Ach Mensch...kann ziemlich gut nachvollziehen, dass Du Dich super mies fühlst - drehst Dich gerade selbst im Kreis, nicht war?...bin auch die Jüngste - und trotdem ich mich oft selbst von den einfachsten Sachen (wie z.B. Gang zum Job-Center) überfordert fühle (obwohl die mir nix tun) - bin ich realistisch betrachtet die in der Familie, die noch funktioniert.die emotional noch eine gewisse Stabilität hat und nur deshalb Verantwortung übernimmt, wo sie eigentlich nichts zu suchen hat: Nach dem Motto: Na einer muss es ja machen. Genau deshalb hab ich Dir auch nicht geraten, Deiner Schwester einfach den Rücken zu kehren - wennacute;s drunter und drüber geht und es überall brennt, frag ich auch nicht mehr oh und was bekomme ich dafür oder welchen echten Nutzen hat mein Eingreifen jetzt? Oder letzte Woche hast Du mich noch rausgeworfen, überleg mal vorher was Du willst etc)...dann gehts nur noch darum Na einer muss es ja machen Notfalleinsatzkommando..das ist meine Rolle in meiner Familie - eine Rolle die es mir innerlich ganz oft selbst verbietet irgendetwas von Mutter oder Schwestern zu erwarten oder wenigsten einzufordern, dass sie ihre eigene Suppe auslöffeln...schlechtes Gewissen ist mein ständiger Begleiter...und hier setz für Dich an...
Du sagst selbst, Du willst eigentlich gar nicht dauernd Deiner trinkenden Schwester das Händchen halten und jedes Wort 10 x überlegen müssen - aber Dein schlechtes Gewissen läßt gar nicht zu, dass Du Dich ihr oder Deinen eigenen Familienmitgliedern gegenüber wirklich zu dem bekennst was Du wirklich möchtest und brauchst...das ist anstrengend, das ist ein knallharter Job und vor allem wird Dich das irgendwann wütend machen. Besonders und gerade weil Dein Verhalten (und eben nicht sagen und tun wonach Dir der Sinn steht) für die anderen selbstverständlich ist - warum und weshalb Du das tust ist egal...hauptsache Du tust...sehr einseitige Beziehungen führst Du da mit Deiner Familie - mach Dir ganz klar, dass Du das nicht aus Liebe oder Zuneigung tust, sondern um Dein schlechtes Gewissen auszutricksen, um Deinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, denn ihre wirst Du niemals erfüllen können.
Schule abgeschlossen, Ausbildung abgeschlossen (2x), nie verheiratet und schon gar keine dramatische Scheidung oder sonstigen fiesen Beziehungsdramen, keine Teenage Schwangerschaft etc...dass ich mir das alles alleine und umgegeben vom familiären Chaos zusammengebastelt habe (hat mir keiner vorgelebt, noch konnte mich irgendwer unterstützen) wird innerhalb meiner Familie ausgeblendet...wenn ich murre und ansage ich muss mich um dies und jenes kümmern (was mein privatleben betrifft) krieg ich auch nur zu hören, dass es mir viel besser geht , dass ich ja nicht all diese schlimmen Erfahrungen, die sie machen MUßTEN, gemacht habe und deshalb keinen Schimmer habe...etc...
Am besten sind immer so Sprüche wie: na Du bist ja nicht krank/alt, na Du dürftest ja Deine Schule abschließen, na Du mußt ja auch nicht mit sonem Kerl zusammen leben, na Du hast ja auch keine Kinder...Stimmt, aber das sind keine Gottesgeschenke, sondern Entscheidungen, die ich getroffen habe und treffe...genauso, wie bei Euch.
Das ärgert mich zu tode, wenn diese Leute, die mir eigentlich Vorbilder sein sollten, die mir eigentlich was übers Lieben und Leben erzählen sollten etc, mich wie eine Idiotin behandeln, die gerade erst aus nem Ei geschlüpft ist und nicht dabei war, wie sie eine verrückte und egoistische Entscheidung nach der anderen getroffen und durchgeprügelt haben...immer nach dem Motto: Wenns schief geht oder wir uns umentscheiden beschuldigen wir einfach irgendwem...und dann haben wir ja auch immer noch unsere kleine Schwester/jüngste Tochter der wir die Verantwortung aufdrücken können, die wird sich schon kümmern ...notfalls, falls ihr Gewissen streikt, drohen wir dann mal wieder mit Selbstmord o.ä. - das mich das fertig macht (mußte bereits schon zwei liebe Freunde nach deren Selbsttötung bestatten) und es mir lieber wäre sie würden mich einfach verprügeln als mit Selbstmorddrohungen manipulieren - ist ihnen völlig gleichgültig...sie haben ja keine Freunde, die sie verlieren könnten...
Siehste mal, Du bist wirklich nicht alleine mit Deinen völlig wirren Gefühlen - es ist ok richtig wütend zu sein, es ist auch ok wenn Du Dich viel mehr mit Deinen Freunden verbunden fühlst (ohne die wär ich vermutlich schon mit 12 durchgeknallt - nix lief bei uns zu Hause ohne RIESEN Drama ab, ich hab immer noch das Gefühl beide Schwestern und Mutter stehen in irgendeiner Art von Konkurrenz miteinander was das Drama und das mir gehtacute;s viel schlechter als Dir Ding betrifft - und das nicht nur, weil sieacute;s wirklich so empfinden (und deshalb auch null Mitgefühl entwickeln können - sind einfach zu voll vom eignen Leid) - sondern weil das auch immer wieder wie ein Schutzpanzer wirkt...egal bei wem und warum ich anrufe, die legen sofort los mir zu erzählen wie schlecht es ihnen geht...das machen sie auch mit jedem anderen, selbst mit ihren eigenen Kindern und Enkeln, selbst mit meinem sterbenden Vater haben sie das gemacht - das hält so Leute wie mich und Vatern, die wirklich nur im alleräußersten Notfall Hilfe suchen, total und grundsätzlich ab , und die die trotzdem so unverschämt sind sie um irgendwas zu bitten oder gar zu fordern, werden eben als herzlose Egoisten abgeschmettert - alles nur damit sie sich ja nicht um irgendwem kümmern müssen.
Am besten gehts mir, wenn sie alle wütend auf mich sind und überhaupt nicht mit mir reden...das dauert immer nur bis zum nächsten NOTFALL...aber das sind meine einzigen Ruhephasen...ich hab nie gelernt NEIN zu sagen, mein schlechtes Gewissen und nicht mein Verstand leitet viele meiner Handlungen...richtig schei. ist, dass ich dieses Verhalten auch am Arbeitsplatz nicht unterdrücken kann...was der Boss zahlt nicht, dann arbeite ich auch nicht - hört sich gut an, kann ich aber nicht...wenn ich all die unbezahlten Überstunden und Mehr und Sonderarbeiten auf einen Schlag bezahlt bekäme, hätte ich keine Geldsorgen...aber wie gesagt, das ist nicht weil ich son Gutes und Naives bin, sondern weil ich mein eigenes schlechtes Gewissen nicht ertragen kann...ich sitze jeden Tag von morgens 5.30 vorm PC und durchforste Jobanzeigen, schreibe Bewerbungen und verplemper meine Kohle dafür, statt wie die meisten anderen die ich kenne schwarz arbeiten zu gehen...nicht weil ich son Gesetzestreues bin und glaube, dass ich so an einen gut bezahlten Job komme...sondern weil ich der Sachbearbeiterin beim Arbeitsamt beweisen will, dass ich nicht son Faullenzer oder schwarzarbeiter bin...mein schlechtes Gewissen treibt mich dazu, nicht die Angst vor der Sachbearbeiterin...wenn mir mein Vermieter über den Weg läuft killt es mich fast und ich beschwer mich nicht über die feuchten Keller, weil ich immer noch nicht, wie vertraglich vereinbart renoviert habe...etc...es war aber ein riesen Schritt und auch Erleichterung als ich für mich selbst rausgefunden habe, was mich wirklich treibt, was mein größter Motor ist - nicht Liebe, nicht der Wunsch nach Anerkennung, nicht Gesetzestreue oder Fairness...es ist mein schlechtes Gewissen mit dem ich mich nicht rumplagen mag...was ist es bei Dir? Find es heraus und zieh daraus Deine Stärke.
Sag Deiner Therapeutin bitte, dass Du Dich vor Begegnungen mit Personen fürchtest, die Dir im Zweifelsfall richtig schaden zufügen können (Alg Leistungen verweigern etc)...diese Angst ist weder ungewöhnlich noch verwunderlich...denn genau das passiert innerhalb Deiner Familie ständig...im Zweifelsfall lassen Dich Deine Familienmitglieder einfach im Regen stehen und wollen auch nicht wirklich akzeptieren, dass Dein Privatleben alles andere als rosig ist und Du Dich heftigst bemühen mußt um nicht auch einfach alles hinzuschmeißen...Das ist aber etwas worauf Du wirklich stolz sein kannst...zu saufen, zu jammern, zu lästern sich hinter seiner Persönlichkeitsstörung zu verstecken oder Streit zu provozieren etc ist schei. einfach - zu all den Möglichkeiten sich seiner Verantwortun zu entziehen NEIN zu sagen, das ist hart und stark.
Alles Liebe für Dich...
23.07.2007 12:17 •
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