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Guten Morgen. Ich brauche Hilfe.
Ich lebe mit meiner Mutter, 88, zusammen in einem Haus. Meine Mutter wohnt im EG, sie hat dort Wohnrecht, ich wohne darüber. Ich lebe seit ca. 8 Jahren allein, habe keine Kinder. Mein Bruder und meine Schwägerin wohnen direkt nebenan. Ich hatte auch noch eine Schwester, aber die ist vor 11 Jahren gestorben. Mein Bruder ist Winzer, geht aber noch 3 Tage in der Woche zu einer Firma arbeiten. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, aber seit einigen Wochen keinerlei Kontakt mehr.

Folgende Situation:
Mein Vater ist 1994 schon verstorben. Mein Bruder war, als mein Vater krank wurde, auf einer kaufmännischen Schule. Meine Mutter hat dann meinen Bruder von dieser Schule abgemeldet, um den Weinbaubetrieb weiter zu führen. Meine Eltern hatten ein neues Haus gebaut, als mein Vater starb war das Haus noch nicht zur Hälfte abbezahlt. Meine Mutter stand da mit den Schulden und uns 3 Kindern. Meine Mutter ist eine einfache bescheidene Frau, sie hat immer nur gearbeitet, sowohl im Weinberg als auch beim Hausbau. Sie hatte den Führerschein, mein Vater nie. Sie hat sich immer um alles gekümmert, auch um den ganzen Papierkram, unser Vater war dazu nicht in der Lage, er hat auch getrunken. Meine Mutter war noch nie in Urlaub, sie hatte nie dazu das Geld.

Mein Bruder hatte wohl letzten Monat einen Termin bei seiner Bank. Er hat immer noch Schulden und braucht noch ein paar Jahre, bis er davon runter ist. Jetzt stand er letzte Woche bei meiner Mutter in der Küche. Er sagte zu ihr, er wäre es leid und hätte alles satt. Er wirft ihr vor, sie hätte ihn geknebelt (gezwungen), damals zu Hause zu bleiben und den Betrieb weiter zu führen, obwohl der Betrieb damals schon nicht mehr zu retten war. Er sagte auch, wenn die Schulden abbezahlt sind, würde er alles verkloppen und hier weg ziehen.

Meine Mutter und ich sind am Boden zerstört. Ich musste mich eine Woche krank schreiben lassen und nehme Antidepressiva. Meiner Mutter habe ich auch Beruhigungstabletten gegeben, sie weint nur noch und fragt sich, ob sie eine schlechte Mutter war. Was hätte sie tun sollen?

Ich bin der einzigste, der sich um unsere Mutter kümmert. Sie ist noch ganz klar im Kopf, allerdings nicht mehr so mobil. Ich helfe ihr morgens beim anziehen, das klappt nicht mehr so gut mit den Strümpfen. Ich dusche sie auch. Meine Schwägerin hat sich nie gekümmert, sie sagt sie wäre nicht die Tochter und ihre Mutter wäre ganz anders gewesen. Sie will mit Mutter überhaupt nichts zu tun haben, sie mag sie auch nicht. Zu meinem Bruder hatte ich schon vor Wochen mal gesagt dass unsere Mutter sich so freuen würde, wenn er sie mal grüßen und fragen würde, wie es ihr geht. Daraufhin sagte er, er könne den Hebel nicht einfach umlegen. Er macht unsere Mutter dafür verantwortlich, dass es ihm finanziell nicht besser geht.

Er hätte meine Mutter auch am liebsten in eine Tagespflege gesteckt. Zu meiner Mutter kommt jetzt 2 mal die Woche ein Pflegedienst, um nach ihr zu schauen und ein bisschen mit ihr zu reden. Ich will dass meine Mutter so gut wie möglich versorgt ist. 3 Tage die Woche bekommt sie Essen geliefert, sonst würde sie nichts essen. Sie hat trockene Makula und sieht nicht viel. Sie hat auch Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern, meistens sitzt sie den ganzen Vormittag im Sessel, weil sie ihr Herz spürt, es klopft unregelmäßig und schnell. Mittags ist es dann besser.

Seit Wochen gibt es keinerlei Kontakt mehr zu Bruder und Schwägerin, wir haben die gleiche Hofeinfahrt, die beiden betreten das Haus, in dem Mutter und ich wohnen, nicht mehr.

Zu meiner Schwägerin muss ich noch sagen, sie ist sehr dominant und beeinflusst auch meinen Bruder, obwohl ich ihm das natürlich nie gesagt habe und auch nicht tun werde.

Meine Mutter und ich weinen jeden Abend zusammen, wir haben nur noch uns. Ich habe nächste Woche einen Termin bei einem Therapeuten, ich schaffe das alles nicht, ich kann mich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren und habe auch keine Freude mehr.

Bitte helfen Sie mir.

25.07.2022 12:09 • 25.07.2022 #1


1 Antwort ↓

Zitat von mentis:
Mein Bruder war, als mein Vater krank wurde, auf einer kaufmännischen Schule. Meine Mutter hat dann meinen Bruder von dieser Schule abgemeldet, um den Weinbaubetrieb weiter zu führen.

Ich denke, dass Dein Bruder sich eventuell benachteiligt behandelt sieht, denn er wollte ja wohl diese Schule wohl zuende machen oder?

Nun aber nach dem Tod des Vaters lag die ganze Verantwortung auf ihm, ob er wollte oder nicht.

Deine Mutter meinte es nicht böse, ich kann ihn aber verstehen, es war ja nicht seine eigene Entscheidung, sondern es wurde ihm praktisch übergeben”.

Auch was die Schwiegertochter angeht: sie ist nicht verpflichtet, Deine Mutter zu pflegen.

Deinen Bruder scheint es schon lange belastet zu haben, und nun ist es übergekocht.

Ich würde einen Familienpsychologen konsultieren, wo ihr drei (oder vier) Euch besprecht.

Das hat bestimmt tiefere Wurzeln und wird nicht einfach.

Viel Kraft




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