Leben und leben lassen. Zumindest in meiner Jugendzeit war das unser Motto. Was ist damit passiert? Heute scheint es sich gewandelt zu haben in Ich setze mich kompromisslos und radikal für Dinge ein die ICH für richtig halte und lasse keine andere Meinung zu. Menschen die anders denken oder handeln werden beschimpft, niedergemacht, ausgeschlossen.
Irgendwie komme ich einfach nicht mehr klar mit der Welt bzw mit unserer Gesellschaft.
Ständig werde ich kritisiert oder beschimpft, obwohl ich niemandem etwas tue. Obwohl ich niemanden nach seiner Meinung frage. Ich will doch einfach nur MEIN Leben leben, so wie ich es für richtig halte (ohne irgendwem dabei zu schaden natürlich). Aber das scheinen die Menschen einfach nicht zulassen zu wollen.
Nach dem was in Trier passiert ist geht das SUV-Bashing wieder richtig los. Da werden in meinem Bekanntenkreis Verbote für SUV's in Städten gefordert, am besten die werden direkt ganz verboten. Alles Umweltsünder und potenzielle Amok-Fahrer. Mir wurde mein Auto in der Innenstadt richtig übel zerkratzt (und zwar nicht aus Versehen, sondern einfach nur weil es ein SUV ist). Mitleid: Null. Obwohl ich mein Auto so sehr liebe und immer noch 2 Jahre abzahlen muss und mir Reparaturen momentan garnicht leisten kann. Interessiert niemanden, ich höre nur: Richtig so! Ein Kleinwagen würde ja auch reichen. Ist das nicht meine Sache? Ich schade doch niemandem damit.
Ich muss mich aus platzgründen (Umzug) von einer meiner Katzen trennen, aber eine Katze alleine halten, das geht nicht. Dann bin ich ein Tierquäler und werde übelst beschimpft - im Bekanntenkreis und im Internet von Fremden. Ein Riesen Theater - immer schön drauf. Die Gründe interessieren niemanden, dieser Mensch ist ein böser Tierquäler, so viel steht fest.
Wenn ich Hamsterkäufe mache werde ich als geisteskrank betitelt und beschuldigt anderen etwas wegzunehmen obwohl die ganzen Sommermonate genug in den Läden war. Da wird sich stundenlang drüber aufgeregt und geschimpft und beleidigt was das Zeug hält.
Wenn ich mir mal etwas gönne werde ich auch dafür kritisiert: Ich wäre nur auf Konsum ausgerichtet. Dabei verlasse ich krankheitsbedingt nicht oft meine Wohnung, habe nicht viele Freunde und die Dinge die ich besitze sind nunmal das, was mir jeden Tag Freude bereitet. Wieso sollte ich mich dafür schlecht fühlen? Es schadet doch niemandem.
Selbst wenn ich Angst vor Corona habe werde ich als dumm hingestellt und es wird aggressiv auf mich eingeredet (das wäre alles nur inszeniert und ich soll diese ganze Panikmache bloß nicht unterstützen). Bringt es was mir zu befehlen das ich keine Angst haben soll? Bestimmt nicht. Es schadet doch niemandem wenn ich vorsichtig bin, wieso muss ich unbedingt davon überzeugt werden das meine Angst nicht berechtigt ist?
Und das mit dem rauchen ist ja sowieso DAS Thema worauf ich immer angesprochen werde. Letztens hat meine Mutter mitten im Supermarkt einen Wutanfall bekommen und hat mich vor allen Leuten fertig gemacht weil mein Aufhör-Versuch mal wieder gescheitert ist. Ich bin schon lange volljährig, es ist doch meine Sache! Ich weiß das es schlecht für die Gesundheit und für den Geldbeutel ist, aber es ist eine SUCHT. Ich kann es einfach nicht lassen, auch nicht nach dem hundertsten Versuch. Was soll ich machen? Wer damit nicht klar kommt soll mich halt in Ruhe lassen.
Und das sind jetzt nur Dinge die in den letzten Wochen passiert sind. Da gibt es noch viele andere Beispiele wo ich mit allen Mitteln dazu gedrängt werden soll die Meinung von anderen zu übernehmen. Ich hab einfach keine Lust mehr darauf.
Warum kann ich nicht einfach so sein wie ich bin? Warum darf ich nicht denken was ich will? Warum darf ich nicht tun was ich möchte?
Ich will doch einfach nur meine Ruhe haben. Diese ständige aggressive Kritik macht mich fertig. Es nimmt mir sämtliche Lebensfreude wenn ich immer nur höre das ich alles falsch mache und für andere ein einziges Ärgernis bin (obwohl ich niemandem was tue!). Ich lasse andere doch auch so sein wie sie sind. Es würde mir nicht im Traum einfallen andere zu kritisieren nur weil die anders sind als ich. Ich würde niemals versuchen anderen etwas zu verbieten nur weil es nicht zu meiner Vorstellung passt. Warum auch? Es geht mich nichts an. Und entweder ich kann diese Menschen so akzeptieren wie sie sind, oder ich wende mich von ihnen ab. So einfach könnte es sein.
Aber an anderen so lange rumzumeckern bis sie so sind wie man es gerne hätte, das scheint heutzutage Gang und Gäbe zu sein.
Was ist bloss los mit dieser Welt? Am liebsten würde ich einfach den Kontakt zu allen Menschen abbrechen.
Ohne andere Menschen würde es mir so viel besser gehen. Ich habe keine Kraft mehr mich andauernd rechtfertigen zu müssen. Und selbst das stößt auf taube Ohren. Mir wird überhaupt nicht zugehört. Seit wann ist das so? Wann sind die Menschen so extrem intolerant geworden? Wenn ich doch so falsch bin, warum lassen die mich nicht einfach in Ruhe? Statt dessen wird beleidigt, gehetzt, befohlen und verboten. Ich kann es bald nicht mehr ertragen.
Leben und leben lassen. das wäre schön, oder?
04.12.2020 18:29 • • 04.12.2020 #1