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Hallo.

Ich verfasse gerade meine Patientenverfügung und bin jetzt beim letzten Punkt angelangt, der persönlichen Angaben. Mein Lebenswille ist so gut wie nicht existent, mache diesen ganzen Kram nur noch für meine Frau weiter, ohne dass es jedoch zum Mittelpunkt unserer Ehe wird. Wir fetzen uns trotzdem das eine oder andere mal und ich verwende es nie als Druckmittel.

Ich hab` mal gelesen, dass ein Körper besser heilen kann, wenn ein starker Überlebenswille dahintersteht. Okay, angenommen ich liege im Koma, das Herz setzt aus, oder was auch immer mich nicht wach werden lässt. Wie ist eure Meinung dazu, hat ein Mensch mit einem starken Überlebenswillen größere Chancen darauf, dass er wieder dabei kommt?

Gruß

10.06.2021 22:00 • 10.08.2021 #1


23 Antworten ↓


Ich will nicht unverschämt sein aber die meisten Leute hier haben Angst vor dem sterben daher weiß ich nicht ob das so ein gutes theme ist ohne trigger warnung

A


Lebenswille ausschlaggebend bei schwerem Hirntrauma?

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Der Lebenswille ist eine extreme Kraft und kann entscheidend dazu beitragen zu überleben und auch schneller/umfassender zu heilen.

Trigger

Zitat von dorian:
Wie ist eure Meinung dazu, hat ein Mensch mit einem starken Überlebenswillen größere Chancen darauf, dass er wieder dabei kommt?


Hallo Dorian,

auf jeden Fall! Da kenne ich persönlich einige Fälle. Das hat auch gar nix mit Koma oder nicht zu tun.
So wie Du Deine Einstellung zur Restlaufzeit schilderst auch in anderen Beiträgen, ist eine Patientenverfügung sicher sinnvoll. Verfasst Du parallel auch eine m.E. unbedingt erforderliche Vollmacht an Deine Frau? Ansonsten entscheidet ein Betreuer und der tut idR das, was ihm die behandelnden Ärzte raten.

Sobald man ins KH kommt, ist es meiner Erfahrung nach eh schwierig, noch Einfluss auf lebenserhaltende Maßnahmen zu nehmen - egal ob mit PV/GV oder ohne.

80% der gesamten KK-Leistung werden statistisch in Deutschland im letzten Lebensjahr des Patienten generiert...das allein spricht Bände über das finanzielle Interesse der Zweckverbände bzgl. bilanzverbessernder Maßnahmen.


Zitat von dorian:
Okay, angenommen ich liege im Koma, das Herz setzt aus, oder was auch immer mich nicht wach werden lässt. Wie ist eure Meinung dazu, hat ein Mensch mit einem starken Überlebenswillen größere Chancen darauf, dass er wieder dabei kommt?


Ich würde mal sagen, wenn man im Koma liegt, hat man keinen Willen. Willen ist etwas Bewusstes.

Ja der Wille ist etwas Bewusstes er greift aber auch auf die innere Stärke zurück die uns als Kind vermittelt wurde.

Wenn ich als Kind positive Unterstützung erfahren habe , entwickle ich eine persönliche Stärke.

Als Erwachsener schöpfe ich von diesen Recourcen und kann mit schwierigen Situationen besser umgehen.

Zitat von Lottaluft:
Ich will nicht unverschämt sein aber die meisten Leute hier haben Angst vor dem sterben daher weiß ich nicht ob das so ein gutes theme ist ohne trigger warnung

Nein, du klingst definitiv nicht unverschämt und für mich ist das Thema Suizid hier im Forum eh tabu. Doch auf einen kaum vorhandenen Lebenswillen hinzuweisen ist für mich nicht gleichzusetzen mit einer suizidalen Ankündigung, mein Lebenswille ist einfach nur ein Fakt. Ich würde diesen Umstand gerne in der PV vermerken, denn ich möchte nicht, dass die Ärzte von falschen Tatsachen ausgehen, in dem sie möglicherweise aufgrund ihrer Erfahrungen entscheiden, die Beispielsweise besagen könnte, dass 2 von 10 Patienten durchkommen, wenn man den menschlichen Lebenswillen in die physische Behandlung mit einbezieht.

Bei mir war die Energie ohne Lebenswille gleich Null..ich habe nichts mehr machen können..das ist Fakt..

Zitat von Annalehna:
Wenn ich als Kind positive Unterstützung erfahren habe , entwickle ich eine persönliche Stärke.

Als Erwachsener schöpfe ich von diesen Recourcen und kann mit schwierigen Situationen besser umgehen.


Aber nicht, wenn du im Koma liegst

Zitat von Pauline333:
Der Lebenswille ist eine extreme Kraft und kann entscheidend dazu beitragen zu überleben und auch schneller/umfassender zu heilen.

Die Antworten hier sind in der Regel nicht von Experten verfasst, tragen jedoch dazu bei, einiges zu überlegen oder zu revidieren. Ich hatte den persönlichen Teil bereits vor Tagen in einer Textdatei vorgefasst. War mir alles zu viel Herz, Schmerz, sodass mir beim lesen ständig die Trännchen gekullert sind. Doch anhand dieser Anfrage und euren Antworten konnte ich das ganze noch mal reflektieren lassen und werde es faktisch, sachlich aufschreiben, incl. dem Hinweis bzgl. des Lebenswillens.

Zitat von dorian:
Nein, du klingst definitiv nicht unverschämt und für mich ist das Thema Suizid hier im Forum eh tabu. Doch auf einen kaum vorhandenen Lebenswillen hinzuweisen ist für mich nicht gleichzusetzen mit einer suizidalen Ankündigung, mein Lebenswille ist einfach nur ein Fakt. Ich würde diesen Umstand gerne ...

Ärzte entscheiden, wenn du eine klar formulierte Patientenverfügung hast ( die haben allerdings leider die wenigsten ) schlicht und ergreifend nach Faktenlage. Solche Dinge wie ja ich will dass jederzeit alles getan wird was geht aber nur wenn ich noch hinreichend lebenswillen zeige oder nur wenn ich an dem Tag Rosa Socken trage sind halt eher kontraproduktiv. Je eindeutiger die Verfügung verfasst ist umso leichter machst du es den Ärzten.

Zitat von Schlaflose:
Aber nicht, wenn du im Koma liegst

Wer weiß schon, was im Koma wirklich abgeht. Aber als ich Anfrage abgeschickt habe, hatte ich mir auch schon überlegt, ob der Begriff Hirntrauma überhaupt passt. So kann`s geh`n, wenn jemand wie ich nur vor der Kiste sitzt und seine Lebenserfahrung daraus bezieht.

Aber auf irgendetwas muss doch der Lebenswille Einfluss haben und ich meine nicht während der Genesung.......

Zitat von Emelieerdbeer:
Ärzte entscheiden, wenn du eine klar formulierte Patientenverfügung hast ( die haben allerdings leider die wenigsten ) schlicht und ergreifend nach Faktenlage. Solche Dinge wie ja ich will dass jederzeit alles getan wird was geht aber nur wenn ich noch hinreichend lebenswillen zeige oder nur wenn ich an dem Tag Rosa ...

Eine der Besten

https://www.bmjv.de/SharedDocs/Publikat...nFilev=39

Übrigens, selbst Notare machen Fehler. Hab` ich ich schon drüber gelesen. Daher werde ich sie definitiv allein ausfüllen und sie danach beim Kreisamt beglaubigen lassen.

Zitat von dorian:
Wer weiß schon, was im Koma wirklich abgeht.

Allerdings...!

Zitat von dorian:
Aber auf irgendetwas muss doch der Lebenswille Einfluss haben und ich meine nicht während der Genesung.......

Aus meiner Sicht hat auch der LebensUNwille Einfluss - und das nicht nur auf dieses Leben sondern auch Richtung künftiges Erleben.

Ich habe eine Weile ehrenamtlich in einer Palliativstation gearbeitet. Dabei sind mir immer wieder Menschen begegnet, die erzählt haben, dass sie sich nie viel aus ihrem Leben gemacht haben.

Manche hatten sogar Suizidversuche hinter sich. Nachdem sie irgendwann die Diagnose einer nicht heilbaren, tödlichen Krankheit bekommen haben, hat sich ihre Wahrnehmung und ihr Blick aufs Leben plötzlich völlig verändert.

Angesichts der eigenen Ohnmacht, zwar vielleicht noch über den eigenen Tod, aber nicht mehr über das Weiterleben entscheiden zu können, ist bei manchen ein Lebenswille entstanden, den sie niemals zuvor hatten.

Einige haben ihre Patientenverfügungen überarbeitet, weil ihnen andere Dinge wichtig wurden.

Ein 38-jähriger Mann mit Krebs im letzten Stadium sagte: Ich hab 35 Jahre auf mein Leben geschissen. Gelebt hab ich erst, als sie mir gesagt haben, dass es bald vorbei ist. Was war ich für ein Idiot. Immerhin hab ich zäher Hund jetzt aber mehr als doppelt so lang durchgehalten, wie sie gesagt haben.

Und ich habe Menschen - auch meine eigene Mutter - erlebt, die im Zustand der Demenz einen ganz anderen Willen bekundeten, als sie das vorher getan haben. Wäre man dem gefolgt, was sie einst wollten, hätte man ihr jetziges Ich mit Füßen getreten.

Zitat von Calima:
Wäre man dem gefolgt, was sie einst wollten, hätte man ihr jetziges Ich mit Füßen getreten.


Tja, wieder eine Überlegung wert: Kann ich bestimmen, was mit meinem Ich in einigen Jahren passieren soll?

@Calima das habe ich teilweise auch erlebt
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Das Wort Wille ° ist mehrdeutig, im allgemeinen wird es mit dem Bewusstsein assoziiert, aber der Mensch hat auch einen Willen oder einen Wunsch der ihm nicht selber bewusst ist, das Ich- Bewusstsein macht nur einen kleinen Teil seiner Persönlichkeit aus.

Was ein Mensch im Koma erlebt wissen wir nicht genau, aber ich glaube es steht fest, dass er auf Berührungen reagieren kann, entspannter wird.

Zitat von moo:
Kann ich bestimmen, was mit meinem Ich in einigen Jahren passieren soll?

Der Gedanke dahinter ist der von Kontrolle. Man möchte alles regeln, auch den eigenen Tod und dabei alles abwenden, was einem aus heutiger Bewertung negativ erscheint.

Meine Mom wollte nie jemandem zur Last fallen und hatte immer bekundet, keinesfalls zu Hause gepflegt werden zu wollen. Als die Demenz kam, führte jedes Verlassen des eigenen Hauses - und sei es nur zum Arzt- zu größter Panik und Verstörung. Sie schrie und weinte und bebte am ganzen Körper und beruhigte sich in der Sekunde, in der sie die Schwelle ihres Hauses überschritt. Wir sind ihrem früheren Wunsch nicht gefolgt.

Für mich ist daraus die Erkenntnis entstanden, dass ich nur eine einzige Sache verfügen werde: Dass man meinem Willen folgt, so lange ich ihn äußern kann und für den Fall, dass ich das nicht mehr kann, das tut, was das eigene Herz gebietet.

Wenn ich sterbe, spielen die Umstände für mich keine wirkliche Rolle mehr. Für meine Liebsten sehr wohl, denn sie müssen damit zurecht kommen und weiterleben.

Ich kontrolliere das, was mir jetzt gut tut, indem ich mir das bestmögliche Leben gönne, das ich hinkriege. Den allerletzten Rest lege ich vertrauensvoll in andere Hände.

Ja im Koma reagieren die meisten auf Berührungen....ob es ein Reflex ist weiß man nicht

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