@Meersonne
Ich beherrsche hier die Zitierfunktion noch nicht so gut, deshalb muss das jetzt so gehen.
Ich verstehe Dich sehr gut. Und ja, professionelle Hilfe kann man lange haben und trotzdem geht hinterher nicht viel oder alles besser. Da muss man einfach das Richtige finden. Die Therapien von früher und jetzt sind wie Autos von 2000 und 2022 vergleichen. Es ist so viel Entwicklung dazwischen.
Und ich gebe Dir Recht: Mit Therapie kann man vieles nicht gut packen. Da nimmt man dann andere Dinge dazu. Therapie ist Theorie und Rausgehen und Mitmachen ist Praxis. Das ist wie beim Führerschein. Es besteht aus zwei Komponenten und beide braucht man.
Ich höre immer wieder so das Argument raus: Die Kosmos, die weiß ja gar nicht wie das ist. Die kennt das ja gar nicht so wie wir.
Ich kann verstehen, dass der Eindruck schnell entsteht. Und ja, ich habe sicher auch andere Erfahrungen gemacht als Du. Und wahrscheinlich habe ich auch ein anderes Naturell mit auf die Welt gebracht.
Trotzdem muss man sagen, dass das, was Du beschreibst eine Krankheit ist und Deine wahre Persönlichkeit darunter liegt. Die sieht man gar nicht mehr. Was und wie Meersonne ist, wenn sie mal frei von der Krankheit ist, das sieht man erst dann, wenn die weg ist.
Ich kann nur dazu sagen, dass ich auch jede Menge fieser Sachen erlebt habe. Und ich kenne unheimlich viele Leute, wo es ganz genau so war, und trotz aller Sogwirkung einer von Gewalt geprägten Kindheit haben die es geschafft, ihre sozialen Fähigkeiten auszubilden und sich sozial zu integrieren.
Die haben sich nicht bremsen lassen. Aber ich denke, denen ging es so dreckig, dass die Motivation, das Problem zu lösen, viel größer war als bei manchen Menschen, die wenigstens noch ein bisschen was haben, was ihnen was gibt.
Ich denke, so lange da ein Partner noch da ist, der einkaufen geht, ein Hund da ist, der Dich lieb anschaut und ein Mindestmaß an Lebensqualität da ist, hast Du keine echte Not, dass Du Dich ins Leben zurückbringst. Natürlich leidest Du unter dem Allem. Aber Du kannst Dich verkriechen und hast die Möglichkeit auszuweichen. Das führt in Deinem Fall dazu, dass Du in Deiner Wohnung im selbstgewählten Exil sitzt. Wenn Du allein wärst, müsstest Du Essen kaufen gehen, müsstest Du den Hund ausführen, müsstest Du Autofahren.
Das musst Du Dir echt mal überlegen. Wenn es alle diese Auswege für Dich nicht geben würde, dann hättest Du eine viel größere innere Not und auch viel mehr Druck, echt was zu ändern. Der Druck fehlt Dir und er sorgt für Dich nicht gut, sondern schlecht, weil er Dich immer weiter in die Isolation treibt.
Dass es Dir elendig dreckig ging in der Kindheit ist für mich keine Frage. Dass es Dich völlig in die Angst reinjagt, wenn Du versuchst, was zu tun, wenn Du einen gewissen Rahmen verlässt, ist klar. Was Du brauchst, ist eine moderne, einfühlsame Traumatherapie. Das + eine hohe eigene Motivation, dass Du das verändern willst + geeignete Stategien würde funktionieren. Das ist erreichbar. Die Frage ist, ob Du nochmal was ändern willst?
Was spräche z.B. dagegen zu den Leuten zu sagen, dass man Panikattacken hat und es einem deswegen oft schwindelig wird? Dann wäre die Angst, dass jemand denkt, dass man betrunken wäre, gelöst.
Es ist alles Selfmarketing im Leben. Wie man sich präsentiert, wie man sich verkauft...
Dass man über den eigenen Schatten springen muss, dass man es satt haben muss, zu Hause allein zu hocken, das haben alle, die sich schwer tun.
Ich habe mein Leben lang eine miese Familie gehabt, es gab nur Terror. Angst war der erste Vorname, Panik der zweite. Nach zwei Suizidversuchen musste ich mich entscheiden, ob ich vor Angst krepieren will oder ob ich leben will. Ich habe mich für das Letztere entschieden. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eigentlich nichts mehr, außer einer kaputten Psyche. Dann habe ich mich bei einem wöchentlichen Training angemeldet und so getan als wenn mein Leben total ok wäre. Innerhalb von wenigen Wochen hatte ich eine Clique, einen Freund, Freunde, war sehr regelmäßig weg, habe die Nächte durchgemacht und hab's allen gezeigt. Der Witz war nur, dass ich das alles das erste Mal in meinem Leben gemacht habe. Innerlich habe ich geschlottert vor Angst. Aber ich habe es überspielt und habe die Bude gerockt.
Da hilft nichts Anderes, als über sich selbst rauszuwachsen, perfekt zu schauspielern und beweisen, dass man mehr drauf hat als nur vor Angst zu bibbern.
Ich war als schon recht erwachsene Frau das erste Mal in einem Club. Meine Freundin hatte keine Ahnung von meinem Nicht-Vorleben und dann packt mich die um 19.30 Uhr am Handgelenk und zieht mich vor dem ganzen Laden auf die komplett leere Tanzfläche und alle, echt alle, haben uns angeglotzt. Meine Freundin konnte perfekt tanzen, hatte zu Hause geübt und ich stand da und dachte nur NO WAY. Und zum Glück hatte ich viele Musikvideos gesehen und habe dann einfach da rumgezuckt und irgendwelche Moves noch nachgemacht, die ich irgendwie im Kopf noch halbwegs abgerufen konnte. Ich bin gestorben vor lauter Elend, dass ich mich bis auf die Knochen blamiere. Aber es ist gut gegangen, keiner hat es gemerkt, nach ein paar Minuten waren mehr Leute auf der Tanzfläche und ein paar Typen haben uns angetanzt. Später habe ich gesagt bekommen, dass ich einen sehr eigenen Tanzstil hätte, aber dass es mega gut ausgesehen hätte.
So rettet man sich. Glaubt doch nicht dran, dass alle perfekt wären und perfekte Leben hätten. Das ist Quatsch.
Wenn man nicht in dieses Leben eintaucht, dann lernt man es nie. Irgendwann muss man die Sicherheitsdenke sein lassen und einfach spontan mitmachen.
Es ist einfach Improvisieren und einfach denken: S.c.h.e.i.s.s. d.r.a.u.f., wenn's nicht gut läuft, geh' ich wieder heim. Und dann probiere ich es irgendwann nochmal..
Dauernd hat man solche Zitterpartien. Andere fühlen sich auch unsicher, haben Angst, dass sie nicht gut ankommen. Aber sie gehen das Risiko ein. Und wenn es schief geht, dann zucken sie mit den Achseln und denken: Mir doch egal. Dann halt nicht.
Guck' das an, was gleich kommt..... Sedar Karibik... Es ist ein bisschen verdorben manchmal, aber es ist so lustig. Und man kann von ihm einfach lernen, dass spontan und überraschend einfach Spaß macht. Keiner erwartet perfekte Menschen. Im Privatleben ist es immer Freestyle. Politsch korrekt ist langweilig und fade. Jeder darf sein eigenes Ding machen.
https://www.youtube.com/shorts/KzfcOUEVq9oUnd wenn man wo nicht ankommt oder nicht rein kommt, dann Ich will nicht in Dein Laden! Du bist blöd. Kein Bock auf Dich!.
Selbstsicherheit hat was damit zu tun, dass man sich aus potentiell eskalierenden Situationen gekonnt und charmant rettet. Schlagfertig sein, locker sein, aufdrehen, statt umfallen und alles mit Stil und Fingerspitzengefühl und Taktgefühl. Totale Verkleidung und tun als sei man jemand ganz Anderes klappt nicht. Es geht drum, die eigene Persönlichkeit gut zu präsentieren und die eigenen Stärken nutzen. Zeigt denen, wo der Käse die Löcher hat!