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Im Moment gehts mir total komisch. Ich bin, glaube ich, gerade in einer Phase in der sich alles verändert (=ich werde gegen meinen Willen erwachsen), und ich komme damit absolut überhaupt nicht klar. Ich bin familiär gesehen ein unglaublich anhänglicher Mensch, ich will niemals loslassen, und für immer und ewig Geborgenheit, ein Nest haben, 100%ige Liebe die sich niemals verändert oder kompliziert oder sich distanziert (natürlich wird sie nicht weniger).
Seit ca. einem halben Jahr wohne ich nicht mehr zu Hause. Und seitdem ist es irgenwie seltsam.... ich hasse es. Bzw. es macht mich traurig und verunsichert mich.
Unter der Woche bin ich sozusagen permanent mit fremden Menschen zusammen, und dadurch baue ich immer eine Art Schutzmauer auf, ich nehme mein Ich vollkommen zurück um keine Angriffsfläche zu bieten oder nicht verletzt zu werden oder einfach nur um zu funktionieren.. das ist für mich sehr anstrengend da ich nie so selbstständig mein Ding machen musste.
Und jedes mal wenn ich wieder daheim bin, merke ich dass ich nicht mehr so wirklich ich bin, sondern distanzierter, kühler, oder auch irgendwie unsicher. Das war noch nie so.
Vermutlich ist es das was man loslassen nennt, und was eigentlich schon automatisch ab der Pubertät passieren sollte. Meine Familie ist aber das Wichtigste und Vertrauteste in meinem Leben. Ich bin einfach nur verwirrt weil sich alles im Moment unglaublich fremd anfühlt, auch ich mich selbst, wenn ich in einen Spiegel schaue bin ich seit neuestem irritiert mich selbst zu sehen (total strange). Oder ich frage mich wie es wohl für die anderen ist mit mir, ob ich mich irgendwie verändert habe. Ich selbst empfinde das gerade als negative Veränderung die ich nicht so haben möchte...
Was ich hoffe ist dass das einfach nur eine Phase ist, dass ich mich nur neu einfinden muss, und dass ich dann wieder diese Vertrautheit und Sicherheit und alles bekomme.
Vielleicht geht es oder ging es irgendjemanden schon mal ähnlich....
Lg L.

05.06.2010 02:41 • 05.06.2010 #1


2 Antworten ↓


Huhu libertà,

Was meinst du denn wenn du sagst du seist unter fremden Menschen? Sind das die gleichen Menschen, die dich schon seit einem halben Jahr umgeben? Dann sind sie ja nun nicht mehr wirklich fremd Wieso hast du das Gefühl, du müsstest distanziert und anders sein als sonst unter fremden Menschen? Sicher geht man mit Fremden anders um als mit der Familie. Aber das liegt im Verhalten begründet, dadurch änderst du dich selber doch eigentlich nicht.

Wenn du allerdings dermaßen unglücklich bist, hast du dir überlegt, einfach wieder nach Hause zu gehen? Ich hab im Studium ein Mädel kennen gelernt, das ist auch erst zum Studieren weg gezogen, merkte aber, dass ihr das Zuhause fehlt und sie das noch nicht will, weil sie damit unglücklich war. Jetzt wohnt sie wieder Daheim. Fährt zwar jeden Tag 1 1/2h mit dem Auto zur Uni, ist aber total glücklich. Ich selber mach's auch so. Mein Freund macht in Bochum seinen Doktortitel, meine Familie wohnt in Nürnberg und ich studiere in Bamberg. Ich hab mich bewusst dazu entschieden, Zuhause wohnen zu bleiben, weil das mein Ruheort, mein Ausgangspunkt ist. Von hier aus fahre ich jeden Tag 2h in die Uni und 5h zu meinem Freund an jedem zweiten Wochenende. Ich würde es nicht anders haben wollen, weil ich bei all den Veränderungen und all dem Herumpendeln einen Ort brauche, den ich mit einer gewissen Sicherheit verbinde - eben mein Zuhause. Wenn ich hier her komm, komm ich wirklich an. Ich wohne hier nicht nur, ich bin hier auch richtig fest Daheim. Und das tut sehr gut finde ich. Ich hab allerdings meine eigene Wohnung im Haus meiner Mutter, kauf selber für mich ein und zahl meiner Mama ein bisschen Miete. Aber ich wohne mit meiner Familie trotzdem unter einem Dach und kann sie besuchen wann immer ich will.

Es ist doch keine Schande, den Auszug zu versuchen und dann doch wieder nach Hause zu kommen, weil man unglücklich damit ist. Wichtig ist nicht, dass du Anderen beweist, wie erwachsen du schon bist. Wichtig ist auch, dass du dich wohl fühlst. Man kann nicht ewig Daheim hocken bleiben, das ist auch blöd. Aber vielleicht bist du jetzt noch nicht weit genug. Vielleicht dafür in einem oder zwei Jahren. Nimm dir doch die Zeit, die du brauchst.


Liebe Grüße,
Bianca

Hi Bianca,
vielen Dank für deine Antwort
Ja es sind im Grunde seit einem halben Jahr die selben Leute. Bei meiner WG ist das im Übrigen kein Problem.
Und es ist nicht so dass ich das Gefühl habe, ich müsste distanziert oder anders sein, sondern ich kann einfach nicht entspannt und ich selber sein, auch wenn ich es gerne wäre.
Ich denke viel zu viel negativ nach, was andere über mich denken könnten, oder an all meine Schwächen und Defizite usw.
Ich bin verschlossen, zurückgezogen und habe Angst etwas falsch zu machen, aufzufallen, verletzt oder angegriffen zu werden.
Das ist natürlich eine irrationale Angst, weil sie mich bestimmt nicht fressen würden wenn ich mal sprechen würde, aber die Unsicherheit die ich ausstrahle bewirkt dass man mich für seltsam hält oder nicht normal mit mir umgehen kann...
Vielleicht ist das alles Einbildung aber meine Angst und Unsicherheit und Zurückhaltung ist leider Realität. Das liegt zum Teil daran dass ich in der Schule schlimme Sachen erlebt hab, ich war das sogenannte Mobbingopfer, vielleicht weil ich mich nicht angepasst hab, vielleicht auch einfach nur so aus Spaß. Kinder erkennen schnell wer schüchtern ist oder Einzelgänger und suchen die dann gezielt aus um sich ein bisschen sadistisch auszuleben, und/oder um sich damit dann in einer Gruppe (die Coolen) zu profilieren.
Und ich selber bin eigentlich nicht soo verschlossen und ruhig, und wenn ich mit Menschen zusammen bin denen ich vertraue und von denen ich weiß sie nehmen mich so wie ich bin, also Freunde und Familie, dann kann ich auch ich selbst sein mit allen Facetten, locker, lustig, sensibel, ein bisschen verrückt, und ehrlich.
Ja für mich ist mein Zuhause und meine Familie das Allerwichtigste und Vertrauteste.
Aber ich glaube ich kann momentan nicht zurück. Ich bin ja jedes Wochenende zuhause und in den Semesterferien sowieso. Es ist einfach so dass ich lernen muss auf eigenen Beinen zu stehen und Daheim funktioniert das nicht. Ich kann nicht ewig vor den Herausforderungen davon laufen und mich in meinem Nest verstecken.. Und diese krasse Veränderungen bewirken einfach dass ich mich gerade total fremd fühle und erst wieder meinen Platz finden muss, bzw. eigentlich zum ersten mal meinen Platz da draußen finden muss.. und ich habe es von der H-schule, welche ich gehasst habe und auf welcher man generell als dumm oder zumindest verhaltensauffällig gilt, auf die Kunsthochschule geschafft, dass musste ich auch erstmal verarbeiten weil ich mir das niemals erträumen lassen habe (=nicht an mich geglaubt habe...)
Liebe Grüße, L.




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