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Hi. ich habe noch nie mit jemandem darüber geredet und weiß deshalb nicht, ob das ein universales Gefühl ist, das jeder Mensch empfindet, oder ob das was ist, was nur spezifisch ich erlebe. Da letztes wohl eher unwahrscheinlich ist, hoffe ich, dass das jemand kennt und eventuell sogar weiß, wie man das nennt und was man dagegen machen kann.

Ich kriege dieses Gefühl immer dann, wenn ich mich verletzt oder bedroht fühle. Am ehesten dann, wenn jemand mir etwas unterstellt und ich mich nicht rechtfertigen kann oder wenn jemand abweisend zu mir ist.
Das Gefühl ist wie ein drückender, pulsierender, dumpfer Schmerz in meinem Brustkorb, der mit jedem Pulsschlag durch meinen Körper wandert und bis in meine Fingerspitzen ausstrahlt.
Ich will mich dann entweder betäuben oder mir selbst Schmerzen zufügen um mich von dem Gefühl abzulenken.

Was ist das, wie entsteht das und am wichtigsten: wie werde ich dieses Gefühl los?

20.09.2020 11:36 • 20.09.2020 #1


5 Antworten ↓


Zitat von Taavi:
Ich kriege dieses Gefühl immer dann, wenn ich mich verletzt oder bedroht fühle. Am ehesten dann, wenn jemand mir etwas unterstellt und ich mich nicht rechtfertigen kann oder wenn jemand abweisend zu mir ist.
Das Gefühl ist wie ein drückender, pulsierender, dumpfer Schmerz in meinem Brustkorb, der mit jedem Pulsschlag durch meinen Körper wandert und bis in meine Fingerspitzen ausstrahlt.


Genau das spüre ich in solchen Situationen auch. Mir hilft dann nur, in Tränen auszubrechen, dann lässt das nach.

A


Körperliche Reaktion auf Abweisung

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Ich kenne das Gefühl leider auch
Gibt es denn schon bestimmte Sachen die du ausprobiert hast um dieses Gefühl verschwinden zu lassen
Bei mir kommt es durch eine starke Anspannung die dann entsteht und leider in Panikattacken mündet wenn ich nicht dagegen angehe
In meiner Jugend und jungen Erwachsenenalter (kann ich sowas mit 30 überhaupt schon schreiben haha) habe ich mich oft Selbstverletzt weil ich mir nicht anders zu helfen wusste
Mit meinem damaligen Therapeuten habe ich dann eine Art skills Liste gemacht die ich abgearbeitet habe um wieder klar zu kommen
Vieles von der Liste brauche ich nicht mehr aber was ich ab und an immer noch mache ist mit einem zusammengeknoteten Handtuch auf mein Bett einschlagen oder zu lauter Musik zu tanzen und zu singen (Metal eignet sich hervorragend) oder eine sogenannte stresshocke zu machen bei der ich alle Charaktere der Simpsons aufzähle oder alle Pokémon etc

Hallo Taavi,
passiert es generell bei jedem oder bei besonderen Menschen? Ich kenne es von mir, dass ich früher das Bedürfnis hatte, gemocht zu werden und ich hatte Ablehnung, Abweisung oder Aggression von Menschen, die mir wichtig waren, genau so schmerzlich erlebt, wie du es beschreibst. Das fühlt sich zum Teil wie Liebesentzug an. Ähnlich verhält es sich, wenn gleiche Personen einen ignorieren, das schmerzt wie Feuer in der Brust. Ich hatte ständig nach Anerkennung gesucht, um dieses Bedürfnis zu befriedigen, gute Noten, guter Umgang, gutes Engagement, uvm. Letztlich kann man sich jedoch der Anerkennung oder Sympathie anderer nicht sicher sein. Man sollte lernen, z.B. die Ablehnung nicht persönlich zu nehmen, weil man Gründe ihrer Entstehung meistens nicht kennt: Warum wurde ich abgewiesen, warum hat sie/er nicht zugeschrieben, warum hat man mich nicht beachtet, etc.

Generell ist es hilfreich, an seiner Kommunikation zu üben, dass man sich traut, Dinge vernünftig anzusprechen und ggf. ein positives Ergebnis einer Entwicklung zu erzielen oder sich Gewissheit zu verschaffen.

Beim Thema Unterstellung/Rechtfertigung hatte mir mein damaliger Therapeut gesagt, bei ihm war ich auch wegen meiner sozialen Phobie in Behandlung, dass man solche Vorwürfe oder Kritik zu jeder späteren Zeit ansprechen kann. Man muss nicht sofort schlagfertig gegenargumentieren, wenn man es im Moment nicht schafft, das hindert einen aber nicht daran, sich in Ruhe (die notwendigen) Gedanken zu machen und das Problem an einem späteren Zeitpunkt anzusprechen. Das hat meinem Selbstwert geholfen, zwischenmenschliche Konflikte besser zu bewältigen.

Viele Grüße,
Matthias

Ich finde es echt schwer, gegen dieses Gefühl anzuarbeiten... Ablenkung hilft in Maßen, aber dann trifft mich das Gefühl noch stärker wenn ich dann letztendlich wieder daran denke. Alk. hilft für den Moment, weil es ablenkt und betäubt. Das mit dem sich selbst verletzen kann ich auch irgendwie nachvollziehen. Mache ich zwar nicht, aber ich stelle es mir manchmal vor. Wobei ich selber nicht wirklich definieren kann, warum das helfen sollte. Vielleicht wie eine Art Druckausgleich?

Ich bin halt aktuell auch mega dünnhäutig. Mit Kritik kann ich überhaupt nicht umgehen. Am schlimmsten ist es, wenn ich die Kritik für ungerechtfertigt halte. Wenn jemand so total abweisend zu mir ist und mich so darstellt als wäre ich ein schrecklicher Mensch und ich kann mich nicht wehren. Dann kommt dieses Gefühl wieder und ich kann nicht weg weil es halt in mir drin ist.

Ich hatte das letztens mit einem Kumpel als der richtig wütend auf mich war und ich eigentlich der Meinung war, dass es nicht gerechtfertigt ist. Im Gegenteil fand ich, dass er sehr unfair und beleidigend war und dass er nicht in der Lage war, seine subjektiven Emotionen von meiner objektiv neutralen Handlung zu trennen. Konnte ich ihm so aber auch nicht sagen, weil es dann wahrscheinlich eskaliert wäre und ich ihm außerdem so gesehen vorgeworfen hätte, dass seine Gefühle nicht gerechtfertigt sind und das hätte ich auch unfair gefunden.
Mir hing das noch die ganze Woche über nach und es beeinflusst alles was ich mache weil ich jetzt denke, ich kann sowas nur verhindern, indem ich Abstand halte und mit niemandem rede und ich fühle mich beschissen deswegen weil ich die Vorwürfe nicht für gerechtfertigt halte. Irgendwie triggert mich das wahrscheinlich auch, weil ich es auch von zuhause so kenne, dass ich ohne böse Absicht etwas sage oder tue und da Hintergedanken hineininterpretiert werden, die ich nie hatte. Deswegen werde ich dann verurteilt und bestraft. Und ich kann mich nicht dagegen wehren. Und dann ist dieses Gefühl da, das wie schmerzhafte Wellen durch meinen Körper strömt und ich will mich einfach nur noch betäuben.

Statt dich mit schädlichen Dingen zu betäuben, könntest du dich auspowern, das hilft vielen. Wie man gerade auch angezogen ist, einfach drauflos joggen oder sprinten, Liegestütze, Klimmzüge, etc. Am Boxsack abreagieren, oder mit Hanteln. Hautsache du bekommst einen starken Reiz und kannst deine Anspannung gesund abbauen. Was danach kommt, ist zunächst zweitrangig, die kurzfristige Erschöpfung bringt dich wieder ins emotionale Gleichgewicht. Das half mir sogar bei meinen Anspannungen und emotionalen Krisen, wenn die Ursache mein Umgang mit mir selber war.

Bei der Situation mit deinem Freund ist es wahrscheinlich, wie du richtig angemerkt hast, das Beste, dass man die Situation, auch wenn man im Recht ist, nicht weiter eskalieren lässt. Du kannst das Gespräch immer wieder zu einem späteren Zeitpunkt weiterführen. Wenn dich dieser Umstand stört, dann musst du das leider lernen, dich auch von der Notwendigkeit von Geduld bei Disputen und ungerechten Vorkommnissen zu überzeugen, auch wenn der emotionale Drang noch so groß ist. Überzeuge dich davon, dass du tatsächlich mehr erreichst, als wenn du sofort Klarstellung der Missverständnisse, Vorwürfe oder Ähnlichem erzwingst. Ich hatte damals das Gefühl, wenn es nicht sofort geklärt ist, breitet es sich wie ein Feuer aus, je länger man wartet, desto großer die negative Meinung über einen selbst. Aber das stimmt nicht, denn das einzig Negative, das zu dem Missverständnis, dem Vorwurf oder der Kritik hinzukommt, ist deine eigene schwarzmalerische Einbildung, was sonst noch geschehen kann. Wir stellen uns die Dinge oft schlimmer vor, als sie meistens sind.

Wenn dir die Gedanken eine Woche schwer im Gewissen hängen, solltest du versuchen, das Thema aus einer 3. Perspektive zu betrachten oder dir ein Datum (in 2 Tagen oder 3) festzulegen, an dem du dir erlaubst, dich mit dem Thema wieder zu beschäftigen, um dich davon zu distanzieren, ohne es völlig zu ignorieren.




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