Ich glaube, du bist nicht schwach und empfindlich sondern sensibel. Ich kann vielleicht ein bisschen nachvollziehen, wie es dir als Kind ging, weil mein Mann eine ähnliche Geschichte hat. Seine Mutter zwar eigentlich liebevoll aber überfordert, letztendlich hat sie sich dem Vater immer untergeordnet. Der Vater streng, stur, aufbrausend und es gab auch körperliche Übergriffe. Das gravierendste waren aber glaube ich die verbalen Herabsetzungen von beiden, im Sinn von du wirst sowieso nichts auf die Reihe kriegen, keiner wird es mit dir aushalten. Das wurde ihm so oft gesagt, dass sich das tatsächlich bis ins Erwachsenen-Leben auswirkte. Seine Therapeuten sagte ihm genau das, dass er die destruktiven Gedanken aus seiner Kindheit mitgenommen hat. Weil da eben immer einer war, der nur gemeckert hat und alles schlecht gemacht hat.
Vielleicht war der endgültige Auslöser für das Ganze dein Auszug zuhause und dass du damit irgendwie die Basis verloren hast. Bist du der Älteste? Dann wohnen deine Schwestern wahrscheinlich noch zuhause. Wahrscheinlich ist es so, dass du dich auch ein bisschen ausgeschlossen fühlst, weil du ja jetzt nur noch zu Besuch kommst und deine Familie natürlich Erlebnisse zusammen hat, die du nicht mehr teilst.
Du bist nicht schuld daran, dass es dir schlecht geht. Deine Seele ist krank geworden und du bist nicht der einzige dem das so geht. Das Gute ist, dass man wirklich etwas tun kann. Aber ich verstehe, dass du das irgendwie alleine lösen möchtest. Ich weiß es wirklich nicht, ob man das schaffen kann, ganz ohne Hilfe. Denke daran, dass du im Notfall diese beiden Optionen immer noch hast: deine Eltern anrufen oder auch einen Arzt.
Wie ist es denn nun mit dem Schrittzähler? Bist du schon mal rausgegangen zum Laufen?
05.05.2015 08:41 •
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