ich muss mir meine Gefühle mal von der Seele schreiben, ich kann da leider mit niemandem drüber sprechen.
Also ich arbeite in einer großen Firma mit 50 Leuten in meiner Abteilung, von 21 davon bin ich die Gruppenleitung. Ich bin immer sehr neutral und verbindlich zu meinen Gruppenmitgliedern, privater Kontakt scheidet aus und auch duze ich mich mit niemandem aus dem Team, mit Kollegen außerhalb des Teams duze ich mich allerdings schon. Aber privater Kontakt ist auch da nicht gegeben, was allerdings auch an der unglaublichen Arbeitswut liegt, 50, 60 Wochenstunden sind keine Seltenheit, da ist man einfach froh, wenn man das Wort Arbeit erstmal nicht mehr hört....
Nu ja, es gibt eine Kollegin in meinem Team, die hat es mir sofort angetan, total niedlich, schwer zu fassen, immer gut drauf, hängt sich rein in den Job, ist eine der Wenigen, wenn nicht sogar die Einzige, auf die ich mich voll verlassen kann und die auch immer fragt, ob sie mir was abnehmen kann.
Gut, jetzt kennen wir uns schon ca. 5 Jahre und es hat sich sowas wie Freundschaft entwickelt. Wobei wir uns erst 2x privat getroffen haben, ganz unverbindlich im Café. Aber ich mag sie unheimlich gerne und würde gerne viel mehr Zeit mit ihr verbringen. Sie ist sicherlich nicht abgeneigt, sie mag mich auch, sonst würde sie nicht so viele kleine Sachen machen, die mir Freude bringen, weil eigentlich ist sie eher, ich will nicht sagen introvertiert, das stimmt nicht, aber sie ist everybody's Darling,ohne dass sie viel dazu tut. Sie motzt rum, keiner ist ihr böse, sie poltert rum, selbst noch höher Vorgesetze sind ihrem Charme erlegen, aber wie gesagt, sie legt es nicht drauf an. Am liebsten hat sie ihre Ruhe, vor den Kollegen, wobei sie privat auch viele enge Freundschaften unter den Kollegen hat. Wie gesagt, sie ist schwer zu fassen.
Auf Berührungen reagiert sie total gereizt, auch darf man sie nicht verniedlichen, wenn ich zum Beispiel sage, irgendwas, was sie gerade gemacht/ gesagt hat, sei sehr niedlich, dann kommt immer nur, niedlich sei für Kinder und dem Alter sei sie längst entsprungen....
Gut, jetzt zu meinem Problem, ich habe sehr oft Magen-Darmprobleme. Also in der Regel Schmerzen, Krämpfe, augeblähtes Abdomen. Mal nur so, dass ich es merke, es nicht stört, dann auch wieder so stark, dass mir vor Schmerzen richtiggehend übel wird und ich es auch nicht vor den Kollegen vertuschen kann. Gut, da kann ich nichts gegen machen, liegt vermutlich am Streß, unregelmäßige Mahlzeiten und so weiter.
Vor ca. 1,5 Jahren hatten wir eine Besprechung in einem anderen Gebäude. Aus unserer Abteilung nahmen nur besagte Kollegin und ich teil. Mir ging es mal wieder eher schlecht, hatte schon beim Losgehen Bauchgrummeln und Magendrücken. Sie fragte mich, ob alles okay sei, ich sagte ja und sie hat sich auch nie aufgedrängt, andere würden noch nachhaken, aber sie weiß, dass ich da nicht gerne drüber spreche und läßt mich dann auch in Ruhe. Gut, also wir saßen im Besprechungsraum und meine Schmerzen wurden schlimmer. Ich legte eine Hand auf meinen Magen und (da ich immer Blazer trage) weitete ich den Gürtel meiner Hose, so dass es nicht jeder mitbekam. Sie saß mir gegenüber, guckte mich an und zog wissend eine Augenbraue hoch. Ich zuckte nur mit den Schultern. Auf dem Rückweg, meinte sie, wir sollten doch hinten rum gehen, sie würde gerne mal schauen, wie weit die mit der Baustelle auf dem Gelände sind. Ich stimmte zu und wir kamen an einer Bank vorbei, die stand da natürlich schon immer, wird aber selten benutzt, weil sie etwas abseits steht. Sie steuerte dann auf die Bank zu und setze sich hin. Ich folgte als, fragte, was das soll, ob sie ein Konditionsproblem habe. Ne, hätte sie nicht, aber vieleicht wäre das für mich ganz gut, noch etwas Entspannung, bevor es im Büro wieder stressig wird. Darauf sagte ich nichts, sondern setzte mich auch in eine für den Bauch entspannende Haltung auf die Bank. Erst sagten wir nichts, dann fragte sie, ob es sehr doll weh täte. Ich bejahte und legte meine Hände auf den Bauch. Sie ist total mitfühlend und na ja, sie sah mich an und ihre Augen waren ganz wässrig. Ich sagte, dass sie sich das nicht zu Herzen nehme solle, das sei schließlich nicht gefährlich, einfach nur unangenehm. Das wisse sie, könne es aber nicht gut haben, wenn sie mich so sieht. Na ja, das ging so hin und her und irgendwann legte sie ganz von sich aus ihre Hand auf meinen Bauch, und ließ sie da liegen. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber in dem Moment habe ich so viel Wärme, Zuneigung gefühlt und die Krämpfe in meinem Bauch ließen nach einer Zeit, keine Ahnung, wie lange, nach. Sie führte ihre Hand auf meinem Magen herum, immer genau wissend, wo der Schmerz am stärksten war. Also das habe ich noch nie erlebt, mein Mann legt auch manchmal seine Hand auf meinen Bauch, wenn er wehtut, aber diese Reaktion gab es noch nie..
Irgendwann nahm sie die Hand weg und fragte, ob es besser sei. Ich sagte, Das wissen Sie doch Sie stimmte zu entschuldigte sich, dass sie die Schmerzen nicht ganz weg bekommen hat. Ich war total verwirrt, ausgerechnet sie, die nicht mal Leuten die Hand gibt, weil ich pack doch nicht jeden an Ich fragte sie, was da passiert ist und ob sie das öfter mache. Sie guckte mich an Natürlich nicht, zum Glück hat niemand, den ich gerne mag ständig irgendwelche Schmerzen So das war's erst mal, wir gingen zurück in unser Büro, ich sah sie den ganzen Tag nicht mehr. Am nächsten Tag trafen wir uns kurz beim Reinkommen, aber außer einem guten Morgen kam nichts. So ging das einige Tage, bis ich sie mir mal packte und sie fragte, ob wir darüber reden wollen. Sie meinte, da gebe es nichts zu reden, sie mag mich und könne es nicht haben, wenn es mir schlecht geht und wenn ich Hilfe brauche, ich könne jederzeit fragen.
Abends schrieb ich ihr eine SMS, dass mich das sehr freuen würde und sie auch für mich was ganz Besonderes wäre. Sie schrieb ein Danke zurück. Tja und so ging das die letzen 1,5 Jahre mit uns so weiter, wir sind zu zweit total vertraut, sie weiß Dinge von mir, die nicht mal meine Freundinenn wissen und umgekehrt genau so und mindestens einmal die Woche, massiert sie meinen Bauch. So und nun ist sie krank, sie hatte einen Fahrradunfall und fällt schon seit 6 Wochen aus, lag einige Zeit im Koma, wurde anschließend noch 2x operiert und kommt übernächste Woche in eine Rehaklinik. Und ich vermisse sie so schrecklich, ich denke jede Minute an sie. Wir schreiben täglich hin und her. Also sie wieder bei Bewusstsein war, hat sie mir direkt geschrieben, sie würde sich über meinen Besuch sehr freuen, also habe ich sie besucht und obwohl es ihr da noch nicht wirklich gut ging, hatten wir einen tollen Nachmittag. Sie fragt auch ständig, wie es mir geht, hat Ihre Hand fotografiert und meinte, ich soll mir das Telefon auf den Bauch legen, wenn ich es nciht aushalte oder einfach anrufen.... Also telefonieren wir auch mehr oder weniger täglich.
Aber warum vermisse ich sie so sehr. Meine Schmerzen sind auch wieder viel öfter und stärker, ist das alles psychisch? Im Büro sehen wir und manchmal den ganzen Tag nicht. Im Prinzip haben wir im Moment mehr Kontakt als je zu vor, einmal die Woche besuche ich sie auch im Krankenhaus, das sind immer wunderbare Momente. Aber es tut so weh, dass sie nicht täglich in Sichtweite ist... was soll ich machen? Und wenn sie in die Reha muss, dann kann ich sie ja nicht besuchen... Ich brauche und vermisse sie so sehr.
Und genau das ist doch nicht normal, oder?
08.06.2014 16:42 • • 09.06.2014 #1