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@Silvsis
Wenn ich's richtig verstehe, geht es bei obigem Beispiel gar nicht so sehr um Kritik sondern um Falschinterpretation Deiner Sicht durch Dein Gegenüber?

Ich habe lange gebraucht um zu akzeptieren, dass viele nur das hören, was sie hören wollen.
In Wirklichkeit ist dieses Wollen jedoch eher ein Müssen. Sofern ein Mensch weitestgehend unreflektiert durchs Leben geht, bildet sich eine Erfahrungs-Brille durch die er die Umgebung wahrnimmt, fühlt und darauf reagiert. Das läuft schon mindestens seit Geburt an so. Diese Behauptung kann jeder für sich selber bei seiner Wahrnehmung überprüfen: Warum denke ich so? Ist dieser Gedanke und meine Reaktion angemessen?
In der buddhistischen Geistesschulung empfahl der Buddha eindringlich, Achtsamkeit beim Sprechen zu üben. In der Praxis bedeutet das, sich vor dem Sprechen zu fragen, ob die beabsichtigte Äußerung angemessen ist und wie sie auf mich (!) und mein(e) Gegenüber wirkt. Nach der Äußerung soll man prüfen, ob die vorherige Einschätzung auch richtig war.

Allein an dieser Übung sehen wir, wie komplex und wirkmächtig Sprache tatsächlich ist. Dies gilt vor allem auch für mein (!) Erleben, denn Gesagtes entspringt meinen Gedanken und Gefühlen. Hinzu kommt, dass jegliche Gefühle, Gedanken, Worte und Taten die o. g. Erfahrungs-Brille ein kleines bisschen in irgendeine Richtung verändern. Oder fixieren!

Wenn wir die o. g. Reflektion im Alltag anwenden (mit viel Geduld!), lernen wir recht bald, sowohl unseren als auch den Aussagen und Standpunkten Anderer nur noch ihr angemessenes Gewicht beizumessen: Sie sind abhängig entstanden, verändern sich stetig und haben letztendlich gar nichts mit uns zu tun.

Zitat von moo:
In der Praxis bedeutet das, sich vor dem Sprechen zu fragen, ob die beabsichtigte Äußerung angemessen ist und wie sie auf mich (!) und mein(e) Gegenüber wirkt.

Das kann aber - je nach eigener Stimmung - auch bedeuten, dass ich dem anderen auf die Füße latschen WILL . Ich weiß in aller Regel ziemlich genau, was meine Worte auslösen und wähle sie exakt mit dieser Absicht.

Manchmal, um etwas anzustoßen, was mein Gegenüber weiter bringen könnte, manchmal aber einfach auch nur, weil ich streiten will. Letzteres tu ich bevorzugt in engen privaten Beziehungen.

A


Kann man lernen mit Kritik umzugehen?

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Zitat von Calima:
Das kann aber - je nach eigener Stimmung - auch bedeuten, dass ich dem anderen auf die Füße latschen WILL . Ich weiß in aller Regel ziemlich genau, was meine Worte auslösen und wähle sie exakt mit dieser Absicht.


Wichtiger Einwurf - dank Dir! Ganz klar: Es geht nicht darum, andere mit Samthandschuhen anzufassen, sondern den jeweilig besten Weg für eine zielführende Formulierung zu finden. Wenn da u. U. deftige Worte nötig sind, dann sollte man sich da nicht zurückhalten.

Zitat von Calima:
Manchmal, um etwas anzustoßen, was mein Gegenüber weiter bringen könnte, manchmal aber einfach auch nur, weil ich streiten will. Letzteres tu ich bevorzugt in engen privaten Beziehungen.


Mit Streitlust habe ich so meine Probleme - gut: wenn jeder weiß, woran er ist...

Aber der zweite Teil der o. g. Übung betrifft ja meine Einschätzung, wie das Gesagte gewirkt hat, also den daraus resultierenden Lerneffekt, ob Absicht und Effekt auch übereinstimmen. Außerdem finde ich bei der nachträglichen Betrachtung auch sehr hilfreich, dass ich erkennen kann, wie derlei Äußerungen (z. B. Streit) langfristig (!) mein Erleben beeinflussen und gestalten. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Vielleicht dient als Denksatz für den ganzen hier besprochenen Komplex:

Wir sind was wir denken, sagen und tun.
Wir sind nicht, was andere über uns denken, was sie zu uns sagen, was sie uns antun.

Hallo,
je geringer das Selbstbewusstsein umso mehr schmerzt die Kritik.

Am besten das Selbstbewusstsein stärken .
Damit klärt sich schon vieles allein.
Du reflektierst Selbstbestimmt und bekommst ein Gespür dafür ob es für dich Kritik war oder nicht.

Letztlich, wenn alles nichts hilft, bleibt nur noch, die eigene Kritikempfindlichkeit zu akzeptieren und in das eigene Leben zu integrieren.
Alles vergebliche Selbstoptimieren führt am Ende nur in eine Sackgasse und zerschneidet den Zugang zur Selbstakzeptanz, die auch bedeutet, dass man sein Scheitern und seine Fehlerhaftigkeit liebevoll anerkennt.

Aus den Tagebüchern von Thomas Mann etwa erfährt man, wie unfassbar empfindlich der grosse Schriftsteller auch gegenüber kleinster Kritik war. Es reichte ein unzureichend langer Applaus bei einer öffentlichen Lesung um den Mann der mit Die Buddenbrooks und Zauberberg bereits Welterfolge verzeichnet hatte, in tiefe Selbstzweifel zu stürzen.
Es hätte massenhaft rationale Gründe gegen jede Irritation gegeben, die aber nicht beruhigten.

Am Ende bleibt nur das Weitermachen in dem Wissen, dass die Zeit wahrhaftig vieles heilt und ein Verlagern des eigenen Denkens auf die Dinge, die man beeinflussen kann.

Zitat von hereingeschneit:
Warum trifft mich die Kritik so? Tut es weh, weil die Kritik ein bisschen der Wahrheit entspricht und ich selbst damit nicht wirklich klar komme? Oder tut sie weh, weil sie andere Gefühle hervor holt ? (sich nicht angenommen fühlen, minderwertig fühlen etc.) Je nachdem wie die Antwort ausfällt muss man sich ...


Es kommt drauf an, welche Kritik geübt wird und von wem.

Kritik bedeutet auch zu reflektieren und sich selbst zu hinterfragen,es ist ein aufarbeiten der eigenen Persönlichkeit.

Man kann lernen mit Kritik umzugehen indem man sich so akzeptiert wie man ist und auch seine Schwächen erkennt und annimmt

In der Antike spielte die Rhetorik eine wichtige Rolle, mit bestimmter Absicht wurden gewisse Stilfiguren ausgewählt die dazu dienten den Gegner in einem Rededuell zu besiegen.

Welch ein Gegensatz zu heute, in der heutigen Zeit wird politische Korrektheit groß geschrieben, der andere soll nicht verletzt werden, eine Einigung ist erwünscht. Ich persönlich kann die gelegentliche
Streitlust von Calima verstehen, dadurch sind manchmal große Einsichten möglich, ich kann viel lernen.

Es gibt zwei Phrasen die ich überhaupt nicht mag, die eine ist, ich bin verantwortlich dafür wie ich das Gesagte aufnehme, die Interpretation liegt nur an mir,die andere ist Jeder ist seines GlückesSchmied

Die erste Psychophrase empfinde ich als sehr undifferenziert.

Aber ich würde die Behauptung wagen, dass man lernen kann mit Kritik umzugehen, ich war früher sehr empfindlich, da ich mich immer noch ein der Rolle der Schülerin sah die von anderen ausgelacht und gemobbt wurde, in diesem Schema war ich automatisch drin.
Gerade durch Foren habe ich gelernt gut mit Kritik umzugehen, es war ein ständiger Lernprozess, auch woanders kann dies sicher geübt werden.

Worüber noch nicht gesprochen wurde, fernab der Worte kommt es auf die Person desjenigen an der Kritik übt, auf die Ausstrahlung, auf das Ungesagte. Der Herr Auge musste manchmal nur den Mund aufmachen und ich wurde ärgerlich und wütend, ähnlich ging es mir mit einer Freundin während eine andere sagen konnte was sie wollte, ihre Kritik nahm ich lächelnd entgegen.

Zusammenfassend kann ich sagen, es hilft sicher das eigene Selbstbild zu analysieren, wie sehe ich mich wenn ich kritisiert werde, in welcher Rolle und dann zu prüfen ob die Kritik wenn ich es schaffe sie sachlich zu betrachten , berechtigt ist. Wenn ja, habe ich etwas gelernt, wenn nein, kann ich mich, je nachdem wie wichtig mir das Gegenüber ist, dagegen wehren.
Ich habe es auch gelernt, Dinge bei fehlender Wichtigkeit ruhen lassen zu können.




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