Ich (24) bin vor fünf Monaten alleinerziehende Mama geworden und seitdem total unglücklich.
Ich weiß nicht, was mit mir los ist, doch seit mein Sohn auf der Welt ist, fühle ich mich wahnsinnig unglücklich, einfach nur traurig. Oft bin ich genervt, manchmal sogar aggressiv, ich bin nicht mehr der Mensch, der ich mal war.
Ich fühle mich furchtbar schlecht und total krank, weil ich meinen Sohn einfach nicht lieben kann. Ich habe und es ist wirklich schwer, diese Worte hier zu schreiben, keine Gefühle für meinen Sohn.
Schau ich ihn an, dann empfinde ich nichts, auch kein Glück, keinerlei Freude.
So war es schon während und nach der Geburt. Als der Arzt mir meinen Sohn auf die Brust legte, da fühlte ich. .. gar nichts, absolut nichts, ich war völlig emotionslos, fühlte nur Leere, während meine Eltern (sie waren während der Geburt dabei) vor Freude viele Tränen weinten. In dem Moment fragte ich mich bereits, was mit mir los ist, ich war geschockt und enttäuscht von mir selbst, zumal ich mich monatelang wahnsinnig auf diesen Moment gefreut hatte. Während der Schwangerschaft war ich noch super glücklich, auch wenn sie nicht geplant war, ich fühlte viel Liebe.
Ich kümmere mich um ihn, ich versorge ihn so gut es geht, ich gebe immer mein Bestes, ich will immer, dass es ihm gut geht, doch glücklich bin ich lange nicht mehr, vielleicht zieht mich auch genau dieses nichts empfinden so runter, denn ich frage mich, was mit mir los ist? Was stimmt denn nicht mit mir, dass ich meinen Sohn nicht lieben kann? Das ich keinerlei Muttergefühle habe? Andere Mütter sind so glücklich und verliebt in ihr Kind, wieso kann ich denn nicht so sein und empfinden?!
Wenn ich zB mit ihm spiele, dann ist mein Lachen und meine gute Laune nur vorgetäuscht, mittlerweile glaube ich, dass er es merkt, bei mir lacht er kaum, mich beachtet er auch recht wenig, ich habe das Gefühl, überhaupt keinen Zugang zu haben, haben meine Eltern ihn, dann ist er wie ausgewechselt, total fröhlich, ein ganz anderes, sehr glückliches Baby.
Ich wäre so gerne glücklich, ich würde ihn so gerne lieben können, mein Gewissen ihm gegenüber ist ganz furchtbar, er hat so eine Mama nicht verdient. Fast jeden Abend sitze ich auf dem Sofa und weine, weil ich einfach nicht weiß, was mit mir nicht in Ordnung ist.
Oft fange ich aber auch an zu weinen, wenn ich ihn gerade in meinen Armen habe, ich will es nicht, aber ich kann dann leider nicht anders.
Ich habe immer gehofft, dass es sich schnell legt, dass die Muttergefühle kommen werden, doch so ist es nicht.
Hinzu kommt, dass ich völlig überfordert bin. Ich bin ein Mensch, der viel Zeit für sich braucht, alleine durch psychische Probleme (soziale Phobie, Angststörung). Ich war vor der Geburt meines Sohnes immer alleine, schon immer der Mensch, der für sich ist und sein muss, ich war immer ein Einzelgänger, dies ist nun anders, die Zeit für mich, die habe ich natürlich nicht mehr. Mir fehlt mein altes Leben, meine Freiheit, mir fehlt es, Zeit für mich selbst zu haben. Ich schaffe es zB nicht, für 5 Minuten zu duschen, ich schaffe es nicht, etwas (gesundes) für mich zu kochen, ich kriege pro Nacht vielleicht 3 Stunden Schlaf, ich habe seit vier Monaten keinen Film mehr gesehen, kein Fernsehen mehr geguckt. Einkaufen geht nur mit Verzweiflung und Hektik, einfach mal auf dem Sofa liegen und gar nichts tun, das funktioniert nicht mehr. Alles mache ich nur noch unter Druck, ich bin gar nicht mehr ich selbst. Alle sagen mir.. .. mach doch etwas für dich, wenn dein Kind schläft. ... aber wenn mein Kind schläft, muss ich ebenfalls versuchen zu schlafen oder wenigsten mal den Haushalt erledigen, der ebenfalls auf der Strecke bleibt, obwohl ich sonst immer sehr ordentlich, pingelig und sauber war!
Es ist so schlimm, weil ich ihn absolut nicht ablegen kann, er will permanent getragen werden, lege ich ihn ab, schreit er unaufhörlich wie verrückt, ihr könnt euch sicher denken, dass ich so zu gar nichts komme, es gab schon Tage, da habe ich überhaupt nichts gegessen, war stundenlang nicht auf Toilette.
Ich habe das Gefühl, nur noch für mein Kind zu leben.
Ich finde es auch nicht toll, mich permanent mit ihm beschäftigen zu müssen, mich langweilt es eher. Oft denke ich mir, könnte er doch bloß schon laufen, könnte er mir doch bloß schon sagen, was ihn gerade stört, was ihm weh tut, könnte man doch bloß schon mehr mit ihm unternehmen und machen, ich habe mir diese Babyzeit viel spannender und schöner vorgestellt.
Was mich auch enorm belastet, ist die Angst vor dieser großen Verantwortung. Ich kriege manchmal große Panik, wenn mir wieder bewusst wird, dass ich die Verantwortung für dieses Kind und Leben trage. Ich leide seit Jahren unter einer Angststörung, diese macht es mir jetzt nicht leichter.
Oft bekomme ich Panik, wenn er plötzlich wie verrückt schreit und sich nicht beruhigen lässt, ich habe immer diese Sorge und Angst, dass etwas schlimmes mit ihm sein könnte und ich kann ihm nicht helfen, komme nicht schnell genug darauf, was nun mit ihm los ist. Tagtäglich lebe ich mit dieser Angst, ich bin immer extrem angespannt. Ich bin sogar schon in Panik und Tränen ausgebrochen, als er wegen einem Schnupfen die Nase verstopft hatte und nicht mehr richtig atmen konnte, er schrie wie am Spieß und ich bekam die Panik, er könnte mir ersticken, weil ich es nicht schaffe, ihm rechtzeitig zu helfen.
Vorgestern hat er plötzlich so doll geschrien, dass er keine Luft mehr holte, er lief ganz blau-lila an und wollte einfach nicht mehr atmen, mir wurde es ganz anders.
Erst dann, als ich ihn anpustete, warum auch immer ich das tat, holte er wieder richtig Luft, ich weiß noch immer nicht, was plötzlich mit ihm los war, vielleicht war es, weil er schon stundenlang wach war und nicht in den Schlaf fand, ich jedenfalls bin seitdem noch viel ängstlicher.
Manchmal denke ich, mein Sohn wäre ohne mich besser dran. Es gibt Frauen, Männer und Familien, die gerne Kinder hätten, vielleicht könnte sie ihn mehr lieben.
Manchmal würde ich mich mich am liebsten in mein Auto setzen und nie wieder zurück kommen.
Die Nacht schläft er das erste Mal bei meinen Eltern, mit denen ich leider Streit habe. Sie machen mir immer Vorwürfe, stellen mich als schlechte Mutter hin, ziehen mich total runter. Ich wollte,l zB, dass sie mir heute Abend mitteilen, ob alles in Ordnung ist, das haben sie bisher nicht getan, weil sie mit Sicherheit meinen, dass es mich sowieso nicht interessiert, denn so ähnlich drückten sie sich bereits aus.
Mein Verhältnis zu meinen Eltern ist seit der Geburt extrem schlecht, eigentlich schon Katastrophal und das ist sehr traurig, da die Beziehung zwischen uns zuvor sehr innig und schön war, wir hatten uns zuvor bestens verstanden, wir hatten nie Streit, heute ist es das komplette Gegenteil. Wir schreien uns an, wir ignorieren uns tagelang, wir machen uns Vorwürfe, wir verstehen uns überhaupt nicht mehr, das zieht mich ebenfalls enorm herunter.
Ich könnte noch so viel schreiben, doch mir ist dieser Text schon unangenehm genug, vielleicht werde ich später noch weiteres erzählen.
Ich weiß nicht, wieso ich diesen Text überhaupt schreibe, vielleicht deshalb, um eure Meinung zu lesen? Um zu lesen, dass ich vielleicht doch nicht so unnormal bin? Was ich aber sicherlich bin. Ich schäme mich wahnsinnig dafür!
Vielleicht schreibe ich auch, um einfach mal alles rauslassen zu können, weil ich niemanden habe, mit dem ich darüber reden kann? Ich weiß es nicht.
16.10.2023 21:43 • • 17.10.2023 x 3 #1