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Hallo zusammen,

ich habe schon in ein paar Themen hier meine Burnoutgeschichte und deren Herausforderungen beschrieben.
Kurz: vor einem Jahr hatte ich plötzlich Panikattacken, dann begann die Erschöpfungsdepression, ich war einen Monat in einer Klinik und habe dann versucht, mit meinem Alltag reduziert weiterzumachen. Nach 3 Monaten war ich wieder bei Angst, Panik und Erschöpfung angelangt. Also habe ich mehr aus Verzweiflung und Ratlosigkeit einen zweiten Klinikaufenthalt beantragt.
Nun bin ich seit einer Woche hier und eben sagte mir die Ärztin (meines Erachtens nach ziemlich unempathisch):

Sie haben keinen Zugang zu ihren Emotionen. Sie blockieren die Therapie damit. Ihre intellektuellen Beiträge in den Seminaren zeigen, dass sie nicht bei ihren Emotionen sind und daher das Thema verfehlen. Der Vetrauensarzt hat Ihren Aufenthalt auf 4 Wochen (statt 6-8 ) begrenzt.

Bumm. Das hat mich ziemlich verärgert, traurig und ratlos gemacht.

Klar, ich bin kein Mensch, der jede Emotionen direkt rauslebt, in der U-Bahn anfängt zu weinen oder so. Aber so ein emotionsloser Stein bin ich doch auch nicht. Ich merke, wie ich unter Druck stehe, tausend Symptome habe und mich einfach oft grottig fühle. Und jetzt wird mir einfach gesagt Sie blockieren die Therapie und verfehlen das Thema.

Was soll ich jetzt damit anfangen? Ich bin da echt ratlos

Danke für eure Unterstützung!

02.03.2023 09:18 • 07.03.2023 #1


28 Antworten ↓


Hallo Niko, das klingt ja sehr nett von der Ärztin. Mir wurde auch schon dann und wann mal gesagt, dass ich keinen Zugang zu meinen Emotionen habe, zu kognitiv unterwegs bin. Leider kann ich dir da auch keine Tipps geben, wie man das ändert, da ich selbst dieses Problem noch nicht richtig fassen kann.

Wäre es nicht Aufgabe der Klinik, dir zu helfen an deine Gefühle ranzukommen? Vielleicht kannst du nochmal ein Gespräch führen, dass du die Zeit brauchst, um den Zugang zu finden. Vielleicht gibt es ja auch einen Therapeut, der empathischer auftritt, mit dem du statt der Ärztin sprechen kannst?

A


Kein Zugang zu Emotionen? Laut Therapeuten Total irritiert

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Zitat von NikoXP:

Bumm. Das hat mich ziemlich verärgert, traurig und ratlos gemacht.


Und schon fühlst du etwas. So geht Therapie. Und jetzt kannst du darüber nachdenken, ob diese Gefühle, oder andere, wirklich tief vergraben sind, oder , oder.

Zitat von NikoXP:
Sie haben keinen Zugang zu ihren Emotionen. Sie blockieren die Therapie damit. Ihre intellektuellen Beiträge in den Seminaren zeigen, dass sie nicht bei ihren Emotionen sind und daher das Thema verfehlen. Der Vetrauensarzt hat Ihren Aufenthalt auf 4 Wochen (statt 6-8 ) begrenzt.

Solche Aussagen „pieksen“ und das sollen sie. Kopfmenschen, wie ich auch einer bin, haben oftmals Schwierigkeiten IHRE Emotionen zu offenbaren. Gedanken äußern ist einfacher, als Gefühle und das hat auch nichts damit zu tun, ob man die öffentlich nicht auslebt, beispielsweise durch weinen in der U-Bahn. Vielleicht sind deine intellektuellen Beiträge auch eine Art Abwehrhaltung. Du bist aber nicht in der Klinik um klug daher zu kommen, sondern könntest diesen geschützten Raum nutzen, um eben mal aus Dir raus zu kommen. Da muss man ja nicht gleich weinen, aber halt ehrlich sein und sagen was etwas mit einem macht. Das kann auch sein, wenn etwas ärgerlich ist, dies zu äußern und schon ist man auf der Gefühlsebene. Vielleicht kannst Du, sofern Du willst, ja die restliche Zeit nutzen und Zugang zu Deinen Gefühlen finden und diese auch mitteilen.

Bei so einer Äußerung und dem Vorgehen hätte ich arge Zweifel, ob ich dort in guten Händen bin...

Das ist eine Klinik und die Leute sind ein paar Wochen dort. Dann wird halt ein bisschen rumprobiert, ob man es mit der einen oder anderen Vorgehensart schaffen könnte, eine Verbesserung anzuschieben.

Das kann man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Aber wenn man gar nix damit anfangen kann, dann würde ich das auch nicht überbewerten.

Typisch für Burnout-Menschen ist, dass sie ganz lange Zeit die Meldungen aus den Gefühlszentren unterdrückt haben. Und das macht aber krank auf die Dauer. Diese Menschen müssen dann erst wieder lernen, ihre Gefühle wahrzunehmen und dann lernen, diese zu leiten.

Das kann man über viele Interventionen machen, jeder Therapeut hat sein Steckenpferdchen. Ich würde einfach mal versuchen, mit jemandem zu reden, mit dem ich besser kann und der nicht so brüsk und unsensibel ist. Dass einem etwas so um die Ohren geschlagen wird und man damit allein ist, ist schon nicht fair. Das sind Profis und Du bist in dem Bereich wohl eher unbewandert. Man kann das echt besser übermitteln.

Hey, vielen lieben Dank für all eure Antworten.
Mittlerweile habe ich mich mit anderen Patienten ausgetauscht und einige haben ähnliche Erfahrungen gemacht.
Für mich hat es tatsächlich den positiven Effekt, dass ich dadurch direkt etwas spüre, nämlich Ärger, Wut.
Und ja - viele Signale habe ich lange nicht spüren wollen, die muss ich jetzt vorsichtig anschauen.
Das Beispiel zeigt mir auch, wie wichtig die Wahl des Therapeuten ist - zum Glück habe ich da noch jemand wesentlich feinfühligeren.
Schönen Tag euch allen

Die Analyse (kein Zugang zu den Emotionen) mag zwar richtig sein, die Behandlung aber gar nicht. Eine Rega ist da aber auch das falsche. Da ist Schematherapie richtig (Ambulant oder stationär). Da geht es gerade darum, dass man aus psychischen Leiden Heraus keinen Zugsnf mehr zu Enotiinen hat. Durchaus auch allen (Wut, Trauer, Freude, Angst, ekel). Schon den Film alles steht Kopf gesehen?

Ich kann auch keine Emotionen zeigen, nur den allerwenigsten Menschen gegenüber. Was aber nicht heißt, dass ich keine Emotionen habe, im Gegenteil, ich spüre alle Gefühle sehr intensiv. Es kommt bei mir aus der Kindheit, in der ich nie Wärme oder Nähe gespürt habe. Ich habe versucht mich damit abzufinden, dennoch haben mir auch die Psychologen gesagt, dass es dadurch schwerer wird in der Therapie, aber sie haben mich nie aufgegeben. Ich finde das bedenklich, dass man dir deswegen den Aufenthalt kürzt, denn eigentlich ist es Aufgabe der Psychologen genau an diesem Problem mit dir zu arbeiten.
In den Therapien, die ich hatte, habe ich nie geweint, ich habe alles so sachlich erzählt wie ein Tagesschausprecher. Es war für mich auch immer eine Art Selbstschutz, ich wollte mich nie verletzlich zeigen. Ich habe es ehrlich gesagt so akzeptiert wie es ist, ich kann Emotionen halt nur schwer zeigen, deswegen wirke ich hier auch eher kühler. Ich komme am besten mit Sarkasmus zurecht, er hilft mir, in dieser Welt einigermaßen zu überleben.

Willkommen im Club @Islandfan . Du wärst eine willkommene Bereicherung für die Schematherapie Gruppe bei meinen Therapeuten, oder die Selbsthilfegruppe die ich einrichten möchte.

Ja das ist zum Selbstschutz, blockiert einen aber auch selbst. Das grosse Verlangen nach S e x kann da eine Kompensationsstrategie sein. Ich bestrafe mich da sogar selbst ( kontrolliertund im Rahmen, hab noch keine dauerhaften Verletzungen davongetragen und achte da auch sehr drauf, dass alles safe ist). Ich habe zum Glück (noch / wieder) Zugang zu (allen) Gefühle. Auch Wut und Trauer lasse ich zu und zeige ich.

Zitat von Schnmetterling:
Selbsthilfegruppe

Ich stehe Selbsthilfegruppen zwiespältig gegenüber, ich war mal in einer, als ich ganz schlimm an Borreliose erkrankt war. Es ist informativ und tut gut, Leute zu treffen, die das gleiche Problem haben, aber ich habe festgestellt, dass es sich dann bei manchen nur noch um die Krankheit dreht und das zieht mich dann herunter. Da versuche ich mich lieber abzulenken.

Zitat von Schnmetterling:
Ja das ist zum Selbstschutz, blockiert einen aber auch selbst.

Ja, es blockiert natürlich und die Therapie ist dadurch enorm schwer. Ich kann mich sachlich komplett analysieren, es gibt kaum was, was ich nicht schon erfahren habe über mich, aber das ist nach über 20 Jahren Therapie auch kein Wunder. Dennoch fühle ich mich selten selbst.

Zitat von Schnmetterling:
Das grosse Verlangen nach S e x kann da eine Kompensationsstrategie sein


Das glaube ich nicht, ich muss damit nichts kompensieren, denn ich hatte mein Leben lang unheimlichen Spaß daran, das sind für mich die schönsten Momente überhaupt, da kommt nichts anderes ran. Ich bin aber nicht, wie mir schon unterstellt wurde, süchtig.

Zitat von Schnmetterling:
Ich habe zum Glück (noch / wieder) Zugang zu (allen) Gefühle. Auch Wut und Trauer lasse ich zu und zeige ich.

Das ist sehr gut.

Ist ja auch nicht für jeden das gleiche richtig. Genau, ich bin mir dessen bewusst, dass es sich in Selbsthilfegruppen oft viel zu sehr um Probleme geht. Ich will daher das ja auch mischen mit positivem Austausch und Aktivitäten. Positive Gegenerfahrungen und Ressourcen sind wichtiger als nur der Blick in die Vergangenheit und auf das was schlecht läuft.

@NikoXP : Ich denke, dass soll dich heraus locken.
Meine Nochfrau hat 3 Anläufe gebraucht, bis sie wirklich mit den Therapeuten arbeiten konnte. Bei ihrem zweiten Aufenthalt war sie 8 Wochen in der Klinik. Bereits nach vier Wochen hat sie das gleiche berichtet wie du. Die letzten vier Wochen hat sie dann für eine Affäre genutzt .
Nach 3 Monaten intensiver Affäre und ein kleiner Teil Familienleben hat sie's nochmal gewürfelt und war nun vier Monate stationär. Erst nach einem Monat hat sie richtig mitgearbeitet und viel aufarbeiten können. Etz ist sie wieder draußen und versucht, ihr Leben ohne uns zu stabilisieren.

Versuche, aus dir herauszugehen. Du bist da in einem geschützten Raum. In einer Blase. Nutze das. Das hilft dir Nachhaltig.

@Islandfan Das triffts bei mir sehr gut - ich erzähle über meine Leiden wie ein Entertainer oder Lehrer, der faszinierende Zusammenhänge erklären will oder alles irgendwie ins komische reissen möchte. Geweint habe ich in keiner einzigen Therapie, auch wenns mir oft schlecht genug ging.

Viele sagen mir, dass die Klinik ein geschützter Rahmen ist, aber es hilft mir trotzdem nicht. Man könnte auf Reisen ja auch sagen Hier kennt mich niemand, trotzdem sind soziale Ängste etc. dadurch nicht verschwunden. Jedenfalls bei mir nicht.
Mittlerweile versuche ich mir gar nicht gross den Druck zu machen, Emotionen zeigen zu wollen. Ich versuche einfach, sie nicht zu unterdrücken oder zu verfälschen, um mir da nicht zusätzlich Druck zu erzeugen. Manchmal platzt auch ein Lachen aus dem Nichts aus mir raus, das ist immer ein schönes Gefühl, einer sich gelösten Emotion

Das ist doch schon sehr gut, einfach keine Emotionen zu unterdrücken. Insbesondere unterdrückte Trauer schlägt gerne in Wut um.

Zitat von NikoXP:
Das triffts bei mir sehr gut - ich erzähle über meine Leiden wie ein Entertainer oder Lehrer, der faszinierende Zusammenhänge erklären will oder alles irgendwie ins komische reissen möchte. Geweint habe ich in keiner einzigen Therapie, auch wenns mir oft schlecht genug ging.

Ja, so ist es auch bei mir. Generell ist es aber so, dass Leute, die offensichtlich weinen, meistens mehr Trost bekommen, das habe ich oft in meiner Kindheit so bei anderen erlebt. Aber ich habe daraus gelernt, dass weinen nicht heißt, dass es einem schlechter geht. Leute, die nicht weinen können, kompensieren es anders. Ich werde auch absolut nicht gern getröstet. Ich bin eher die, die sich dann gern zurückzieht.
Ein netter Satz ist okay für mich, aber stundenlang Köpfchen streicheln und generell dann in den Arm genommen zu werden, mag ich nicht.

Im Gegenteil. Wer weinen kann, dem geht es in der Regel besser.

Zitat von Schnmetterling:
Im Gegenteil. Wer weinen kann, dem geht es in der Regel besser.

Da ist was dran. Weinen beruhigt ja auch. Ich kann es auch, aber nur vor mir selbst, mein Exmann war der einzige, vor dem ich es auch konnte, aber immer mit einer gewissen Scham. Ich muss manchmal auch vor Lachen weinen, dann kann es vorkommen, dass es extrem ist, das ist mir aber nicht so unangenehm. Seltsam irgendwie.
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Zitat von Schnmetterling:
Im Gegenteil. Wer weinen kann, dem geht es in der Regel besser.
Verallgemeinern kann man das aber auch nicht. Es gibt Momente, da kann ich ganz trocken (also auch trockenen Auges) erzählen, was in meinem Leben schief lief. Ansonsten wein ich aber total schnell, bei allem Möglichen und finde das jetzt nicht immer erleichternd, geschweige denn hilfreich. Nach dem Weinen hat sich ja an der Situation nichts geändert, daher weiß ich nicht, wofür das eigentlich gut sein soll. Außer für verstopfte Nasen und geschwollene Augen

Zitat von Schnmetterling:
Das ist doch schon sehr gut, einfach keine Emotionen zu unterdrücken. Insbesondere unterdrückte Trauer schlägt gerne in Wut um.
Das ist bei mir auch genau andersrum. Anscheinend hab ich so ein Problem mit dem Zeigen von Wut, dass meine Wut über Trauer läuft.

@NikoXP
Heilsame Einsicht hat nicht zwingend etwas mit Emotion zeigen zu tun. Jeder Mensch ist anders und ein guter Entertainer könnte z. B. im Rahmen einer Kommunikativen Bewegungstherapie viel lernen, ohne sich gleich in Tränen auflösen zu müssen.

Der Intellekt hat seine Grenzen, ebenso wie Emotionen. Der Verstand hingegen liegt m. E. irgendwo dazwischen - seine Möglichkeiten jedoch oft weit jenseits des (therapeutisch üblich) Erwartbaren.

Zitat von Halffull-glas:
Nach dem Weinen hat sich ja an der Situation nichts geändert, daher weiß ich nicht, wofür das eigentlich gut sein soll. Außer für verstopfte Nasen und geschwollene Augen.


Zitat von Halffull-glas:
Verallgemeinern kann man das aber auch nicht. Es gibt Momente, da kann ich ganz trocken (also auch trockenen Auges) erzählen, was in meinem Leben ...

Ok interessant. Dann wäre da ein Trainung Wut zuzulassen und (unschädlich) auszulassen interessant. Mir hat dabei (laut schreiend) demonstrieren viel geholfen. Da kann ich polizeilich geschützt durch die Stadt latschen ohne auf den Verkehr zu achten und meine Wut rausbrüllen.

A


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