Hallo tautröpfchen,
ich hatte mir selber eine Aufgabe gesucht und unter anderem viel Energie hinein gesteckt und das mindestens zwei Jahre lang und mir ausgerechet, davon leben zu können und wollte damit auch viel bewegen: Gerade weil es besonders in der Branche, in der ich meinen Weg gehen wollte, unmenschlich zugeht. Es ist mir die ganze Zeit nicht gelungen, mich damit zu identifizieren und habe mir da wohl etwas vorgemacht, da ich als Einzelner nicht das bewirken kann, was ich mir vorgestellt hatte. Es gab nicht genug Resonanz (außen und innen). Habe mir immer weiter gesagt: dranbleiben, mutig sein, dranbleiben, mutig sein, jeden Tag, wieder und wieder und wieder. Aber der Bauch, der Motor ist in der ganzen Zeit einfach nicht angesprungen. Ich renne seit Jahren wieder und wieder und wieder gegen die Angst an. Habe viel gelernt, sollte stolz sein und dankbar, dass ich gesund bin, Komplimente bekomme. Meine Werte sind aber so verschieden von denen, die besonders in der Branche, aber auch in unserer Gesellschaft gelebt werden, und ich habe alleine nicht die Kraft und Möglichkeiten, den Weg so fortzusetzen.
Wenn ich mir eingestehe, dass ich nicht die Welt verändern kann, dass ich das wirklich nicht will, an das ich trotzdem versucht habe, zu glauben, zu verwirklichen, was dann? Loslassen, und wie geht es dann weiter? Ist es Selbstverrat, aufzugeben, zu sagen: Das war's jetzt nicht. Oder Selbstverrat, immer weiter zu machen, dem Erfolg hinterher zu hecheln in dem Glauben, dass irgendwann der Knoten platzt?, wenn es einfach nicht danach aussieht?
Wünsche mir so sehr, die Identifikation, dass ich was zu tun habe, das auch befriedigend oder wenigstens erträglich ist und womit ich über die Runden komme. Es zerreißt mich gerade. Dabei will ich mich nur echt fühlen, sagen, was ich denke, ein gutes Gefühl bei dem haben, was ich tue und über die Runden kommen. Das reicht doch erst einmal. Alles andere kann ich dann auf mich zukommen lassen.
Ich muss oft an Textstellen von Xavier Naidoo denken, jetzt gerade: Erfolg mit Gewalt zu erzwingen, wird ihnen nichts bringen. Weiß nicht, aus welchem Song das stammt. Das ist eine gute Einstellung sich selbst gegenüber. Ich finde auch, dass Leute, die mit Gewalt etwas erzwingen wollen, damit anderen schaden. Da geht's nicht um die Opferrolle, sondern darum, gegen Gewalt etwas zu unternehmen. Irgendwie in der Richtung liegt vielleicht meine Aufgabe, nur: Wo anrufen, bewerben? Wofür engagieren? Wie? Und wie damit den Lebensunterhalt bestreiten? Eine Lösung wird es nicht geben, das ist eben das Leben (== reimt sich, haha). Identifikation kann ich vielleicht in dieser Richtung trotzdem erreichen. Oder sind damit die Ansprüche immer noch zu hoch gesteckt, so wie ich mich momentan innerlich angeschlagen fühle und wieder Vertrauen aufbauen will und mich nach einem Umfeld sehne, das ein Gefühl von Sicherheit, Stabilität gibt?
Ich tue so viel zum Ausgleich, Musik, Singen, Schreiben, Kurse. Warum läuft's trotzdem nicht? Rhetorische Frage. Es fehlen Lust und Liebe. Ohne das springt der Motor einfach nicht dauerhaft an. Wie das wirklich läuft habe ich inzwischen gelernt. Simpler geht's ja gar nicht. Ändert das aber etwas, wenn man das so klar sieht, wie die Hasen wirklich laufen? Nein. Das ist Schicksal.
Momentan muss ich meine Lebenssituation ganz praktisch bewältigen und bin damit im Wesentlichen allein. Das sind wir alle, wenn wir eigenverantwortlich leben. Trotzdem das Gefühl der Leere ist enorm, weil ich mich verzettelt und gefrustet rauskatapultiert habe. Dadurch habe ich innerlich solche Spannungen und Ambivalenzen aufgebaut, dass ich Angst davor habe, noch deutlicher die Isolation, Einsamkeit zu spüren und damit im Leben weiter klar kommen muss.
Ich übe auch Vertrauen, beispielsweise gestern im Park bei einem interessanten Gespräch. Das richtige Verhältnis zwischen Vertrauen und Abgrenzung muss ich zurück erobern.
Lese auch gerade Hermann Hesse: Das Leben bestehen. Krisis und Wandlung. Etwas für die Sensiblen. Das zu lesen fühlt sich gut an, ist Bestätigung für mein Erleben, aber es macht mir auch Angst, wenn ich überlege, dass es bedeuten könnte, dass es nicht nur eine persönliche Krise, sondern das (Er)Leben als solches ist und bleiben könnte.
17.03.2011 07:57 •
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