Mutter wo das herkommt.

Da war ich einfach nur ... sprachlos. Seitdem bin ich emotional einfach nur noch ... neutral. Das hat irgendwie in dem Moment gefühlt einiges zerstört.

Und dann ist sie irgendwann wieder wie ausgewechselt, alles ist wie immer, sie ist gar lieb, zeigt sogar mit kleinen Gesten dass man ihr definitiv nicht egal zu sein scheint. Ich bin mir sogar irgendwie sicher, dass sie diese Angriffe nicht in dem Sinne böse meint, sie nicht rational so übergriffig ist. Was es aber natürlich in keinster Weise besser macht. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wo das bei ihr herkommen könnte. Bin in dem Zusammenhang zB. auf Dinge wie Dissoziale Persönlichkeitsstörung nach ICD-10 gestoßen, wo vieles irgendwie passt. Das ändert aber alles eben nichts daran, dass es mir nur schadet und sie sich dessen absolut nicht bewusst ist. Ich hätte längst offen das Gespräch suchen müssen. Ganz aktiv ansprechen, wie sich das alles für mich an fühlt. Und dass das ein Ende haben muss, in welcher Form auch immer. Dafür konnte ich aber noch nicht die Kraft aufbringen bzw. es fällt mir dann total schwer, wenn wieder alles gut ist, den Konflikt wieder aktiv ans Tageslicht zurück zu holen - was natürlich rational der einzige Weg zur Lösung solcher Dinge ist. Das ist aber mein geplanter nächster Schritt, eben ein Schritt nach dem anderen ...

Ich wollte eigentlich noch weiter im Detail auf eure Antworten eingehen, da mir jetzt aber langsam wieder die Konzentration flöten geht, verschiebe ich das auf meinen nächsten Post. Eure so ausführlichen Erfahrungsberichte haben aber bereits einen großen Beitrag dazu geleistet zu erkennen, dass ich mit sowas nicht alleine bin, nicht anders falsch oder komisch bin, sondern das reale Dinge sind, die auch anderen passieren, an denen man arbeiten kann, die man lösen kann. Danke nochmal dafür ...

BlackSkies




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